Karzinom – Krebs

Wir haben in den karzinomartigen Bildungen etwas, wo im Organismus, gewissermaßen sich absondernd, Naturkraft organisierend auftritt, wo sich diese Organisationskraft einlagert in den Organismus. [1] Die Evolution schreitet in einer gewissen Schnelligkeit vorwärts, in ihr auch unsere eigene physische Organisation. Wenn nun irgendein Gebilde – und ein Gebilde braucht ja nicht bloß eine Geschwulst zu sein, sondern es kann meinetwillen auch irgend etwas sein, was sich nur flüssig oder sogar nicht einmal flüssig im Organismus ausprägt –, wenn so etwas entsteht, so ist substantiell das vorhanden, daß ein Teil des Organismus sich mit größerer Schnelligkeit entwickelt, als der normale Gang ist. Gerade ein Karzinom beruht darauf, daß ein Teil sich loslöst und in der Evolution stärkere Schnelligkeit annimmt. Dies ist im substantiellen Leben etwas Luziferisches. Es hat nichts zu tun mit dem Moralisch-Luziferischen; es ist einfach objektiv luziferisch. Kompensiert wird es durch das Gift, weil das Gift das Ahrimanische ist, das heißt das Gegenteil. Finden Sie also den richtigen polarischen Gegensatz, dann kompensieren Sie durch das Gift – das Ahrimanische – das Luziferische; diese beiden können sich ausgleichen, wenn sie in der richtigen Weise wirken. [2]

Wenn man sagen muß, daß der Stoffwechselprozeß hinausgetrieben werden kann über sein Ziel, so daß er zum nervösen Prozeß hinüberführt, gewissermaßen den nervösen Prozeß, den nervenbildenden Prozeß an unrechter Stelle ausführt, so kann noch etwas anderes eintreten. Es kann an unrechter Stelle nicht nur die Tendenz eintreten im menschlichen Organismus, Nerven zu bilden, sondern an unrechter Stelle kann die Tendenz eintreten, die sonst nur in den Sinnesorganen wirkende Prozesse hervorrufen. Da wird der Stoffwechsel noch weitergetrieben als nur zu dem Punkt, wo er nervenbildend auftreten will, da wird der Stoffwechselprozeß getrieben bis zu der Tendenz, an unrechtem Orte des menschlichen Organismus ein Sinnesorgan zu bilden. Und diese Tendenz liegt dem Karzinom zugrunde. [3] . Die Karzinombildung beruht darauf, daß an einem Teil des menschlichen Leibes, wo sich nach innen keine Sinnesorgane ausbilden sollen, plötzlich der astralische Leib anfängt, Sinnesorgane ausbilden zu wollen. Das Karzinom ist ja nur ein an einer unrichtigen Stelle sein wollendes Ohr oder Auge. Das wächst hinein. [4] Das Karzinom ist ein dislozierter Prozeß, ein Prozeß, der eigentlich nur an der äußersten Peripherie, innerhalb der Sinnesorganisation, stattfinden sollte. Es ist sehr interessant zu verfolgen, wie diese an die Peripherie des Körpers – und zwar an die dazu präparierte Peripherie des Körpers gehörige Funktion disloziert werden kann und dann als Karzinom auftritt, die eigentlich, jetzt also nicht Nervenfunktion, sondern die eigentlich Sinnesfunktion ist. Da kommt man dazu, eben in tieferem Sinne das eigentümliche Parasitäre des Karzinoms zu erkennen. Und dann kommt man dazu in den Präparaten, die in der Regel aus den verschiedenen Säften der Viscumarten (Viscum pini oder Viscum mali, Mistel) bestehen, etwas herstellen zu können, was das Karzinom auf medikamentösem Wege bezwingen kann. Ein zur rechten Zeit erkanntes Karzinom wird durch solche Präparate bekämpft werden können. [5] Die Mistel nimmt dem Baume dasjenige weg, was er nur hergibt, wenn er zu wenig physische Materie hat, wenn das Ätherische in ihm überwuchert. Ein überwucherndes Ätherisches zieht sich von dem Baum aus in die Mistel hinein. Dieses innerlich durchschaut, sagt uns – die Mistel in entsprechender Weise nun so verarbeitet, daß sie dieses dem Baum entrissene Ätherische wirklich auf den Menschen übertragen kann, was unter gewissen Umständen durch Injektionen geschieht –, dieses sagt uns: Die Mistel übernimmt als äußere Substanz dasjenige, was wuchernde Äthersubstanz beim Karzinom ist, verstärkt dadurch, daß sie die physische Substanz zurückdrängt, die Wirkung des astralischen Leibes und bringt dadurch den Tumor des Karzinoms zum Aufbröckeln, zum In-sich-Zerfallen. So daß, wenn wir die Mistelsubstanz in den menschlichen Organismus hineinbringen, wir tatsächlich die Äthersubstanz des Baumes in den Menschen hineinbringen, und die Äthersubstanz des Baumes also, auf dem Wege durch den Mistelträger in den Menschen übergeführt, wirkt verstärkend auf den astralischen Leib des Menschen. Das ist ein Weg, der sich nur ergeben kann, wenn wir Einsicht haben, wie der Ätherleib der Pflanze auf den astralischen Leib des Menschen wirkt, wenn wir Einsicht haben, wie eben das Geistige der Pflanze, das hier durch die parasitäre Pflanze aus dem Baum herausgezogen wird, auf das Astralische des Menschen wirkt. [6]

