Stoffwechsel-Gliedmaßensystem

Betrachten Sie den Atmungsprozeß, indem er in den Blutprozeß übergeht, dann auch ins Gehirn hinüberspielt. Da bildet sich zunächst Kohlensäure, also eine Säure (also eine Flüssigkeit) im menschlichen Organismus. Indem aber der Atmungsprozeß ins Gehirn, in das Nervensystem überhaupt hinüberspielt, bilden sich aus den Säuren Salze; da lagern sich Salze ab. So daß man sagen kann: Indem der Mensch denkt, sondert sich Erdiges ab. Im Kreislauf selbst lebt Flüssiges. Im Atem lebt Gasförmiges. Und in dem Bewegen, wenn das übergeht in die Bewegung, da lebt Feuriges. An dem, was heute in Anatomie und Physiologie betrachtet wird vom Stoffwechsel-Gliedmaßensystem, hat man ja nicht die Kräfte dieses Stoffwechsel-Gliedmaßensystems, sondern nur dasjenige, was herausfällt, was abgeworfen wird. Alles, was im Stoffwechsel-Gliedmaßensystem Inhalt ist der heutigen Betrachtung, gehört gar nicht zum Aufbau und zu der Organisation des Menschen, sondern ist herausgeworfen – der Darminhalt ist nur das Extremste –, aber überhaupt alles, was im Stoffwechsel-Gliedmaßensystem physisch wahrnehmbar ist, gehört nicht zum Menschen, sondern ist abgesondert vom Menschen, nur daß das eine länger, das andere kürzer liegenbleibt. Der Darminhalt bleibt kürzer übrig; das, was sich in Muskeln, Nerven und so weiter absondert, bleibt länger übrig. Aber zum Menschen gehört das, was im Stoffwechsel-Gliedmaßensystem physisch-sinnlich nachgewiesen werden kann, nicht, sondern ist Ausscheidung, Ablagerung. Dagegen ist alles das, was zum Stoffwechsel-Gliedmaßensystem gehört, von übersinnlicher Art. So daß man beim Stoffwechsel-Gliedmaßensystem, wenn man eine Menschenbetrachtung anstellt, übergehen muß zu dem, was rein übersinnlich im Sinnlichen drinnen lebt. [1]

Wenn wir nun auf dieses System des Menschen hinschauen, so sind wir ja versucht, das als das niederste System der menschlichen Erdenwesenheit zu betrachten, dasjenige System, das der idealistisch-anständige Mensch am liebsten nicht haben möchte. Nun kann man aber ohne dieses nicht im Erdenleben sein; es ist dasjenige, was den Menschen in seiner Unvollkommenheit im Erdenleben darstellt. Was hier vorliegt, ist nun eben dieses: Es ist zwar für die physisch-menschliche Gestaltung das Stoffwechsel-Gliedmaßensystem das niederste und hat daher für das eigentlich Menschliche im Erdenleben wenig zu tun, aber es ist schon im Erdenleben verbunden mit den Wesenheiten der höchsten Hierarchie, mit den Thronen, Cherubim, Seraphim. Wenn wir in der Welt herumgehen oder mit unseren Händen arbeiten, dann ist in dieser geheimnisvollen Tätigkeit, die da geschieht, die Tätigkeit der Throne, Cherubim, Seraphim drinnen. Die bleiben aber nun die Helfer, wenn der Mensch sein Leben nach dem Tode fortsetzt und weiterlebt zwischen dem Tode und einer neuen Geburt. Da bleiben sie Helfer. Es ist nun ganz irrtümlich, wenn man glaubt, daß das Moralisch-Seelische aus dem Kopfe heraus kommt. Der Kopf ist in Wirklichkeit, von einem höheren Gesichtspunkte aus betrachtet, gar nicht ein so ungeheuer wichtiges Organ des Menschen. Der Kopf ist eigentlich mehr oder weniger ein Spiegel für die äußere Welt, und hätten wir nur den Kopf, dann würden wir von nichts wissen als von der äußeren Welt. Dasjenige, was in uns an sittlichen Impulsen, an seelischen Impulsen lebt, kommt nicht aus dem Kopf, es kommt aus derselben Region, wo das Stoffwechsel-Gliedmaßensystem ist, aber nicht aus dem Physischen des Stoffwechsel-Gliedmaßensystems, sondern aus dem Geistig-Seelischen dieses Systems worinnen Throne, Cherubim, Seraphim leben. Wenn nun der Mensch durch die Pforte des Todes geht, dann fällt alles dasjenige, was zugrunde liegt dem physischen Stoffwechsel-Gliedmaßensystem, von ihm ab, und er bleibt mit seiner Ich-Wesenheit im Bereich desjenigen, worinnen er schon im Leben war: im Bereiche der Throne, Cherubim, Seraphim; dann lebt er weiter im Schoße der Cherubim, Seraphim. [2]

Zitate:

[1]  GA 236, Seite 149f   (Ausgabe 1988, 310 Seiten)
[2]  GA 239, Seite 257ff   (Ausgabe 1963, 276 Seiten)

Quellen:

GA 236:  Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge - Zweiter Band (1924)
GA 239:  Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge - Fünfter Band (1924)