Elementarreiche

Es gehören diese Elementarreiche zu dem, was hinter der Wahrnehmungswelt liegt, hinter dem, was den Sinnen sich unmittelbar aufdrängt. [1] Die sieben Stufen der ganzen Erdentwickelung stellen sieben aufeinanderfolgende Bewußtseins-zustände dar. Wir unterscheiden in jeder Bewußtseinsstufe sieben Lebensstufen. Es ist schwer, aus unserer Sprache heraus Worte zu finden für diese sieben Lebensstufen. Wenn wir bloß auf unsere Erde Rücksicht nehmen, so können wir die Lebensstufen dadurch bezeichnen, daß wir reden von den sieben Reichen. Da bezeichnen wir die erste Lebensstufe als das erste Elementarreich (siehe unten), die zweite als das zweite, die dritte als das dritte Elementarreich, die vierte als das Mineralreich, die fünfte als das Pflanzenreich, die sechste als das Tierreich und die siebente als das Menschenreich. (Gegenwärtig befindet sich die Entwickelung im Mineralreich.) Es ist heute außerordentlich schwer, den Menschen eine Vorstellung von den drei Elementarreichen zu geben. Vielleicht wird es Ihnen gelingen, sich eine Vorstellung von den drei Elementarreichen zu bilden, wenn Sie sich folgendes vorstellen. Also Sie denken sich Steine, Metalle und so weiter, und diese Glieder des Mineralreiches immer feiner und feiner werdend, so daß Sie sie immer weniger und weniger sehen, daß sie sich sozusagen auflösen in immer feinere Substantialität. Aus solchen Gebilden würde, wenn man sie zu noch immer größerer Verfeinerung brächte, etwas hervorgehen, was schließlich nicht mehr ein mineralisches Reich ist, sondern das dritte Elementarreich. Dann würden wir zum zweiten, zum ersten Elementarreich aufsteigen. Es ist für die heutigen Empfindungsqualitäten schwer, sich Vorstellungen zu machen von diesen Reichen, die hineingeheimnißt, verdichtet sind in unsere Welt. So ist es nämlich, wie wenn diese Elementarreiche verdichtet in unsere Welt hinein, sagen wir verschwunden wären. In früheren Perioden der Erdentwickelung war das Mineralreich im Zustande der Elementarreiche vorhanden. [2] Alle unsere Wesen sind durch drei Elementarreiche gegangen. [3]

1. Elementarreich

Eine solche Welt, wo alle Wesen in strahlenden Farben leben, nennt man das erste Elementarreich. [4] Dieses ist schwer zu schildern. Nehmen wir einmal an, wir fassen den Gedanken einer solchen Figur, wie zum Beispiel einer Spirale, dann den Gedanken einer Lemniskate. Man versetze sich nun in die Absicht, bevor die Form entstanden ist, also erst in die Absicht zu der Spirale und dann in die Absicht zu der Lemniskate. Man denke sich eine Welt, erfüllt mit solchen Gedankenkeimen. Diese formlose Welt ist das erste Elementarreich. [5]

Im ersten Elementarreich ist vorhanden das System der Anlagen zu allem Späteren. Wer einen Blick hat für dieses System aller weiteren Weltenkeime, der weiß, daß diese Keime von einer unendlichen Schönheit und Erhabenheit sind. Alles, was später zum Vorschein kommt, ist nur ein schwacher Abglanz von dem, was keimartig im ersten Elementarreich vorhanden ist. In diesem sind vorhanden die großen Absichten des göttlichen Urgeistes, die Absichten, die er mit den einzelnen Welten hat. Und wie die [Entwicklungen] hinter den Absichten zurückbleiben, so bleiben sie auch in bezug auf das Weltensein zurück, nicht im Ganzen, aber in Einzelheiten. In der großen Mannigfaltigkeit der Unendlichkeit sind die Absichten wunderbar erfüllt. Deshalb nennt die Theosophie dieses erste Elementarreich die Welt des Formlosen, die später erst die Form aus sich heraus gebiert. [6]

In der Zeit, als sich die Tiere auf der Gedankenstufe (Rupastufe der Erdentwickelung) von den Feuergeistern (Archangeloi) loslösten, trennten auch die Geister der Persönlichkeit, Archai aus sich heraus gewisse Wesenheiten. Sie bestehen aus unbestimmtem Gedankenstoff, der sich wolkenartig ballt und wieder auflöst und so dahinflutet. Man kann von ihnen nicht als von selbständigen Wesenheiten, sondern nur von einer regellosen allgemeinen Masse sprechen. Dies ist das erste Elementarreich. [7]