Nehmen wir an, durch irgendeinen Vorgang werde zuviel von der organisierenden Kraft, die im ersten Kindheitsalter wirkt, zurückgehalten, es sei einfach die Entwickelung so gestaltet, daß nicht genug Kräfte der Organisation in gedächtnisbildende Kraft umgewandelt werden, dann bleiben sie unten im Organismus stecken, dann werden sie gewissermaßen nicht mit jedem Einschlafen in den Schlaf ordentlich hineingetragen, sondern wirken vom Einschlafen bis zum Aufwachen im Organismus weiter, durchrumorend den Organismus, treten irgendwo auf und wir erhalten jene Neubildungen, jene karzinomatösen Neubildungen. [7]

Man hat es beim Karzinom überhaupt damit zu tun, daß an einer Stelle der Organisation, wo keine Veranlassung ist ein Sinnesorgan hervorzurufen, ein Sinnesorgan hervorgerufen wird. Nehmen Sie die, ich möchte sagen, radikalste Sinnesorganisation – nur um die Sache einzusehen –, nehmen Sie das Auge. Wodurch kommt das Auge zustande? Sie wissen, es ist eigentlich halb von außen gebildet; es ist dem Organismus eingegliedert. Der Organismus spart von sich aus – grob gesprochen – die Augenhöhle aus. Dann wird das Auge eingelagert. Damit ist angedeutet, daß in der Bildung des Auges im wesentlichen außermenschliche Prozesse wirken. Das Auge wird nur umfaßt vom Menschen. Wenn wir so ein eklatantes Sinnesorgan haben wie das Auge, können wir sagen: Es wird dem menschlichen Organismus ein Fremdkörper eingegliedert. Das ist (etwas) radikal gesprochen, weil es so ganz ungewohnt ist. Es würde nie aus dem menschlichen Organismus heraus so etwas wie die Form der Linse oder des Glaskörpers, oder die substantielle Zusammensetzung der Linse oder des Glaskörpers erfolgen. Nun das alles, was sich da einlagert, was zum Teil sogar beim Auge ätherische, nicht bloß physische Einlagerung ist, das wird umfaßt durch den astralischen Leib und die Ich-Organisation, die eigentlich möglichst emanzipiert sind vom Physischen und Ätherischen beim Auge. Beim Auge ist ein ganz anderer Zusammenhang zwischen Ich, Astralleib, Ätherleib und physischem Leib als, sagen wir, bei einem Stück Muskel. An diesem sehen Sie eine sehr innige Zusammenfügung von Ich, Astralleib, Ätherleib und physischem Leib. Wenn irgendwo im Organismus, wo keine Sinnesorganisation sein sollte, die Tendenz zu einer Sinnesorganisation auftritt – und an jedem Teil des menschlichen Organismus kann die Tendenz auftreten –, dann sieht man doch, wie physischer Leib und Ätherleib auf einer Seite, Astralleib und Ich auf der anderen Seite, auseinanderfallen. Nehmen sie einen ganz konkreten Fall. Bei einem starken physischen Insult, sagen wir bei einem Stoß auf die Brustdrüse, setzt sich der Stoß nach innen so fort, daß er innerhalb der Haut – grob gesprochen – einen Wirkungsverlauf zeigt, der von außen seinen Ursprung hat. Für ein Brustkarzinom wird dies in den meisten Fällen der wirkliche Ursprung sein. Es könnte nur noch ein längerer Überhitzungs- oder ein Verbrennungsprozeß sein. Nun tritt in diesem Falle das ein, was sehr stark an der Stelle den Astralleib erscheinen läßt, der sonst absorbiert ist vom Ätherleib. Wenn der Astralleib plötzlich an der Stelle erscheint, dann zeigt er sich in, ich möchte sagen, Glimmerlicht; er tritt auf, wie wenn er brennen würde. Wird er so bemerkbar, dann hat man an der Stelle die Tendenz zur Bildung einer Sinneswirkung, da entsteht ein Karzinom. [8]

Nehmen sie an, Sie haben jemand, der nicht mehr ganz jung ist. Sie sind genötigt, das Karzinom zu entfernen. Es äußert sich aber dasjenige, was in einem ziemlich stark entwickelten Karzinom da ist, so, daß eigentlich im ganzen Körper, weil der Organismus doch eines ist, eine Tendenz vorliegt, außermenschliche Prozesse sich abspielen zu lassen. Es ändert sich das Karzinom in seinem Verlauf in ganz merkwürdiger Art. Das lokale Karzinom wird nach einiger Zeit ein Ventil, um die karzinomatöse Entwickelung zu konzentrieren. Schneiden Sie das Karzinom heraus, so ist plötzlich das Ventil weg.

