Christus Leben
► Damaskuserlebnis des Paulus

Paulus wußte aus seiner hebräischen Einweihung heraus: Wenn der Christus-Geist in einem menschlichen Leib gewesen ist und dieser menschliche Leib tot sein wird, dann muß in der Erdenaura der Christus vorhanden sein. Das wußte er, nur war er bis dahin nicht fähig geworden, in die Erdenaura hineinzuschauen. Er war zwar ein Eingeweihter in die Weisheit, aber kein Hellseher. Aber er hatte eine Vorbedingung ein Hellseher auf einem abnormen Wege zu werden. Er sagt von sich selber, daß er eine Frühgeburt sei, was gewöhnlich übersetzt wird mit «eine unzeitige Geburt». Er ist nicht ausgetragen worden im mütterlichen Leibe. Früher als man sich sonst entreißt jenen Verbindungen, in denen man noch unbewußt den geistigen Mächten angehört, ist er in die Welt gekommen. [1]

Das erste Beispiel einer Einweihung ohne die Hineinmischung eines Hierophanten, haben wir in Saulus, als er Paulus wurde. In dem, was mit ihm auf dem Wege nach Damaskus geschah, müssen wir etwas Ähnliches wie die Einweihung sehen. Die wenigen Augenblicke genügten bei ihm, weil er im vorhergehenden Leben die Reife erlangt hatte. Die Verbindungspunkte mit dem, was man in vorhergehenden Inkarnationen gelernt hat, können getrennt sein durch Zwischenzeiten von einigen Inkarnationen, können aber auch erst spät in einem Leben erscheinen. Dies macht es begreiflich, warum die Bekehrung von Saulus, das heißt, das Sich-Verbinden mit seiner vorhergehenden Entwickelung in einem verhältnismäßig reifen Alter stattfand. Dazu kommt, daß Paulus sich nicht bis in die höheren Welten zu erheben brauchte, um den Christus zu schauen, wie das für die anderen Eingeweihten in der vorchristlichen Zeit notwendig gewesen wäre. Christus war ja fortan auf der Erde, intim verbunden mit dem Astralleib der Erde. [2] Paulus war dieser Damaskus-Erscheinung so gegenübergetreten, daß er durch sie wußte: Ja, es lebt mit der Erdensphäre verbunden seit dem Mysterium von Golgatha das, was auferstanden ist im Mysterium von Golgatha. Er erkannte den auferstandenen Christus. Den verkündete er von da ab. Warum konnte Paulus ihn gerade so sehen, wie er ihn gesehen hat? Was war aber nötig, daß der Auferstandene so dicht seelisch erscheinen konnte? Was war denn sozusagen jener Lichtschein, in dem der Christus dem Paulus vor Damaskus erschienen ist?

Die Schwesterseele (der Adamseele) war in dem Jesusknaben des Lukas-Evangeliums inkarniert. Aber sie war dazumal nicht im strengen Sinn des Wortes zum erstenmal wie ein physischer Mensch inkarniert, sondern sie war vorher schon prophetisch inkarniert einmal schon. Sie brauchte sich zum ersten Male zu verkörpern, als gerade die Hellsichtigkeit überwunden werden sollte beim Übergang der Menschheitsentwickelung vom dritten ins vierte nachatlantische Zeitalter. Da nahm sie gleichsam eine Ersatzverkörperung an; sie war verkörpert in Krishna sozusagen das einzige Mal, wo sie erscheinen mußte, um auch physisch sichtbar zu werden. [3]

Als Paulus seine Erscheinung vor Damaskus hat, da ist dasjenige, was ihm erscheint der Christus. Der Lichtschein, in den sich der Christus kleidet, ist der Krishna. [4]

Zitate:

[1]  GA 112, Seite 269f   (Ausgabe 1959, 292 Seiten)
[2]  GA 109, Seite 68f   (Ausgabe 1979, 304 Seiten)
[3]  GA 142, Seite 124f   (Ausgabe 1960, 140 Seiten)
[4]  GA 142, Seite 1   (Ausgabe 1960, 140 Seiten)

Quellen:

GA 109:  Das Prinzip der spirituellen Ökonomie im Zusammenhang mit Wiederverkörperungsfragen. Ein Aspekt der geistigen Führung der Menschheit (1909)
GA 112:  Das Johannes-Evangelium im Verhältnis zu den drei anderen Evangelien, besonders zu dem Lukas-Evangelium (1909)
GA 142:  Die Bhagavad Gita und die Paulusbriefe (1912/1913)