Jesus

In einer gewissen Mundart Vorderasiens, in welcher sich besonders diejenigen ausgedrückt haben, aus welchen das Christentum hervorgegangen ist, ist die Übersetzung dessen, was wir bezeichnen würden als «geistigen Heiler», das Wort Jesus. «Jesus» bedeutet im Grunde genommen «geistiger Arzt». Das ist eine ziemlich richtige Übersetzung, namentlich wenn man auf die Gefühlswerte geht. [1]

Jesus wird seinem Ursprunge nach nach Galiläa verlegt. «Galiläer» bedeutet: der «Fremdling», der eigentlich nicht dazugehört; Galiläa bedeutet eine kleine Enklave, wo jemand erzogen werden konnte, der in seinem Volksmilieu nicht nur das Jüdische, sondern alle alten Kulturen aufzunehmen hatte. [2]

Die alten Ägypter, die in dem Osirisnamen noch an ihre Zugehörigkeit zu dem alten Geist der Sonne erinnern, sie sagten: Das Reich des Osiris wird wieder begründet werden auf Erden. – Eine solche Individualität war dazu notwendig wie diejenige, die wir als den Christus erkennen. Während er sich sozusagen immer mehr und mehr aus dem Reiche der Gestorbenen (siehe: Devachan) zurückzog – und wir sehen ihn förmlich auf der Seite jenseits des Lebens verschwinden –, rückt er von der anderen Seite immer mehr heran, bis er in der vierten Epoche sichtbar verkörpert ist in einem Menschenleibe, allerdings in einem Leibe, der ganz besonders dazu präpariert werden mußte. Solch ein Menschenleib wie diejenigen, die ganz bis zum physischen Plane heruntergestiegen sind, konnte das Christus-Prinzip nicht unmittelbar aufnehmen. Dazu war etwas anderes notwendig. Selbst eine Wesenheit wie diejenige, welche wir ansprechen als Jesus von Nazareth, die viele Inkarnationen durchlebt hatte und auf hoher Stufe angelangt war und eine hohe Einweihungsstufe erreicht hatte, selbst sie war nicht etwa bei ihrer Geburt schon fähig, der Träger der Christus-Individualität zu werden. Wohl aber, nachdem sie sich durch ein Leben von 30 Jahren dazu vorbereitet hatte, war sie fähig geworden, die äußeren menschlichen Hüllen, den physischen Leib, den Ätherleib und Astralleib so weit zu läutern und zu reinigen, daß die Individualität des Jesus von Nazareth diese gereinigten Leiber verlassen konnte. Angedeutet wird dieses Verlassen der äußeren Leibeshüllen im Evangelium durch die Johannes-Taufe im Jordan. Da ist es, wo die Wesenheit ausgetauscht wird, wo die Christus-Individualität Besitz ergreift, jetzt nicht von einem gewöhnlichen Menschenleibe, sondern von einem Leibe, der rein, geläutert ist in 30 Jahren. [3]

Bei dieser Taufe, da, wo das bedeutungsvolle Symbol der Taube erscheint über dem Kopfe des Jesus, der nicht bloß inspiriert, sondern unmittelbar intuitiert wird von dem Christus, schießt etwas durch den ganzen Leib des Jesus von Nazareth bis in diejenigen Glieder hinein, welche in der heutigen Menschheitsentwickelung am meisten dem Einflusse des Menschen entzogen sind: bis in die Knochen hinein geschieht etwas. Bis in die Knochen hinein erstreckte sich die Wirkung, als durchglüht und durchfeuert wurde der Leib des Jesus von Nazareth von der Christus-Individualität, von dem hohen Sonnengeiste.

Der Mensch ist heute imstande, seine Hand zu bewegen, aber er hat keine Gewalt, hineinzuwirken in die chemischen Kräfte seiner Knochen, er ist verfestigt in seinen Knochen. Herrschaft über die Kräfte, die Knorpelmasse und Knochenasche zusammenhalten, erhielt als einziger Leib, den es je auf Erden gegeben hat, der Leib des Jesus von Nazareth durch die Intuition des Christus. Das wird uns damit angedeutet, daß durch dieses Beherrschen der Knochen diejenige Kraft in die Welt kam, welche imstande ist, den Tod wirklich zu besiegen in der physischen Materie. Denn die Knochen sind schuld an dem Tode des Menschen; dadurch, daß der Mensch so gestaltet wurde, daß er die feste Knochenmasse sich eingliederte, verstrickte er sich mit dem Mineralischen der Erde. Dadurch wurde ihm der Tod eingeboren, und nicht umsonst wird der Tod durch das Skelett dargestellt. Das ist die lebendige Kraft, die in der Lage ist, die Knochen einst wiederum zurückzuverwandeln, das heißt, allmählich in die Geistigkeit zu führen, was in der künftigen Mission der Erdentwickelung geschehen wird. Daher durfte auch keine fremde physische Macht eingreifen in dieses Knochengewebe: Ihr sollt ihm kein Bein zerbrechen! – Den anderen, die ans Kreuz gehängt wurden, wurden die Beine zerbrochen. [4]

