Christus-Äthererscheinung dessen Form

Die Christus-Individualität war nur drei Jahre auf Erden, in dem Körper des Jesus von Nazareth, und kommt nicht wieder in einem physischen Leibe; nur in der fünften Kulturperiode im Ätherleibe, in der sechsten Kulturperiode im Astralleibe, und wieder weiter, in der siebenten Kulturperiode, in einem großen kosmischen Ich, das gleich einer großen Gruppenseele der Menschheit ist. Und wie beim einzelnen Menschen das menschliche Ich der Mittelpunkt ist seiner weiteren Entwickelung, so ist nachher für die ganze Menschheit das Christus-Ich, das in ihre astralischen und Ätherleiber gesenkte Ich, dasjenige, was weitergeht, um in der folgenden planetarischen Entwickelung das Jupiterdasein zu beseelen. [1] Der Christus wird wiedererscheinen deshalb, weil die Menschen sich zu ihm hinaufheben werden im Äthersehen. [2] Dadurch wird auch das Zusammenleben zwischen denen, die hier auf dem physischen Plan verkörpert sind, und den Seelen, die in der geistigen Welt schon sind, ein immer bewußteres werden. [3]

Es werden eine Anzahl von Menschen noch vor Ablauf des 20. Jahrhunderts das Christus-Erlebnis, wie es Paulus vor Damaskus hatte, wiedererleben und werden keine Evangelien und Urkunden brauchen, wie auch Paulus nichts brauchte, um von dem Christus zu wissen. Sie werden durch das innerliche Erleben wissen, wie es um den Christus steht, der da erscheinen wird aus den ätherischen Wolken heraus. [4] Dies ist der einzige ätherische Leib der wirken kann in der physischen Welt wie sonst ein physischer Menschenleib wirkt. Er wird sich von einem physischen Leib nur dadurch unterscheiden, daß er sozusagen an zwei, drei, ja an hundert und an tausend Orten zu gleicher Zeit sein kann, was nur einer ätherischen Gestalt möglich ist. Durch diesen Fortschritt der Menschheit wird bewirkt, daß die zwei Pole, der intellektuelle und der moralische Pol immer mehr eins werden, zu einer Einheit verschmelzen. Das werden sie dadurch, daß die Menschen immer mehr lernen werden im Verlaufe der nächsten Jahrtausende, den ätherischen Christus in der Welt zu betrachten. Sie werden immer mehr durchdrungen werden auch bei Tag von der direkten Wirkung des Guten in den geistigen Welten. Während jetzt der Wille bei Tag schläft und der Mensch im Grunde genommen nur indirekt durch Vorstellungen wirken kann, wird es im Verlauf der nächsten Jahrtausende immer mehr geschehen, daß durch dasjenige, was von unseren Tagen an hereinwirkt und dem der Christus vorsteht, des Menschen Wirken auch im Tageszustand direkt verbessert werden kann. Und in Zukunft werden nur jene Menschen unmoralisch sein können, die im Unmoralischen Hilfe bekommen, die von bösen Dämonen, von ahrimanischen, asurischen Mächten besessen werden und diese Besessenheit erstreben. [5] Die Mittel der orientalischen Mystik reichten nicht aus, um sich dies vorzustellen, aber was als Gefolgschaft dieses Ereignisses auftritt, das konnten sie sich vorstellen: Es wird etwas kommen, was möglich machen wird, daß durch eine geläuterte moralische Atmosphäre der Erde, die Licht- und Feuersöhne, nicht in physisch verkörperter Gestalt, sondern als reine Akasha-Gestalten innerhalb der moralischen Atmosphäre der Erde herumwandeln werden. Dann wird aber auch der Lehrer da sein, der Maitreya Buddha, der dreitausend Jahre nach unserer Zeit auftreten wird, der den Menschen den Christus-Impuls wird lehren können. [6]

Der Okkultist kann geradezu darauf hindeuten, wie seit dem Jahre 1909 ungefähr in deutlich wahrnehmbarer Weise sich vorbereitet dasjenige, was da kommen soll. Es ist heute möglich, wenn es nur gesucht wird, dem Christus ganz nahe zu sein, den Christus in ganz anderer Art zu finden, als ihn frühere Zeiten gefunden haben. [7] Der Christus hat noch ganz anderes vor mit seinen Menschenkindern. Er hat vor, daß das Reich, von dem er gesagt hat «Mein Reich ist nicht von dieser Welt», wirklich in diejenigen Teile der Menschenwesenheit einziehe, die selber nicht von dieser Welt sind. Denn in jedem von uns liegt der Teil des Menschen, der nicht von dieser Welt ist. Der Christus ist bei uns alle Tage bis ans Ende der Erdenzeiten. Seine Sprache sollen wir lernen. Und durch die Sprache – und scheint sie noch so abstrakt zu sein –, durch die wir von Saturn, Sonne, Mond und Erde und auf der Erde von verschiedenen Perioden und verschiedenen Zeiten und von verschiedenen anderen Geheimnissen der Entwickelung hören, durch diese sogenannte Lehre lernen wir uns selber eine Sprache, in die wir die Fragen gießen können, die wir stellen an die geistige Welt. Und wenn wir lernen, so recht in der Sprache dieses geistigen Lebens innerlich zu sprechen, dann wird sich entwickeln, daß der Christus neben uns steht und uns Antwort gibt. [8]

Ebenso wie sich der Erlöser der Welt während der drei Jahre nach der Jordantaufe in einem menschlichen Leibe offenbarte, obgleich dieses Christus-Wesen von so außerordentlicher Hoheit war, so offenbart es sich seit jener Zeit in direkter Weise als ein Angeloiwesen, ein geistiges Wesen, das eine Stufe höher steht als die Menschenwesen. Das Christus-Wesen ist mehr als ein Angelos; das ist nur seine äußere Gestalt. [9]

Zitate:

[1]  GA 130, Seite 52   (Ausgabe 1962, 354 Seiten)
[2]  GA 118, Seite 28   (Ausgabe 1977, 234 Seiten)
[3]  GA 118, Seite 33   (Ausgabe 1977, 234 Seiten)
[4]  GA 123, Seite 204   (Ausgabe 1959, 264 Seiten)
[5]  GA 130, Seite 96f   (Ausgabe 1962, 354 Seiten)
[6]  GA 130, Seite 98   (Ausgabe 1962, 354 Seiten)
[7]  GA 175, Seite 30   (Ausgabe 1982, 416 Seiten)
[8]  GA 175, Seite 32f   (Ausgabe 1982, 416 Seiten)
[9]  GA 152, Seite 41   (Ausgabe 1980, 176 Seiten)

Quellen:

GA 118:  Das Ereignis der Christus-Erscheinung in der ätherischen Welt (1910)
GA 123:  Das Matthäus-Evangelium (1910)
GA 130:  Das esoterische Christentum und die geistige Führung der Menschheit (1911/1912)
GA 152:  Vorstufen zum Mysterium von Golgatha (1913/1914)
GA 175:  Bausteine zu einer Erkenntnis des Mysteriums von Golgatha. Kosmische und menschliche Metamorphose (1917)