Evolution

Das Evolutionsleben ist nicht ein solches, daß es gleichmäßig aufsteigend ist, sondern es verläuft in Ebbe und Flut, verläuft in einer Wellenschwingung. Und durch das Beste, das Sie einrichten, wenn Sie es realisieren auf dem physischen Plan, rufen Sie Zustände hervor, welche nach der entsprechenden Zeit die Vernichtung desjenigen bewirken was Sie eingerichtet haben. Es würde ganz anders um die Menschheit stehen, wenn man dieses unerbittliche Gesetz der Notwendigkeit im geschichtlichen Geschehen gehörig erkennen würde. Man würde dann nicht glauben, daß man im absoluten Sinne ein Paradies auf Erden begründen kann, aber man würde genötigt sein, hinzuschauen auf das zyklische Gesetz der Menschheitsevolution. [1]

Die Erde verändert ihr Antlitz. Wer die Geschichte wirklich kennenlernt, der weiß, wie sich alles auf der Erde ändert. Wer ändert denn das Antlitz der Erde äußerlich, physisch? Dasjenige, was die Erde umändert, das machen wir selbst (in dem Leben) zwischen dem Tode und einer neuen Geburt, allerdings unter Leitung höherer Wesenheiten. So sieht der Seher die Pflanzen fortwährend umschwirrt von den Seelen der Menschen, die sich das Bett vorbereiten für eine neue Inkarnation. Es sind höhere Wesenheiten, die diesen ganzen Prozeß regieren. Aber wir selbst arbeiten mit an diesem Umbau der Erde. [2] (Siehe auch: Leben zwischen dem Tod und einer neuen Geburt).

Diejenigen Stätten, in welchen immer dasjenige vorbereitet wurde, was für die nächste Kulturperiode das bedeutsame Äußere war, das waren die Mysterienstätten. Das waren diejenigen Vereinigungen von Menschen, in denen anderes gepflegt worden ist, als die äußere Welt pflegt. [3] Wer heute von Entwickelung redet, der denkt sich diese fast immer so, als ob immer Entwickelung wäre, als ob sich alles immer weiter, weiter, weiter entwickele, und als ob das immer so und so gewesen wäre. Aber so ist es nicht in Wirklichkeit. Es ist nicht wahr, daß die Evolution ins Unendliche verlaufen kann, die Evolution hat einen Abschluß. Und so wie die physische Evolution einen Abschluß haben muß, so wird auch die geistige Evolution einen Abschluß haben müssen. Es wird sich einmal wirklich eine «Kuppel» erheben über dem, was die Menschheit historisch erlebte. [4] (Siehe auch: Involution).

Zitate:

[1]  GA 186, Seite 58   (Ausgabe 1979, 330 Seiten)
[2]  GA 98, Seite 184   (Ausgabe 1983, 272 Seiten)
[3]  GA 159, Seite 301   (Ausgabe 1980, 388 Seiten)
[4]  GA 287, Seite 69   (Ausgabe 1985, 89 Seiten)

Quellen:

GA 98:  Natur- und Geistwesen – ihr Wirken in unserer sichtbaren Welt (1907/1908)
GA 159:  Das Geheimnis des Todes. Wesen und Bedeutung Mitteleuropas und die europäischen Volksgeister (1915)
GA 186:  Die soziale Grundforderung unserer Zeit – In geänderter Zeitlage (1918)
GA 287:  Der Dornacher Bau als Wahrzeichen geschichtlichen Werdens und künstlerischer Umwandlungsimpulse (1914)