Liebe

Dem indischen Schüler wurde die Menschengestalt, das Urbild, im oberen Devachan klar wahrnehmbar. Dann umhüllte es sich im unteren Devachan mit einer astralischen Hülle, die in sich die Kräfte hatte, Liebe zu entwickeln. Die Liebe, den Eros, nannte man Kama. Es kleidete sich das göttliche Wort, das Brahman, in Kama, und durch das Kama hindurch tönte dem Schüler das Urwort heraus. Kama war es, in das sich Manas kleidete: das war das Ich. [1]

Von all den Kräften der Seele, die sich schon in der Sinneswelt entwickeln, ist die Liebe die einzige, die unverwandelt bleiben kann beim Übergange der Seele in die Geistwelt. Den schwächeren Menschen helfen nach der Kraft, die man selbst besitzt, das kann geschehen innerhalb der Sinneswelt, und es kann sich auch in gleicher Art vollziehen mit dem Besitze, der dem Menschen im Bereich des Geistigen wird. [2]

Im Prinzip ist alles, was der Mensch im Laufe der Erdentwickelung erfinden wird, schon in der Natur enthalten. Was aber der Mensch wirklich der Erde geben wird, das ist die Liebe, die sich von der sinnlichsten zur vergeistigtsten Art entfalten wird. Das ist die Aufgabe der Erdentwickelung. Die Erde ist der Kosmos der Liebe.

Was gehört denn dazu, daß ein Wesen ein anderes lieben kann? Dazu ist nötig, daß dieses Wesen sein volles Selbstbewußtsein habe, ganz selbständig sei. Kein Wesen kann ein anderes im vollen Sinne lieben, wenn diese Liebe nicht eine freie Gabe ist gegenüber dem anderen Wesen. Nur ein Wesen, das selbständig ist, das losgeschnürt ist von dem anderen Wesen, kann dieses lieben. Dazu mußte der Mensch zu einem Ich-Wesen werden. Das Ich mußte der dreifachen menschlichen Leiblichkeit eingepflanzt werden, damit die Erde ihre Mission der Liebe durch den Menschen ausführen kann. Der Mensch mußte nach und nach erst zu seiner Erdenmission herangeführt werden. Der Mensch lebte sich während des Einschlafens in die geistige Welt ein. Da träufelte ihm in das dämmerhafte Bewußtsein der göttliche Geist die ersten Keime alles Liebeswirkens ein. Was sich durch die Liebe im Laufe der Erdentwickelung offenbaren soll, das strömte zuerst während der Nacht in den Menschen ein. [3]

Wenn jemand längere Zeit hindurch eine gewisse Beziehung zu einer andern Persönlichkeit erlebt, so senken sich diese Erlebnisse mit einer andern Persönlichkeit in das nächtliche Bewußtsein ein und werden wieder herausgeboren aus dem nächtlichen Bewußtsein als das, was wir die Liebe zu der andern Persönlichkeit nennen, die, wenn sie gesund ist, gleichsam ein Extrakt ist, der aufeinanderfolgenden Erlebnisse. Das Gefühl der Liebe zu der anderen Persönlichkeit ist dadurch entstanden, daß sich die Summe der Erlebnisse in einen Extrakt zusammengezogen hat, wie wenn wir die Erlebnisse zu einem Gewebe zusammenformen. – Was müßte nun jemand tun, wenn er verhindern wollte, daß eine Reihe von Erlebnissen zur Liebe werde? – Er müßte eine besondere Kunst anwenden: er müßte das, was das Gewebe der Tageserlebnisse ist, wieder auflösen in der Nacht. In diese Tiefen des menschlichen Seelenlebens wollte Homer hineinweisen, indem er das Bild der Penelope hinstellte, die das Erlebnis mit der Freierschar hat: Sie verspricht einem jeden die Heirat, wenn sie ein bestimmtes Gewebe fertig habe; sie entgeht der Einhaltung des Versprechens nur dadurch, daß sie stets in der Nacht wieder auflöst, was sie bei Tage gewebt hat. – Ungeheure Tiefen der Erlebnisse erblicken wir da, wo Seher zugleich Künstler sind. [4]