Dreißig Jahre lang hatte der Jesus von Nazareth als Ich in diesem astralischen Leibe gelebt, hatte diesem astralischen Leib mitgeteilt alles, was er in früheren Verkörperungen in sich erlebt und aufgenommen hatte. Wenn der Zarathustra im alten Persien hinaufgeschaut hatte zur Sonne und von Ahura Mazdao gesprochen hatte, so hat sich das dem astralischen Leibe eingeprägt. In diesen astralischen Leib hinein stieg der Christus. War es also nicht ganz natürlich, daß der Christus, wenn er Gedankenbilder brauchte, wenn er Empfindungsausdrücke brauchte, sie nur in dasjenige kleiden konnte, was ihm sein astralischer Leib darbot. Was Wunder also, daß uns in seinen Aussprüchen manches widerklingt von den Ausdrücken, die schon in der alten persischen Einweihung gebraucht worden sind! Denn der Impuls, der in dem Christus war, ging ja auf den Schüler, auf den auferweckten Lazarus über. So spricht gleichsam der astralische Leib des Jesus von Nazareth durch den Johannes in seinem Evangelium zu uns. [5]

Es gab innerhalb des althebräischen Volkes das David-Geschlecht. David hatte zwei Söhne, Salomo und Nathan. Zwei Geschlechterfolgen, die salomonische und die nathanische Linie, stammen also von David ab. Und es lebte als ein Nachkomme aus derjenigen Linie, die wir die nathanische Linie des davidischen Geschlechtes nennen, ein Mann unter dem Namen Joseph in Nazareth. Er hatte zu seiner Gemahlin eine Maria. Und es lebte ein Nachkomme der salomonischen Linie des David-Geschlechtes in Bethlehem, der auch Joseph heißt. Wir haben also zwei Elternpaare im Beginne unserer Zeitrechnung in Palästina; beide tragen den Namen Joseph und Maria. Das eine Elternpaar führt seine Abkunft auf die salomonische Linie, das heißt auf die «königliche Linie»; das andere Elternpaar, diejenige in Nazareth, führt seine Abkunft zurück auf die nathanische Linie, das heißt auf die «priesterliche Linie». Dieses Elternpaar aus der nathanischen Linie ging damals, als das Kind geboren werden sollte, von Nazareth nach Bethlehem wie Lukas sagt – «zur Schätzung». Das schildert uns das Geschlechtsregister des Lukas-Evangeliums. Das andere Elternpaar lebte in Bethlehem; und das wird uns geschildert von dem Schreiber des Matthäus-Evangeliums. Diesem Elternpaar der salomonischen Linie wird ein Kind geboren, das auch Jesus heißt. Die Ichheit des Zarathustra wurde wiederverkörpert in dem Kinde, vom dem uns der Matthäus-Evangelist erzählt. [6] Einige Monate voneinander geschieden also lagen die Geburten der beiden Jesusknaben. Aber sowohl der Jesus des Lukas-Evangeliums wie auch der Johannes (der Täufer) waren doch um so viel später geboren, daß sie der sogenannte bethlehemitische Kindermord nicht treffen konnte. [7]

