Ahriman
► Ahriman

Das Licht ist dasjenige, was aus der Vergangenheit herüberstrahlt, die Finsternis, was in die Zukunft hinüberweist. Das Licht ist gedanklicher Natur, die Finsternis ist willensartiger Natur. [1] Die alten Perser nannten aus ihrem instinktiven Hellsehen heraus das, was sie als die ersterbende Vorzeit im Lichte fühlten Ahura Mazdao, was sie als die Zukunft im finsteren Willen fühlten, Ahriman. [2] (Weiteres siehe unter: Ahriman zarathustrischer)

Religiöse Darstellungen sind ja, wie wir wissen, oftmals aus alten, heute überholten geisteswissenschaftlichen Anschauungen hervorgegangen. Und Petrus nennt nicht mit Unrecht gerade Ahriman den herumschleichenden Löwen, der zu verschlingen sucht, wen er nur erhaschen kann. Aus diesem Grund nennt Petrus den Ahriman so, weil in der Tat Ahriman im Verborgenen, das heißt, im Unterbewußten der menschlichen Natur herumschleicht und dadurch sein Weltenziel zu erreichen strebt, daß er die unterbewußte Kraft des Menschen an sich heranlotst, um mit ihr in der Weltenentwickelung geistig andere Ziele zu erreichen, als sie in der geradlinigen Menschenströmung selbst liegen. [3]

Dadurch aber, daß der Mensch ins mineralische Reich hinuntergedrängt worden ist, daß die Elohim ihm eine Selbständigkeit gegeben haben, aber diese Selbständigkeit doch wieder keine volle Selbständigkeit ist, denn er durchlebt sie schlafend in seinem Willen und in seinem Stoffwechsel-Gliedmaßensystem, dadurch haben andere Geister den Zutritt. Diese schleichen sich gewissermaßen in die Evolution hinein. Sie sind die zurückgebliebenen Elohim, die waren im Kosmos dabei bei den Elohim und wollten nur den Menschen nicht ganz auf die Erde herunterlassen (siehe: Luzifer). Er ist aber nun auf die Erde heruntergekommen durch die Elohim. Da kommen nun von auswärts andere Geister. Wir finden sie, wenn wir den okkulten Blick richten auf die Scharen der Cherubime, Seraphime und Throne. Von diesen Geistern, die eigentlich dieser Artung (also der 1. Hierarchie) angehören, sind auch einzelne zurückgeblieben. Sie sind nicht in diese Scharen hineingekommen, sie sind «nur» Geister der Weisheit, Kyriotetes geworden. Diese geistigen Wesenheiten zeigen sich so, daß man von

ihnen sagen kann: sie möchten eigentlich in der Erde eine ganz neue Schöpfung beginnen, sie möchten den Erdenmenschen so recht konservieren. Wie er im Mineralreich durch die Elohim verkörpert ist, so möchten sie ihn als einen Anfang nehmen und von diesem Anfang an möchten sie weiterführen die Entwickelung. Sie möchten alle Vergangenheit auslöschen. Reißen wir den Menschen weg von den Elohim, sie brauchen ihn ja nicht, und fangen wir eine neue Evolution an. Lassen wir ihn das Anfangsglied sein, damit er dann weiter und weiter lebt. Diese ahrimanischen Wesenheiten, wollen alle Vergangenheit auslöschen und wollen dem Menschen nur das als ein Ergebnis lassen, was also unmittelbar er auf der Erde errungen hat. Mit der Erde soll eine neue Evolution beginnen, die soll ein neuer Saturn sein, dann (soll) die Sonne kommen und so weiter. Diese ahrimanischen Wesenheiten stürmen ins Unbewußte des Menschen herein, in das Willensleben, in das Stoffwechsel-Gliedmaßenleben, da stürmen sie herein. Sie sind diejenigen geistigen Wesenheiten, die dem Menschen beibringen wollen ein Interesse für alles dasjenige, was zum Beispiel Äußerlich-Maschinelles, Mechanisches ist. Sie möchten am liebsten alles dasjenige, was die Erde sich vom alten Mond her mitgebracht hat zerstören, möchten, daß die Tierwelt verschwinde, daß die physische Menschenwelt verschwinde, die Pflanzenwelt verschwinde, daß vom Mineralreich nur die physischen Gesetze bleiben, aber namentlich, daß die Menschen von der Erde weggenommen würden; und einen neuen Saturn aus Maschinen möchten sie bilden, eine neue Welt aus lauter Maschinen. [4]

Ahriman, Kopf

(Abbildung: Ahriman. Nach dem Originalmodell von 10 cm Höhe)

