Brunetto Latini

Freund und Lehrer Dantes. Ein Initiierter. Das erste, was er (bei seiner Initiation) kennenlernte, waren die Seelenkräfte. [1]

Wenn wir einen leisen Sonnenstich bekommen, so bekommen wir eine Wirkung aus dem überall in der feinsten Weise in unserer Umgebung im Kosmos dosiertes Merkur. Diese Wirkung hat Brunetto Latini bekommen. Dadurch hat er in einer Zeit, in der sonst es dem Menschen unmöglich war, so an die geistige Welt heranzutreten, die Möglichkeit bekommen, an diese geistige Welt heranzutreten. [2]

Die nächste Stufe, die man dann erlebt, ist diejenige der vier Temperamente. Und erst wenn man durch die Temperamente durchgegangen ist, kommt man zu dem, was man im okkulten Sinne die fünf Sinne nennen kann. Und dann erst, wenn man durch diese Region durchgegangen ist, kommt man in die Region der vier Elemente. Dadurch lernt man kennen, was in dieser Region der Elemente selber als Geistiges lebt: also die verschiedenen Arten von Naturgeistern und diejenigen Wesenheiten, die zu den an die Menschen zunächst angrenzenden Hierarchien gehören. Dann kommt man weiter, kommt in die Region der sieben Planeten hinein. Da ist man schon weiter draußen, da lernt man schon dasjenige kennen, was schöpferisch mit uns verbunden ist im großen Universum. Und dann hat man, wie es immer genannt worden ist, Okeanos, den Ozean, zu durchschreiten. [3] Dies alles unternimmt nun Brunetto Latini; er erzählt, wie er jeden dieser Schritte unternommen hat auf das Geheiß der Frau, die ihm in seiner imaginativen Erkenntnis erscheint. Und die Frau (Natura) gibt ihm Anweisungen wie er kommt zur Philosophie, zu den vier menschlichen Tugenden, und zur Erkenntnis des Gottes der Liebe. [4]

Alte Eingeweihte beschrieben diese Frau, die lebendige, schaffende Natur als die Beraterin des Nus, des die Welt durchschaffenden Verstandes, der die Welt als Nus durchsetzenden, weisheitsvollen Vernunft, und sie nennen diese Frau eine Verwandte der Urania. Während Nus draußen im Kosmos beraten wird von Urania, wird er in unseren irdischen Gegenden beraten von der Natura. Wir finden in älteren Zeiten diese Frau wieder in Proserpina, in der Persephone, die der Mutter Demeter das Gewand webt. So verändern sich die Imaginationen im Verlaufe der Jahrhunderte, aber aus all diesen Imaginationen müssen wir entnehmen, daß das, was im fortlaufenden Strom der Menschheit gewirkt hat, eben die Geheimnisse der Initiation sind. [5]

Zitate:

[1]  GA 161, Seite 51f   (Ausgabe 1980, 292 Seiten)
[2]  GA 243, Seite 106f   (Ausgabe 1983, 246 Seiten)
[3]  GA 161, Seite 53f   (Ausgabe 1980, 292 Seiten)
[4]  GA 161, Seite 55f   (Ausgabe 1980, 292 Seiten)
[5]  GA 161, Seite 58   (Ausgabe 1980, 292 Seiten)

Quellen:

GA 161:  Wege der geistigen Erkenntnis und der Erneuerung künstlerischer Weltanschauung (1915)
GA 243:  Das Initiaten-Bewußtsein. Die wahren und die falschen Wege der geistigen Forschung (1924)