Stoffwechsel

Wenn Luzifer nicht den astralischen und den Ätherleib verschoben hätte, so würde der Mensch in der heutigen Weise nicht essen und verdauen und die Stoffe verarbeiten, wie er das tut. Hinter all diesen groben Vorgängen der Nahrungsaufnahme und -verarbeitung haben wir als geistige Kräfte zu sehen das Übergewicht des astralischen Leibes über den Ätherleib. Wunderbar drückt uns diese Tatsache aus, daß durch die Versuchung des Luzifer bewirkt worden ist, was wir nennen können die Vertreibung aus dem Paradiese. Denn im Paradiese sein heißt nichts anderes, als ein geistiges Wesen sein und nicht nötig zu haben, physische Nahrungsmittel aufzunehmen und sie in sich zu verarbeiten. Das ist die Vertreibung aus dem Paradiese, was den weitaus meisten, materialistisch gesinnten Menschen als die höchste Lust erscheint. [1]

Der Stoffwechsel ist nur eine Fortsetzung nach innen desjenigen, was in den Gliedmaßen vor sich geht; und der Stoffwechsel ist der Träger des Willens-elementes. [2] Der Stoffwechsel hinwiederum, der regt an, was wir in der äußeren Bewegung vollziehen. Nur dadurch, daß der Mensch im Stoffwechsel lebt, kann er sich äußerlich bewegen. Der menschliche Stoffwechsel – und auch der tierische – ist ja so geartet, daß des Menschen Seele das, was im Stoffwechsel vor sich geht, verwenden kann, um dadurch Bewegungen hervorzubringen. [3] Wenn nur Herz-, das heißt Sonnenleben wäre, würde der Mensch nichts in sich verarbeiten können von Stoffen. Daß der Mensch einen Stoffwechsel entwickeln kann, das verdankt er lediglich dem Umstande, daß hier das Merkurleben etwas abschwächt das Sonnenleben. So daß aus diesem Grunde die alte Weisheit eingeschaltet sich dachte, als fortwirkend aus dem Kosmos zwischen das Zirkulationsleben und das Stoffwechselleben, das Merkurwesen. Das Merkurwesen schiebt also den Stoff durch den menschlichen Organismus hindurch in die einzelnen Organe hinein. [4] Es spielen die Mondenkräfte in den Stoffwechsel hinein, aber der Stoffwechsel hat seine eigenen Kräfte, das sind die Erdenkräfte. So daß wir sagen können, wenn im Menschen die Kräfte wirken, die in den Substanzen seiner Nahrungsmittel liegen, die Kräfte, die also, sagen wir, in den Vegetabilien oder sonstigen Nahrungsmitteln liegen, so wirken diese Kräfte in ihm durch sich selbst. Sie wirken da als Erdenkräfte, aber in diese Erdenkräfte wirkt dasjenige hinein, was Mondenkräfte sind. Wenn der Mensch bloß den Stoffwechsel mit seinen Kräften in sich hätte, wenn also gewissermaßen die Substanzen seiner Nahrungsmittel nur ihre eigenen Kräfte in seinem Leib fortsetzen würden, nachdem sie aufgenommen sind, dann würde der Mensch ein Chaos sein von allen möglichen Kräften. Daß diese Kräfte immerzu wirken, die menschliche Wesenheit von innen aus zu erneuern, das hängt gar nicht von der Erde ab, das hängt von dem der Erde beigegebenen Mond ab. Von innen heraus wird der Mensch durch den Mond gestaltet. [5] Merkur hat, ich möchte sagen seine Angriffspunkte ähnlich dem Monde mehr im Inneren des Menschen, nur gegenüber dem Antlitz wirkt er von außen; aber er wirkt schon in demjenigen Teil des Menschen, der unter der Herzgegend liegt. Er ist der Vermittler zwischen dem astralischen Leib und den rhythmischen Vorgängen im Menschen. Dadurch greifen die Merkurkräfte ähnlich den Mondenkräften auch ein in den ganzen Stoffwechsel des Menschen, aber nur insofern der Stoffwechsel dem Rhythmus unterliegt, auf die rhythmische Tätigkeit zurückwirkt. [6] Sie können nicht den Stoffwechsel in sich vollbringen, ohne daß von außen sich das ansieht als das Leben der Erde, als das Leben der ganzen Erde. [7] (Weiteres siehe: Dreigliederung des Menschen).

Zitate:

[1]  GA 134, Seite 55f   (Ausgabe 1979, 126 Seiten)
[2]  GA 82, Seite 109   (Ausgabe 1994, 264 Seiten)
[3]  GA 208, Seite 85   (Ausgabe 1981, 220 Seiten)
[4]  GA 208, Seite 95   (Ausgabe 1981, 220 Seiten)
[5]  GA 204, Seite 225   (Ausgabe 1979, 328 Seiten)
[6]  GA 204, Seite 232   (Ausgabe 1979, 328 Seiten)
[7]  GA 190, Seite 196   (Ausgabe 1980, 238 Seiten)

Quellen:

GA 82:  Damit der Mensch ganz Mensch werde. Die Bedeutung der Anthroposophie im Geistesleben der Gegenwart (1922)
GA 134:  Die Welt der Sinne und die Welt des Geistes (1911/1912)
GA 190:  Vergangenheits- und Zukunftsimpulse im sozialen Geschehen (1919)
GA 204:  Perspektiven der Menschheitsentwickelung. Der materialistische Erkenntnisimpuls und die Aufgabe der Anthroposophie (1921)
GA 208:  Anthroposophie als Kosmosophie – Zweiter Teil:. Die Gestaltung des Menschen als Ergebnis kosmischer Wirkungen (1921)