Schilderung von Teilen der übersinnlichen Welt
► Bewußtseinsstufen und Weltentwicklung

Dieser Welt ist eine andere vorangegangen, in welcher der Mensch wie ein träumendes Wesen lebte. Sein physischer Leib war damals in dem Zustande, in dem er sich gegenwärtig während des traumerfüllten Schlafes befindet. Die Umgebung glich einem Panorama von Wandelbildern. Keine festen Umrisse der Dinge waren da. Dieser Zustand war damals unterbrochen von einem andern, der dem gegenwärtigen traumlosen Schlaf gleichkommt. Und dieser wieder von einem solchen, der heute nicht mehr verwirklicht werden kann und der durch die erste der oben charakterisierten Bewußtseinsformen ausgefüllt war. In einer noch früheren Welt konnte sich der Mensch auch nicht bis zu einem Erleben von Traumbildern erheben. Sein höchstes Bewußtsein war das des traumlosen Schlafens, und dieser Zustand wurde von dem niederen, dumpfesten Bewußtsein, das gegenwärtig schon verwischt ist, unterbrochen; dieses wieder von einem Zustand, der für die gegenwärtige Entwickelung alle Bedeutung verloren hat.

In der ersten Welt, auf welche die Geheimwissenschaft zurückdeutet, fehlt dem Menschen auch das dumpfe Schlafbewußtsein; der erste der geschilderten Zustände ist sein höchster; zwei andere, welche heute nicht in Betracht kommen, wechselten damit ab. [1]

So blickt man zurück in eine urferne Vergangenheit der Entwickelung; man überschaut vier Stufen, durch welche der physische Menschenleib hindurchgegangen ist. Man blickt aber auch in die Zukunft, in welcher die drei heute für die Eingeweihten in höheren Welten erreichbaren Bewußtseinsformen in der physischen Welt ihre Verwirklichung finden werden. Unsere Welt wird von einer zukünftigen abgelöst werden, in welcher physische Menschenleiber Organe haben werden, durch die ein selbstbewußter Mensch eine ewig bewegliche Bilderwelt wahrnehmen, ja sich selbst als eine solche anschauen wird. – Und weiter blickt man auf eine solche Welt, in welcher die Bilder durchdrungen sein werden von harmonischen Klängen, die ihr inneres Wesen zum Ausdrucke bringen werden. Zuletzt auf eine Welt mit Geistnatur, die aber ihren Geist in die physische Natur wird ausgegossen haben.

So stellt die Geheimwissenschaft die Entwickelung der Welt dar, in welcher der Mensch seine aufeinanderfolgenden Stufen durchläuft. Und sie bezeichnet diese Entwickelungsstufen mit Namen, welche dann auf die die Erde umgebenden Planeten als Bezeichnungen übergegangen sind. Die Entwickelungsstufe, auf welcher der Mensch mit dem noch dumpfesten Bewußtsein stand, wird Saturnentwickelung genannt; die zweite, in welcher der Mensch mit dem traumlosen Schlafbewußtsein lebte, als Sonnenentwickelung; die dritte, in der ein Traumbewußtsein auftrat, als Mondstufe (siehe: Mondenentwickelung); die vierte, die gegenwärtige, auf welcher der Mensch sich zum hellen Tagesbewußtsein durchgerungen hat, als Erdentwickelung. Und die Stufen der Zukunft, auf denen die heute von den Eingeweihten in höheren Welten erreichbaren Bewußtseinsstufen ihre physische Ausgestaltung finden werden, benennt man aufeinanderfolgend als Jupiter-, Venus- und Vulkanentwickelung.

