Gemütsseele

Für die Verstandesseele ist die Grundbedingung die Klugheit, die so oft durchkreuzt wird von dem Mitgefühl. Es ist eigentümlich, daß gerade in der Verstandesseele diese zwei Pole sich gegenüberstehen. Wie oft wird der Intellekt durch das Mitgefühl durchkreuzt und beeinflußt. Ein Sich-Hineinversetzen in andere Wesenheiten, das Mitempfinden von Leid und Freude, als wenn es unser eigenstes wäre, ist etwas, was durch bewußte Meditationen erreicht werden soll. Wir müssen zu der Empfindung kommen, als wären wir alle nur eine Einheit, und wir müssen fühlen lernen, daß Zeit und Raum etwas Getrenntes wird, wie schon im Anfang gesagt ist. Es wird sich oft herausstellen, daß wir öfter bei solchem Mitempfinden eine ungeheure Seligkeit in uns verspüren. Doch sollen wir uns nicht dieser Stimmung hingeben. Dieses soll nur das vorherrschende Gefühl sein, wenn wir leibfrei sein werden, also nicht empfinden im physischen Leibe, sondern in der Meditation, und dann die ungeheure Seligkeit genießen, schöpferisch mitzuarbeiten an der Welt. Dieses Seligfühlen erzeugt die größte Egoität; deshalb ist sie nur durch die Meditation förderlich. [1] Das, was unserer Verstandesseele beigemischt ist, ist Mitleid und Mitfreude. Darum hat diese auch zwei Namen: Verstandes- und Gemütsseele. Das Mitfühlen mit anderen wird im höheren Bewußtsein: eine Einheit werden mit den anderen. [2] (Weiteres siehe: Verstandesseele).

Zitate:

[1]  GA 266/2, Seite 436   (Ausgabe 0, 0 Seiten)
[2]  GA 266/3, Seite 442   (Ausgabe 0, 0 Seiten)

Quellen:

GA 266/2:  Aus den Inhalten der esoterischen Stunden. Band II (1910-1912)
GA 266/3:  Aus den Inhalten der esoterischen Stunden. Band III (1913, 1914; 1920 – 1923) (1913-1923)