Diejenigen Wesenheiten, die eigentlich Geister der Form sind, Exusiai, aber sich als Archai, als Urkräfte maskieren, die wären also eigentlich nach ihrer Wesenheit bestimmt für das Raumlose. Aber sie treten in den Raum ein, sie wirken im Raume. Das ist der eigentliche ahrimanische Charakter, daß geistige Wesenheiten, die durch ihre Wesenheit bestimmt sind, raumlos zu sein, vorgezogen haben, im Raume zu wirken. Dadurch entsteht im Raume die Möglichkeit, so zu gestalten, daß die Gestaltung nicht aus dem Raumlosen direkt hereinstrahlt, sondern daß das Räumliche im Räumlichen wieder abgebildet wird, das eine durch das andere im Raume. Wir alle sind in gewisser Beziehung Gestalten aus dem Raumlosen heraus, insofern wir uns nicht gleichen. Aber dennoch gleichen wir uns; namentlich wenn wir blutsverwandt sind. Wir gleichen uns, weil es auch geistige Wesenheiten gibt, die das Räumliche nach dem Räumlichen bilden. Wir gleichen uns, indem ahrimanische Kräfte uns durchziehen. Das Eintreten von gewissen Geistern der Form, Exusiai in den Raum gibt Veranlassung zum Ahrimanischen. [5] In der physischen Welt herrschen die Geister der Form, und sie teilen diese Herrschaft mit Ahriman. [6] Man sagt Ahriman, denn wenn es auch Scharen in der Gefolgschaft des Ahriman gibt, Ahriman stellt sich selbst als eine Einheit dar, weil er nach Einheit strebt. [7] Wäre nicht die ahrimanische Illusion da, die durch Kräfte entsteht, welche aus dem Raumlosen in das Räumliche eintreten, dann würde der Mensch durchschauen, wie niemals auf seine Wesenheit die Kräfte Einfluß gewinnen können, die im Stofflichen verankert sind. Die Behauptung, daß im Stofflichen Kräfte verankert sind, die im Menschen weiterwirken können, diese Behauptung ist eine rein ahrimanische, und der sie tut, erklärt Ahriman zu seinem Gott, auch wenn er es nicht ausspricht. [8]

Diese Gegnerschaften (Ahriman und Luzifer) haben sich die guten Götter einst selber geschaffen, allerdings in einer vorigen Zeit, damit auf diese Weise sie ihre volle Kraft einsetzen können für diejenige Entwickelungsrichtung, damit da die Freiheit hineinkommen kann, damit der Mensch nicht durch äußere Anordnung der Formen zu einer unfreien Liebe kommen kann, haben sie das luziferische und ahrimanische Element aufgenommen, damit der Mensch von innen heraus zu einer Einheitlichkeit des Menschennamens über die ganze Erde hin kommen kann, von innen heraus. Sie haben erst die Menschen, ich möchte sagen, zersplittern lassen durch die Gegnerschaft, damit sie ihnen dann, nachdem die Leiblichkeit zersplittert war, in der Geistigkeit, in dem Christus, wiederum die Einheit geben konnten. [9]

Ahriman hat sich in urferner Vergangenheit als selbständige kosmische Macht neben die göttlich-geistigen Mächte hingestellt. – Nun steht er in der Gegenwart zwar räumlich in der Welt darinnen, der der Mensch angehört, aber er entwickelt mit den rechtmäßig dieser Welt angehörenden Wesen keinen Kräftezusammenhang. Nur da die Intellektualität, von den göttlich-geistigen Wesen losgelöst, an diese Welt herankommt, findet Ahriman sich mit dieser Intellektualität so verwandt, daß er sich auf seine Art durch sie mit der Menschheit verbinden kann. Denn er hat, was der Mensch in der Gegenwart wie eine Gabe aus dem Kosmos erhält, schon in urferner Zeit mit sich vereinigt. Ahriman würde, wenn es ihm gelänge, was in seiner Absicht liegt, den der Menschheit gegebenen Intellekt ähnlich seinem eigenen machen. – Nun hat Ahriman sich die Intellektualität in einer Zeit angeeignet, als er sie nicht in sich verinnerlichen konnte. Sie blieb eine Kraft in seinem Wesen, die mit Herz und Seele nichts zu tun hat. Als kaltfrostiger, seelenloser kosmischer Impuls strömt von Ahriman die Intellektualität aus. Und die Menschen, die von diesem Impuls ergriffen werden, entwickeln eine Logik, die in erbarmungs- und liebeloser Art für sich selbst zu sprechen scheint – in Wahrheit spricht eben Ahriman in ihr –, bei der sich nichts zeigt, was rechtes, inneres, herzlich-seelisches Verbundensein des Menschen ist mit dem, was er denkt, spricht, tut. [10]

