Erdentwickelung

Unter Erde soll dabei verstanden werden derjenige Zustand unseres Planeten, durch welchen dieser der Träger von Mineralien, Pflanzen, Tieren und Menschen in ihrer jetzigen Gestalt ist. Denn diesem Zustande gingen andere voran, in welchen die genannten Naturreiche in wesentlich anderen Gestalten vorhanden waren. [1]

Die Erdentwickelung übernimmt die Früchte, die auf dem Monde gereift sind. Der Menschenleib hat drei Stufen seiner Entwickelung hinter sich. Auf der ersten ist er fähig gewesen, wie ein physikalisches Instrument jenen Wesen als Wahrnehmungsorgan zu dienen, welche schon auf der Sonnenstufe so weit vorgerückt waren, daß sie eines jeglichen solchen Apparates entraten konnten. Sie gehörten also bereits damals zu jenen Wesen, die dem Sonnenplaneten von außen her als Schöpfer ihre Tätigkeit widmen konnten. Die Stelle, die sie auf dem Saturn inne hatten, nahmen auf der Sonne die Archangeloi ein. Nicht im Sonnenplaneten hatten die Saturn-Planetengeister ihre Leiblichkeit, sondern in den schöpferischen Kräften, von denen das Sonnenleben unterhalten worden ist. – Auf dem Monde waren dann die Archangeloi die schöpferischen Mächte geworden. Ihre Leiblichkeit konnten die Angeloi des Mondes, die damals helles Tagesbewußtsein hatten, bewundern, wenn sie zu ihren Schöpfern aufblickten. Diese drei planetarischen Entwickelungsstufen wurden nun zunächst in den ersten drei Erdenkreisläufen wiederholt. Der Menschenleib sollte sich während derselben vorbereiten, in sich selbst die Bilder, die sich während des Mondenbewußtseins gebildet hatten, zu Erlebnissen zu machen. Er mußte fähig werden, in sich nicht nur einen Lebens- und Bilderleib (siehe: Ätherleib) zu beherbergen, sondern in seinen Bildern die Umwelt innerlich abzuspiegeln. Er war auf dem Monde so weit, daß seine Bilder die Angeloi betrachten konnten. Der Mondenleib des Menschen war die Umgebung der Angeloi. Und sie waren in der Betrachtung des Mondmenschen zugleich selbst vorgerückt; sie hatten sich hindurchgerungen, so daß sie nun auf einer höheren Stufe das schaffen konnten, was sie auf dem Monde wahrgenommen hatten. Aber nur stufenweise konnte der Menschenleib zu solcher Fähigkeit hinaufgelenkt werden. Und das geschah eben während der drei Erdenkreisläufe. Im ersten konnte er sich so wahrnehmen, wie er auf dem Saturn, im zweiten, wie er auf der Sonne, im dritten, wie er auf dem Monde beschaffen war. [2]

Das Erdendasein mußte eintreten, damit die Menschen sich so entwickeln, wie sie sich entwickelt haben mit jenem alltäglichen Bewußtsein, das zwischen Wachen und Schlafen abwechselt. Denn das hängt mit der Trennung von der Sonne zusammen. Wesen, die immer in der Sonne leben, haben nicht Tag und Nacht. Dieses Sinnesbewußtsein, das wir das helle Tagesbewußtsein nennen, das sich künftig in höhere Zustände entwickeln wird, das bringt die Erfahrungen des physischen Außenraumes mit in die Sonnenentwickelung. Dadurch geben wir den Wesen der Sonne auch etwas, machen sie reicher. Und aus diesem, was auf der Erde errungen wird, vermehrt um das, was auf der Sonne erobert wird, entsteht das Vulkandasein. So entwickelt sich die Erde, so entwickelt sich die Sonne weiter, bis sie sich vereinigen können in der Vulkanentwickelung. [3]

Das ist der ganze Sinn dieser Erdentwickelung, daß der Mensch durch viele Erdenleben gehend, in mannigfaltigen auf und ab wogenden Wellenbewegungen allmählich doch der Vervollkommnung entgegengeht, aber so, daß er lernt, seine niederen Kräfte, Instinkte und Sehnsüchte in den Dienst der höheren Ideen und Motive zu stellen. [4]