Es handelte sich nun darum, daß der Zarathustra in der Gestalt des Jesus aus der salomonischen Linie des davidischen Geschlechtes kraftvoll wirken konnte, um in einer verjüngten Gestalt alles der Menschheit wiederzugeben, was er ihr schon früher gegeben hat. Er muß dazu alle Kraft zusammenfassen, die er schon einmal besessen hatte. Daher konnte er auch zunächst nicht in einen Leib hineingeboren werden, der aus der priesterlichen Linie des Hauses David stammte, sondern nur in einen solchen aus der königlichen Linie. – Alles einzelne mußte der Zarathustra jetzt zusammennehmen, was einst an Kräften in ihm war. An die ägyptische und an die althebräische Kultur – an Hermes und an Moses – hatte er abgegeben, was in seinem Astralleibe und in seinem Ätherleibe war. Damit mußte er sich wieder vereinigen. Er mußte gleichsam wieder zurückholen die Kräfte seines Astralleibes aus Ägypten. Ein tiefes Geheimnis tut sich da vor unseren Augen auf: der Jesus der salomonischen Linie des Hauses David, der der wiederverkörperte Zarathustra ist, muß nach Ägypten geführt werden. Denn da sind die Kräfte, die seinem Astralleib und Ätherleib entströmt sind, die er abgegeben hat zuerst an Hermes und dann an Moses (die früher seine Schüler waren). Weil er auf die ägyptische Kultur gewirkt hatte, mußte er gleichsam wieder zurückholen die Kräfte, die er dahin abgegeben hatte. Deshalb die «Flucht nach Ägypten» und das, was geistig geschah, die Aufsaugung aller der Kräfte, die er jetzt brauchte, um kraftvoll der Menschheit in verjüngter Form das wiederzugeben, was er ihr in den verflossenen Zeiten gegeben hatte. So sehen wir, wie der bethlehemitische Jesus, dessen Eltern also früher in Bethlehem ansässig waren, von Matthäus richtig geschildert wird. Nur Lukas erzählt, daß die Eltern seines Jesus in Nazareth ansässig waren, daß sie zur Schätzung nach Bethlehem gingen und daß in dieser kurzen Zeit der Jesus des Lukas dort geboren wurde, worauf dann die Eltern wieder nach Nazareth zurückgingen. Im Matthäus-Evangelium wird nur darauf hingewiesen, daß der Jesus in Bethlehem geboren wird und daß er nach Ägypten geführt werden muß. Erst nach der Rückkehr aus Ägypten siedeln sich seine Eltern in Nazareth an, um den Jesus, der der wiederverkörperte Zarathustra ist, in der Nähe dessen zu haben, der die andere Strömung, den Buddhismus darstellt. So werden im Konkreten die beiden (geistigen) Weltanschauungen zusammengeführt. Wo die Evangelien ganz tief werden, da zeigen sie uns auch in aller Tiefe das, worum es sich handelt. Was bei den Menschen mehr zusammenhängt mit dem Wollen und der Kraft, mit dem königlichen Element, von dem wußten die Menschen, welche die Geheimnisse des Daseins kannten, daß es in der äußeren Vererbung übertragen wird von dem väterlichen Element. Was aber zusammenhängt mit dem innerlichen Element, mit Weisheit und innerer Beweglichkeit des Geistes, das wird übertragen durch das mütterliche Element. Goethe, der so tief in die Geheimnisse des Daseins hineingeschaut hat, deutet uns diesen Zusammenhang in den Worten an:

Vom Vater hab’ ich die Statur,
Des Lebens ernstes Führen,
Vom Mütterchen die Frohnatur
Und Lust zu fabulieren

eine Wahrheit, die Sie so oft in der Welt bestätigt finden können. Die Statur, die äußere Gestalt, was sich in der äußeren Gestalt unmittelbar ausdrückt, und «des Lebens ernstes Führen», was mit dem Charakter des Ich zusammenhängt, das ererbt der Mensch von dem väterlichen Element. Deshalb mußte der salomonische Jesus vor allem von dem väterlichen Element die Kraft erben, weil immer seine Mission war die Überführung dessen in der Welt, was die Welt im Raume an göttlichen Kräften umstrahlt. Das drückt der Schreiber des Matthäus-Evangeliums so großartig aus, wie man es nur ausdrücken kann. Daß sich eine besondere Individualität verkörpern wird, das wird aus der geistigen Welt heraus als ein bedeutsames Ereignis verkündet, und es wird nicht der Maria, sondern dem Vater, dem Joseph, verkündet (Matthäus I, 20–21). Auf den Jesus aus der nathanischen Linie gingen über die innerlichen Eigenschaften, die sich von der Mutter vererben. Daher mußte der Jesus des Lukas-Evangeliums der Mutter verkündet werden, und wir sehen auch im Lukas-Evangelium die Verkündigung an die Mutter geschehen (Lukas I, 26–38). [8]

Das Schicksal des nathanischen Jesusknaben feierte man im Adonisdienst. Und es war welthistorisches Karma, daß an der Stätte, an der die Bibel mit einem gewissen Rechte die Geburt des Jesusknaben stellt, daß in Bethlehem vorher ein Adoniskultus verrichtet wurde. [9] Im Lukas-Evangelium wird darauf hingewiesen, daß der Vater des Jesus der Heilige Geist ist. [10]

