Adam

Adam (bedeutet) der aus Erde gebildete. [1] In der alten Priester-sprache des Hebräischen ist der Ausdruck Adam zusammenfallend mit unserem Ausdruck «der Mensch». Dieser Ausdruck rief in der Seele eines althebräischen Weisen eine Vorstellung hervor, die wir in der deutschen Sprache etwa wiedergeben können mit dem Wort «der Erdige». So wie Wasser erstarrt zu Eis, so haben wir uns etwa am 6. Schöpfungstage (siehe: Biblische Schöpfungsgeschichte) durch das Werk der Elohim den seelisch-geistigen Menschen als erstarrend, gleichsam sich verdichtend zum Erdenmenschen vorzustellen. Was bereitet sich denn in der allerersten Anlage vom Menschen vor, wenn uns die Genesis berichtet, daß durch kosmisches Sinnen die beiden Komplexe des sich innerlich Regenden und des sich äußerlich Offenbarenden entstehen? Wenn der Geist der Elohim webt, brütet durch diese Komplexe, was bereitet sich da vom Menschen vor? Das was wir nennen können die Empfindungsseele, das, was wir heute als ein Innerliches anzusehen haben, das bereitet sich vor im Sinne der Genesis am sogenannten 1. Schöpfungstage bis zu dem Moment, wo es heißt: «Es werde Licht, und es ward Licht». Da also, wo im Umkreise der Erde die Elohim und ihre dienenden Wesenheiten ihre Arbeiten entfalten, da, wo ein geistig-seelisches Wesen webt, da haben wir, so wie heute etwa die Wolken im Luftkreise, ein Geistig-Seelisches vom Menschen in dieser geistig-seelischen Atmosphäre zu sehen, und zwar zunächst die Empfindungsseele des Menschen. Dann schreitet die Entwickelung des Menschen vor und wir haben, wenn wir den Menschen weiter verfolgen, das zu suchen, was wir Verstandes- oder Gemütsseele nennen. Die Empfindungsseele schreitet zur Verstandesseele vor, und wir haben im Umkreis der Erde diese gleichsam seelische Verdünnung der Empfindungsseele zur Verstandes- oder Gemütsseele am 2. Schöpfungstage. Da also, wo der Klangäther (siehe: Ätherarten) einschlägt in das Erdenwerden, wo sich die oberen Stoffmassen von den unteren trennen, da gehört der oberen Sphäre, in ihr webend, ein Mensch an, der erst in der Empfindungsseele und der Verstandesseele der Anlage nach vorhanden ist. [2] Am 3. Schöpfungstag haben wir uns zu denken, daß sich unten auf der Erde durch die Einwirkung des Lebensäthers (siehe: Ätherarten) herausentwickelt das Grüne, das Pflanzenhafte artgemäß. Die Erde treibt aus sich hervor, freilich nur so, daß es übersinnlich wahrnehmbar werden kann, die Grundlage des Pflanzenlebens, und oben webt im Äther das, was wir als die Bewußtseinsseele in Verbindung mit Empfindungsseele und Verstandes- oder Gemütsseele zu bezeichnen haben. So webt im Umkreise des Erdenwerdens der seelisch-geistige Mensch. Er ist wie in der Substanz der verschiedenen geistigen Wesenheiten darinnen. Es ist so, wie wenn er als Organ innerhalb der Elohim, der Archai und so weiter sich bildete, in deren Leibern als Glied derselben vorhanden wäre. Daher ist es natürlich, daß uns erzählt wird von diesen Wesenheiten, denn nur sie sind eigentlich Individualitäten in dieser Zeit des Erdenwerdens; denn mit dem Schicksal dieser Wesenheiten wird auch das Schicksal der menschlichen Anlage geschildert. [3] Am sogenannten 4. Schöpfungstag umkleidet sich das, was