Atlantier

Die griechische Phantasie und die griechische Intuition haben in wunderbarer Weise ausgestaltet die Bilder des gewöhnlichen normalen atlantischen Durchschnittsmenschen in den Satyrn und in den Faunen und im Pan. [1] In der ersten atlantischen Zeit finden wir den Menschen aus weicher Materie bestehend, die noch nichts von der heutigen Knochenhärte hatte, ja nicht einmal so fest wie Knorpel war. Der Mensch schwamm sozusagen noch herum in der noch ganz von dichten Wassern angefüllten und durchsetzten Luft, er war eine Art von Wasserwesen, in der Art, wie es heute gewisse Tiere gibt, die man kaum vom Wasser unterscheiden kann. Veranlagt war auch schon damals in den Kräften der Knochenbau, aber er war noch nicht verhärtet. [2] Die alten Atlantier, die hatten in ihrem wäßrigen Kopf gerade eine sehr hohe Stirne, und dann kam, als dies zurückging, zuerst die niedrige Stirn, und die wuchs sich nach und nach wiederum aus zu den höheren Stirnen. Das ist eben eine Zwischenzeit, wo die Menschen so waren wie der Neandertalmensch. [3]

Die Atlantier haben gelebt auf dem Boden, der jetzt bedeckt ist mit den Fluten des Atlantischen Ozeans. Die Atlantier hatten weniger Vorderhirn und eine noch weiter zurückliegende Stirne, aber sie hatten noch etwas anderes als die späteren Menschen. Sie hatten noch einen viel stärkeren, kräftigeren Ätherleib. Dieser hatte gewisse Verbindungen mit dem Gehirn noch nicht ausgebildet gehabt; sie entstanden erst später. So war noch über dem Kopf ein mächtig großer Ätherkopf entwickelt; der physische Kopf war verhältnismäßig klein und in einen mächtigen Ätherkopf eingebettet. Die Funktionen, die die Menschen jetzt mit Hilfe des Vorderhirns ausführen, wurden bei den Atlantiern mit Hilfe von Organen im Ätherkörper ausgeführt. Dadurch konnten sie mit Wesenheiten in Verbindung treten, zu denen uns der Zugang heute versperrt ist, weil eben der Mensch das Vorderhirn entwickelt hat. Bei den Atlantiern war sichtbar eine Art feuriger Bildung, die ausströmte aus der Öffnung des physischen Kopfes zu dem Ätherkopfe hin (siehe dazu: Zyklopenauge). Er war zugänglich für eine Menge psychischer Einflüsse. Ein solcher Kopf, der als Ätherkopf denkt, hat Gewalt über das Ätherische, während ein Kopf, der im physischen Gehirn denkt, allein über das Physische Gewalt hat, über das Zusammenfügen rein mechanischer Dinge. Er kann sich physische Werkzeuge machen. Dagegen kann ein Mensch, der noch im Äther denkt, ein Samenkorn zum (Keimen) bringen, so daß es wirklich wächst (und blüht. Siehe dazu: Fakir).

Erst vom letzten Drittel der atlantischen Zeit, von der Zeit der Ursemiten an bis zu der Zeit, als Atlantis von den Fluten des Atlantischen Ozeans bedeckt wurde, hat das ätherische Vorderhaupt das Vorderhirn ausgebildet. Dadurch verlor der Mensch die Macht, das Pflanzenwachstum zu beeinflussen und bekam nun die Fähigkeit des physischen Gehirns, den Verstand. Mit vielen Dingen mußte er nun neu anfangen. Er mußte anfangen mechanische Verrichtungen zu erlernen. [4]

Der Atlantier konnte schauen, wie der Ätherkopf hineinrückte (in den physischen Kopf), denn er war ja noch hellsehend. Als etwas ganz Besonderes kam ihm dieses Hineinrücken des Ätherkopfes vor. Alles, was der Mensch gewinnen kann an geistigen Vorstellungen, damals waren es lebendige Wesenheiten draußen. Der Atlantier sah, wie sie hineinzogen in ihn. Die Fähigkeit (der sinnlichen Wahrnehmung) strahlte von draußen in ihn herein. [5]