Die Erde machte also erst den devachanischen Zustand durch, ging dann herunter durch den astralen und den ätherischen Zustand und kommt endlich in den physischen Zustand, den wir jetzt erreicht haben. Während der ersten Runde hat sich die Grundlage für das Mineralreich gebildet, während der zweiten Runde bildete sich die Grundlage für das Pflanzenreich, während der dritten Runde entstand die Möglichkeit, daß tierische Bildungen auftreten konnten. Und jetzt, während der vierten Runde, bekommt der Mensch die Fähigkeit, die Gestalt anzunehmen, die er heute hat. [5] Als die Erde anfing «Erde» zu sein, mußte sie noch einmal den Saturn-, Sonnen- und Mondenzustand kurz wiederholen. So hat sie Wiederholungen durchgemacht, ehe sie zur jetzigen Erde wurde und muß nun, während des eigentlichen Erdenzustandes noch, prophetisch vorausspiegeln: Jupiter, Venus und Vulkan. So macht sie innerhalb des eigentlichen Erdenzustandes sieben Zustände durch, die man gewöhnlich Runden nennt. [6] Die Erdentwickelung übernimmt die Früchte, die auf dem Monde gereift sind. Der Menschenleib hat drei Stufen seiner Entwickelung hinter sich. Auf der ersten (also Saturnwiederholung) ist er fähig gewesen, wie ein physikalisches Instrument jenen Wesen als Wahrnehmungsorgan zu dienen, welche schon auf der Sonnenstufe so weit vorgerückt waren, daß sie eines jeglichen solchen Apparates entraten konnten. Diese drei planetarischen Entwicklungsstufen wurden nun zunächst in den ersten drei Erdenkreisläufen wiederholt. Der Menschenleib sollte sich während derselben vorbereiten, in sich selbst die Bilder, die sich während des Mondenbewußtseins gebildet hatten, zu Erlebnissen zu machen. Er mußte fähig werden, in sich nicht nur einen Lebens- und Bilderleib zu beherbergen, sondern in seinen Bildern die Umwelt innerlich abzuspiegeln. Aber nur stufenweise konnte der Menschenleib zu solcher Fähigkeit hinaufgelenkt werden. Und das geschah eben während der drei Erdenkreisläufe. Im ersten konnte er sich so wahrnehmen, wie er auf dem Saturn, im zweiten, wie er auf der Sonne, im dritten, wie er auf dem Monde beschaffen war. Während des ersten Erdenkreislaufes waren die Nebenmenschen für ihn noch durchaus wandelnde Automaten; während des zweiten erschienen sie ihm als pflanzenartige Wesen; und während des dritten mit Tiercharakter. [7]

Als der vierte Kreislauf begann, war der Mensch fähig geworden, die Schöpfungen der Angeloi, seinesgleichen, um sich herum wahrzunehmen. Die Angeloi aber standen um drei Bewußtseinsstufen über ihm. Sie konnten schaffen, was er wahrnahm. – Der Menschenleib erlangte jetzt vier Glieder das physische [Glied], welches der Spiegel der Umgebung wurde, das lebendige [Glied], welches die Wahrnehmungen der Umgebung in innerliche Bewegung umsetzen konnte, der Bilderleib, welcher die inneren Bewegungen zum Charakter von Sinnbildern umzusetzen vermochte, und endlich den Leib, welcher Träger des hellen Tagesbewußtseins wurde, der die innerlichen Bilder in Einklang bringt mit den Eindrücken der Umgebung und damit den Zusammenhang schafft zwischen innerlichem Erleben und den Vorgängen der Umgebung. – Aber das helle Tagesbewußtsein bleibt beschränkt auf die Außenwelt des Physischen; die Vorgänge des Lebens und die Bilder des Bilderleibes werden innerlich belebt, aber nicht als Umgebung wahrgenommen. Sein Bilderleib bleibt der Gegenstand der nächsthöheren Wesensstufe, der Angeloi, sein Lebensleib sogar derjenige der Archangeloi. Alles, was im Menschen mit dem Lebensleib zusammenhängt, die Gesetze seines Wachstums und der Fortpflanzung, steht daher für ihn selbst im Verborgenen; er hat davon nur das Bewußtsein, das im traumlosen Schlaf vorhanden ist. Für die Archangeloi aber sind diese Vorgänge solche Dinge der Außenwelt und ihres Wirkens, wie für den Menschen es seine Arbeit an einer physischen Maschine gegenwärtig ist. Und alles, was mit dem Bilderbewußtsein zusammenhängt, die für den Menschen mehr geheimnisvollen Gesetze, die seinem Antlitz ein bestimmtes Gepräge und Mienenspiel, seinem Gange und so weiter bestimmte Formen geben, also was sich in seinem Charakter, Temperament und so weiter ausdrückt, das steht unter der Herrschaft der Angeloi. Nur das, was er in seiner Umgebung bewirkt, das steht unter seiner eigenen Gesetzmäßigkeit.

