Eiweiß

Nicht direkt wirken die Kräfte des Kosmos auf das Eiweiß (des Hühnereis beispielsweise), sondern indirekt; sie wirken zuerst auf die Erde und die Erde wirkt wiederum mit ihren Kräften, die sie aus dem Kosmos empfängt, zurück auf die Zusammensetzung des tierischen Eiweißes. Höchstens ist der Mond daran beteiligt, aber nur so, daß er zuerst die Kräfte von dem Kosmos empfängt und dann erst mit diesen Kräften, die er von sich ausstrahlt, zurückwirkt auf das tierische Eiweiß. Direkt aus dem Kosmos könnte es nicht entstehen. An dem Aufbau der Eiweißsubstanz sind jene Kräfte beteiligt, die ausgehen von Wesenheiten der Hierarchien der Form, Exusiai. [1]

Wenn man die vollständige Bedeutung des Eiweißes kennenlernen will, so darf man nämlich nicht bloß unter den bedeutenden Ingredienzien des Eiweißes aufführen Wasserstoff, Sauerstoff, Stickstoff und Kohlenstoff, sondern man muß den für das Eiweiß in einer tiefbedeutsamen Weise tätigen Stoff, den Schwefel mit anführen. Denn der Schwefel ist gerade dasjenige innerhalb des Eiweißes, was den Vermittler darstellt zwischen dem überall in der Welt ausgebreiteten Geistigen, zwischen der Gestaltungskraft des Geistigen und dem Physischen. [2]

Alles dasjenige was (im Menschen) hintendiert Eiweiß zu bilden hat immer mit den Stauwirkungen zu tun, (und polar dazu) hat alles dasjenige was metallisch in den menschlichen Organismus eingeführt wird, zu tun mit den Strahlungswirkungen (siehe: Eisenstrahlung des Menschen). [3] Die vier Organsysteme – Harnblase-Nierensystem, Lebersystem, Lungensystem und Herzsystem – spielen eine wesentliche Rolle in der Beziehung des Menschen zum Äußerlichen, Meteorologischen. Was bedeuten denn, intimer genommen, diese vier Organsysteme eigentlich? Diese vier Organsysteme bedeuten nämlich nichts anderes, als daß sie die Schöpfer der Struktur des menschlichen Eiweißes sind. Diese vier Organsysteme sind es die wir studieren müssen. Nicht die molekularisch atomistischen Kräfte des Eiweißes müssen wir studieren, sondern wir müssen die innere Konstruktion des Eiweißes als eine Resultierende desjenigen auffassen, was von diesen vier Organsystemen ausgeht. Wir haben in die Organsysteme hinein das zu verlegen, was die heutige Chemie sucht in der Struktur der Substanzen selber. Es ist menschliches Eiweiß deshalb in unserer irdischen Sphäre gar nicht zu denken in seiner Struktur. Es kann nicht bleiben in seiner Struktur, wenn es nicht unter dem Einfluß dieser vier Organsysteme ist. Es muß diese Struktur unbedingt ändern.

Anders ist das beim pflanzlichen Eiweiß. Dieses steht nicht unter dem Einfluß von solchen vier Organsystemen, wenigstens scheinbar nicht. Es steht unter dem Einfluß von Sauerstoff, Stickstoff, Wasserstoff, Kohlenstoff und dem diese vier vermittelnden Schwefel. Beim pflanzlichen Eiweiß wirken die sich in der Atmosphäre zerstreuenden vier Stoffe dasselbe, was im Menschen Herz, Lunge, Leber und so weiter wirken. [4]

Für eine genauere Beobachtung des menschlichen Organismus liegt die Tatsache vor, daß Pflanzeneiweiß tierisches Eiweiß und insbesondere menschliches Eiweiß neutralisiert, daß sich diese polarisch zueinander verhalten. [5]

Indem man auf die Elemente, die Strukturen bilden, ausgeht, bekommt man überhaupt gar keine Vorstellung davon, was es mit dem Eiweiß, das dem Lebendigen zugrunde liegt, eigentlich für eine Bewandtnis hat. Wenn wir das Eiweiß in der Zelle so charakterisieren, gehen wir eigentlich den verkehrten Weg; denn in Wirklichkeit ist das so, daß die Triebe zum Zusammenhalten, die zum Beispiel in einem Bergkristall oder in einem anderen mineralischen Gebilde die Gestalt herausformen, in ein Chaos hineinkommen, indem sie sich zum Eiweiß bilden. Wir sollten nämlich, wenn wir das Eiweiß betrachten, das Augenmerk nicht darauf richten, wie sich die Gesetze komplizieren, sondern wie sie sich in ihrem gegenseitigen Wechselverhältnis paralysieren, wie sie aufhören, im Eiweiß zu wirken. Da hören die Stoffe auf, sich gegenseitig zu beeinflussen und geraten in einen Zustand hinein, wo sie einem anderen Einfluß zugänglich sind.