In der alten atlantischen Zeit und in der lemurischen Zeit war der Mensch nicht nur imstande, seine Glieder auszustrecken, sondern er konnte sie auch dehnen und aufplustern. Der physische Leib war dazumal nur ein ganz kleiner Einschluß; der Ätherleib und der Astralleib waren dagegen riesengroß. Der Astralleib sah aus bald wie diese, bald wie jene Tiergestalt. Der Mensch wechselte fortwährend seine physische Gestalt, je nachdem, was er als Begierden und Impulse in sich trug. Der physische Leib des Menschen hatte die verschiedensten Färbungen und Formen, und man sah in seiner gallertartigen Substanz angedeutet seine physische Organisation, wie Blut- und Knochensystem. Bei manchen Tieren, zum Beipiel beim Pferde, finden wir noch heute als Absonderlichkeit den Ätherleib des Kopfes herausragend über den physischen Kopf. So war es auch beim atlantischen Menschen. Ein bestimmter Punkt im menschlichen Ätherleib rückte erst im letzten Drittel der atlantischen Zeit hinein an die entsprechende Stelle im physischen Kopfe. Da wurde der Mensch erst fähig, seine geistgemäße Gestalt ausbilden zu können. [6] Auch in der späteren Atlantis war der Mensch noch in ungeheurer Weise begabt mit dem, was sich in krankhafter Weise erhalten hat im Wasserkopf, in einem wässerigen Gehirn. Außerdem haben wir uns noch dazu zu denken eine Knochenerweichung, eine völlige Erweichung der oberen Glieder des Menschen. Aus dieser wässerigen Substanz hat sich verhärtet, was heute den menschlichen Kopf bildet und umschließt. [7]

In der ersten atlantischen Zeit hatte der Mensch eine große Gewalt über die Gestalt seines Leibes. Er konnte alle seine Glieder nicht nur bewegen, sondern auch elastisch dehnen. Wann hat der Mensch die Fähigkeit verloren, seine Glieder auszustrecken, zu dehnen und wieder zusammenzuziehen? Als die Geister der Form, Exusiai, fertig geworden waren mit der Ausarbeitung der Formen. Solange der Mensch die physische Form, die ihm bleiben sollte, noch nicht völlig erhalten hatte, so lange konnte er, beherrscht von anderen Geistern, seine Gestalt noch verändern. [8]

In der ganzen ersten Hälfte der Atlantis war der Menschenleib noch von viel weicherer Masse, er gab den Kräften der Seele nach. Diese Seelenkräfte, waren wesentlich stärker als heute und bewältigten, formten den physischen Leib. Ein Mensch von der alten Atlantis hätte, sagen wir, eine Eisenbahnschiene mit Leichtigkeit zerbrechen können, nicht weil seine physischen Kräfte sehr stark waren, denn er hatte noch nicht einmal sein Knochensystem ausgebildet, sondern vermöge seiner magisch-psychischen Kräfte. Eine Flintenkugel zum Beispiel wäre an dieser psychischen Kraft abgeprallt. Wir finden heute noch eine ähnliche Erscheinung bei gewissen Wahnsinnigen, die durch das Freiwerden starker psychischer Kräfte – weil in dem Zustande der physische Leib nicht in der richtigen Verbindung mit den höheren Leibern ist – schwere Gegenstände heben und werfen können. [9]

Die Atlantier hatten in der allerersten Zeit einen mächtigen, starken Willen. Sie konnten zum Beispiel verlorene Gliedmaßen ergänzen, Pflanzen wachsen machen und so weiter. Dadurch übten sie einen gewaltigen Einfluß auf die Natur aus. Sie hatten mächtig ausgebildete Sinnesorgane; sie konnten Metalle durch das Gefühl unterscheiden, wie wir Gerüche unterscheiden. Dann aber hatten sie in hohem Grade die Gabe des Hellsehens. Sie standen nachts im Verkehr mit den Göttern, und was sie da erlebten, das lebte dann fort in den Mythen und Sagen. [10] Der physische Leib der Menschen war damals mehr oder weniger gleich, der Ätherleib dagegen war damals ausserordentlich groß; er unterschied sich für den einzelnen so, daß man etwa vier verschiedene Typen hätte wahrnehmen können. Nun haben sich in vier Namen die Typen erhalten. Es sind die Namen der vier apokalyptischen Tiere. [11] Das Äußere des Menschen war dazumal noch ganz und gar Ausdruck des Inneren. Also verwandlungsfähig war dazumal der Mensch in hohem Grade. Bei den Tieren war diese Verwandlungsfähigkeit schon geringer. (Allerdings) waren die Tiere gattungsmäßig verwandelbar, nicht so, daß sie die Eigenschaften so stereotyp vererbten wie heute. [12] Der physische Leib war so, daß wir ihn etwa vergleichen können mit den Körpern mancher Meerestiere, durchsichtig, die wir kaum sehen würden, die wir gerade greifen können, zwar schon durchzogen von gewissen Richtungslinien, die in ihnen aufglänzten. [13] Wenn man etwa Meerestiere nimmt, Quallen, die man kaum von ihrer Umgebung unterscheiden kann, dann kommt man zu der materiellen Gestaltung, in der der Mensch einmal war auf der Erde. [14]