Das Prinzip, durch das man mehr seinem Volk angehörte, durch das man sich mehr der Allgemeinheit eingliederte, schrieb man der Vererbung durch die Mutter zu. Nun war aber durch den Christus-Impuls eine neue Anschauung gekommen, eine Anschauung, daß dieser Geist, von dem man früher gesprochen hat, dieser Volksgeist abgelöst werden sollte von einem ihm zwar verwandten, aber viel höher wirkenden Geist, von einem solchen Geiste, der sich verhält zu der ganzen Menschheit, wie sich der alte Geist verhalten hat zu den einzelnen Völkern. Dieser Geist sollte der Menschheit mitgeteilt werden und sie erfüllen mit der inneren Kraft, die da sagt: Ich fühle mich nicht mehr bloß angehörig einem Teile der Menschheit, sondern der ganzen Menschheit. Diese Kraft, die also ausgoß das allgemein Menschliche über die ganze Menschheit, schrieb man dem Heiligen Geist zu. So erhöhte sich der Geist, der sich aussprach in der Kraft, welche vom Volksgeist in die Mütter floß, vom Geist zum Heiligen Geist. Derjenige, der den Menschen die Kraft bringen sollte, das allgemein Menschliche immer mehr und mehr im Erdendasein auszubilden, der konnte nur wohnen, als der Erste, in einem Leibe, der vererbt war im Sinne der Kraft des Heiligen Geistes. Die aber empfing als Verkündigung die Mutter des Jesus. Und im Sinne des Matthäus-Evangeliums hören wir, wie bestürzt Joseph ist – von dem uns gesagt wird, er sei ein frommer Mann, das heißt aber im Sinne des alten Sprachgebrauches ein solcher, der nur glauben konnte, wenn er einmal ein Kind haben werde, dann werde es herausgeboren sein aus dem Geiste seines Volkes –, als er erfährt: die Mutter seines Kindes ist erfüllt, ist «durchdrungen», denn so hat das Wort seine richtige Bedeutung in unserem Sprachgebrauch, von der Kraft eines Geistes, der nicht bloß Volksgeist ist, sondern der Geist der allgemeinen Menschheit! Und er glaubt nicht, daß er mit einer Frau Gemeinschaft haben könnte, die ihm ein Kind gebären könnte, das in sich trägt den Geist der ganzen Menschheit und nicht den Geist, zu dem er in seiner Frömmigkeit gehalten hat. Da wollte er sie denn, wie gesagt wird, «heimlich verlassen». Und erst nachdem ihm auch aus den geistigen Welten eine Mitteilung gegeben worden war, die ihm Kraft gab, konnte er sich entschließen, einen Sohn zu haben von jener Frau, die durchdrungen und erfüllt war von der Kraft des Heiligen Geistes. [11]

So sehen wir zwei Jesuskinder heranwachsen, einmal der Sohn des nathanischen Elternpaares Joseph und Maria, und wir sehen diesen Sohn geboren werden von einer jungen Mutter – im Hebräischen würde man das Wort Alma dafür gebraucht haben –, denn das, was als eine junge Seele wirken sollte, mußte von einer ganz jungen Mutter geboren werden. Mit diesem Sohne wohnte das Elternpaar nach der Rückkehr aus Bethlehem wieder in Nazareth. Sie hatten keine anderen Kinder. Es war der Mutter aufgespart, einzig und allein die Mutter dieses Jesus zu sein. – Dann haben wir den Jesus des Elternpaares Joseph und Maria aus der salomonischen Linie. Nachdem dieses Elternpaar aus Ägypten zurückgekehrt und nach Nazareth übergesiedelt war, bekam es noch eine Reihe von Kindern, die Sie im Markus-Evangelium angeführt finden: Simon, Judas, Joseph, Jakobus und auch zwei Schwestern (Markus 6, 3). [12] In unmittelbarer Nachbarschaft und unter den freundschaftlichen Beziehungen der Eltern wuchsen die beiden Kinder heran und entwickelten sich beide ungefähr bis zu ihrem 12 Jahre. [13] (Weiteres siehe: Jesus nathanischer; Jesus salomonischer).