Eine zweite Grundkraft (neben der Glaubenskraft) ist die Liebe. Niemandem fehlt sie, immer ist sie da, sie kann nicht ausgerottet werden. Wer glauben würde, daß der größte Hasser, der größte Egoist keine Liebe habe, ist im Irrtum. Das zu denken ist durchaus falsch. Die Liebessehnsucht ist immer und immer hier vorhanden. Mag es sich um Geschlechtsliebe handeln oder um Liebe zum Kinde, oder zum Freunde, oder um Liebe zu irgend etwas, zu einem Werke, immer ist sie da. Sie kann nicht aus der Seele herausgerissen werden, weil sie eine Grundkraft der Seele ist. Aber so wie der Mensch die Luft zum Atmen braucht, so braucht er das Liebeswerk, die Liebebetätigung für seine Seele. Ihr Gegner, ihre Behinderung, ist der Egoismus. Was tut aber der Egoismus? Er läßt die Liebe nicht hinauswirken, er preßt sie in die Seele hinein, immer und immer. Und wie beim Atmen die Luft ausströmen muß, damit der Mensch nicht ersticke, so muß die Liebe ausströmen, damit die Seele nicht ersticke an dem, was gewaltsam in sie hineingepreßt wird. Besser gesagt: die Seele verbrennt an dem eigenen Liebesfeuer in sich selbst und geht zugrunde.

Der Mensch hat auf der alten Sonne den Ätherleib in der Anlage bekommen. Dieses Feurige, Lichtvolle, Glänzende der Sonne ist Anlage des Ätherleibes. Darin ist nun die andere Seite der Liebe gegeben, das, was die Liebe im Geiste ist; Licht ist Liebe. Im Ätherleib ist uns also die Liebe und die Liebessehnsucht gegeben, und wir können den Ätherleib mit Fug und Recht nennen den Liebesleib.

Wir hören oft sagen, daß das Leben öde und leer sei. Aus diesem Gefühl geht eine Art Mißstimmung sogar über auf den Körper. Das bewirkt die unbefriedigte Liebeskraft. Wenn die Welt unsere Liebe zurückstößt, empfinden wir Schmerz. [5]

Und so wie wir eingebettet sind in einen Glaubensleib, den wir auch von anderen Gesichtspunkten aus den Astralleib nennen, so sind wir eingebettet in einen Liebeleib, den wir von anderen Gesichtspunkten aus in der Geisteswissenschaft benennen gelernt haben den ätherischen oder Lebensleib. Denn die Kräfte, die zunächst aus den Tiefen unseres Wesens heraufwirken zu uns aus unserem Ätherleib, sind die Kräfte, die sich dadurch ausdrücken, daß der Mensch lieben kann, lieben auf allen Stufen seines Daseins. Wenn der Mensch ganz und gar die Liebekraft aus seinem Wesen entfernen könnte – das kann selbst nämlich der egoistischste Mensch nicht, denn es gehört, Gott sei Dank, zu dem, was der Mensch egoistisch erstreben kann, auch das, daß er etwas lieben kann; sagen wir, um ein naheliegendes Beispiel zu gebrauchen, wenn derjenige, der nichts anderes mehr lieben kann, oftmals noch anfängt, wenn er recht geizig wird, das Geld zu lieben und sich so eine wohltätige Liebekraft doch wenigstens noch ersetzt durch eine aus dem gründlichen Egoismus herauskommende Liebekraft – so würde diese Hülle, welche von den Liebekräften unterhalten wird, wenn gar nichts von Liebe in dem Menschen wäre, ganz zusammenschrumpfen und der Mensch würde tatsächlich an Liebeleerheit sterben müssen. Das Zusammenschrumpfen der Liebekräfte ist dasselbe, was wir nennen können das Zusammenschrumpfen der Kräfte des Ätherleibes, denn der Ätherleib ist zugleich der Liebeleib. [6]