Zu einem Wesen, das man so kennzeichnen kann, hat sich der Mensch in dem vierten Erdenkreislaufe herangebildet. – Die Angeloi aber, welche während der Mondenstufe sich zum Bewußtsein von Schöpfern hinaufentwickelt hatten, konnten in dem Augenblicke auf der Erde für sich selbst keine Stätte mehr finden, in dem der Bilderleib anfing, dem Menschen selbst anzugehören, das heißt von dem Zeitpunkte an, in dem der zweite Kreislauf seine Mitte überschritten hatte. Da zogen sie sich zu einer höheren Gemeinschaft mit neuen Lebensbedingungen zurück; die Sonne trennte sich vom neuen von der Erde und schickte dieser fortan von außen ihre Kräfte zu. [8]

Hätte man da hellseherisch angesehen die Sonne, die damals herausgetreten war, man würde die Wesen gesehen haben, die sie bewohnen wollten. Aber noch etwas anderes hätte man wahrgenommen. Es würde, was sich als Sonne herausgezogen hatte, sich nicht nur gezeigt haben als ein Zusammenhang von geistigen Wesen, es hätte sich auch nicht ätherisch gezeigt, denn das gehörte zum Gröberen: es hätte sich gezeigt als etwas Astralisches, wie eine mächtige Lichtaura. Was man als Lichtprinzip empfunden hätte, das hätte man als eine leuchtende Aura im Weltenraum gesehen. [9]

Im dritten Erdenkreislaufe mußten dann diejenigen Menschenleiber, die im zweiten nicht so weit gekommen waren, daß sie den Bilderleib durch die auf der Sonne versammelten Kräfte versorgen lassen konnten, zu einem untergeordneten Dasein verfallen. Sie sanken auf die tierische Stufe von der tierisch-menschlichen herab.

Woher konnten sie nun die Kräfte für ihren Bilderleib erhalten? Für die Sonnenkräfte der vollendeten Engel waren sie nicht empfänglich. Nun bleiben aber auf einer jeden Stufe Wesen in ihrer Entwickelung zurück. Es waren bis zum dritten Kreislauf Engel zurückgeblieben in ihrer Entwickelung, die daher eine Stelle auf der Sonne nicht finden konnten. Sie konnten während der zweiten Hälfte des dritten Erdenkreislaufes noch nicht die Anlage finden, zu wirken. Sie hatten nur die Gabe, auf solche Bilderleiber zu wirken, welche auf der Stufe des Mondendaseins geblieben waren. Daher zogen sie sich aus der Erdenmasse heraus als der gegenwärtige Mond. Dieser ist also ein Weltenkörper, welcher ein früheres Stück der Erdentwickelung in einem gleichsam verhärteten Zustande darstellt. Er ist der Wohnplatz jener Wesenheiten, welche nicht haben Schöpfer des vollkommenen Menschenleibes werden wollen. Man findet deren Wirksamkeit in den Bilderleibern der Tiere; sie richten aber ihre Angriffe auch noch fortwährend auf den Bilderleib des Menschen, welcher ja das ihnen entwachsene Gebiet ist. Sobald der Mensch nur ein wenig abirrt von der Hingabe an seine höhere Natur, die ihm durch die Eindrücke seiner Sinne wird, sobald er den Mächten verfällt, die in seinem Bilderleib wirken, gewinnen diese Wesen Einfluß auf ihn. Ihr Wirken zeigt sich in wüsten Träumen, in denen sich die aus seiner niederen Natur kommenden tierischen Begierden spiegeln. [10]