Im gewöhnlichen Verhalten des Lebendigen ist dieses Chaotische durch die mineralischen Verhältnisse, die sich im Organismus abspielen, noch etwas zurückgehalten. Bei den Zellen, die wir im Gehirn, in der Lunge, der Leber haben, bei diesen Zellen, indem sie Eiweiß sind, wirkt noch dasjenige, was wir als Nahrungsmittel bekommen, und übt noch seine Kräfte auf sie aus. Da sind sie nicht Chaos. Bei denjenigen Zellen, die dann Fortpflanzungszellen werden, wird das Zellige im Organismus in eine Lage gebracht, daß es geschützt wird vor dem Einfluß der Nahrungsmittel, vor den Kräften, die mit der Nahrung aufgenommen worden sind. Bei den Geschlechtszellen wird es so, daß das Chaos fast vollständig da ist, daß alles Mineralische vollständig vernichtet ist, ruiniert ist als Mineralisches. Jetzt können kosmische Kräfte von allen Seiten hereinwirken, und diese kosmischen Kräfte werden zunächst durch die Befruchtungszellen des anderen Geschlechtes beeinflußt, und dadurch wird dem Ätherischen das Astralische beigemischt. [6]

Das Eiweiß ist diejenige Substanz des lebendigen Körpers, die von seinen Bildekräften in der mannigfaltigsten Art umgewandelt werden kann, so daß, was sich aus der umgeformten Eiweißsubstanz ergibt, in den Formen der Organe und des ganzen Organismus erscheint. Um in solcher Art verwendet werden zu können, muß das Eiweiß die Fähigkeit haben, jede Form, die sich aus der Natur seiner materiellen Teile ergibt, in dem Augenblicke zu verlieren, in dem es im Organismus aufgerufen wird, einer von ihm geforderten Form zu dienen. Diese Bildekräfte sind an den Ätherleib gebunden. Das aufgenommene Eiweiß ist zunächst, wenn es als Nahrungsmittel aufgenommen wird, ein Fremdkörper des menschlichen Organismus. Es enthält die Nachwirkungen der Äthervorgänge desjenigen Lebewesens, aus dem es entnommen wird. Diese müssen ganz von ihm entfernt werden. Es muß in die Ätherwirkungen des menschlichen Organismus aufgenommen werden.

Man hat es daher im Verlaufe des menschlichen Verdauungsvorganges mit zweierlei Eiweißsubstanzen zu tun. Im Beginne dieses Vorganges ist das Eiweiß etwas dem menschlichen Organismus Fremdes. Am Ende ist es dem Organismus Eigenes. Dazwischen liegt ein Zustand, in dem das aufgenommene Nahrungseiweiß die vorigen Ätherwirkungen noch nicht ganz abgegeben, die neuen noch nicht ganz aufgenommen hat. Da ist es fast ganz unorganisch geworden. Es ist da allein unter der Einwirkung des menschlichen physischen Leibes. Dieser, der in seiner Form ein Ergebnis der menschlichen Ich-Organisation ist, trägt in sich unorganische Wirkungskräfte. Er wirkt dadurch auf das Lebendige ertötend. Alles, was in den Bereich der Ich-Organisation kommt, erstirbt. Daher gliedert sich die Ich-Organisation im physischen Leib rein unorganische Substanzen ein. Diese wirken im menschlichen physischen Organismus nicht so wie in der leblosen Natur außerhalb des Menschen; aber sie wirken doch eben unorganisch, d. h. ertötend. Diese ertötende Wirkung wird auf das Eiweiß da ausgeübt, wo in der Verdauungsregion das Trypsin tätig ist, ein Bestandteil des Pankreassaftes. Man möchte sagen, das Eiweiß wird nur für einen Augenblick im menschlichen Organismus leblos. Da wird es aufgenommen in den physischen Leib gemäß der Ich-Organisation. Diese muß nun die Kraft haben, das, was aus der Eiweißsubstanz geworden ist, in den Bereich des menschlichen Ätherleibes überzuführen. Die ätherischen Fremdwirkungen, die ihm vorher anhafteten, treten aus dem Menschen aus.

Es ist nun notwendig, daß der Mensch, um das Nahrungseiweiß gesund zu verdauen, eine so starke Ich-Organisation habe, daß alles für den menschlichen Organismus notwendige Eiweiß in den Bereich des menschlichen Ätherleibes übergehen kann. Ist das nicht der Fall, so entsteht eine überschüssige Tätigkeit dieses Ätherleibes, er bemächtigt sich des Eiweißes, das noch fremde Ätherwirkungen enthält. Diese müssen auf unregelmäßige Art ausgeschieden werden. [7] (siehe: Albuminurie). Die Eiweißstoffe haben, wenn sie nicht vom Körper verarbeitet werden, die Neigung zu faulen. [8]

Zitate:

[1]  GA 145, Seite 31f   (Ausgabe 1976, 188 Seiten)
[2]  GA 327, Seite 64   (Ausgabe 1963, 306 Seiten)
[3]  GA 312, Seite 240   (Ausgabe 1976, 392 Seiten)
[4]  GA 312, Seite 232f   (Ausgabe 1976, 392 Seiten)
[5]  GA 312, Seite 232   (Ausgabe 1976, 392 Seiten)
[6]  GA 302, Seite 124f   (Ausgabe 1978, 142 Seiten)
[7]  GA 27, Seite 54ff   (Ausgabe 1984, 142 Seiten)
[8]  GA 352, Seite 44   (Ausgabe 1967, 196 Seiten)

Quellen:

GA 27:  Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst nach geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen. Von Dr. Rudolf Steiner und Dr. Ita Wegman (1925)
GA 145:  Welche Bedeutung hat die okkulte Entwicklung des Menschen für seine Hüllen (physischer Leib, Ätherleib, Astralleib) und sein Selbst? (1913)
GA 302:  Menschenerkenntnis und Unterrichtsgestaltung (1921)
GA 312:  Geisteswissenschaft und Medizin (1920)
GA 327:  Geisteswissenschaftliche Grundlagen zum Gedeihen der Landwirtschaft (Landwirtschaftlicher Kursus) (1924)
GA 352:  Natur und Mensch in geisteswissenschaftlicher Betrachtung (1924)