Das Unterscheidende der Bewußtseinsarten des Eingeweihten von den Bewußtseinszuständen des Menschen während der künftigen Jupiter-, Venus- und Vulkanentwickelung liegt darinnen, daß der erstere sich zu höheren Welten erheben muß, um in den entsprechenden Bewußtseinen zu leben, der zukünftige Mensch sie dagegen in der (jeweiligen) physischen Welt haben wird. Das rührt davon her, daß beim Eingeweihten in der Gegenwart aus den Kräften der höheren Welten heraus entsprechende Wahrnehmungsorgane gebildet werden; ihnen gleichwertige werden in der Zukunft am physischen Menschenleibe aus der physischen Umwelt heraus entstehen. Der Mensch kann eben diejenige Welt als seine Umwelt wahrnehmen, die ihm den Stoff zu seinen Organen gibt. In der Zukunft wird die physische Umwelt Bildungskräfte haben, die gegenwärtig noch den höheren Welten allein angehören. Man kann also den Werdegang der Welt so darstellen, daß sich aufeinanderfolgend immer höhere Welten physisch verkörpern. Die Erde ist die vierte Verkörperung. Sie hat in ihrer physischen Gliederung die Fähigkeit, dem Menschenleibe die Organe zum hellen Tagesbewußtsein einzuprägen. Im Sinne der Geheimwissenschaft entwickelte sie sich aus einem andern physischen Zustande, in dem sie dem Leibe nur Organe für ein Traumbewußtsein einprägen konnte. Dieser Zustand wird mit dem Namen «Mond» belegt. Aus diesem «Monde» bildet sich also die Erde, indem sie eine neue Fähigkeit erwirbt, eben die Organe für das wache Tagesbewußtsein zu entwickeln. Der «Mond» ist aus der «Sonne» entstanden. Das, was jetzt «Erde» geworden ist, war also damals «Sonne». Die Geheimwissenschaft bezeichnet eben als «Sonnenzustand» denjenigen, wo der Weltkörper, der sich in ihm befindet, in einem Menschenleibe nur die Organe für das traumlose Schlafbewußtsein erzeugen kann. Und bevor die Erde in diesem Sinne «Sonne» war, stand sie auf der Stufe des «Saturn». [2]

Wodurch erlangt nun ein solcher Weltkörper die Kraft, die entsprechenden Organe im Menschenleibe zu bilden? Er könnte es nimmermehr, wenn diese Organe nicht in bezug auf höhere Welten von voraneilenden Menschenwesen vorgebildet würden. Indem die Eingeweihten gegenwärtig in höheren Welten die Jupiterorgane vorbilden, schaffen sie die Möglichkeit, daß die umliegende Bilderwelt physischen Charakter annimmt. Die Erstarrung zum Physisch- Körperlichen wird dadurch bewirkt, daß die Formen, welche dieses annehmen soll, zuerst da seien auf geistige Art. So werden die Eingeweihten zu den Umbildnern des Weltkörpers, den sie bewohnen. Von ihnen strahlen gleichsam die Bildungskräfte aus, welche nachher die Dinge der physischen Menschenumgebung ins Dasein rufen.

So haben die Eingeweihten der Mondstufe geistig die physische Gestalt der Erde vorgebildet. Die heutige Erdenumgebung des Menschen bildete den Inhalt ihrer Seelenerlebnisse. Sie nahmen die Erde wahr als ihren Gegenstand einer höheren Welt.

In diesem Sinne erkennt die Geheimwissenschaft sieben große Weltkreisläufe oder Weltperioden, durch die jenes Wesen hindurchgeht, das auf seiner vierten Stufe die Erde darstellt. Jede solche Periode ist mit einer Höhergestaltung des Menschenleibes verknüpft. – Aus dieser Erkenntnis heraus sieht diese Wissenschaft in der «Vierheit» dasjenige, was die gegenwärtige Weltentwickelungsstufe charakterisiert. Was zum Beispiel Pythagoras und seine Schule mit der «Vierheit» bezeichnete, ist damit gekennzeichnet. Die «Vier» ist die Zahl der «großen Welt», das heißt der Welt, welche der Mensch gegenwärtig bewohnt. Sie hat ihn auf die vierte Stufe seines Bewußtseins erhoben.

