Wärme

Für den Okkultisten sind die Naturkräfte nichts Wirkliches, sondern sie sind die Maya, sie sind die Abprägung der Naturgeister, die hinter der Sinneswelt wirken. Licht, Wärme, Magnetismus, Elektrizität und so weiter sind diejenigen Wahrnehmungen in der Welt der Maya, denen in Wirklichkeit die Welt der Naturgeister zugrunde liegt, der Ätherleib der Erde. [1] Es entsprechen wirklich den Wärmeerscheinungen gewisse die Wärme erzeugende Wesenheiten. [2] Die Seraphim wirken in dem, was wir als Wärme kennen, hinter allem, was irgend als Wärme vorhanden ist. [3] Auf dem Buddhi- oder Shushuptiplan, der Welt der Vorsehung, da hat die Wärme ihr Leben. [4]

Gegenüber all den Elementen, die wir gegenwärtig um uns haben, können wir bei dem alten Saturnzustand nur sprechen von einem Wärmezustand. Aber diese Wärme entsteht als Opferwärme, welche die Geister des Willens, die Throne darbringen den Cherubim. Aus dem Opferrauch wird die Zeit geboren, daraus sind die Archai, die Zeitgeister, hervorgegangen. Die äußere Wärme ist nur eine Maya. [5] Opfer fließen von den Thronen zu den Cherubim, und diese Taten des Opfers sind es, die, gleichsam von außen angeschaut, als Wärme erscheinen. [6] Niemand kann wissen, was Wärme ist, der nicht in der Lage ist, sich eine Vorstellung zu machen von dem, was heißt opferfähige Hingabe dessen, was man besitzt, dessen was man selber ist. Die Hinopferung des eigenen Wesens, das Sich-Entäußern des eigenen Wesens seelisch gefaßt, so daß man es sich zugleich so denkt, daß man bereit ist, sein Bestes hinzugeben zum Heile der Welt; nicht für sich sein Bestes zu behalten, sondern es gern hinopfern zu wollen auf dem Altar des Weltalls: das als einen lebendigen Begriff gefaßt und mit einem Gefühl unsere Seele durchdringend, führt allmählich zum Verständnisse dessen, was hinter der Erscheinung der Wärme ist. Wenn Wärme in der Welt auftritt, liegt zugrunde in irgendeiner Weise ein Seelisch-Geistiges, das hinter der Wärme ist und das die Wärme bewirkt durch die Seligkeit des Opfers. Wer so die Wärme empfinden kann, der kommt allmählich zu der Realität, welche sich hinter der Wärmeerscheinung, hinter der Wärmeillusion verbirgt. [7] Und in dem, was man als Wärme empfindet, haben wir die Verleiblichung derjenigen Wesenheiten, die wir als die Geister der Persönlichkeit, als die Urkräfte, als die Archai kennen. [8]

Warum reden Sie überhaupt von warmem Fühlen? Weil Sie fühlen, weil Sie empfinden, daß die Gefühlswärme das Bild ist der äußeren physischen Wärme. Und das, was heute nur seelische Wärme ist, es wird im späteren, zukünftigen Weltendasein eine physische Rolle dadurch spielen, daß der Christus-Impuls darinnen leben wird. Und in dem, was heute nur Bild-Wärme ist in unserer Gefühlswelt, wird leben, damit es physisch sein kann dann, wenn die Erdenwärme verschwunden sein wird, dasjenige, was die Christus-Substanz ist. [9] Sie haben die Wärme, die früher uns umgeben hat, in sich aufgenommen. So wahr, wie der Geist, der außer Ihnen war, jetzt in Ihnen ist, so wahr ist die Wärme, die außer Ihnen war, jetzt in Ihnen. Wir würden also (bei der Rückschau) in eine Zeit kommen, wo die ganze Erde von einer Wärmeatmosphäre eingehüllt war. In dieser Wärmeatmosphäre war eine andere Geistigkeit verkörpert, eine Geistigkeit, welche gleich war jenen Geistern, die auf der (alten) Sonne waren und die einstmals, als die Sonne noch Planet war, ihre Vollendung erreicht hatten. Die Geistigkeit, die in dieser Wärme verkörpert war, hat eine so hohe Vollendung, wie sie nur diejenigen Geister haben, die damals auf dem Sonnenplaneten das Ziel ihrer Entwickelung erreicht haben und die heute die Sonne bewohnen. In der Tat war dazumal, als diese Wärme die Erde umhüllte, darin der Träger einer einzigen Geistigkeit für die ganze Menschheit. Und noch lange, lange war für alle Menschen dasjenige, was die Erde an Wärme umgibt, der Träger einer einzigen Geistigkeit, jener Geistigkeit, welche keine andere ist als die des Geistes der Erde selber. Das Mittel, durch das der Erdengeist in den Menschen hineindringen kann, ist diese Blutwärme. In der Blutwärme, die in dem Menschen lebt, die in der vorlemurischen Zeit außerhalb des Menschen lebte, haben wir das Mittel, durch das der Geist der Erde in den Menschen selbst hineindringt. [10]

