Christus Leben
► Tempelreinigung

Man kann durch das Wirken auf den Ätherleib Wasser in Wein verwandeln, aber man muß in das Tieferliegende eingreifen, wenn man weiter wirken will auf die andere Persönlichkeit. Dazu war notwendig, daß der Christus die dreifache Hülle des Jesus von Nazareth weiter behandelte, so daß der Ätherleib freier werden kann von dem physischen Leib, als er es früher war. Dadurch aber erhielt er eine größere Herrschaft über den physischen Leib, das heißt, er konnte wirklich bis in den physischen Leib hinein starke Kräfte gebrauchen. Die Anlage dazu war gegeben mit der Johannes-Taufe. Es sollte der astralische Leib so stark wirken in der dreifachen Hülle des Jesus, daß der Ätherleib über den physischen Leib eine solche Macht erhielt. Wodurch nun kann der astralische Leib so stark wirken? Dadurch, daß er sich richtige Gefühle aneignet, in bezug auf das, was in unserer Umwelt geschieht; daß er vor allen Dingen sich in ein richtiges Verhältnis bringt zu dem menschlichen Egoismus. Tat das der Christus mit dem Leibe des Jesus? Wirkte er so, daß er in ein richtiges Verhältnis kam zu allem Egoismus in der Umgebung, daß der egoistische Grundzug der Seelen vor Augen trat? Ja, das tat der Christus. Der Schreiber des Johannes-Evangeliums erzählt uns, wie er gegenüber denen, die dem Egoismus huldigen und den Tempel schänden, indem sie alles Mögliche darin verkaufen, als der Tempelreiniger auftritt. Dadurch gewinnt er die Möglichkeit zu sagen, jetzt habe er den astralischen Leib so mächtig gemacht, daß er imstande wäre, wenn der physische Leib verfiele, ihn in drei Tagen wiederum aufzubauen (siehe: Christus und das Phantom). Auch das deutet uns der Schreiber des Johannes-Evangeliums an: «Jesus sprach zu ihnen: Brechet diesen Tempel, und am dritten Tage will ich ihn aufrichten. Da sprachen die Juden: Dieser Tempel ist in 46 Jahren erbauet; und du willst ihn in drei Tagen aufrichten? Er aber redete von dem Tempel des Leibes.» Das deutet an, daß jetzt diese Hülle, welche ihm hingeopfert worden ist, die Macht hat, diesen physischen Leib so zu dirigieren, daß sie Herr ist in diesem physischen Leibe. Dann aber kann auch dieser Leib, der nun frei geworden ist, sich unabhängig von den Gesetzen der physischen Welt überall hinbewegen, dann kann dieser Leib, ungeachtet der sonstigen Gesetze der Raumeswelt, Ereignisse in der geistigen Welt herbeiführen und dirigieren. Tut er das? Ja. Das wird uns angedeutet in dem Kapitel, das da folgt auf das Kapitel der Tempelreinigung. [1]

Während Äther-, Astralleib, Empfindungs-, Verstandes- und Bewußtseinsseele der Läuterung von außen bedürfen, wird das Geistselbst, Manas den Menschen selbst reinhalten. Der Leib Christi ist bereits erfüllt von Reinheit. Er will auch die Menschheit reinigen und tritt daher hin und reinigt den Tempel von Händlern und Wechslern, das heißt, er reinigt den Tempel des Heiligen Geistes, den Leib des Menschen von den ihm anhängenden niederen Prinzipien und macht ihn fähig, den Geist aufzunehmen. [2]

Zitate:

[1]  GA 112, Seite 193ff   (Ausgabe 1959, 292 Seiten)
[2]  GA 100, Seite 241   (Ausgabe 1981, 276 Seiten)

Quellen:

GA 100:  Menschheitsentwickelung und Christus-Erkenntnis. Theosophie und Rosenkreuzertum – Das Johannes-Evangelium (1907)
GA 112:  Das Johannes-Evangelium im Verhältnis zu den drei anderen Evangelien, besonders zu dem Lukas-Evangelium (1909)