Den Menschen selbst stellt die Geheimwissenschaft als die «kleine Welt» (Mikrokosmos) dieser «großen Welt» (Makrokosmos) gegenüber. Er hat in seinen Anlagen gegenwärtig schon das als Seele in sich, was die «große Welt» physisch werden soll. Er ist also auf dem Wege, seine innere «kleine Welt» zur «großen Welt» zu erweitern. In ihm ist der schöpferische Mutterschoß der letzteren. In diesem Sinne sieht die Geheimwissenschaft in der Seele eine schöpferische Keimanlage für die Zukunft, ein «Inneres», das darnach strebt, sich in einem Äußeren zu verwirklichen.

Um aber im Äußeren schöpferisch sein zu können, muß diese Seele selbst erst reif werden. Sie muß zuerst innerlich erleben, was sie später im Äußerlichen ausgestalten soll. Bis die Seele zum Beispiel die Fähigkeit besaß, dem physischen Leibe Organe für das wache Tagesbewußtsein einzuprägen, mußte sie selbst erst durch eine Reihe von Entwickelungsstufen hindurchgehen, auf denen sie sich diese Fähigkeit allmählich erwarb. So mußte die Seele erst in sich den ersten Bewußtseinszustand erleben, bevor sie ihn schaffen konnte; und so entsprechend für die anderen Bewußtseinsformen.Diese Entwickelungsstufen der Seele, die in ihr der Schöpfung der Bewußtseinsarten vorangehen, führen in der Geheimwissenschaft den Namen Lebensstufen. Es gibt demnach ebenso sieben Lebensstufen, wie es sieben Bewußtseinsstufen gibt. Leben unterscheidet sich von Bewußtsein dadurch, daß das erstere einen innerlichen Charakter trägt, das letztere auf einem Verhältnisse zur Außenwelt beruht. [3]

Auf die Erde angewendet kann man sagen: bevor der helle Tages-bewußtseinszustand des Menschenleibes auf ihr auftrat, mußte dieser Weltkörper durch vier Zustände hindurchgehen, die als vier Lebenszustände aufzufassen sind.

Die Stufen des Seelenerlebens ergeben sich, wenn man das verinnerlicht denkt, was in den Bewußtseinszuständen als Außenwelt wahrgenommen wird. Da hat man zunächst jenen dumpfesten Bewußtseinszustand, welcher dem traumlosen Schlafe vorangeht. In diesem letzteren schafft die Seele harmonisierend am Leibe; ihr entsprechender Lebenszustand ist die Harmonisierung des eigenen Innern. Sie durchdringt sich also mit einer Welt tönender Bewegung. Vorher, in dem dumpfesten Erlebenszustand, war sie in einem eigenen, bewegungslosen Innern. Sie fühlte dieses Innere in unterschiedloser Gleichgültigkeit allseitig durch. Man bezeichnet diesen niedersten Lebenszustand als das erste Elementarreich. Es ist ein Erleben des Stoffes in seiner ursprünglichen Eigenschaft. Der Stoff kommt nach den verschiedensten Richtungen hin in Erregung und Bewegung. Und sein Selbsterleben dieser Beweglichkeit ist als erste Lebensstufe das erste Elementarreich. – Die zweite Stufe wird erreicht, wenn Rhythmus und Harmonie aus diesen Bewegungen wird. Die entsprechende Lebensstufe ist das innerliche Gewahrwerden des Rhythmus als Klang. Das ist das zweite Elementarreich. – Die dritte Stufe bildet sich aus, indem die Bewegungen sich zu Bildern umformen. Dann lebt die Seele in sich als in einer Welt sich gestaltender und sich wieder auflösender Bilder. Das ist das dritte Elementarreich. – Auf der vierten Stufe nehmen die Bilder feste Formen an; es tritt Einzelnes aus dem Wandelpanorama heraus. Dadurch kann es nicht mehr bloß innerlich erlebt, sondern äußerlich wahrgenommen werden. Dieses Reich ist das Reich der äußeren Leiber.