Wenn wir mit geisteswissenschaftlichen Mitteln das Substantielle, das wirkliche Grundwesen des Seelischen erforschen würden, so würde sich uns darstellen – so wie alles Materielle nur zusammengepreßtes Licht ist –, daß alle noch so verschiedenen seelischen Erscheinungen auf der Erde sich uns ergeben als Modifikationen, als mannigfaltige Umformungen dessen, was genannt werden muß, wenn wir die Grundbedeutung dieses Wortes wirklich erfassen: Liebe. Jede Regung seelischer Art, wo sie auch immer auftritt, ist in irgendeiner Weise modifizierte Liebe. Liebe und Licht sind die zwei Elemente, die zwei Komponenten, die alles Erdendasein durchsetzen: Liebe als seelisches Erdendasein, Licht als äußeres materielles Erdendasein. [7]

Es kann die Sonne niemals bloß physisches Licht auf die Erde senden; dasselbe, was die heißeste und inbrünstigste Liebesempfindung ist, ist unsichtbar im Sonnenlichte vorhanden. Mit ihm strömen der Erde zu die Kräfte der Throne, der Seraphim, der Cherubim und der ganzen Hierarchie der höheren Wesenheiten, die auf der Sonne wohnen und die es nicht nötig haben, irgendeinen anderen Körper als das Licht zu haben. Weil aber das alles, was heute in der Sonne vorhanden ist, damals (siehe: Erdentwickelung) noch mit der Erde verbunden war, so waren auch alle die höheren Wesenheiten mit der Erde selbst verbunden. Auch heute noch sind sie mit der Entwickelung der Erde verbunden. [8] In dem Sonnenlichte strömt ein Geistiges der Erde zu. Dieses Geistige ist, wenn wir nicht nur den Sonnenleib, sondern auch den Sonnengeist zu fassen vermögen, dieser Geist ist die Liebe, die herunterströmt auf die Erde. Und die Menschen sind dazu da, die warme Liebe der Gottheit in sich aufzunehmen, zu entwickeln und zu erwidern. Das können sie aber nur dadurch, daß sie selbstbewußte Ich-Wesen werden. Nur dann können sie die Liebe erwidern. [9]

Das Seelische ist beim erwachsenen Menschen eigentlich eine viel stärkere Einheit als der physische Organismus. Das Seelische füllt sowohl das Kopfsystem, das Nerven-Sinnessystem, wie das rhythmische System, wie das Stoffwechsel-Gliedmaßensystem aus. Es ist nur sehr schläfrig, träumerisch in dem unteren System, aber es füllt den ganzen Menschen nach seinen drei Gliedern aus. Wenn der Mensch geht oder mit den Händen arbeitet, so ist es wirklich so, daß dieselbe Kraft da zum Ausdruck kommt bei alldem in der Welt, was man bezeichnet als Liebe, die bleibt in Armen und Händen, in Beinen und Füßen. Der Mensch muß bis zu der Grenze seiner Haut kommen, wenn er sich in Regsamkeit bringt, was dann, wenn es über den Menschen hinausflutet, sich als Liebe entfaltet. [10] Entwickeln wir Liebe in der Welt, so ist diese Liebe im Grunde genommen der Nachklang, das Nachtönen unserer geistig-seelischen Wesenheit, wie wir sie gehabt haben vor unserer Geburt, oder sagen wir vor unserer Empfängnis. Lieben können heißt leben können, kosmisch gefaßt. [11]

Wenn sich Liebe entwickelt zwischen dem einen und dem anderen Menschen, ist ja im gewöhnlichen Leben tätig im hohen Grade unbewußt auch der Zusammenhang des Ich mit dem Gangliensystem und des Astralleibs mit dem Rückenmarksystem. [12]