Ahriman möchte in seinem Gange aus der Zeit den Raum erobern, er hat Finsternis um sich, in die er Strahlen des eigenen Lichtes sendet; er hat um so stärkeren Frost um sich, je mehr er von seinen Absichten erreicht; er bewegt sich als Welt, die sich ganz in ein Wesen, das eigene, zusammenzieht, in dem er sich selber nur bejaht durch Verneinung der Welt; er bewegt sich, wie wenn er die unheimlichen Kräfte finsterer Höhlen der Erde mit sich führte. Wenn der Mensch in Freiheit wirken will bei Entfaltung des Egoismus, wenn ihm Freiheit wird das stolze Gefühl, sich selber in der Handlung zu offenbaren, dann steht er vor der Gefahr, in Ahrimans Gebiet zu gelangen. [11]

In dem Augenblick, wo Sie an den Raum denken – auch nur in der Abstraktheit, wie die Gegenwart an den Raum denkt –, in dem Augenblicke, wo Ihr Geist sich mit dem Raumgedanken erfüllt, stecken Sie mit Ihrer Seele in einer geistigen Region drinnen, wo Ahriman einen mächtigen Kampf kämpft gegen andersgeartete Hierarchien. [12]

Nach den Stofflern (die Materialisten) ist der Raum leer, und da drinnen, da wackeln die Atome herum. Das Ganze beruht auf Täuschung. Die Atome sind nämlich Blasen vor der imaginativen Erkenntnis, und da, wo der leere Raum ist, da ist die Wirklichkeit; und die Atome bestehen gerade darin, daß sie zu Blasen aufgetrieben sind. Da ist gerade nichts, gegenüber ihrer Umgebung, wie in einer Mineralwasserflasche die Luftperlen: es ist nichts im Wasser, wo die Perlen sind, aber man sieht doch die Perlen. So sind die Atome Blasen. Da ist der Raum hohl, da ist nichts drinnen. In diesen Blasen drinnen ist die Substanz des Ahriman, da steckt er drinnen, da ist er eigentlich in seinen einzelnen Teilen drinnen. Das ganze Atomsystem ist ahrimanische Substantialität. Wir müssen an diejenigen Stellen des Raumes, wohin die Stoffler ihren Stoff setzen, den Ahriman setzen. [13]

Wenn wir auf der einen Seite sehen, daß auf dem Monde Wesenheiten zurückblieben in ihrer Entwickelung (siehe: Luzifer), um auf der Erde einzugreifen in das menschliche Leben, dann kann es uns erklärlich erscheinen, daß auch auf der alten Sonne Wesen zurückgeblieben sind, die dann auf dem Mond eine ähnliche Rolle gespielt haben wie die luziferischen Wesenheiten jetzt auf der Erde. Im Inneren der Angeloi spielte sich auf dem alten Monde ein ähnlicher Kampf ab wie der luziferische Kampf in unserer eigenen Wesenheit. Ahriman war es, der sozusagen der Versucher in der Brust der Angeloi war, und er wirkte in ihnen. Durch ihn sind die Angeloi das geworden, was sie dann geworden sind und sie haben das, was sie durch Ahriman geworden sind, ebenso herübergebracht (in die Erdentwickelung) wie das was sie im Guten erreicht haben. [14]