Man muß in diesem Reiche unterscheiden zwischen der Gestalt, die es hat für das helle Tagesbewußtsein des Menschen, und der Gestalt, die es in sich selbst erlebt. Der Leib erlebt tatsächlich in sich seine Form, also den in regelmäßige Gestalten sich formenden Stoff. – Auf der nächsten Stufe wird dieses bloße Formerleben überwunden; es tritt dafür das Erleben des Formwandels ein. Die Gestalt bildet sich selbst und bildet sich um. Man kann sagen, daß auf dieser Stufe das dritte Elementarreich in einer höheren Gestalt erscheint. Im dritten Elementarreich kann die Bewegung von Gestalt zu Gestalt nur als Bild erlebt werden; in diesem fünften Reich geht das Bild bis zur Verfestigung im äußeren Gegenstande über, aber dieser äußere Gegenstand erstirbt nicht in der Form, sondern er behält seine Wandelfähigkeit. Dies Reich ist das der wachsenden und sich fortpflanzenden Leiber. Und seine Umwandlungsfähigkeit kommt eben in Wachstum und Fortpflanzung zum Vorschein. – Im nächsten Reiche tritt die Fähigkeit hinzu, daß Äußere in seiner Wirkung auf das Innere zu erleben. Es ist das Reich der empfindenden Wesen. – Das letzte Reich, das in Betracht kommt, ist dasjenige, welches nicht nur die Wirkung der äußeren Dinge in sich erlebt, sondern deren Inneres miterlebt. Es ist dies das Reich der mitfühlenden Wesen. Somit gliedert sich die Stufenfolge des Lebens in der folgenden Art:

  1. dumpfes Stofferleben
  2. Erleben innerer Bewegung
  3. Erleben innerer Gestaltung
  4. Erleben einer festen Umgrenzung
  5. Erleben des Umgestaltens
  6. Erleben der Wirkungen der Außenwelt als Empfindung
  7. Miterleben der Außenwelt

Dem innerlichen Erleben der Seele muß erst das Schaffen dieses Lebens vorangehen. Denn nichts kann erlebt werden, was nicht erst ins Dasein getreten ist. Bezeichnet die Geheimwissenschaft das innere Erleben als Seelisches, so benennt sie das Schöpferische als Geistiges. Der [physische Leib] nimmt durch Organe wahr; die Seele erlebt sich im Innern; der Geist schafft nach außen. So wie den sieben Stufen des Bewußtseins sieben Seelenerlebnisse vorangehen, so gehen diesen Seelenerlebnissen entsprechend sieben Arten schöpferischer Tätigkeit voran. Dem dumpfen Erleben des Stoffes entspricht im Gebiete des Schöpferischen das Hervorbringen dieses Stoffes. Der Stoff strömt da in gleichgültiger Art in die Welt. Man bezeichnet dieses Gebiet als dasjenige der Formlosigkeit. Auf der nächsten Stufe gliedert sich der Stoff, und seine Glieder treten zueinander in Beziehung. Man hat es also da mit verschiedenen Stoffen zu tun, die sich verbinden, trennen. Dieses Gebiet wird als das der Form bezeichnet. Auf der dritten Stufe braucht nicht mehr Stoff zu Stoff selbst in Beziehung zu treten, sondern es gehen von dem Stoffe die Kräfte aus, die Stoffe ziehen sich an, stoßen sich ab und so weiter. Man hat es mit dem astralen Gebiet zu tun. Auf der vierten Stufe erscheint ein Stoffliches, gestaltet von den Kräften der Umwelt, die auf der dritten Stufe bloß die äußeren Beziehungen geregelt haben und die jetzt in das Innere der Wesen hineinarbeiten. Es ist dies das Gebiet des Physischen. Ein Wesen, das auf dieser Stufe steht, ist ein Spiegel seiner Umwelt; es arbeiten die Kräfte der letzteren an seiner Gliederung. – Der weitere Fortschritt besteht darinnen, daß das Wesen nicht nur sich in sich so gliedert, wie es im Sinne der Kräfte in der Umwelt ist, sondern daß es sich auch eine äußere Physiognomie gibt, welche das Gepräge dieser Umwelt trägt. Stellt ein Wesen der vierten Stufe einen Spiegel seiner Umwelt dar, so drückt ein solches der fünften Stufe diese Umwelt physiognomisch aus. Man nennt diese Stufe daher in der Geheimwissenschaft die physiognomische. Auf der sechsten Stufe wird die Physiognomie zur Ausströmung ihrer selbst. Ein Wesen, das auf dieser Stufe steht, bildet die Dinge seiner Umwelt so, wie es sich erst selbst gebildet hat. Es ist dies die Stufe des Gestaltens. Und auf der siebenten Stufe geht das Gestalten über in Schaffen. Das Wesen, das da angekommen ist, erschafft in seiner Umwelt solche Formen, welche im Kleinen nachbilden das, was seine Umwelt im Großen ist. Es ist die Stufe des Schöpferischen. [4]