In der Mitte der Atlantis erst ist der Mensch so weit, daß er sich dem Wasser entreißt und den festen Boden betritt. Bis zu der Zeit, wo die Erde in der Mitte ihrer Entwickelung war, müssen wir das Wasser ebenso als den Träger der menschlichen Entwickelung auffassen wie später die feste Erde. Bis zur Mitte der vierten Periode sprechen wir von den Marskräften, von den Kräften, die sozusagen das Wasser gibt, und wir sprechen von den Merkurkräften in der späteren Zeit, wo die feste Erde die Stützkräfte gibt. [15] Die Vorstellungen des Atlantiers waren an das Gedächtnis gebunden. Vor dem Gedächtnis des Atlantiers lag das ganze Leben und auch das seiner Vorfahren. Das ist nicht zu verwechseln mit(dem Lesen) der Akasha-Chronik, sondern es war menschliches Gedächtnis. [16]

Der logische Verstand fehlte den Atlantiern ganz, dafür hatten sie ein hochentwickeltes Gedächtnis. [17] Das Gedächtnis steht der tieferen Naturgrundlage des Menschen näher als die Verstandeskraft. So konnten die Atlantier das beherrschen, was man Lebenskraft nennt. Wie man heute aus den Steinkohlen die Kraft der Wärme herausholt, die man in fortbewegende Kraft bei unseren Verkehrsmitteln verwandelt, so verstanden es die Atlantier, die Samenkraft der Lebewesen in ihren technischen Dienst zu stellen. Zum Beispiel um die in geringer Höhe über dem Boden schwebenden Fahrzeuge der Atlantier fortzubewegen (in der damaligen viel dichteren Luft), während damals das Wasser auf der ganzen Erde viel dünner war als heute. Und durch diese Dünnheit war das Wasser durch die von den Atlantiern verwendete Samenkraft in technische Dienste zu lenken, die heute unmöglich sind. Sie hatten Vorrichtungen, die sie – sozusagen – mit Pflanzensamen heizten, und in denen sich die Lebenskraft in technisch verwertbare Kraft umwandelte. So wurden die in geringer Höhe über dem Boden schwebende Fahrzeuge der Atlantier fortbewegt. Diese Fahrzeuge fuhren in einer Höhe, die geringer war als die Höhe der Gebirge der atlantischen Zeit, und sie hatten Steuervorrichtungen, durch die sie sich über diese Gebirge erheben konnten. Die genannten Fahrzeuge der Atlantier wären in unserer Zeit ganz unbrauchbar. Ihre Verwendbarkeit beruhte darauf, daß in dieser Zeit die Lufthülle, welche die Erde umschließt, viel dichter war als gegenwärtig. [18] (Allerdings) auf technischem Gebiete wird die Zukunft in dieser Beziehung manches Beachtenswerte bringen. [19] Auf kleinen Luftschiffen fuhren die Atlantier dahin über die Erde, nahe der Erde, weil die Luft durchsetzt war von dichten Nebelmassen. Und für dieses Luft-Wassermeer hatten sie ihre kleinen Fahrzeuge, die sie mit der Kraft der sprießenden Pflanze in Bewegung setzten.Als die atlantische Kultur schon im Niedergang war, tauchte die Notwendigkeit auf, auch das Wasser zu befahren (als es dichter war). Und bei den späteren Kulturrassen der atlantischen Zeit entstand der Gedanke an die Schifffahrt, die Eroberung des Wassers. [20]

