Zählen

Das Zählen hat in der geistigen Welt nicht eigentlich einen Sinn. Da bedeutet die Zahl nichts Besonderes, da ist alles mehr oder weniger Einheit. [1] (Aber auch) die Außenwelt zählt uns gar nichts vor; die Gesetze des Zählens liegen in unserem eigenen Inneren. Aber daß das stimmt, rührt davon her, daß zwischen diesen Anlagen, die da sind in der Außenwelt und unseren eigenen irdischen Gesetzen, ein unterirdischer Zusammenhang ist, ein unterkörperlicher Zusammenhang, und so holen wir die Zahl aus unserem Inneren heraus. Die paßt dann zu dem, was draußen ist. Aber der Weg ist nicht durch unsere Augen, nicht durch unsere Sinne, sondern der Weg ist durch unseren Organismus. Und dasjenige, was wir als Mensch ausbilden, das bilden wir als ganzer Mensch aus. Es ist nicht wahr, daß wir durch die Sinne irgendein Naturgesetz erfassen; wir erfassen es als ganzer Mensch. [2]

Warum können wir denn überhaupt zählen? In Wirklichkeit machen wir es nämlich nicht anders als die Wilden, nur haben die Wilden das mit ihren 5 Fingern gemacht, mit ihren 5 physischen Fingern. Wir zählen auch, nur zählen wir mit den Fingern unseres Ätherleibes und wissen nichts mehr davon (einen Zipfel davon erlebt man so: 5 Objekte kann man auf einen Blick als Fünfe erkennen, bei 6 Objekten schon muß man feststellen, daß es 2 mal 3 Objekte sind). Das spielt sich im Unterbewußtsein ab, da abstrahieren wir. Denn dasjenige, wodurch wir zählen, das ist eigentlich der Ätherleib, und eine Zahl ist noch immer nichts anderes in Wirklichkeit als ein Vergleichen mit demjenigen, was in uns ist. Die ganze Arithmetik ist in uns, und wir haben sie in uns hineingeboren durch unseren Astralleib, so daß sie eigentlich aus unserem Astralleib herauskommt. Wenn wir rechnen drücken wir dasjenige, was durch den Astralleib bewirkt Inspiration von der Zahl, im Ätherleib aus, und dann zählen wir durch den Ätherleib, mit dem wir überhaupt denken. Und darüber muß man sich klar sein, daß es eine tiefe Bedeutung hat, wenn aus den alten Mysterien heraus überliefert wird: Die Götter haben den Menschen nach der Zahl gebildet. Die Welt ist voller Zahl, das heißt alles wird nach der Zahl gebildet, und der Mensch ist nach der Zahl herausgestaltet, so daß unser Zählen in jenen alten Zeiten nicht vorhanden war; aber ein bildhaftes Denken in den Qualitäten der Zahl, das war vorhanden. [3] Der Astralleib zählt, aber zählt differenzierend, zählt den Ätherleib. Er gestaltet ihn zählend. Zwischen dem Astralleib und Ätherleib liegt die Zahl, und die Zahl ist ein Lebendes, ein in uns Wirksames. [4]

Zitate:

[1]  GA 239, Seite 156   (Ausgabe 1963, 276 Seiten)
[2]  GA 205, Seite 198   (Ausgabe 1967, 247 Seiten)
[3]  GA 204, Seite 134f   (Ausgabe 1979, 328 Seiten)
[4]  GA 204, Seite 140   (Ausgabe 1979, 328 Seiten)

Quellen:

GA 204:  Perspektiven der Menschheitsentwickelung. Der materialistische Erkenntnisimpuls und die Aufgabe der Anthroposophie (1921)
GA 205:  Menschenwerden, Weltenseele und Weltengeist – Erster Teil:. Der Mensch als leiblich-seelische Wesenheit in seinem Verhältnis zur Welt (1921)
GA 239:  Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge - Fünfter Band (1924)