Die Entwickelung des Geistigen gliedert sich demnach in folgende Stufenreihe:

  1. die Formlosigkeit
  2. die Formgebung
  3. die Einverleibung von Kraft
  4. die Gestaltung im Sinne der Kräfte der Umwelt
  5. die physiognomische Ausdrucksfähigkeit
  6. die gestaltende Macht
  7. die schöpferische Fähigkeit
[5]

Saturnentwicklung

Als die Saturnentwickelung begann, war der Menschenleib auf der Stufe der Formlosigkeit. Er mußte sich erst bis zur schöpferischen Fähigkeit hindurchringen, bevor eine Seele in ihm ihr erstes Stofferleben erfahren konnte. Das heißt, daß sich der Leib erst durch die sieben Stufen der Schöpfertätigkeit hindurchentwickeln mußte, dann konnte seine Seele ihn durchleben. Diese Seele muß nun wieder so weit kommen, daß sie jeder der sieben Formen des Leibes ihre innere Bewegung mitteilen kann. Das erste Mal, wenn der Leib durch seine sieben Formen hindurchgeht, ist sie selbst noch ganz leblos. Erst auf der siebenten Stufe, wenn der Leib schöpferisch wird, erwacht ihr Leben. Und es muß jetzt erwachen, denn der Leib gibt Stoff aus in seinem Schaffen. Diesen muß ihm die Seele ersetzen. Und nun beginnt ein zweiter Kreislauf. Der Stoff, der als Ersatz einströmt in den Leib, macht selbst die sieben Stufen von der Formlosigkeit bis zur schöpferischen Fähigkeit durch. Ist er da angelangt, so beschränkt sich die Seele nicht mehr auf die Erlebnisse, welche ihr die Bewegung des einströmenden Stoffes bewirkt, sondern sie beginnt eine neue Lebensstufe. Dadurch daß der einströmende Stoff selbst schöpferisch geworden ist, beginnt er den Leib innerlich zu füllen. Vorher hat er immer nur Ersatz für den Abgang geleistet; jetzt lagert er sich dem Leibe ein. Und wieder macht er da alle Formen von der Formlosigkeit bis zur schöpferischen Fähigkeit durch. Erst lagert er sich formlos im Leibe ab, dann geht er allmählich über zu Formen, entwickelt Kräfte, gestaltet Gebilde aus, gibt ihnen einen physiognomischen Ausdruck und so weiter. Während dieses ganzen Kreislaufes macht die Seele ihre dritte Lebensstufe durch. Sie harmonisiert diese innere Gliederung und gleicht das durch die inneren Vorgänge in Unordnung Gekommene aus. – Ist so der Stoff im Innern gestaltend gewesen, so geht er auf einer vierten Stufe dazu über, die Außenwelt auf sich wirken zu lassen. Er kann dieses, denn die ihn bewohnende Seele ist nunmehr reif geworden, die Eindrücke der Umgebung dumpf zu erleben und so die durch die Außenwelt bewirkten Unordnungen immer wieder in Ordnung zu bringen. Im nächsten Kreislauf bleibt der Leib nicht mehr dabei stehen, sich selbst zu gliedern; er gestaltet sich unter dem Einflusse der Außenwelt um. Die Seele ist dazu reif geworden, diese Umgestaltung zu regeln. Dann beginnt für den Leib ein Kreislauf, in dem er die Wirkungen der Außenwelt als Empfindungen wahrnimmt. Die Seele bildet wieder den Regulator dieser Daseinsstufe. Endlich ist der Leib auf seiner letzten Stufe angelangt; er kann die Außenwelt miterleben. Die Seele ist jetzt so weit, daß sie eine nächste Stufe vorerlebt, nämlich die nächste Bewußtseinsstufe in einer für das Saturndasein höheren Welt. Sie macht dadurch während dieses letzten Saturnkreislaufes den traumlosen Schlafzustand durch. Und diesen überträgt sie nun beim ersten Sonnenkreislauf auf den physischen Leib.