Die Leiber der Menschen der alten Atlantis bildeten sich nach und nach um, weil tatsächlich die Menschen in Fahrzeugen lebten, die sie unter dem Einflusse von großen Eingeweihten nach den Maßen gebaut hatten, die die Bibel in der Arche Noah beschreibt. Der Mensch lebte auf Fahrzeugen, weil ihm der Eindruck der Abgeschlossenheit in seiner Haut werden mußte. [21] Indem der Mensch dies alles, was als die um ihn herum entstandene Schöpfung (bleibt), (aus sich) absondert, wird er vorbereitet für sein Erdendasein zu einem denkenden Menschen. Die Menschheit war damals nicht so getrennt, wie die Menschen heute sind, in einzelne Individuen. Es war eine allgemeine Menschheit, geistig-seelischer Natur noch, in den Äther sich hereinsenkend. Denn mit dem aus dem Weltenall der Erde zuströmenden Äther kam eben diese allgemeine Menschheit aus dem Weltenall. Die Menschheit kam (auf die Erde und) ging wieder fort zu den anderen Planeten und kam wieder zurück in der atlantischen Zeit. Denn jedesmal, wenn etwas abgesondert war, konnte die Menschheit nicht bei der Erde bleiben, mußte weggehen, um gewissermaßen die inneren Kräfte, die jetzt viel feinerer, seelischer Natur waren, erst zu verstärken. Dann kam sie wiederum herunter. Diese Vorgänge sind also so, daß der Mensch, die Menschheit eigentlich dem Weltenall angehört und sich selbst die Erdenumgebung zubereitet, indem sie ihre Ausscheidungen, die die anderen Naturreiche sind, in den Erdenbereich hereinschickt. [22]

Der Atlantier genoß ein Wasser, das von der in seinem eigenen Körper innewohnenden Lebenskraft ganz anders verarbeitet werden konnte, als dies im heutigen physischen Körper möglich ist. Und daher kam es, daß der Atlantier willkürlich seine physischen Kräfte auch ganz anders gebrauchen konnte als der heutige Mensch. Er hatte sozusagen die Mittel, in sich selbst die physischen Kräfte zu vermehren, wenn er sie zu seinen Verrichtungen brauchte. [23] Die Grundkraft der atlantischen Rasse war das Gedächtnis. Rechnen konnten sie nur wenig. Zum Beispiel drei mal sieben wußten sie aus dem Gedächtnis, nicht aber konnten sie es errechnen. Sie kannten kein Einmaleins. Durch eine besondere Ausbildung der Willenskraft konnten sie auf das Lebendige einen unmittelbaren Einfluß gewinnen, so zum Beispiel auf das Wachstum einer Pflanze. [24] Der gegenwärtige Mensch entschließt sich in Gedanken zu etwas, und dann führt er es aus als die Folge des eigenen Gedankens. Bei den Atlantiern bereitete sich diese Fähigkeit erst vor. Nicht die eigenen Gedanken, sondern die ihnen von höhergearteten Wesenheiten zuströmenden beeinflußten ihren Willen. Dieser wurde also gewissermaßen von außen gelenkt. Die Masse der Menschheit stand unter Führern, die in ihren Fähigkeiten hoch emporragten über sie. Die Weisheit, welche diese Führer besaßen, die Kräfte, welche sie beherrschten, waren durch keinerlei irdische Erziehung zu erlangen. Sie waren ihnen von höheren, nicht unmittelbar zur Erde gehörenden Wesenheiten erteilt worden. Es war daher nur natürlich, daß die große Masse der Menschen diese ihre Führer als Wesen höherer Art empfanden, als «Boten» der Götter. Denn mit den menschlichen Sinnesorganen, mit dem menschlichen Verstande wäre nicht zu erreichen gewesen, was diese Führer wußten und ausführen konnten. Man verehrte sie als «Gottesboten» und empfing ihre Befehle, Gebote und auch ihren Unterricht. Durch Wesen solcher Art wurde die Menschheit unterwiesen in den Wissenschaften, Künsten, in der Verfertigung von Werkzeugen. Und solche «Götterboten» leiteten entweder selbst die Gemeinschaften oder unterrichteten Menschen, die weit genug vorgeschritten waren, in den Regierungskünsten. Man sagte von diesen Führern, daß sie «mit den Göttern verkehrten» und von diesen selbst in die Gesetze eingeweiht werden, nach denen sich die Menschheit entwickeln müsse. Und das entsprach der Wirklichkeit. An Orten, von denen die Menge nichts wußte, geschah diese Einweihung, dieser Verkehr mit den Göttern. Mysterientempel wurden diese Einweihungsorte genannt. Von ihnen aus also geschah die Verwaltung des Menschengeschlechts. [25] Man versetzte die Menschen in einen hypnotischen Schlaf, um ihnen Weisheit beizubringen. Was heute Unrecht ist, das war dazumal etwas ganz Normales. Die heutigen Mantren sind nur schattenhaft gegen das, was dazumal als Tonzusammensetzung in der Adeptenschule angewendet wurde. Dadurch wurde das ersetzt, was der damalige Mensch an Erleuchtungsfähigkeit (gegen früher) verloren hatte. Von dem anderen Menschen, der ein Eingeweihter war, konnte er diese Erleuchtung wieder im hypnotischen Schlaf erhalten, so daß diese Schüler von ihren vorgeschrittenen Mitbrüdern eine Art künstlicher Erleuchtung empfingen, wodurch der Mensch wiederum in jener Welt, die ihn immer umgeben hatte, die Geister am Werke sah, wie vordem, bevor die Menschenseele sich verkörpert hatte. So waren die ersten religiösen Unterweisungen, so wurden die Weltgesetze den Schülern beigebracht. [26]