Wenn der dritte Erdenkreislauf über seine Mitte hinaus gelangt, wo die Erde also zum dritten Male physisch geworden ist, so sind zunächst für die Form des physischen Menschenleibes, der äußere Wahrnehmungen empfangen kann, keine Daseinsbedingungen vorhanden. Das Physische stirbt ab. Die Folge davon ist, daß die Unterlassungssünde der zurückgebliebenen Angeloi nicht mehr so schmerzlich empfunden wird von den zum Sonnendasein aufgestiegenen Wesen. Der Mond wird daher wieder dem Erdenkörper einverleibt. Und bei Fortsetzung des Kreislaufes, wenn die ganze Erde über das Bilderdasein in eine höhere Welt aufgestiegen ist, vereinigt sie sich auch wieder mit der Sonne. Dadurch erlangen die Kräfte im Menschenleibe, welche im dritten Kreislauf erst den bilderbelebten Leib in ihrer Umgebung sehen konnten, die schöpferische Fähigkeit. Sie können dadurch in den vierten Kreislauf eintreten. Sie sind da zunächst noch in der Welt, die nur für ein spirituelles Bewußtsein wahrnehmbar ist, steigen aber stufenweise zu immer tieferen Welten herab. Endlich ist der Menschenleib so weit, daß er Wahrnehmungsorgane für seinesgleichen in einer feinen ätherischen Form ausbilden kann. Der physische Leib erlangt also die Fähigkeiten seiner Erdenform. Das ist auch der Zeitpunkt, in dem die Erde den vollendeten Angeloi wieder kein Schauplatz sein kann; die Sonne tritt mit ihnen aus der Erde heraus und bescheint diese von außen. Immer weiter gelangt der physische Leib. Die Bilder des Bilderleibes erlangen eine ihnen vorher nicht eigene Lebhaftigkeit; die Organe des physischen Leibes geben ihnen in den Spiegelbildern der äußeren Gegenstände Nahrung. Es ist der Zeitpunkt gekommen, wo die äußere Erdenumgebung diese Bilder den zurückgebliebenen Angeloi entreißt. Diese müssen den Teil der Erde, der ihnen Wohnplatz sein kann, aus der Erde herausziehen. Der Mond trennt sich abermals von der Erde und umkreist sie als ihr Nebenplanet. [11]

Wie weit ist in diesem Zeitpunkte der Menschenleib? Er hat seine vierfache Natur entwickelt. Er ist so organisiert, daß er Träger sein kann eines Äther- oder Lebensleibes, daß er einen Bilderleib beherbergen kann. Und außerdem lassen seine Sinnesorgane zu, daß die Erdenumgebung sich in diesen Bildern abspiegelt. Es hat der physische Menschenleib jetzt also eine ganz neue Stufe erlangt. Er spiegelt nach innen, wie er auf dem Saturn nach außen die Wesenheit des Saturn-Planetengeistes gespiegelt hat. Dadurch kann jetzt in ihm jener Teil dieses Geistes leben, der damals das niedrigste Glied desselben war. Es schnürt sich dieser Teil deshalb von dem Saturn-Planetengeist ab; er verliert die Fähigkeit, die Offenbarungen der oberen Reiche zu erhalten und wird Träger des menschlichen Selbstbewußtseins. Der Mensch lernt sich als «Ich» zu empfinden. Er trägt von jetzt ab die Natur in sich, welche auf dem Saturn der planetarische Geist wie ein Umkreis des Planeten offenbarte. So hat der Mensch die Stufe erlangt, auf der sich in seinem Ätherleib die Archangeloi, in seinem Bilderleib die Angeloi, in seinem Selbstbewußtsein der planetarische Saturngeist offenbart. Er kann nun zu der Stufe aufsteigen, auf welcher der Saturngeist in ihm fähig wird, zu dem Bilderleib ein ähnliches Verhältnis zu haben, wie es der Saturngeist selbst erlangte, als er allmählich dem eigenen planetarischen Dasein entwuchs und zum Jupiterbewohner wurde. Da aber der Mensch doch Erdenbewohner bleibt, so können solche Kräfte nur von außen auf ihn wirken. Das heißt, die Erde gelangt in den Einfluß der Jupiterkräfte. Auf einer späteren Stufe geschieht es ähnlich in bezug auf diejenigen Wesenheiten, welche auf einer Stufe waren, auf der sie nur von außen, vom Mars aus auf den Ätherleib wirken. Der Erdenmensch gelangt unter den Einfluß des Mars.