Es ist ersichtlich, daß der physische Menschenleib während der Saturnperiode siebenmal durch ein physisches Stadium gegangen ist. Jedesmal, wenn er bei einem solchen angelangt war, erreichte die Seele eine höhere Stufe ihres Erlebens. Beim siebenten Stadium schritt sie über die Saturnentwickelung hinaus und wies in ihrem Erleben auf das Sonnenstadium hin. [6]

Sonne alte

Wenn nun der Sonnenkreislauf beginnt, so ist der physische Leib so weit, daß er seine eigene Gestaltung übernehmen kann. War früher die Seele der Regulator dieser Gestaltung, so hat er nun einen eigenen Gestalter in sich. Man nennt diesen den Ätherleib. Die Seele steht jetzt nicht mehr in unmittelbarer Verbindung mit dem physischen Leib; zwischen ihr und ihm steht der Ätherleib als Vermittler. Ihre Erlebnisse gehen auf diesen Ätherleib über, wie sie vorher auf den physischen Leib übergegangen sind. Nun müssen zunächst wieder von diesem Ätherleib die sieben Formzustände‚ durchgemacht werden, von der Formlosigkeit bis zur schöpferischen Tätigkeit. Indem der Ätherleib auf den physischen Leib gestaltend einwirkt, verliert er seine Spannung fortlaufend. Und diese wird immer wieder durch die Seele geregelt. In solcher Art durchläuft auch die Sonnenentwickelung sieben physische Stadien. Und in jedem derselben erscheint die Seele auf einer höheren Stufe; auf der siebenten bildet sie einen neuen Bewußtseinszustand vor. Während sie noch miterlebt, wie der Ätherleib zum Schöpfer neuer Gebilde wird, die die ganze Sonnenwelt nachbilden, spürt sie in sich bereits eine Bilderwelt, die auf- und abwogt in ihr. [7]

Mond alter

Diese Bilderwelt überträgt sie beim ersten Mondenkreislauf auf den Ätherleib, der nun den physischen Leib nach Maßgabe dieser Seelenbilder gestaltet. Wie sich auf der Sonnenstufe zwischen den physischen Leib und die Seele der gestaltende Ätherleib geschoben hat, so gliedert sich jetzt zwischen diesen und die Seele der charakterisierte Bilderleib. Man nennt ihn in der Geheimwissenschaft den Empfindungsleib (oder Astralleib). Denn wie die menschlichen Empfindungen von der Außenwelt gleichsam in das Innere einströmen und so den Inhalt der Außenwelt zum Besitztum der Innenwelt machen, so wirken die Bilder des Bilderleibes von innen nach außen und prägen ihren Inhalt dem Ätherleib ein, der ihn wieder überträgt auf den physischen Leib.