Der alte Atlantier träumte am Tage und träumte in der Nacht. Die Träume der Nacht entsprachen mehr der Wirklichkeit als die Träume des heutigen Menschen. Und die Träume des Tages waren ein wirkliches Wahrnehmen der geistigen Welt, die um den atlantischen Menschen herum lebte, namentlich in der ersten Zeit der Atlantis. [27]

Eine große Zahl der alten Griechen kannte von Anfang bis zum Ende die homerischen Gesänge. Aber sie memorierten nicht in der Weise, wie wir heute auswendig lernen. Es geschah gewissermaßen eine Wiederholung desjenigen, was in noch stärkerem Maße in der atlantischen Zeit selbst geschehen ist. Das, was vom Mond noch herübergekommen war wie eine Kraft, die fähig macht, wie einen Kometenschweif die traumhaften imaginativen Erlebnisse nachzuziehen, diese Kraft ging gewissermaßen von einer solchen äußeren, im Wechselverkehr mit der Welt sich abspielende Kraft in das Innere über. Durch dieses Übergehen in das Innere entwickelte sich beim atlantischen Menschen das Gedächtnis wie ein erstes Aufleuchten an etwas, was ihm die Welt dazumal wie von selber gab. Und während der atlantischen Zeit brauchte sich wahrhaftig der Mensch nicht sehr anzustrengen, um das Gedächtnis zu entwickeln, denn es war wie ein Hereinfließen desjenigen, was eine Kraft im äußeren Verkehr mit der Welt war, in das Innere des Menschen. Und dieses wiederholte sich für den 4. nachatlantischen Zeitraum. [28]

Als unsere Vorfahren aus der alten Atlantis nach dem Osten hinüberwanderten, da war dieses Ereignis zugleich verknüpft mit dem Verlust des alten Hellsehens und mit dem Erringen der äußeren sinnlichen Wahrnehmung, mit dem Erringen von Fähigkeiten wie Zählen, Rechnen, Urteilen. [29]

In der atlantischen Zeit war vor allen Dingen die Weisheit verbreitet, die man anzuwenden hat, um solche Talente, die bei den Vorfahren da sind, rein durch Vererbung auf die Nachkommen zu übertragen und sie noch bei den Nachkommen zu vermehren. Diese Kunst verstanden ebenfalls die auf dem (alten) Monde nicht vollentwickelten, aber über den Erdenmenschen hinaus entwickelten Menschen der Mondenzeit (Urlehrer). Wie wenn man ein Genie hätte und die Eigenschaften dieses Genies unter gewissen Verhältnissen, die mit allerlei Sternkonstellationen und dergleichen zusammenhängen, auf die Nachkommenschaft veranlagte, so daß sich die geistigen Genieeigenschaften nicht nur vererbten, sondern sogar vergrößerten. Man muß sagen Ungeheures vermochten damals diese höheren Wesen in Menschengestalt. So gab es dazumal in der atlantischen Zeit Gemeinschaften, deren Vorsteher solche Wesen in Menschengestalt waren und die einer grossen Individualität, von der sie haben wollten, daß sie aufs neue auf die Erde komme, zu einer menschlichen Verkörperung dadurch verhalfen, daß sie gewisse Eigenschaften durch Vererbung hervorriefen und dann immer wieder Nachkommen suchten. Dieselbe Individualität wurde also nacheinander auf der Erde erhalten. (Relikte davon sind noch in Tibet vorhanden in den sogenannten Tulkus). [30]