Als Sonne, Erde und Mond noch einen Körper bildeten, war auf diesem Planeten der Menschenleib aus einem Stoffe gebildet, der luftartigen Zustand hatte. Außer den Menschenleibern waren nur vorhanden mit einem Leibe in einem flüssigen Zustande die Nachkommen der Menschentiere des Mondes. Den festen Zustand hatten erreicht die Sprößlinge derjenigen Mondwesen, welche dort als Pflanzenmineralien lebten. Außer den flüssigen Menschentieren aber gab es noch tierpflanzenartige Wesen in diesem [Zeitpunkt], die aus den Pflanzentieren des Mondes entstanden waren. Während aber die ersteren ein mehr wässeriges Aussehen hatten, bestanden die tierpflanzenähnlichen Wesen aus einer dichten, breiartigen Masse, die, wenn sie derb wurde, dem Stoffe näherte, der gegenwärtig die Pilze bildet. Als nun die Sonne ihre Materie aus der Erde herauszog, so daß die letztere nur noch die Mondmasse in sich hatte, da änderten sich alle Verhältnisse auf dem Planeten. Der Stoff der Menschenleiber verdichtete sich zu einer flüssigen Substanz, welche sich dem heutigen Blute vergleichen läßt. Die vorher flüssigen Wesen nahmen eine feste Form an, und die festen Pflanzenmineralien erhielten eine ganz dichte Stofflichkeit. Vor dem Auszug der Sonne war das Leben des Menschenleibes im wesentlichen eine Art Atmung, ein Aufnehmen und Abgeben von luftartigem Stoff. Nach demselben bildete sich eine Weise der Ernährung aus der flüssigen Umwelt heraus. Und mit dieser Ernährung war auch die Fortpflanzung verbunden. Der zähflüssige Menschenleib wurde aus dem Fortpflanzungsstoff seiner Umgebung befruchtet und spaltete sich unter solchem befruchtendem Einflusse. Seine Entwickelung, während noch die Mondensubstanz innerhalb der Erde war, ging so vor sich, daß er innerhalb seiner flüssigen Masse halbfeste Teile ausbildete, die sich bis zur Knorpelhaftigkeit verdichteten. Feste knochenartige Gliedeinlagerungen konnte er in dieser Zeit noch nicht bilden, denn dazu war die Erdmasse nicht geeignet, solange sie den Mond in sich enthielt. Erst mit dem Auszug des Mondes, als die derbste Stofflichkeit entfernt war, entstand im Menschenleibe eine feste Gerüstanlage. Und dies war auch die Zeit, in welcher die Möglichkeit aufhörte, die Befruchtungsstoffe aus der Umgebung zu nehmen. Mit der Mondenmasse ging auch den Erdensubstanzen die Fähigkeit verloren, auf den Menschenleib befruchtend zu wirken. In der Zeit vorher gab es nicht zwei Geschlechter des Menschenleibes. Der Mensch war ein Wesen weiblicher Natur, zu dem die männliche Wesenheit in der Erdenumwelt selbst war. Die ganze Monderde hatte einen männlichen Charakter. [12]

Mit dem Auszug des Mondes verwandelte sich ein Teil der Menschenleiber in solche mit männlichem Charakter. Er nahm also die befruchtenden Kräfte in sich auf, die vorher gleichsam in dem Safte der Erde selbst enthalten waren. Die weibliche Natur des Menschenleibes erfuhr eine solche Umbildung, daß sie von dem entstandenen Männlichen befruchtet werden konnte. – Dies alles geschah dadurch, daß eine Art doppelgeschlechtiger Menschenleib in einen eingeschlechtigen überging. Der frühere Menschenleib befruchtete mit aufgenommenen Stoffen sich selbst. Nun erhielt die eine Form des Menschenleibes, die weibliche, nur die Kraft, das Befruchtete auszureifen. Dies geschah so, daß in ihr die männliche Kraft die Fähigkeit der Zubereitung des Fruchtstoffes verlor. Es bleibt diese Kraft nur dem Äther- oder Lebensleib, welcher die Reifung zu bewirken hat. Der männlichen Form des Menschenleibes ging die Möglichkeit verloren, mit dem Fruchtstoff in sich etwas anzufangen. Das Weibliche blieb in ihr auf den Ätherleib beschränkt. So kommt es, daß in dem gegenwärtigen Menschen die Sache so steht, daß im Manne der Ätherleib weiblich, in der Frau aber männlich ist. – Die Erwerbung dieser Fähigkeiten fällt zeitlich mit der Ausbildung eines festen Knochengerüstes zusammen.

