Äthersubstanz

Genau dieselbe Substanz, aus welcher uns der Traum oder die Halluzination erscheinen, umgibt uns allüberall in der Welt. Es ist die Äthersubstanz und daraus ist gleichsam unser eigener Ätherleib wie ein Stück herausgeschnitten. Im Grunde genommen kommen wir (auch) gar nicht auf dem ganzen Wege zwischen Tod und neuer Geburt aus der Äthersubstanz heraus. Denn diese Äthersubstanz ist überall und wir müssen durch sie durch, wir sind in derselben. [1] Dieses, was im Traumesleben, ich möchte sagen, nur ahnend vorgestellt werden kann, das ist im schauenden Bewußtsein als ein erster Eindruck ganz besonders wahrnehmbar. Da hört wirklich die Möglichkeit auf, zu denken: Da draußen sind die Gegenstände und da drinnen in meinem Kopfe denke ich über die Gegenstände nach. Nein, da fühlt man sich eingebettet in etwas, was man nennen möchte ein wogendes substantielles Meer, in dem man selber eine Woge ist. Und das, was Gedankenkraft ist, ist nicht nur in einem, das ist draußen, das treibt dieses Wellende und Wogende, das geht nach außen, nach innen. Das heißt: man fühlt sich bald mit ihm verbunden, bald so, daß das, was Gedankenkraft ist, draußen ohne einen dahinströmt. Was man so erreicht – wobei gewissermaßen ein Substantielles verbunden ist mit dem, was sonst nur in uns lebt als Gedanke –, das ist dasjenige, was Äther genannt sein sollte. Denn der Äther ist nichts anderes als ein feines Substantielles, das aber überall so durchseelt ist, daß in ihm flutender Gedanke wirkt, daß in Wirklichkeit Gedanken draußen den Äther selbst erfüllen. Nur auf diese Weise, durch Ausbildung des Bewußtseins, gelangt man zu dem Äther. Dann aber gelangt man auch zu einem intimeren Verhältnis zwischen der eigenen Seele und der Umgebung. [2]

(Beim Gang zur Inkarnation) vollzieht sich dieses, daß der Mensch, indem er aus dem Himmlischen in das Irdische tritt, nur die eine Seite des Ätherischen erlebt. Das Ätherische ist ausgebreitet innerhalb der ganzen Planeten- und Sternensphäre. Aber in dem Moment, wo sich die himmlischen Fähigkeiten in die irdischen Fähigkeiten verwandeln, verliert der Mensch das Erlebnis der kosmischen Moralität. Wenn man die Orientierung unter den Wesen der höheren Hierarchien erlebt, dann erlebt man sie nicht bloß mit Naturgesetzen durchsetzt, sondern man erlebt sie als moralische Orientierung. Saturn, Jupiter, Mars enthalten, neben ihren sonstigen Kräften durchaus Kräfte, die moralisch orientierend sind. Erst indem der Mensch diese Fähigkeiten umwandelt in das Gehen, Sprechen, Denken, verliert er die moralischen Ingredienzien. (Der kosmische Äther) ist eine moralisch wirkende Substanz, er ist von Moralimpulsen überall durchsetzt. Die sind im irdischen Äther nicht vorhanden. [3]

Zitate:

[1]  GA 154, Seite 12   (Ausgabe 1973, 142 Seiten)
[2]  GA 66, Seite 242   (Ausgabe 1961, 269 Seiten)
[3]  GA 219, Seite 23   (Ausgabe 1966, 212 Seiten)

Quellen:

GA 66:  Geist und Stoff, Leben und Tod (1917)
GA 154:  Wie erwirbt man sich Verständnis für die geistige Welt?. Das Einfließen geistiger Impulse aus der Welt der Verstorbenen (1914)
GA 219:  Das Verhältnis der Sternenwelt zum Menschen und des Menschen zur Sternenwelt. Die geistige Kommunion der Menschheit (1922)