Christus Leben
► Heilung des Kranken in Bethesda

Unmittelbar nach dieser Erzählung im Johannes-Evangelium folgt diejenige von der Heilung des Kranken in Bethesda. Mit dem Teich mit den fünf Hallen ist angedeutet der fünfte nachatlantische Zeitraum, mit alledem, was in ihm lebt an Kräften der vorangehenden Kulturperioden. Krank sind die Menschen, die da liegen, sie haben nicht das richtige Verhältnis zur geistigen Welt, sie sind zu tief der Materie verfallen. Von Zeit zu Zeit steigt ein Engel herab, der das Wasser berührt: eine neue Offenbarung aus den geistigen Welten heilt diejenigen, welche dieser am nächsten stehen, doch hilft sie nicht mehr den später Kommenden.

Und so war ein Mensch da, der hatte 38 Jahre gewartet, ohne zeitig an das Wasser herangekommen zu sein. 38 Jahre sind zwei mal 19 Jahre und dies ist die Zeit, nach der sich Sonne, Mond und Erde wiederum in demselben Verhältnis zueinander befinden, oder mit anderen Worten, die Zeit, in der das Denken, Fühlen und Wollen des Menschen alle möglichen Schattierungen in ihrem Verhältnis zueinander durchgemacht haben. So steht die Zeit von 19 Jahren für eine Inkarnation, und die 38 Jahre deuten hin auf die zwei Inkarnationen, welche die Menschen seit der Erscheinung des Christus Jesus im Durchschnitt erlebt haben und die uns hinaufbringen bis in unsere Zeit, wo eine erneute Christus Offenbarung von der geistigen Welt aus stattfinden wird (siehe: Christus Äthererscheinung). Der Christus heilt diesen Kranken nicht dadurch, daß er ihn in das Wasser läßt, wenn der Engel herabsteigt, sondern er spricht zu ihm die Worte: «Stehe auf, nimm dein Bett, und gehe hin!», das heißt, er macht in dem Menschen diejenige Kraft stark, welche die Krankheit überwinden kann. Aber der Mensch wußte nicht, wer ihn geheilt hatte, «denn der Christus Jesus war entwichen, da so viel Volk an dem Orte war.» Der Christus hatte zwar in ihm gewirkt, doch wußte der Mensch nicht davon in seinem Oberbewußtsein. So war es ja die ganze Zeit seit dem Mysterium von Golgatha bis in unsere Tage. Aber darnach «fand ihn Jesus im Tempel und der Mensch ging hin und verkündete, es sei Jesus, der ihn gesund gemacht habe.» Nun wußte er, daß das Wort wahr ist, welches der Christus Jesus zu den Juden sprach: «Mein Vater wirket bisher und ich wirke auch». Und weiter sagt der Christus: «Es kommt die Stunde und ist schon jetzt, daß die Toten werden die Stimme des Sohnes Gottes hören, und die sie hören werden, die werden leben», die Stunde, welche jetzt in unserer Gegenwart schlagen wird, die Stunde, wo der Christus das Richteramt über die Toten übernehmen und der Herr des Karma werden wird. So deutet in mannigfacher Weise diese Erzählung von der Heilung des Kranken zu Bethesda auf unsere Zeit hin. [1]

In eigentümlicher Weise ist in das Lukas-Evangelium hineingeheimnißt eine Parabel, die hinweist auf die geistigen Verhältnisse des sechsten nachatlantischen Zeitraumes. Wir haben gesehen, daß dieser Zeitraum, der die Auferstehung des zweiten nachatlantischen Zeitraumes bedeutet, von dem Christus Jesus vorbereitet wird dadurch, daß er den Lazarus auferweckt. Und im Lukas-Evangelium erzählt der Christus Jesus, unmittelbar nachdem er vom Guten und Bösen, von «dem Gott dienen und dem Mammon dienen» gesprochen hat, eine Parabel. Er erzählt: Es war ein reicher Mann und auch ein armer mit Namen Lazarus. Diesemgeht es schlecht auf der Erde, aber nach seinem Tod gelangt er in Abrahams Schoß, während der Reiche, der im Überfluß lebte, in die Hölle kommt. So trennt sich in der sechsten Kulturperiode das Gute von dem Bösen und spielt sich dasjenige, was die wahren Verhältnisse angibt, in der geistigen Welt ab. Mit dem Namen des Armen aus der Parabel wird hingedeutet auf den Zusammenhang mit dem Lazarus des Johannes-Evangeliums. Und daß wir es mit der sechsten nachatlantischen Kulturperiode zu tun haben, drückt in der Parabel der Reiche aus, indem er sagt: «ich habe noch fünf Brüder», die dann auch alle unbekehrt sind. Sie sind derjenige Teil der Menschheit, der im sechsten Zeitraum noch nicht den Christus in sich aufgenommen hat und der daher dem Bösen verfallen muß.

Die siebente Kulturperiode wird nicht mehr im besonderen erwähnt, da diese schon angegeben ist in dem Verhältnis, das besteht zwischen dem blutflüssigen Weibe und dem zwölfjährigen Mädchen (Töchterchen des Jairus). Das Weib ist schon geheilt als das Mädchen auferweckt wird; das eine kann nicht ohne das andere geschehen. In solcher und ähnlicher Weise (siehe zum Beispiel: Apokalypse) haben die Evangelienschreiber den geschichtlichen Verlauf der Menschheitsentwickelung in ihre Schriften hineingeheimnißt. [2]

Zitate:

[1]  GA 264, Seite 235f   (Ausgabe 1984, 476 Seiten)
[2]  GA 264, Seite 236f   (Ausgabe 1984, 476 Seiten)

Quellen:

GA 264:  Zur Geschichte und aus den Inhalten der ersten Abteilung der Esoterischen Schule 1904 bis 1914. Briefe, Rundbriefe, Dokumente und Vorträge (1904-1914)