Wieder durchläuft der Mensch während der Mondenentwickelung siebenmal alle Formzustände, um in jedem derselben die Seele zu einer höheren Stufe heranreifen zu lassen. Während der siebenten Stufe hat die Seele die Fähigkeit, ihren Bildern die vollkommenste Form zu geben; sie kann da miterleben alles, was auf dem Weltkörper um sie herum vorgeht, so daß ihre Bilderwelt ein Ausdruck ist der ganzen Mondenwelt. Dabei hat sie zugleich als Vorerlebnis den erhöhten Bewußtseinszustand der nächsten Stufe; sie beginnt innerhalb ihrer Bilder-Wandelwelt feste Formen zu schauen. Dadurch wird sie reif, auch auf den Ätherleib so zu wirken, daß dieser Organe in sich ausbildet, die etwas Bleibendes haben. – Und damit kann der Übergang gemacht werden zum ersten Erdenkreislauf. Innerhalb desselben nimmt der physische Leib die festen Bilderformen in sich auf; diese werden seine Organe. Damit beginnt sich ein viertes Glied am Menschen zu entwickeln. Zwischen den Bilderleib und die Seele schieben sich die Wahrnehmungen äußerer Gegenstände ein. Der Leib ist jetzt in einer gewissen Weise der Seele entwachsen; er ist selbständig geworden. Was vorher in ihm auftrat, waren die Ergebnisse jener Bilder, welche die Seele aus der Außenwelt sich angeeignet hat. Jetzt bewirkt die Außenwelt in ihm unmittelbar die Wahrnehmungen. Und das Innenleben der Seele verläuft als ein Miterleben dieser Wahrnehmungen. Der Ausdruck dieser Eigentätigkeit des Leibes ist das Selbstbewußtsein. Doch nur allmählich reift das Selbstbewußtsein heran. Erst muß der Mensch einen Kreislauf der Formen durchmachen, in dem in seinen Organen nur dumpfes Stoffleben verspürt wird; in einem zweiten Kreislauf bewirkt der Stoffeinfluß eine innere Bewegung; der Ätherleib erlebt dadurch die Außenwelt mit und gestaltet die Organe zu lebendigen Werkzeugen des physischen Organismus um. In einem dritten Kreislaufe wird auch der Bilderleib fähig, die Außenwelt nachzubilden. Er erregt nun die Organe so, daß sie selbst Bilder hervorbringen, die in ihnen leben, aber noch nicht Abbilder äußerer Dinge sind. Erst im vierten Kreislaufe wird die Seele selbst fähig, die Leibesorgane zu durchsetzen; damit löst sie die Bilder von diesen Leibesorganen los und überzieht mit ihnen die äußeren Dinge. Damit steht eine Außenwelt vor ihr, zu der sie als ein inneres selbständiges Wesen in Gegensatz tritt. – Jetzt ist es aber auch, wo von Zeit zu Zeit die Leibesorgane, deren sie sich bedient, in Erschöpfung verfallen. Dann hört die Möglichkeit auf, mit der Außenwelt in Verbindung zu sein. Der Schlaf tritt ein, in dem die Seele wieder auf ihre frühere Art durch Bilder- und Ätherleib auf den physischen Körper ausgleichend einwirkt. So erscheint der Schlaf für die Geheimwissenschaft als ein zurückgebliebener Rest früherer Entwickelungsstufen. In der Gegenwart hat der Mensch die Mitte des vierten Erdenkreislaufes um ein Stück überschritten. Dies drückt sich darinnen aus, daß er nicht bloß im hellen Tagesbewußtsein die äußeren Gegenstände wahrnimmt, sondern darüber hinaus die ihnen zugrundeliegenden Gesetze. Die Seele hat mit ihrem Erleben des inneren Umgestaltens der Dinge begonnen. [8]

Zitate:

[6]  GA 89, Seite 38ff   (Ausgabe 2001, 234 Seiten)
[7]  GA 89, Seite 40f   (Ausgabe 2001, 234 Seiten)
[8]  GA 89, Seite 41ff   (Ausgabe 2001, 234 Seiten)
[1]  GA 89, Seite 32   (Ausgabe 2001, 234 Seiten)
[2]  GA 89, Seite 32ff   (Ausgabe 2001, 234 Seiten)
[3]  GA 89, Seite 34ff   (Ausgabe 2001, 234 Seiten)
[4]  GA 89, Seite 35ff   (Ausgabe 2001, 234 Seiten)
[5]  GA 89, Seite 38ff   (Ausgabe 2001, 234 Seiten)

Quellen:

GA 89:  Bewußtsein – Leben – Form. Grundprinzipien der geisteswissenschaftlichen Kosmologie (1903-1906)