Nur dadurch wurde der Zusammenschluß der ganzen Menschheit auf der Erde möglich, und das wird allmählich verwirklicht werden, daß außer dieser Geistaussendung und Beseelung des Menschen mit diesem Geist, der in viele Völkerseelen heruntergeströmt ist, auch etwas strömte, was in der Wärme der Erde lebte, nicht in der Luft, und daß dieses Allgemeinere einströmte in die Menschen. Das, was zuerst einströmte, nennt man in der christlichen Esoterik auch den Heiligen Geist. Man müßte eigentlich sprechen, indem man von den alten Geistern spricht, die eingeflossen sind, von vielen heiligen Geistern, von vielen Jahves. Wenn man aber von dem Geiste spricht, der die gesamte Wärme in sich hat, dann kann man nur von einem einzigen sprechen. Er wird innerhalb der christlichen Esoterik der Logos, der Christos selber genannt, der einheitliche Geist des Menschengeschlechts auf Erden. Bis zu dem Zeitpunkte, in dem der ChristusJesus auf der Erde erschien, ist alles, was vom Christus-Geist vorhanden war, eine Einheit. Es war eine einheitliche Hülle, welche die ganze Erde umgab, die in der festen Erde gleichsam ihr Knochensystem hatte. Wenn Sie die feste Erde nehmen mit alledem, was sie in sich hat, und dann dazunehmen, was die Erde an Wärme umgibt, dann haben Sie ungefähr das, was man den Körper des Christus-Geistes nennt. Daher das schöne Wort im Johannes-Evangelium, wo sich der Christus Jesus selbst bezeichnet als den Geist der Erde: «Der mein Brot isset, der tritt mich mit Füßen.» Ganz wörtlich ist das zu nehmen. Ebenso wie sich in der lemurischen Zeit in die einzelnen Individualitäten ausgegossen hat von dem Element des Geistes der Jahvegeist, ebenso goß sich nach und nach in den Zeitaltern, die dem Christus Jesus vorangegangen waren, und in denjenigen, die ihm jetzt nachfolgen, langsam der Christus-Geist ein, der seinen Körper in der Wärme des Blutes hat. [11]

Zitate:

[1]  GA 136, Seite 45f   (Ausgabe 1984, 246 Seiten)
[2]  GA 34, Seite 384   (Ausgabe 1960, 627 Seiten)
[3]  GA 121, Seite 92   (Ausgabe 1982, 214 Seiten)
[4]  GA 93a, Seite 45   (Ausgabe 1972, 286 Seiten)
[5]  GA 132, Seite 19f   (Ausgabe 1979, 102 Seiten)
[6]  GA 132, Seite 25   (Ausgabe 1979, 102 Seiten)
[7]  GA 132, Seite 26f   (Ausgabe 1979, 102 Seiten)
[8]  GA 105, Seite 66   (Ausgabe 1983, 208 Seiten)
[9]  GA 201, Seite 249   (Ausgabe 1987, 286 Seiten)
[10]  GA 96, Seite 281   (Ausgabe 1974, 350 Seiten)
[11]  GA 96, Seite 283ff   (Ausgabe 1974, 350 Seiten)

Quellen:

GA 34:  Lucifer – Gnosis. Grundlegende Aufsätze zur Anthroposophie und Berichte aus den Zeitschriften «Luzifer» und «Lucifer – Gnosis» 1903 – 1908 (1903-1908)
GA 93a:  Grundelemente der Esoterik (1905)
GA 96:  Ursprungsimpulse der Geisteswissenschaft. Christliche Esoterik im Lichte neuer Geist-Erkenntnis (1906/1907)
GA 105:  Welt, Erde und Mensch, deren Wesen und Entwickelung sowie ihre Spiegelung in dem Zusammenhang zwischen ägyptischem Mythos und gegenwärtiger Kultur (1908)
GA 121:  Die Mission einzelner Volksseelen im Zusammenhang mit der germanisch-nordischen Mythologie (1910)
GA 132:  Die Evolution vom Gesichtspunkte des Wahrhaftigen (1911)
GA 136:  Die geistigen Wesenheiten in den Himmelskörpern und Naturreichen (1912)
GA 201:  Entsprechungen zwischen Mikrokosmos und Makrokosmos. Der Mensch – eine Hieroglyphe des Weltenalls (1920)