Nun ging dem aber noch ein anderer wichtiger Vorgang voraus. Als der Menschenleib überging von der luftförmigen in die flüssige Stofflichkeit, entstand zugleich die Anlage, um die luftförmige Materie in einem besonderen Organ aufzunehmen. Die abgesonderte Atmung nahm damit den Anfang. Man muß sich nur klarmachen, daß in dieser Zeit die Erde noch nicht einen abgesonderten Luftkreis für sich hatte. Die Stoffe, die später sich als flüssige und feste aus der gemeinsamen Masse heraus gliederten, waren damals noch selbst luftartig, waren eingeschlossen in der Luft. Und als dann die Verflüssigung begann, lebte der Menschenleib ja nicht auf einem festen Grunde, sondern im flüssigen Elemente. Eine Art schwimmendes Schweben war seine Fortbewegung. Und die über dem flüssigen Elemente befindliche Luft war wesentlich dichter als die spätere. Sie enthielt nicht nur noch alles spätere Wasser, sondern viele andere Substanzen in Auflösung. Dem entsprechend war der ganze Atmungsapparat des Menschenleibes ein anderer. Vor dem Auszug der Sonne hatte der ganze Atmungsvorgang noch einen andern Sinn als in der Folgezeit. Er bestand in einem Aufnehmen und Abgeben von Wärme aus der Umgebung und in dieselbe. Man kann sagen, daß die Wärme, welche der Mensch heute in sich durch seinen Blutkreislauf bereitet, vom ihm damals aus der Umgebung ein- und ausgeatmet wurde. Erst nach dem Sonnenauszug gestaltete sich der Prozeß so um, daß die Luft erst, nachdem sie aufgenommen ist, durch ihre Wirkung im Leibe die Wärme erzeugt. – So war mit der Luftatmung in der gegenwärtigen Form der Menschenleib zu einem Wärmeerzeuger in seinem Innern geworden. [13]

Dieser Umschwung im Menschenleibe hängt mit einem kosmischen Ereignisse zusammen, das in der Geheimwissenschaft das Zurückziehen des Mars von der Erde genannt wird. Der Mars ist derjenige Planet, welcher durch die ihm innewohnenden Kräfte im Menschenleibe vor diesem Zurückziehen das bewirkte, was der Blutkreislauf nachher in dem Menschenleibe selbst übernahm. Indem so das Blut auf der Erde die Tätigkeit des Mars übernahm, konnten die geistigen Wesen sich aus der Erde herausheben, so daß dann der Einfluß des Mars auf den Menschen ein solcher wurde, der von außen her wirkte. Physisch kam das dadurch zustande, daß das Eisen ein wichtiger Bestandteil des Blutes wurde; und Eisen ist der Stoff, auf welchen die Marskräfte eine besondere Wirkung haben. So hängt die gegenwärtige Form der Atmung mit diesem Zurückziehen des Mars zusammen. Der Mensch aber erhielt dadurch alles, was man die innere Kraft seines Blutes nennen kann. Die Beseelung war damit gegeben. In der Tat hauchte der Mensch mit der Luftatmung seine lebendige Seele ein. So lange die Erde mit der Sonne im Zusammenhange war, war die Sonnenkraft dasjenige, was die andern Wirkungen im Menschenleibe regelte. In der Sonnenkraft war das enthalten, was im Menschenleibe als Männliches und Weibliches zugleich wirkte. Und unter ihrem Einfluß bekam auch die Aufnahme und Abgabe der Wärme, die vom Mars ausging, Gesetz und Ordnung. Als nun die Sonne ausgezogen war, fingen gewisse Menschenleiber an, sich so umzubilden, daß sie unfruchtbar wurden. Das waren die Vorläufer der späteren männlichen Naturen. So lange nun die Mondenkräfte noch mit der Erde verknüpft waren, behielt der andere Teil die Fähigkeit der Selbstbefruchtung. Durch den Mondauszug verlor er sie. Von jetzt ab wirkte die Sonne, und zwar [wirkten] diejenigen Wesen, welche sie nunmehr bewohnten, die Angeloi, auf die Fortpflanzungsfähigkeit. Der männliche Ätherleib kam unter den Einfluß dieser Sonnenwesen. Der weibliche Ätherleib, der männlich ist, behielt sein Verhältnis zu denjenigen Wesen, deren Schauplatz der Mond geworden war. Dem entsprechend kam der physische Leib der Frau unter den Einfluß der Sonnenkräfte. Er hatte ja die ihm jetzt entsprechende Form ausgebildet, als die Sonne schon von außen die Erde beschien. Der männliche physische Körper kam dagegen unter Mondeinfluß, weil er unter dem Einfluß des noch mit der Erde vereinten Planeten seine in bezug auf die Fortpflanzung unfruchtbare Form angenommen hat. Neben allen diesen Vorgängen läuft die Ausbildung der Sinne gleichzeitig, welche die Bilderwelt des Empfindungsleibes unter den Einfluß der Erdenumgebung bringen und damit den Menschen unter den Einfluß der Abkömmlinge des Saturn-Planetenleibes. Weiter wird die pulsierende Gewalt des Blutes im Innern entwickelt, wodurch sich die Beseelung bildet und sich mit den Sinneswahrnehmungen ein inneres Leben, Sympathie und Antipathie mit der Umgebung bilden kann. Auf der dadurch gekennzeichneten Stufe ist der Mensch angelangt, als die Erde als selbständiger physischer Planet in ihrem vierten Kreislaufe herausgetreten [war] und sich von Sonne, Mond und Mars losgelöst hatte.

