Äthergrundlagen

Es ist eigentlich kein Unterschied da für die (heutige) Anschauung zwischen dem Kohlenstoff (beispielsweise), der draußen ist, und dem, den man mit sich herumträgt im Organismus. Und doch ist das nicht so. Denn es ist tatsächlich im menschlichen Organismus die Möglichkeit gegeben, den außermenschlichen Kohlenstoff zunächst durch den unteren Menschen vollständig zu vernichten, ihn hinwegzuschaffen aus dem Raume und ihn einfach originär in der Gegenwirkung dazu wiederum zu erzeugen. Es ist im menschlichen Organismus ein Herd für die Erzeugung der Stoffe, die außermenschlich sind, und zu gleicher Zeit eine Möglichkeit, diese Stoffe zu vernichten. Das wird natürlich von der heutigen Naturwissenschaft nicht zugegeben werden, denn sie kann sich ja eigentlich die Wirkungen der Stoffe nicht anders vorstellen, als Ahasver-artig, daß sie bloß in ihren kleinsten Teilen herumwandeln (ewiglich). Sie weiß nichts von dem Leben der Stoffe, von der Entstehung der Stoffe und von dem Tode der Stoffe und weiß nichts davon, wie im menschlichen Organismus Tod und Wiederbelebung der Stoffe stattfindet. Mit dieser Wiederbelebung des Kohlenstoffes hängt dasjenige zusammen, was wir auf der anderen Seite im gewöhnlichen Menschen als Lichtbildung haben. Dieser Lichtbildungsprozeß des Inneren, der kommt entgegen der Einwirkung des äußeren Lichtes. Wir sind in bezug auf unseren oberen Menschen so eingerichtet, daß äußeres Licht und inneres Licht einander entgegenwirken, miteinander zusammenspielen und geradezu das Wesentliche in unserer Organisation beruht darauf, daß wir da, wo diese beiden, äußeres Licht und inneres Licht, zusammenwirken sollen, imstande sind, sie nicht ineinander verfließen zu lassen, sondern sie auseinanderzuhalten, so daß sie nur aufeinander wirken, aber sich nicht miteinader vereinigen. Indem wir, sei es durch das Auge, sei es auch durch die Haut, entgegenstehen dem äußeren Lichte, ist überall aufgerichtet gewissermaßen die Scheidewand zwischen dem inneren originären Lichte im Menschen und dem äußerlich einwirkenden Lichte. Das äußerlich einwirkende Licht hat eigentlich nur die Bedeutung einer Anregung zur Entstehung des inneren Lichtes. [1] Die Erde ist umgeben von Luft. Was da über der Luft kommt, das ist zunächst das, was man als eine Art Wärmemantel der Erde bezeichnen könnte. Es würde sich nämlich herausstellen, wenn man den Weg von der Erde ab machen würde, daß man zu ganz anderen Wärmeverhältnissen kommen würde. Es spielt in einiger Entfernung von der Erde dasjenige, was in den Wärmekräften liegt, eine ähnliche Rolle, wie unterhalb dieses Wärmemantels die Atmosphäre selber spielt. Jenseits aber dieser Wärmewirkung haben wir den Gegenpol der Luftzone, da wo sich alles entgegengesetzt dem verhält, was in unserer Luftzone eigentlich vorgeht. Indem da das Luftsein aufgehoben wird, geht aus dieser Zone wie aufschießend durch die Entluftung dasjenige hervor, was uns als Licht zugesendet wird. Unser irdisches Licht kommt von dieser Zone, da wird es erzeugt, da wächst es wie bei uns auf der Erde die Pflanzen wachsen. Wenn nun der Mensch in sich juveniles, originäres Licht erzeugt, so beruht das darauf, daß er sich reserviert hat durch seine Bildungsvorgänge in sich das zu machen, was sonst nur da oben geschieht, daß er in sich den Quell eines Außerirdischen trägt. [2]

Indem wir uns dem Irdischen mehr nähern von dem Luftartigen aus, kommen wir ja zu allem Flüssigen, zu dem Wässerigen, und wir können unter der Luftzone gut voraussetzen die Flüssigkeitszone. Die hat ebenso ihr Gegenbild draußen, nur noch über der Lichtzone. Und da ist wiederum alles polarisch entgegengesetzt dem, was in der Flüssigkeitszone vor sich geht. Da droben da wächst gewissermaßen wiederum etwas, wie das Licht in der vorhergehenden Zone wächst. Da droben wachsen nämlich die chemischen Kräfte und wirken auf die Erde herein. Und es ist eben ein Unding, die Impulse für die chemischen Wirkungen auf der Erde in den Substanzen selber zu suchen. Der Mensch hat wiederum in sich dasjenige, was etwas in ihm so macht, wie es da droben ist. Er hat etwas von der himmlischen Sphäre in sich, in der der Ursprung der chemischen Aktionen liegt; das ist lokalisiert in der Leber. Sehen Sie diese ganze ausgebreitete Tätigkeit der Leber an, und Sie werden in ihr erblicken müssen dasjenige, was, wenn es zu Ende studiert wird, die wirkliche Chemie gibt. [3]

Auch die feste Erdbildung hat draußen in der weiten Welt ihr Gegenbild. Und dieses Gegenbild das ist die Lebensbildung, das ist tatsächlich der Ursprung des Vitalisierens. Das ist tatsächlich dasjenige, was in den Lebenskräften selber liegt, die also von noch weiter her kommen als die chemischen Kräfte, die innerhalb der außermenschlichen Welt, innerhalb des eigentlich Erdigen vollständig ertötet werden, ersterben gemacht werden. Nun würde ja unsere Erde wuchern unter fortwährenden Lebensbildungen, unter fortwährenden Karzinomen, wenn nicht diesem Wuchern vom Außerirdischen jener Prozeß entgegengesetzt wäre, der auf die Erde hin ausgeübt wird vom Merkur aus, der merkuriale Prozeß. [4]

Lernt man erkennen, wie die Belebung des toten Äthers durch das Seelische, durch den lebendigen Äther, geschieht, dann kommt man durch die innere Erfahrung ab von der Möglichkeit, daß aus einem toten Ätherischen jemals unser Weltengebäude hätte entstehen können. Durch die Geisteswissenschaft lernt man in der Begegnung des lebendigen Äthers von innen mit dem toten Äther von außen das ganze Leben und Weben des Ätherischen kennen. [5]

Zitate:

[1]  GA 312, Seite 216f   (Ausgabe 1976, 392 Seiten)
[2]  GA 312, Seite 219f   (Ausgabe 1976, 392 Seiten)
[3]  GA 312, Seite 220f   (Ausgabe 1976, 392 Seiten)
[4]  GA 312, Seite 222f   (Ausgabe 1976, 392 Seiten)
[5]  GA 66, Seite 184   (Ausgabe 1961, 269 Seiten)

Quellen:

GA 66:  Geist und Stoff, Leben und Tod (1917)
GA 312:  Geisteswissenschaft und Medizin (1920)