Okkult gesehen bringt alles, was aus Liebe geschieht, keinen Lohn, sondern ist Ersatzleistung für bereits verbrauchtes Gut. Die einzigen Handlungen, von denen wir in der Zukunft nichts haben, sind diejenigen, die wir aus echter, wahrer Liebe tun. Man könnte erschrecken über diese Wahrheit. Zum Glück wissen die Menschen in ihrem Oberbewußtsein nichts davon. In ihrem Unterbewußtsein aber wissen es alle Menschen, darum tun sie so ungern die Taten der Liebe. Das ist der Grund, warum so wenig Liebe in der Welt ist. Die Menschen fühlen instinktiv, daß sie von den Taten der Liebe für die Zukunft nichts haben für ihr Ich. Eine Seele muß schon weit vorgeschritten sein in ihrer Entwickelung, wenn sie Gefallen hat an Handlungen der Liebe, von denen sie selbst nichts hat. Der Impuls dazu ist nicht stark in der Menschheit; aber aus der Geisteswissenschaft heraus kann man doch auch starke Impulse für Taten der Liebe gewinnen. Wir haben für unseren Egoismus nichts von Taten der Liebe, aber die Welt hat davon um so mehr. Der Okkultismus sagt: Die Liebe ist für die Welt dasjenige, was die Sonne für das äußere Leben ist. Es würden keine Seelen mehr gedeihen können, wenn die Liebe weg wäre von der Welt. Die Liebe ist die moralische Sonne der Welt. Wäre es für einen Menschen, der Wohlgefallen, Interesse hat an dem Blumenwachstum einer Wiese, nicht absurd, wenn er wünschen würde, daß die Sonne verschwinde aus der Welt? Ins Moralische übertragen heißt das: Man muß Interesse haben daran, daß eine gesunde Entwickelung sich durchringt in den Menschheitszusammenhängen. Weise ist es, wenn wir so viel Liebe wie möglich über die Erde ausgestreut haben. Einzig weise ist es, wenn wir die Liebe fördern auf der Erde. Interesselosigkeit, krassester Egoismus ist es, wenn die Menschen kein Interesse haben an der Welt. Interesse an allem Sein haben, das ist Menschenpflicht. [13]

Die Liebe, die sinnliche, ist der Ursprung für das Schöpferische, das Entstehende. Ohne sinnliche Liebe würde es nichts Sinnliches mehr geben in der Welt; ohne die geistige Liebe entsteht nichts Geistiges in der Entwickelung. Wenn wir Liebe üben, Liebe pflegen, so ergießen sich Entstehungskräfte, Schöpferkräfte in die Welt. Gewiß, als Egoisten können wir der Zukunft die Schöpferkräfte entziehen; aber die Liebestaten und die Schöpferkräfte der Vergangenheit, die können wir nicht auslöschen. Den Taten der Liebe der Vergangenheit schulden wir unser Dasein. So stark wir dadurch sind, so stark auch sind wir der Vergangenheit verschuldet, und was wir an Liebe jemals aufbringen können, ist Schuldenzahlen für unser Dasein. Daher werden wir begreifen die Taten eines hochentwickelten Menschen, denn ein hochentwickelter Mensch hat größere Schulden an die Vergangenheit. Weise ist es seine Schulden zu bezahlen durch Taten der Liebe. Der Impuls der Liebe wächst mit dem Höherkommen eines Menschen. Die Bedeutung der Liebe im Wirken der Welt wollen wir uns so vor die Seele führen: Liebe ist dasjenige, was uns immer auf Lebensschulden der Vergangenheit verweist, und weil wir vom Bezahlen der Schulden für die Zukunft nichts haben, darum haben wir selbst nichts von unseren Liebestaten. Wir müssen unsere Liebestaten zurücklassen in der Welt, da aber sind sie eingeschrieben in das geistige Weltgeschehen. Wir vervollkommnen uns nicht durch unsere Liebestaten, nur durch die anderen Taten, aber die Welt wird reicher durch unsere Liebestaten. Denn Liebe ist das Schöpferische in der Welt. [14]