Nun gibt es Wesenheiten, welche, als sich der Mond von der Erde abgespalten hat (siehe: Erdentwickelung), es verschmäht haben, wenn ich mich so ausdrücken darf, die Reise nach dem Monde zu machen mit den Jahve-Wesenheiten, und die im Bereich des Irdischen geblieben sind. Wenn wir den Mond anschauen, können wir sagen: das ist der äußere physische Abglanz alles dessen, was in rechtmäßiger Weise teilnimmt an der Weltenordnung als Jahve-Wesenheit. – Aber wenn wir kennenlernen, was innerhalb der Oberfläche der Erde, sowohl in der festen Erde wie im Wäßrigen, sich abspielt, so haben wir Wesenheiten, die es verschmäht haben, ihren Wohnsitz auf dem Monde aufzuschlagen, die auf der Erde ihren Wohnsitz unrechtmäßigerweise aufgeschlagen haben. Diese Wesen, die, man möchte sagen, einem anderen Zeitalter angehören, die nicht mitgegangen sind, als das Irdische durch den Mond und durch die Venus und so weiter kosmisch geworden ist, haben nun auf den schlafenden Menschen ebenso einen Einfluß wie die kosmischen Wesen selber, aber sie haben einen unheilvollen Einfluß. Das ist in der Tat das Erschütternde, das furchtbar Schmerzliche, das die Initiation gibt, daß man dadurch Dinge kennenlernt, jenseits der Schwelle des gewöhnlichen Bewußtseins, die für den Menschen keineswegs etwas Ungefährliches darstellen. [15] Der Mensch ist wirklich diesen Wesen ausgesetzt, die ihm in seinem Schlafzustande durchaus einreden, daß das Gute böse und das Böse gut ist. Denn die irdisch-moralische Ordnung ist an den menschlichen ätherischen Leib gebunden, und seine moralischen Errungenschaften läßt der Mensch eigentlich, wenn er schläft im Bette zurück. Er geht zunächst nicht ausgerüstet mit seinen moralischen Qualitäten in den Schlafzustand hinüber. Diese widerrechtlich auf der Erde wohnenden Mond-, Venus und Merkurwesenheiten – die ahrimanischen Wesenheiten versuchen nun, aus dem Erdenäther den Menschen eigentlich in jedem Schlafzustande einen Ätherleib zu geben. Es gelingt ihnen eigentlich fast nie. In seltenen Fällen (bei Leuten die in späteren Inkarnationen einen Doppelgänger neben sich hatten zum Beispiel Papst Alexander VI. Borgia), ist es ihnen gelungen, aber es gelingt ihnen eigentlich fast nie. Würde es solch einem ahrimanischen Wesen wirklich gelingen, dem Menschen so stufenweise, wenn er immer wieder und wieder schläft, einen ganzen Ätherleib hineinzubringen, so würde der Mensch nach dem Tode, wenn er in seinem ätherischen Leibe ist, sich im Ätherleibe erhalten können. Der Ätherleib löst sich sonst ja in wenigen Tagen auf. Es würde nach und nach so ein ätherisches Menschengeschlecht entstehen, dann würde die Erde dadurch konserviert werden können. [16] (Siehe weiter unten in diesem Artikel: Krankheiten und Ahriman).

Zitate:

[1]  GA 202, Seite 79   (Ausgabe 1980, 296 Seiten)
[2]  GA 202, Seite 82   (Ausgabe 1980, 296 Seiten)
[3]  GA 184, Seite 205f   (Ausgabe 1968, 334 Seiten)
[4]  GA 203, Seite 259f   (Ausgabe 1978, 342 Seiten)
[5]  GA 184, Seite 208f   (Ausgabe 1968, 334 Seiten)
[6]  GA 147, Seite 119   (Ausgabe 1969, 168 Seiten)
[7]  GA 184, Seite 171   (Ausgabe 1968, 334 Seiten)
[8]  GA 184, Seite 213   (Ausgabe 1968, 334 Seiten)
[9]  GA 165, Seite 179   (Ausgabe 1981, 240 Seiten)
[10]  GA 26, Seite 114f   (Ausgabe 1976, 270 Seiten)
[11]  GA 26, Seite 116f   (Ausgabe 1976, 270 Seiten)
[12]  GA 184, Seite 160   (Ausgabe 1968, 334 Seiten)
[13]  GA 176, Seite 238   (Ausgabe 1982, 392 Seiten)
[14]  GA 120, Seite 146f   (Ausgabe 1975, 230 Seiten)
[15]  GA 219, Seite 48f   (Ausgabe 1966, 212 Seiten)
[16]  GA 219, Seite 50f   (Ausgabe 1966, 212 Seiten)

Quellen:

GA 26:  Anthroposophische Leitsätze. Der Erkenntnisweg der Anthroposophie – Das Michael-Mysterium (1924/1925)
GA 120:  Die Offenbarungen des Karma (1910)
GA 147:  Die Geheimnisse der Schwelle (1913)
GA 165:  Die geistige Vereinigung der Menschheit durch den Christus-Impuls (1915/1916)
GA 176:  Menschliche und menschheitliche Entwicklungswahrheiten. Das Karma des Materialismus (1917)
GA 184:  Die Polarität von Dauer und Entwickelung im Menschenleben. Die kosmische Vorgeschichte der Menschheit (1918)
GA 202:  Die Brücke zwischen der Weltgeistigkeit und dem Physischen des Menschen. Die Suche nach der neuen Isis, der göttlichen Sophia (1920)
GA 203:  Die Verantwortung des Menschen für die Weltentwickelung durch seinen geistigen Zusammenhang mit dem Erdplaneten und der Sternenwelt (1921)
GA 219:  Das Verhältnis der Sternenwelt zum Menschen und des Menschen zur Sternenwelt. Die geistige Kommunion der Menschheit (1922)