Der Mensch hatte also damals die Trennung in zwei Geschlechter vollzogen. Er blickte durch seine Sinne in die Umgebung. Er empfand Neigung und Abneigung gegenüber dieser Umgebung. Und er war dadurch, daß er sich von dieser Umgebung unterschied, mit dem beginnenden Selbstgefühl ausgestattet. Der Menschenleib war ein viergliedriges Wesen geworden. Und innerhalb des vierten Gliedes war durch das Blut, das den Marskräften den Zugang gewährte, Seeleninnerlicheit entstanden. Der Mensch hatte also alles in sich ausgebildet, was er haben konnte als Frucht der drei ersten planetarischen Entwickelungsstufen. Und er hatte ein viertes Glied seines Leibes, das entstanden war, weil andere Einflüsse, welche mit dessen Entwickelung nichts zu tun haben konnten, sich von der Erde zurückgezogen hatten. [14]

Man nennt in der Geheimwissenschaft diese Menschheit die dritte Haupt-Erdenrasse. Eigentlich kann man von Rassenbildung erst von diesem Zeitpunkte an reden. Denn jetzt erst gab es eine menschliche Fortpflanzung und damit Unterschiede innerhalb der Menschheit, welche durch das Aufeinanderwirken von Menschen selbst hervorgebracht werden. Es trat dasjenige auf, was Vererbung, Verwandtschaft genannt werden kann. Nun hatte aber die Erde, die vierte planetarische Form der Entwickelung, noch keinen Einfluß. Die Wahrnehmungen der Umgebung hatten sich erst der Bilder des Empfindungsleibes bemächtigt. Der Ätherleib stand noch nicht unter dem Einflusse der Erdenumgebung. Der vierte Planet hatte noch keinen Einfluß auf die Vererbungsverhältnisse. Erst die drei ersten [planetarischen Formen]. Deshalb bezeichnet man die Rasse, bei der dies der Fall war, als die dritte. Ihr folgte die vierte, innerhalb welcher die Erdenumgebung selbst auf den Ätherleib eine Wirkung bekam. [15]

Die Erdentwickelung besteht nun im Grunde darin, daß in bezug auf alle äußeren Dinge in der zweiten Periode der Erdentwickelung, in der wir jetzt sind, alles sich auflöst, was in der ersten sich gebildet hat, so daß alles, was wir äußerlich physisch sehen, von der Menschheitsentwickelung abfallen wird, wie von dem Menschen sein physischer Leib abfällt. Was bleibt dann noch übrig ? – so könnte man fragen. Die Kräfte, die als reale Kräfte den Menschen einverleibt werden durch den Entwickelungsprozeß der Menschheit auf der Erde. Und der realste Impuls darin, ist der, welcher durch den Christus eingeflossen ist in die Erdentwickelung. Dieser Christus-Impuls findet nun aber auf der Erde nichts, womit er sich bekleiden könnte. Er muß daher erst durch die weitere Entwickelung der Erde eine Hülle bekommen, und wenn (nun) die Erde an ihrem Ende angekommen sein wird, dann wird der vollentwickelte Christus dann der Endmensch sein, wie Adam der Anfangsmensch war, um den sich die Menschheit in ihrer Vielheit gruppiert hat. Die Handlungen, die verrichtet werden im Sinne des Christus-Impulses unter dem Einflusse des Gewissens, unter dem Einflusse des Glaubens und im Sinne der Erkenntnis, sie gliedern sich heraus aus dem bisherigen Erdenleben, und indem der Mensch durch seine Handlungen und sein moralisches Verhalten seinen Brüdern etwas gibt, gibt er zugleich dem Christus. Wir formen den astralischen Leib zu dem Christus-Ich-Impulse hinzu durch alle moralischen Handlungen der Verwunderung, des Vertrauens, der Ehrfurcht, des Glaubens, kurz durch alles, was zur übersinnlichen Erkenntnis den Weg gründet. Wir formen den Ätherleib dem Christus durch die Handlungen der Liebe, und wir formen durch das, was durch die Impulse des Gewissens gewirkt wird in der Welt, dasjenige für den Christus-Impuls, was dem physischen Leibe des Menschen entspricht. [16]