Es gibt neben der Liebe noch zwei andere Mächte in der Welt, die Kraft oder Stärke, die zweite ist die Weisheit. Bei der Stärke kann man von schwacher Macht, von einer stärkeren Macht und von Allmacht reden; ebenso bei der Weisheit – da gibt es auch Stufen bis zur Allwissenheit, zur Allweisheit. In demselben Sinne von Stufen der Liebe zu reden, geht nicht recht an. – Nicht ist die umfassendste Eigenschaft der Gottheit die Allmacht, nicht die Allweisheit, sondern die Liebe, die Eigenschaft, bei der keine Steigerung mehr möglich ist. Gott ist voller Liebe, ist reine Liebe, ist sozusagen aus der Substanz der Liebe geboren. Gott hat behalten die Liebe, geteilt aber hat er die Macht und die Weisheit mit Luzifer und Ahriman. Die Weisheit hat er geteilt mit Luzifer und mit Ahriman die Macht, damit der Mensch frei sei, damit der Mensch unter dem Einfluß der Weisheit weiterschreiten könne. Suchen wir alles Schöpferische zu ergründen, so kommen wir auf die Liebe. Ein anderer Impuls ist es innerhalb der Entwickelung, der dahin führt, daß die Wesen immer weiser und mächtiger werden. Vervollkommnung wird erreicht durch Weisheit und Macht. [15] Zu den höchsten Erfahrungen innerhalb der geistigen Welt gehört von einem gewissen Gesichtspunkte aus die Tatsache des Mysteriums von Golgatha. Die Tat des Luzifer spielt sich ab zu einer Zeit, wo der Mensch noch Teilnehmer der übersinnlichen Welt war, die Tat des Christus spielt sich ab mitten im materiellen Leben: sie ist eine physisch-spirituelle Tat. Die Tat des Luzifer können wir begreifen, wenn wir die Welt weisheitsvoll erforschen. Um die Tat des Mysteriums von Golgatha zu begreifen, dazu reicht keine Weisheit aus, denn Liebe ist zum Verständnis des Mysteriums von Golgatha nötig. Erst wenn die Liebe in die Weisheit strömt und wieder umgekehrt (ist), dann wird es möglich, das Mysterium von Golgatha zu begreifen. Die mit Weisheit vereinte Liebe, die brauchen wir, wenn wir durch die Pforte des Todes gehen. [16]

Wenn wir selber Luzifer entgegenwirken sollen, wenn wir seine Angelegenheiten in der Zukunft besorgen sollen, wird es bei uns nur die Liebe sein können, die an die Stelle der Taten des Luzifer treten kann; die Liebe aber wird es sein können. Indem wir Weisheit und Liebe entwickeln, entwickeln wir diejenigen Elemente, die wieder von unseren Seelen selber ausfließen werden als Gaben für die, die in der ersten Hälfte der Erdentwickelung sich hingeopfert haben als luziferische und ahrimanische Mächte, um uns das zu geben, was wir zur Erringung unserer Freiheit brauchen. Diesen Mächten werden wir geben müssen, was wir an Weisheit und Liebe so entwickeln werden. Wir müssen uns aber bewußt sein: Weil Leben in der Welt sein muß, müssen wir Kulturen annehmen, die uns Ausdrucksmittel dieses Lebens sind. Wir wollen uns gern und mit Liebe einer theosophischen Kultur hingeben, die nicht ewig sein wird, aber wir wollen es mit Enthusiasmus hinnehmen und mit Liebe das schaffen, wozu wir früher unter dem Einfluß Luzifers getrieben worden sind. Weil wir jetzt erkennen, daß wir aus Liebe das schaffen müssen, wozu wir früher durch den luziferischen Einfluß, durch Begierden und Leidenschaften getrieben werden mußten, werden wir jetzt hinter alldem desto mehr überschüssige Liebe entwickeln. Die kommt Luzifer zugute; dadurch werden auch seine Enttäuschungen gutgemacht. An uns liegt es, daß an Luzifer wieder das gutgemacht werden kann, was er an Enttäuschungen erleiden muß, wenn wir nach der anderen Seite das zurückgeben, was für uns geleistet worden ist. Das ist der andere Teil des Karma der höheren Wesenheiten, daß wir eine Liebe entwickeln, die nicht bloß in der Menschheit bleibt, sondern die dazu berufen ist, in den Kosmos einzudringen. In Wesenheiten, die höher sind als wir, werden wir die Liebe einströmen lassen können, und diese Wesenheiten werden sie als Opfer empfinden. Es wird Seelenopfer sein. Seelenopfer wird hinaufströmen zu denen, die einst ihre Gaben herunterströmen ließen, wie einst die Rauchopfer hinaufstrebten zu den Geistern in Zeiten, wo Menschen die spirituellen Güter noch hatten. Damals konnten die Menschen nur die symbolischen Rauchopfer noch zu den Göttern hinaufsenden. In der Zukunft werden die Menschen Liebesströme hinaufsenden zu den Geistern, und aus dem Liebesopfer wird wieder etwas herunterströmen: dem Menschen werden zuströmen höhere Kräfte, die, von Geistigem dirigiert, mit immer größerer Macht eingreifen werden in unsere physische Welt. Das werden dann im wahren Sinne magische Kräfte sein. [17]