2. Elementarreich

Wenn die Materie dieser (in strahlenden Farben leuchtender) Wesen etwas dichter wird, ins Rupische hinuntersteigt, fangen sie an, durch Töne sich bemerkbar zu machen: Das ist das zweite Elementarreich. Die Wesen, die dann leben, sind sehr beweglich. [8] Erst im späteren Verlaufe nimmt diese Welt des Urgeistes Form an. Dies läßt sich nur vergleichen mit den Formen, welche unsere Gedanken in uns haben. Denken Sie sich, das, was Sie außerhalb von sich selbst haben, wäre verschwunden und nur das wäre Ihnen gegenwärtig, an was Sie sich erinnern können. Sie hätten um sich ein Meer von Gedanken. Was Sie gesehen und gehört haben, haben Sie vergessen, auch was Sie an Körperlichem gesehen haben. Solche Gedankenformen – nur eben große – sind der Inhalt des zweiten Elementarreiches. Das ganze Weltenall ist ein geformtes Gedanken-All gewesen. Wie einst Plato die Welt der Ideen sich vorgestellt hat, so müssen wir uns das Reich der geformten Gedanken vorstellen, das Reich der Vernunftwelt, wie es sich die Mystiker im Mittelalter vorgestellt haben. [9] Aufder astralen Stufe (der Erdentwickelung) trennt sich etwas ähnliches von den Feuergeistern (Archangeloi) los. Es sind das schattenhafte Bilder oder Schemen ähnlich den Vorstellungen des traumhaften Bilderbewußtseins. Sie bilden das zweite Elementarreich. [10] Die Töne, die den Raum durchtönen, werden nach Zahlen geordnet. Was besonders in Betracht kommt, ist, daß die Dinge von vornherein in einer bestimmten Weise, in bestimmten Verhältnissen zueinander standen. Eine Figur konnte auf eine andere so wirken, daß sie sie nicht verletzte, oder so, daß sie sie zum Zerstieben brachte. Das nannte man das Maß der Dinge. Alles war geordnet nach Maß, Zahl, Gestalt. Man denke sich die Sinnesqualitäten hinweg, die Welt angefüllt mit solchen Gedankenfiguren: Das ist dann das zweite Elementarreich. Das liegt dem dritten zugrunde. [11]

3. Elementarreich

Im dritten Elementarreich kommt zu dem übrigen die Gestalt hinzu. Die Innenfarbe ist gestaltet. Leidenschaft zeigt sich in Blitzform, erhabene Gedanken in Pflanzenform, in höheren Gebieten sind es Funken und Scheine, hier sind es Formen von einfarbiger und tönender Welt. [12]

Und weiter zeigt die Entwicklung eine dichtere Stufe. Die Weltgedanken prägen sich zum ersten Male einem Stoffe ein, den man erst in Wahrheit Stoff nennen kann. Das ist das Astralreich. Die leichten Gedanken sind zu astralen Wesen geworden, die wir nun wahrnehmen können, und zwar als den Raum durchflutende Triebe und Leidenschaften. Nur der Seher nimmt diese Strömungen wahr, er nimmt sie wahr in leuchtenden Gestalten. Diese Strömungen sind im dritten Elementarreiche vorhanden.

Alte Philosophen sprechen von diesen drei Elementarreichen, aber die Leute, die dies heute verfolgen, wissen nicht, was einmal damit gemeint war. Wir brauchen nur zu Empedokles zurückzugehen, so finden wir, daß er davon wußte. Er sagte: Alles ist bewirkt durch Liebe und Haß. Auf dieser zweiten und dritten Stufe haben sich die Gedanken herunterverdichtet. [13] Daß Licht und Ton an Formen erscheinen, das macht das Mineralreich aus. Man denke sich eine Welt, in der nur die Wahrnehmungsqualitäten durch den Raum strömen und nicht an bestimmten Formen wahrgenommen werden. Man denke sich farbige Wolken durch die Welt ziehen, Töne durch die Welt tönen, alle unsere Sinnesempfindungen den Raum ausfüllend, ohne an eine Form gebunden zu sein: dann hat man das dritte Elementarreich; das sind die Elemente Licht und Feuer, den Raum durchsetzend. Der Mensch ist selbst im Astralreich eine farbige Wolke (siehe Aura). Das dritte Elementarreich ist nicht unregelmäßig, aber ein in solchen Linien durcheinandergehendes Schwirren, alles ein Ausdruck von schöne Formen, die in sich selbst Leuchtkraft haben, aus dem Inneren leuchten. Da haben wir nur Formen, die von Gedanken gewoben werden, den Weltäthergedanken. [14]