Das Heiraten innerhalb der engsten Blutsbrüderschaft ergab eine solche Blutmischung, daß der Ätherleib für das Geistige empfänglich bleiben konnte. Hätte es der Atlantier versucht, aus dieser Blutsverwandtschaft herauszuheiraten, so würde die Hellseherfähigkeit unterdrückt worden sein; er wäre im astralen Sinne ein Idiot geworden. In der Blutsbrüderschaft zu bleiben war etwas, das Sittlichkeit, Moralität war. Bevor man sein einzelnes Ich recht erfühlte, sagte man überhaupt zu der ganzen Blutsbrüderschaft: Das bin Ich. Der Atlantier erinnerte sich nicht nur an das, was er selbst erlebte, sondern auch an das, was sein Vater, Großvater, Urgroßvater und so weiter bis weit in die Generationen hinauf erlebt hatten, bis hin zum Begründer der Familie. Alles, was von dort herstammend fortlebte, wurde als eine Einheit empfunden. Das wird Ihnen zeigen, wie enorm das Gedächtnis des Atlantiers entwickelt war. Alles beruhte auf dem Gedächtnis. Dieses Gedächtnis ging gerade durch das Durchbrechen der nahen Ehe verloren. [31]

Der Unterricht in der Atlantis war nicht darauf berechnet, das Kind mit Regeln auszurüsten, seinen Verstand zu schärfen. Es wurde ihm vielmehr in anschaulichen Bildern das Leben vorgeführt, so daß es sich später an möglichst viel erinnern konnte, wenn es in diesen oder jenen Verhältnissen handeln sollte. War das Kind erwachsen und kam es ins Leben hinaus, so konnte es sich bei allem, was es tun sollte, erinnern, daß ihm etwas Ähnliches in seiner Lehrzeit vorgeführt worden war. Man erdachte nicht, man erinnerte sich. Eine Autorität war nicht der, welcher viel gelernt hatte, sondern wer viel erlebt hatte und sich daher an viel erinnern konnte. [32]

Jene Fähigkeit, «Ich» zu sich zu sagen, sich als ein selbstbewußtes Wesen zu fühlen, sich als ein «Ich» zu empfinden, was das Wesentliche des heutigen Menschen ausmacht, das ging mit dem Verlassen der physischen Welt für den Atlantier ganz verloren. Indem er sich hinaufbewegte in die geistige Welt, sei es im Schlafe oder in höherem Maße während des Lebens zwischen Tod und einer neuen Geburt, da setzte sich an die Stelle des Ich-Bewußtseins das Bewußtsein: «Ich bin geborgen in den höheren Wesenheiten», «ich tauche gleichsam hinein in das Leben dieser höheren Wesenheiten selber», darin empfand er eine unendliche Seligkeit in diesem Jenseits. [33]

Nur ein schwach ähnliches Bild gibt es, wenn man etwa sagt: In den ersten atlantischen Zeiten – etwa bis zur Mitte der dritten Unterrasse – glich eine Ansiedlung einem Garten, in dem die Häuser sich aufbauten aus Bäumen, die in künstlicher Art mit ihren Zweigen ineinandergeschlungen sind. Was Menschenhand damals erarbeitete, wuchs gleichsam aus der Natur heraus. Und der Mensch fühlte sich ganz und gar mit der Natur verwandt. Daher kam es, daß auch sein gesellschaftlicher Sinn noch ein ganz anderer war als heute. Die Natur ist ja allen Menschen gemeinsam. Und was der Atlantier auf der Naturgrundlage aufbaute, das betrachtete er ebenso als Gemeingut, wie der heutige Mensch nur natürlich denkt, wenn er das, was sein Scharfsinn, sein Verstand erarbeitet, als sein Privatgut betrachtet.

Nicht nur die Menschen, sondern auch die sie umgebende Natur hat sich im Laufe der Zeiten gewaltig verändert. [34] Der atlantische Mensch aß diese oder jene Speise; und indem er sie mit seinem leiblichen Dasein verband, ging in seinem Bewußtsein eine Erkenntnis davon auf, von welchen Elementargeistern dieser Stoff durchdrungen ist. Er schlang also nicht so wie der gegenwärtige Mensch mit großer Bewußtlosigkeit den Stoff hinunter, sondern er war sich bewußt, welche Elementargeistigkeiten er mit sich vereinte, indem er den Stoff mit seinem leiblichen Dasein verband. Der Stoffwechsel war damals zu gleicher Zeit ein Geisteswechsel, ein Elementargeisterwechsel. Und man fühlte, indem man verdaute: es arbeiten geistige Impulse in einem. Das Hinuntergehen in die Dumpfheit des Unbewußtseins, das ist wesentlich eine Errungenschaft des fünften atlantischen Zeitraumes. Das Essen und Verdauen wurde gewissermaßen ungeistiger; es blieb aber immer noch etwas im sechsten Zeitraum, was noch geistiger war: das war das Atmen. Das hielt noch den ganzen sechsten atlantischen Zeitraum an, daß dem Menschen klar war: mit der eingeatmeten Luft nahm er elementargeistige Kräfte ein, und mit der ausgeatmeten atmete er elementargeistige Kräfte aus. Und im letzten Zeitraum nahm dann etwas ab, was bis dahin geblieben war, was später eigentlich nur noch in der Erinnerung lebte: Indem man Töne hörte, Farben sah, war man sich klar, daß darinnen Geistiges lebte, daß geistige Kräfte ins Auge drangen, wenn man Farben sah, und geistige Kräfte in das Innere drangen, wenn man Töne hörte.