Zitate:

[1]  GA 106, Seite 58   (Ausgabe 1978, 180 Seiten)
[2]  GA 35, Seite 359   (Ausgabe 1965, 484 Seiten)
[3]  GA 103, Seite 55f   (Ausgabe 1962, 224 Seiten)
[4]  GA 59, Seite 147f   (Ausgabe 1984, 320 Seiten)
[5]  GA 127, Seite 188f   (Ausgabe 1975, 256 Seiten)
[6]  GA 130, Seite 174f   (Ausgabe 1962, 354 Seiten)
[7]  GA 120, Seite 192   (Ausgabe 1975, 230 Seiten)
[8]  GA 106, Seite 68   (Ausgabe 1978, 180 Seiten)
[9]  GA 103, Seite 58   (Ausgabe 1962, 224 Seiten)
[10]  GA 314, Seite 277f   (Ausgabe 1975, 328 Seiten)
[11]  GA 202, Seite 113   (Ausgabe 1980, 296 Seiten)
[12]  GA 172, Seite 68   (Ausgabe 1964, 240 Seiten)
[13]  GA 143, Seite 206f   (Ausgabe 1970, 248 Seiten)
[14]  GA 143, Seite 207f   (Ausgabe 1970, 248 Seiten)
[15]  GA 143, Seite 208f   (Ausgabe 1970, 248 Seiten)
[16]  GA 143, Seite 212   (Ausgabe 1970, 248 Seiten)
[17]  GA 120, Seite 221ff   (Ausgabe 1975, 230 Seiten)

Quellen:

GA 35:  Philosophie und Anthroposophie (1904-1923)
GA 59:  Metamorphosen des Seelenlebens – Pfade der Seelenerlebnisse. Zweiter Teil (1910)
GA 103:  Das Johannes-Evangelium (1908)
GA 106:  Ägyptische Mythen und Mysterien im Verhältnis zu den wirkenden Geisteskräften der Gegenwart (1908)
GA 120:  Die Offenbarungen des Karma (1910)
GA 127:  Die Mission der neuen Geistesoffenbarung. Das Christus-Ereignis als Mittelpunktsgeschehen der Erdenevolution (1911)
GA 130:  Das esoterische Christentum und die geistige Führung der Menschheit (1911/1912)
GA 143:  Erfahrungen des Übersinnlichen. Die drei Wege der Seele zu Christus. (1912)
GA 172:  Das Karma des Berufes des Menschen in Anknüpfung an Goethes Leben (1916)
GA 202:  Die Brücke zwischen der Weltgeistigkeit und dem Physischen des Menschen. Die Suche nach der neuen Isis, der göttlichen Sophia (1920)
GA 314:  Physiologisch-Therapeutisches auf Grundlage der Geisteswissenschaft. Zur Therapie und Hygiene (1920/1924)