Es wird noch lange dauern, aber es wird einmal eine Zeit kommen, wo man das Folgende wissen wird, wo man sagen wird: Wie sonderbar waren doch diese Menschen des 19. und 20. Jahrhunderts! Die haben damals geglaubt, durch äußere Naturforschung die Abstammung des Menschen erkennen zu können, haben geglaubt, Schlußfolgerungen ziehen zu können aus dem, was sich ihnen an tierischen Wesen in ihrem Umkreis auf dem physischen Plan ergibt, Schlußfolgerungen ziehen zu können auf die Ahnenschaft des Menschen. Nun zeigt es sich aber bei der wirklichen Entwickelung der menschlichen Erkenntnis, daß man nur zu einer wirklichen Anschauung über den Ursprung des Menschen auf Erden, über seine alte Form durch hellseherische Beobachtung kommen kann; daß man niemals anders eine Einsicht bekommen kann, wie der Mensch zum Beispiel in der lemurischen Zeit war, als durch hellseherische Beobachtung, als durch ein Zurückschauen, das man angeregt sein läßt von den Eindrücken des eigenen physischen und Ätherleibes. Eine Möglichkeit ist vorhanden, diese urferne Vorzeit der Erde zu schauen, dadurch, daß man sich mit seinem Selbst und mit seinem astralischen Leibe vom physischen und ätherischen Leibe trennt und auf diese zurückschaut. [17]

Zitate:

[1]  GA 11, Seite 111   (Ausgabe 1955, 252 Seiten)
[2]  GA 89, Seite 56   (Ausgabe 2001, 234 Seiten)
[3]  GA 102, Seite 32   (Ausgabe 1974, 238 Seiten)
[4]  GA 150, Seite 90   (Ausgabe 1980, 146 Seiten)
[5]  GA 89, Seite 113   (Ausgabe 2001, 234 Seiten)
[6]  GA 104a, Seite 121   (Ausgabe 1991, 144 Seiten)
[7]  GA 89, Seite 55ff   (Ausgabe 2001, 234 Seiten)
[8]  GA 89, Seite 57f   (Ausgabe 2001, 234 Seiten)
[9]  GA 106, Seite 30   (Ausgabe 1978, 180 Seiten)
[10]  GA 89, Seite 58f   (Ausgabe 2001, 234 Seiten)
[11]  GA 89, Seite 59   (Ausgabe 2001, 234 Seiten)
[12]  GA 89, Seite 60ff   (Ausgabe 2001, 234 Seiten)
[13]  GA 89, Seite 62f   (Ausgabe 2001, 234 Seiten)
[14]  GA 89, Seite 63ff   (Ausgabe 2001, 234 Seiten)
[15]  GA 89, Seite 65   (Ausgabe 2001, 234 Seiten)
[16]  GA 155, Seite 132f   (Ausgabe 1982, 252 Seiten)
[17]  GA 145, Seite 154f   (Ausgabe 1976, 188 Seiten)

Quellen:

GA 11:  Aus der Akasha-Chronik (1904/1908)
GA 89:  Bewußtsein – Leben – Form. Grundprinzipien der geisteswissenschaftlichen Kosmologie (1903-1906)
GA 102:  Das Hereinwirken geistiger Wesenheiten in den Menschen (1908)
GA 104a:  Aus der Bilderschrift der Apokalypse des Johannes (1907/1909)
GA 106:  Ägyptische Mythen und Mysterien im Verhältnis zu den wirkenden Geisteskräften der Gegenwart (1908)
GA 145:  Welche Bedeutung hat die okkulte Entwicklung des Menschen für seine Hüllen (physischer Leib, Ätherleib, Astralleib) und sein Selbst? (1913)
GA 150:  Die Welt des Geistes und ihr Hereinragen in das physische Dasein. Das Einwirken der Toten in die Welt der Lebenden (1913)
GA 155:  Christus und die menschliche Seele. Über den Sinn des Lebens. Theosophische Moral. Anthroposophie und Christentum (1912/1914)