In Mailand gibt es in der Chiesa di Sant’ Ambrogio ein Bild von Borgognone, da ist nämlich die Mutter Jesus darauf und zwei Knaben, wovon der eine nicht Johannes ist, denn den Johannes kennt man aus all den Bildern, wo der Jesus und der Johannes gleichzeitig sind, sondern da sind zwei Knaben darauf, die einander ziemlich ähnlich sehen, aber doch nicht Brüder sein können, denn sie sehen sich ähnlich und doch wiederum nicht ähnlich. Es ist ziemlich klargemacht, daß das zwei kleine Freunde sind. Dieses Bild ist in verhältnismäßig späten Jahrhunderten entstanden; aber als man noch gewußt hat, daß es zwei Jesusknaben gibt, hat ein italienischer Maler die zwei Jesusknaben auf ein Bild gemalt. [14]

Als noch mehr von der alten Weisheit wenigstens nachsickerte, so tröpfchenweise nachsickerte, wollte man noch mehr Wert legen auf die Erscheinung des Christus Jesus auf der Erde, auf das Eintreten in die großen Weltereignisse, und da hatte man am «Dreikönigsfest» das Erscheinungsfest des Herrn (Epiphanias) festgesetzt, das der 6. Januar ist. Das hängt mehr mit dem salomonischen Jesus zusammen, mit demjenigen Jesus, der als ein König eingetreten ist, der aus königlichem Geschlecht eingetreten ist. Den begriff man auch mehr durch dasjenige, was königlich-magische Weisheit war. Dagegen der andere, der nathanische Jesus, der eigentlich nichts von dem, was auf der Erde geschehen war, in seiner Substanz an sich hatte, wurde so recht auf diese Winterszeit verlegt, die jetzt das Weihnachtsfest ist.

Daß zwei Geburtsfeste empfunden wurden – das ist dem ganz erklärlich, der von zwei Jesusknaben sprechen kann. Sogar die Art und Weise, wie man über den Jesus gedacht hat, ist eigentlich in zwei Fassungen vorhanden. Die eine bezieht sich mehr auf den Jesus, der hereintrat, ohne daß er vorher mit dem in Zusammenhang getreten ist, was durch Nationen und Stände und Rasse menschliche Differenzierungen auf der Erde hervorgerufen hat: kann verstanden werden durch das einfachste Volksempfinden – der nathanische Jesus. Der salomonische Jesus ist mehr zu begreifen durch dasjenige, was himmlische Weisheit ist, durch eine Weisheit, durch die durchsickert dasjenige, was von der alten magischen Weisheit so tröpfchenweise geblieben ist. [15]

Zitate:

[1]  GA 123, Seite 192   (Ausgabe 1959, 264 Seiten)
[2]  GA 93a, Seite 259   (Ausgabe 1972, 286 Seiten)
[3]  GA 105, Seite 173f   (Ausgabe 1983, 208 Seiten)
[4]  GA 105, Seite 175f   (Ausgabe 1983, 208 Seiten)
[5]  GA 112, Seite 144   (Ausgabe 1959, 292 Seiten)
[6]  GA 114, Seite 101f   (Ausgabe 1955, 225 Seiten)
[7]  GA 114, Seite 106   (Ausgabe 1955, 225 Seiten)
[8]  GA 114, Seite 112ff   (Ausgabe 1955, 225 Seiten)
[9]  GA 149, Seite 73   (Ausgabe 1960, 120 Seiten)
[10]  GA 103, Seite 171   (Ausgabe 1962, 224 Seiten)
[11]  GA 118, Seite 171f   (Ausgabe 1977, 234 Seiten)
[12]  GA 114, Seite 117   (Ausgabe 1955, 225 Seiten)
[13]  GA 114, Seite 118   (Ausgabe 1955, 225 Seiten)
[14]  GA 349, Seite 212   (Ausgabe 1961, 264 Seiten)
[15]  GA 165, Seite 57f   (Ausgabe 1981, 240 Seiten)

Quellen:

GA 93a:  Grundelemente der Esoterik (1905)
GA 103:  Das Johannes-Evangelium (1908)
GA 105:  Welt, Erde und Mensch, deren Wesen und Entwickelung sowie ihre Spiegelung in dem Zusammenhang zwischen ägyptischem Mythos und gegenwärtiger Kultur (1908)
GA 112:  Das Johannes-Evangelium im Verhältnis zu den drei anderen Evangelien, besonders zu dem Lukas-Evangelium (1909)
GA 114:  Das Lukas-Evangelium (1909)
GA 118:  Das Ereignis der Christus-Erscheinung in der ätherischen Welt (1910)
GA 123:  Das Matthäus-Evangelium (1910)
GA 149:  Christus und die geistige Welt. Von der Suche nach dem heiligen Gral (1913/1914)
GA 165:  Die geistige Vereinigung der Menschheit durch den Christus-Impuls (1915/1916)
GA 349:  Vom Leben des Menschen und der Erde. Über das Wesen des Christentums (1923)