Im Anfange der physischen Stufe (der Erdentwickelung) lösen sich endlich unbestimmte bildhafte Wesenheiten aus den Geistern des Zwielichtes (Angeloi) los. Auch sie haben keine Selbständigkeit, aber sie vermögen Kräfte zu äußern, welche ähnlich sind den menschlichen und tierischen Leidenschaften und Affekten.

Diese unselbständigen schwirrenden Affekte bilden das 3. Elementarreich. Für Wesen, welche mit einem traumartigen Bilderbewußtsein, oder für solche, welche mit bewußtem Bilderbewußtsein (siehe: Hellsehen) ausgestattet sind, können diese Schöpfungen des 3. Elementarreiches als flutendes Licht, Farbenflocken, als Geruch, Geschmack, als allerlei Töne und Geräusche wahrgenommen werden. Doch müssen alle solche Wahrnehmungen als gespensterhaft gedacht werden. [15] Nachdem die dritte Stufe erreicht war, da konsolidierte sich die astrale Materie. Sie wurde dichter und dichter und webte sich diejenigen Stoffe und Tätigkeiten ein, die der physische Mensch jetzt erst kennt. Sie webte sich ein Gespinst von Naturgesetzen und Kräften. Die Theosophie nennt dieses Reich das Mineralreich. Sie dürfen sich nicht vorstellen, daß das Mineralreich auf dieser Stufe schon ausgebildete Mineralien, Kristalle und so weiter enthielt. Nein, alles dasjenige, was später, auf viel späteren Stufen Mineral wird, was chemische Verbindungen und Zersetzungen durchmacht, das durchzieht noch blitz- und donnerartig dieses Reich, das vierte Reich, das wir das kosmische Mineralreich oder das vierte Elementarreich nennen. Aus diesen elementarischen Vorgängen heraus bildete sich das Körperliche des Menschen. [16] Alle unsere Wesen sind durch drei Elementarreiche gegangen. Die physische Welt enthält alle drei Elementarreiche wie geronnen in sich. [17]

Zitate:

[1]  GA 98, Seite 130   (Ausgabe 1983, 272 Seiten)
[2]  GA 104, Seite 196f   (Ausgabe 1979, 284 Seiten)
[3]  GA 291a, Seite 188f   (Ausgabe 1990, 521 Seiten)
[4]  GA 291a, Seite 189   (Ausgabe 1990, 521 Seiten)
[5]  GA 93a, Seite 200   (Ausgabe 1972, 286 Seiten)
[6]  GA 88, Seite 49   (Ausgabe 1999, 256 Seiten)
[7]  GA 11, Seite 203   (Ausgabe 1955, 252 Seiten)
[8]  GA 291a, Seite 189   (Ausgabe 1990, 521 Seiten)
[9]  GA 88, Seite 50   (Ausgabe 1999, 256 Seiten)
[10]  GA 11, Seite 203   (Ausgabe 1955, 252 Seiten)
[11]  GA 93a, Seite 200   (Ausgabe 1972, 286 Seiten)
[12]  GA 291a, Seite 189   (Ausgabe 1990, 521 Seiten)
[13]  GA 88, Seite 50   (Ausgabe 1999, 256 Seiten)
[14]  GA 93a, Seite 199f   (Ausgabe 1972, 286 Seiten)
[15]  GA 11, Seite 203   (Ausgabe 1955, 252 Seiten)
[16]  GA 88, Seite 50f   (Ausgabe 1999, 256 Seiten)
[17]  GA 291a, Seite 189   (Ausgabe 1990, 521 Seiten)

Quellen:

GA 11:  Aus der Akasha-Chronik (1904/1908)
GA 88:  Über die astrale Welt und das Devachan (1903-1904)
GA 93a:  Grundelemente der Esoterik (1905)
GA 98:  Natur- und Geistwesen – ihr Wirken in unserer sichtbaren Welt (1907/1908)
GA 104:  Die Apokalypse des Johannes (1908)
GA 291a:  Farbenerkenntnis (1889-1925)