Aber Sie bekommen, wenn Sie es mit einem älteren Menschen zu tun haben, dieses Vermögen, Ventile für die vorhandene Neigung, Außermenschliches im Menschen zu haben, nun in das Organ hinein, das am meisten das unorganische Außermenschliche aufnimmt, in die Lunge. Daher werden Sie besonders bei im Alter vorhandenem Karzinom den Prozeß auflösen in Lungenentzündung. [9]

Wenn dasjenige, was in der Ossifikation und in der Sklerose normal ist oder erst abnorm auf seinem eigenen Felde im Laufe des Lebens wird, nach der anderen Seite schwingt und also dieser Prozeß in anderen Organsystemen des Menschen sich abwickelt, dann tritt etwas auf, was das krankhafte Gegenbild ist eines Vorkonzeptionellen, was wir in den verschiedenen Arten der Karzinombildung vor uns haben. [10] Nehmen wir auf Grundlage dessen, was gesagt worden ist, an: Irgendwie zeigt sich im Menschen vor einer – wenn ich mich so ausdrücken darf – spirituellen Diagnose, daß der Ätherleib irgendwo prädominiert, daß die Tätigkeit des Ätherleibes zu stark ist. Der astralische Leib und die Ich-Organisation sind nicht in der Lage – die astralische Organisation durch Abbau, die Ich-Organisation durch Wiederbeleben –, zu beherrschen diesen prädominierenden Prozeß des Ätherleibes in irgendeinem Organ. So stehen wir vor einer zu schwach gewordenen astralischen Organisation, vielleicht auch vor einer zu schwach gelenkten Ich-Organisation, der Ätherleib präponderiert. Er bringt in irgendeinem Organ die Prozesse des Wachstums, der Ernährung, so zustande, daß der menschliche Organismus zu wenig zusammengehalten wird durch den beherrschenden astralischen Leib, durch die beherrschende Ich-Organisation. An dieser Stelle des prädominierenden Ätherleibes erscheint der menschliche Organismus zu stark ausgesetzt den zentrifugalen Kräften in den Kosmos hinaus. Im Ätherleib wirken diese. Sie stehen nicht mehr im Gleichgewicht mit den zentripetalen Kräften des physischen Leibes. Und was sich entwickelt, kann der astralische Leib nicht beherrschen. So etwas erblicken wir immer in der Tumorbildung. Wir sehen also hier aus dem Begreifen des Ätherleibes den Weg eröffnet, eine der allerschlimmsten menschlichen Erkrankungen nach und nach zu durchschauen und durch das Begreifen der spirituellen Wirkungen in den Heilmitteln das Betreffende zu bekämpfen. [11] (Siehe auch: Kampf hinter der Natur; Geschwulst).

Zitate:

[1]  GA 314, Seite 18   (Ausgabe 1975, 328 Seiten)
[2]  GA 173, Seite 360   (Ausgabe 1966, 396 Seiten)
[3]  GA 319, Seite 72   (Ausgabe 1982, 256 Seiten)
[4]  GA 205, Seite 222   (Ausgabe 1967, 247 Seiten)
[5]  GA 319, Seite 129   (Ausgabe 1982, 256 Seiten)
[6]  GA 319, Seite 232   (Ausgabe 1982, 256 Seiten)
[7]  GA 314, Seite 26f   (Ausgabe 1975, 328 Seiten)
[8]  GA 314, Seite 316ff   (Ausgabe 1975, 328 Seiten)
[9]  GA 314, Seite 318   (Ausgabe 1975, 328 Seiten)
[10]  GA 312, Seite 142f   (Ausgabe 1976, 392 Seiten)
[11]  GA 319, Seite 221f   (Ausgabe 1982, 256 Seiten)

Quellen:

GA 173:  Zeitgeschichtliche Betrachtungen. Das Karma der Unwahrhaftigkeit – Erster Teil (1916)
GA 205:  Menschenwerden, Weltenseele und Weltengeist – Erster Teil:. Der Mensch als leiblich-seelische Wesenheit in seinem Verhältnis zur Welt (1921)
GA 312:  Geisteswissenschaft und Medizin (1920)
GA 314:  Physiologisch-Therapeutisches auf Grundlage der Geisteswissenschaft. Zur Therapie und Hygiene (1920/1924)
GA 319:  Anthroposophische Menschenerkenntnis und Medizin (1923/1924)