Christus Leben
► Austreibung der Dämonen und Heilung der Kranken

Und so geschah es, daß der Christus Jesus, nachdem er Luzifer besiegt und nur einen Stachel zurückbehalten hatte von Ahriman, bei den Menschen, die unter Ahrimans Herrschaft waren, dasjenige bewirken konnte, was immer in der Bibel geschildert wird als die Austreibung der Dämonen und Heilung der Kranken.Viele von den Dämonen die er gesehen hatte, als er wie tot auf dem heidnischen Opferaltar gelegen hatte (siehe in: Jesus von Nazareth), wichen jetzt von den Leuten, wenn er als Christus Jesus den Menschen gegenübertrat. Denn so wie Luzifer und Ahriman in ihm ihren Gegner sahen, so sahen auch die Dämonen in ihm ihren Gegner. Und als er so durch das Land zog, da mußte er durch das Verhalten der Dämonen in den Menschenseelen oft und oft an dazumal denken, wie er dort am alten Opferaltar gelegen hatte, wo statt der Götter die Dämonen waren, und wo er nicht den Dienst verrichten konnte. Und er fühlte, wie jetzt keine Menschen mehr da waren, die hören konnten die Stimme der alten Propheten und die Botschaft der Zarathustra-Weisheit. Jetzt wußte er, daß das Leben im täglichen Brote es ist, das die Menschen von den Himmeln getrennt hat, das die Menschen in den Egoismus treiben und Ahriman zuführen muß. [1]

Was wäre mit der Erde geschehen, wenn das Mysterium von Golgatha nicht gekommen wäre? Der physische Leib würde sich in der Erde auflösen, der Ätherleib würde im Äthermeere verschwimmen, und der Astralleib würde übergehen in die astralische Welt, aber das Ich wäre verdorben, das Ich müßte sein Ende erreicht haben in irgendeiner Verkörperung, das Ich könnte nicht durch die Pforte des Todes gehen. Das ist das Geheimnis der Erdentwickelung, daß, bevor unsere Zeitrechnung begonnen hat, der Mensch etwas übrig behielt, was er noch durch die Pforte des Todes hindurch retten konnte. Das war die große Furcht der Dämonen, als sie den Christus erkannten, der auf die Erde gekommen war. Sie hatten gedacht, die Herrschaft nun antreten zu können und das menschliche Ich von der Erde austilgen zu können. Es ist das deutlich im Evangelium ausgedrückt, wie die Dämonen sich gebärdeten, als sie erkannten, wer da gekommen ist. Denn sie wußten, ihr Weltenplan ist durchkreuzt, sie hatten gehofft – aus den Sphären, aus denen sie hervorgegangen sind, konnten sie das hoffen –, nun die Herrschaft der Erde in die Hand zu nehmen. [2]

Christus brauchte sich nicht erst zu entwickeln, aber das, was entwickelt werden mußte durch den Christus, das war, wenn auch schon geläutert und veredelt, der Leib des Jesus von Nazareth. Den mußte er von Stufe zu Stufe führen. In diesen Leib sollten ja hineingegossen werden die Kräfte, die in der nächsten Zeit zur Geltung kommen sollten. [3] Es kam eine Zeit, wo in der dreifachen Hülle des Jesus von Nazareth der Ätherleib freier, loser gemacht wurde gegenüber dem physischen Leib.

Dadurch erhielt er eine größere Herrschaft über den physischen Leib. Er konnte sozusagen in diesem physischen Leib noch stärkere Werke verrichten als vorher, das heißt, er konnte wirklich bis in den physischen Leib hinein starke Kräfte gebrauchen. Die Anlage dazu war gegeben mit der Johannes-Taufe. Jetzt sollte diese Anlage noch ganz besonders ausgebildet werden. [4]

Was vom Christus Jesus ausging, konnte in zweierlei Weise wirken: auf die Außenstehenden so, daß sie seine Worte hörten und eine Art Theorie mit seinen Worten empfingen; auf die anderen, die seine Kraft miterlebt hatten und die er sich auserwählt hatte, weil er auf sie, wegen ihres besonderen Karmas, seine Kraft übertragen konnte, auf sie wirkte seine Kraft so, daß sie aus ihrer Seele Imaginationen herauslöste, Erkenntnisse, die in einer gewissen Weise eine Stufe höher in die höheren Welten hinaufweisen. Das ist in dem Ausdruck gegeben «die Äußeren hören nur Gleichnisse» – das heißt, bildliche Ausdrücke für das Geschehen in der geistigen Welt – «ihr aber vernehmt das, was die Gleichnisse bedeuten, ihr vernehmt die Sprache, die euch in die höheren Welten hinaufleitet.» [5]

Zitate:

[1]  GA 148, Seite 90f   (Ausgabe 1980, 342 Seiten)
[2]  GA 343, Seite 180f   (Ausgabe 1993, 674 Seiten)
[3]  GA 112, Seite 193   (Ausgabe 1959, 292 Seiten)
[4]  GA 112, Seite 194   (Ausgabe 1959, 292 Seiten)
[5]  GA 123, Seite 195   (Ausgabe 1959, 264 Seiten)

Quellen:

GA 112:  Das Johannes-Evangelium im Verhältnis zu den drei anderen Evangelien, besonders zu dem Lukas-Evangelium (1909)
GA 123:  Das Matthäus-Evangelium (1910)
GA 148:  Aus der Akasha-Forschung. Das Fünfte Evangelium (1913/1914)
GA 343:  Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, II. Spirituelles Erkennen – Religiöses Empfinden – Kultisches Handeln (1921)