früher geistig-seelisch da war, mit den Gesetzen und Kräften des Astralleibes. An diesem 4. Schöpfungstage müssen die Sterne, die astra, im Umkreise der Erde ihre Tätigkeit entfalten. Das erzählt uns auch die Genesis. Dieser Astralleib war nicht so, wie heute unser Astralleib in der Nacht ist, aber seine Gesetze waren dieselben. [4] Es geschieht die Verdichtung des Menschen bis zum Ätherleib in derjenigen Zeitepoche, die wir in der Bibel den 5. Schöpfungstag nennen. Das, was wir heute als des Menschen physischen Leib bezeichnen, das entsteht zu jener Zeit, die in der Genesis als der 6. Schöpfungstag bezeichnet ist. Also den Menschen im dichten Fleisch zu suchen an diesem Schöpfungstage, das darf nimmermehr sein. Wir dürfen ihn als Erdenwesen suchen, wir müssen ihn jetzt sogar im Physischen suchen, aber nur in der feinsten physischen Manifestation, als Wärmemensch. [5] Stellen Sie sich von diesem Menschen, der Sie heute sind, nur das vor, was in Ihrem Blut als Wärme pulsiert, dann haben Sie das, was damals entstand, als die Elohim das schöpferische Wort sprachen: «Lasset uns den Menschen machen». Und der nächste Verdichtungszustand kommt erst nach den Schöpfungstagen. Das Einströmen dessen, was Jahve-Elohim geben konnte, der Luft, das kommt erst, nachdem dieser 6. Schöpfungstag war. Das Paradies war erhaben über dem Erdboden, sozusagen in Wolkenhöhen, und der Mensch war noch ein wärmehaft-gasiges Wesen. Wie ist nun der Mensch sozusagen aus dem Umkreise auf den Erdboden herabgelangt, wie ist die weitere Verdichtung geschehen? Da kommen wir zu dem, was wir den luziferischen Einfluß nennen. Das, was wir heute mit dem Ausdruck Egoismus bezeichnen, dieses innerlich in sich Abgeschlossen-sein-Wollen, dieses Darauf-Schauen, daß man womöglich innerlich behaglich sich fühlt, das drang mit dem luziferischen Einfluß in den Menschen ein. Die Folge davon war, daß der Luftwärmeleib des Menschen zusammengezogen wurde, weiter zusammengedichtet wurde. So daß wir sagen können: Das Vor-Luziferische des Menschen ist in dem elementarischen Dasein von Wärme und Luft enthalten, und in das Flüssige und in das Feste des Menschen hat sich hineingeschlichen der luziferische Einfluß. Und es ist gar nicht eigentlich bildlich gesprochen, sondern bezeichnet ziemlich klar, ziemlich richtig den Tatbestand, wenn ich sage: Durch diese Zusammenpressung des Menschenleibes wurde der Mensch schwer und sank herunter aus dem Umkreise auf den Erdboden. Das war der Austritt aus dem Paradies. [6] Er muß zurücklassen die Kräfte und Wesenheiten, die die Wolken und den Blitz bilden, die Cherubime mit dem blitzenden Schwert. [7]

Zitate:

[1]  GA 149, Seite 66   (Ausgabe 1960, 120 Seiten)
[2]  GA 122, Seite 143ff   (Ausgabe 1961, 200 Seiten)
[3]  GA 122, Seite 145   (Ausgabe 1961, 200 Seiten)
[4]  GA 122, Seite 147f   (Ausgabe 1961, 200 Seiten)
[5]  GA 122, Seite 151f   (Ausgabe 1961, 200 Seiten)
[6]  GA 122, Seite 153ff   (Ausgabe 1961, 200 Seiten)
[7]  GA 122, Seite 157   (Ausgabe 1961, 200 Seiten)

Quellen:

GA 122:  Die Geheimnisse der biblischen Schöpfungsgeschichte. Das Sechstagewerk im 1. Buch Moses (1910)
GA 149:  Christus und die geistige Welt. Von der Suche nach dem heiligen Gral (1913/1914)