Die Menschen haben sich das hellere Bewußtsein erobert, aber auf Kosten ihres geistigeren Bewußtseins haben sie die Durchgeistigtheit ihres Wechselverkehrs mit der äußeren Welt aufgeben müssen. [35] Die menschlichen Krankheiten in ihrer heutigen Form gewannen erst ihre Bedeutung in der nachatlantischen Zeit. [36] In der alten atlantischen Zeit war die Menschengestalt, wenn ich mich so ausdrücken darf, noch weicher. Die Paläontologie wird schwerlich irgendwelche Überreste von wirklichen atlantischen Menschen finden. [37]

Wir unterscheiden innerhalb der atlantischen Bevölkerung sieben Menschenrassen. Von diesen sind fünf in einer aufsteigenden Form der Entwickelung. Die chinesische Bevölkerung stellt in ihrer Hauptmasse in gewisser Beziehung eine Nachkommenschaft dar, die der vierten von den sieben Menschenrassen der atlantischen Bevölkerung entspricht, und daß die mongolische Rasse Asiens eine Nachkommenschaft von der siebenten Unterrasse dieser atlantischen Bevölkerung darstellt. Erst in der dritten Unterrasse, in den Urtolteken, kommt die Sprache mit Deutlichkeit heraus. Da kommt auch eine auf das Gedächtnis gestützte Kultur heraus. Die fünfte Unterrasse, die wir die Ursemiten nennen und die ihren Hauptsitz in dem heutigen Irland hatten, bildete die Keimanlage für unsere gegenwärtige kaukasische oder, wie wir sie auch in der Geisteswissenschaft nennen, arische Menschenrasse. Von dieser, der heutigen jüdischen (semitischen) Bevölkerung sehr unähnlichen, aber wegen gewisser Vorgänge mit Recht semitisch genannten Unterrasse zog ein Teil nach Asien hinüber und bildete die Verstandeskultur aus, welche sich dann über das heutige Europa, das südliche Asien und über die Bevölkerung des nördlichen Afrika verbreitete. (Weiteres siehe unter: Atlantis – Unterrassen). [38]

Zitate:

[1]  GA 129, Seite 134   (Ausgabe 1960, 254 Seiten)
[2]  GA 105, Seite 97   (Ausgabe 1983, 208 Seiten)
[3]  GA 354, Seite 69   (Ausgabe 1969, 246 Seiten)
[4]  GA 93a, Seite 138f   (Ausgabe 1972, 286 Seiten)
[5]  GA 101, Seite 19   (Ausgabe 1987, 288 Seiten)
[6]  GA 104a, Seite 106ff   (Ausgabe 1991, 144 Seiten)
[7]  GA 107, Seite 74   (Ausgabe 1973, 328 Seiten)
[8]  GA 105, Seite 98   (Ausgabe 1983, 208 Seiten)
[9]  GA 109, Seite 238   (Ausgabe 1979, 304 Seiten)
[10]  GA 95, Seite 97   (Ausgabe 1978, 164 Seiten)
[11]  GA 106, Seite 45   (Ausgabe 1978, 180 Seiten)
[12]  GA 254, Seite 260   (Ausgabe 1969, 279 Seiten)
[13]  GA 106, Seite 45   (Ausgabe 1978, 180 Seiten)
[14]  GA 288, Seite 29   (Ausgabe 0, 0 Seiten)
[15]  GA 104, Seite 170   (Ausgabe 1979, 284 Seiten)
[16]  GA 88, Seite 204   (Ausgabe 1999, 256 Seiten)
[17]  GA 11, Seite 26   (Ausgabe 1955, 252 Seiten)
[18]  GA 11, Seite 28ff   (Ausgabe 1955, 252 Seiten)
[19]  GA 94, Seite 163   (Ausgabe 1979, 312 Seiten)
[20]  GA 109, Seite 77f   (Ausgabe 1979, 304 Seiten)
[21]  GA 101, Seite 162   (Ausgabe 1987, 288 Seiten)
[22]  GA 232, Seite 85f   (Ausgabe 1974, 222 Seiten)
[23]  GA 11, Seite 30f   (Ausgabe 1955, 252 Seiten)
[24]  GA 53, Seite 300   (Ausgabe 1981, 508 Seiten)
[25]  GA 11, Seite 44ff   (Ausgabe 1955, 252 Seiten)
[26]  GA 96, Seite 231f   (Ausgabe 1974, 350 Seiten)
[27]  GA 101, Seite 71   (Ausgabe 1987, 288 Seiten)
[28]  GA 170, Seite 199f   (Ausgabe 1964, 276 Seiten)
[29]  GA 101, Seite 17   (Ausgabe 1987, 288 Seiten)
[30]  GA 254, Seite 222ff   (Ausgabe 1969, 279 Seiten)
[31]  GA 100, Seite 127f   (Ausgabe 1981, 276 Seiten)
[32]  GA 11, Seite 27f   (Ausgabe 1955, 252 Seiten)
[33]  GA 107, Seite 46   (Ausgabe 1973, 328 Seiten)
[34]  GA 11, Seite 31ff   (Ausgabe 1955, 252 Seiten)
[35]  GA 174a, Seite 158f   (Ausgabe 1982, 308 Seiten)
[36]  GA 101, Seite 71f   (Ausgabe 1987, 288 Seiten)
[37]  GA 129, Seite 135   (Ausgabe 1960, 254 Seiten)
[38]  GA 54, Seite 145ff   (Ausgabe 1966, 540 Seiten)

Quellen:

GA 11:  Aus der Akasha-Chronik (1904/1908)
GA 53:  Ursprung und Ziel des Menschen. Grundbegriffe der Geisteswissenschaft (1904/1905)
GA 54:  Die Welträtsel und die Anthroposophie (1905/1906)
GA 88:  Über die astrale Welt und das Devachan (1903-1904)
GA 93a:  Grundelemente der Esoterik (1905)
GA 94:  Kosmogonie. Populärer Okkultismus. Das Johannes-Evangelium. Die Theosophie an Hand des Johannes-Evangeliums (1906)
GA 95:  Vor dem Tore der Theosophie (1906)
GA 96:  Ursprungsimpulse der Geisteswissenschaft. Christliche Esoterik im Lichte neuer Geist-Erkenntnis (1906/1907)
GA 100:  Menschheitsentwickelung und Christus-Erkenntnis. Theosophie und Rosenkreuzertum – Das Johannes-Evangelium (1907)
GA 101:  Mythen und Sagen. Okkulte Zeichen und Symbole (1907)
GA 104:  Die Apokalypse des Johannes (1908)
GA 104a:  Aus der Bilderschrift der Apokalypse des Johannes (1907/1909)
GA 105:  Welt, Erde und Mensch, deren Wesen und Entwickelung sowie ihre Spiegelung in dem Zusammenhang zwischen ägyptischem Mythos und gegenwärtiger Kultur (1908)
GA 106:  Ägyptische Mythen und Mysterien im Verhältnis zu den wirkenden Geisteskräften der Gegenwart (1908)
GA 107:  Geisteswissenschaftliche Menschenkunde (1908/1909)
GA 109:  Das Prinzip der spirituellen Ökonomie im Zusammenhang mit Wiederverkörperungsfragen. Ein Aspekt der geistigen Führung der Menschheit (1909)
GA 129:  Weltenwunder, Seelenprüfungen und Geistesoffenbarungen (1911)
GA 170:  Das Rätsel des Menschen. Die geistigen Hintergründe der menschlichen Geschichte (1916)
GA 174a:  Mitteleuropa zwischen Ost und West (1914-1918)
GA 232:  Mysteriengestaltungen (1923)
GA 254:  Die okkulte Bewegung im neunzehnten Jahrhundert und ihre Beziehung zur Weltkultur. Bedeutsames aus dem äußeren Geistesleben um die Mitte des neunzehnten Jahrhunderts (1915)
GA 288:  (Stilformen des Organisch-Lebendigen) (1916-1921)
GA 354:  Die Schöpfung der Welt und des Menschen. Erdenleben und Sternenwirken (1924)