Anthroposophen

Anthroposophen können nur Menschen sein, die gewisse Fragen über das Wesen des Menschen und die Welt so als Lebensnotwendigkeiten empfinden, wie man Hunger und Durst empfindet. [1] Das Bedeutsame für den Anthroposophen der Gegenwart ist das Erringen einer Überzeugung in bezug auf die Fragen von Reinkarnation und Karma und wie sie die Möglichkeit finden werden, den Gedanken von Reinkarnation und Karma in das allgemeine Leben überzuführen. Es wird ganz neue Lebensformen, ein ganz neues menschliches Zusammenleben schaffen. [2] So könnte geradezu hingestellt werden als charakteristisches Kennzeichen des gegenwärtigen Anthroposophen, daß er auf dem Wege ist, sich eine begründete innere Überzeugung vom Walten der Idee von Reinkarnation und Karma anzueignen. Alles übrige, möchte man sagen, ergibt sich daraus dann schon von selber als unmittelbare Konsequenz, als Folgeerscheinung. Selbstverständlich muß die bestehende Lebensordnung zunächst so bleiben, denn gerade der Anthroposoph muß einsehen, daß das, was besteht, wiederum durch die Karmaordnung hervorgebracht worden ist, und daß es in dieser Beziehung zu Recht und mit Notwendigkeit besteht. Aber er muß durchaus die Möglichkeit haben zu begreifen, daß sich wie ein neuer Keim innerhalb des Organismus unserer Weltordnung dasjenige entwickelt, was aus der Anerkennung der Idee von Reinkarnation und Karma folgen kann und muß. [3] Das aber, daß der Mensch so stark verbunden ist mit geistigen Impulsen, die direkt auf seine Seele wirken, das bringt ihn dazu, in einer weniger intensiven Art, als dies bei anderen Menschen der Fall ist, beim Herabsteigen aus den geistigen in die physischen Welten sich hineinzufügen in die äußere Körperlichkeit. Und das liegt durchaus auf dem Grunde des Karma der Anthroposophen-Seelen. Man findet ein loseres Verhältnis wenigstens des Astralleibes und der Ich-Organisation gegenüber der physischen und der Äther-Organisation. [4]

Zitate:

[1]  GA 26, Seite 14   (Ausgabe 1976, 270 Seiten)
[2]  GA 135, Seite 64   (Ausgabe 1978, 110 Seiten)
[3]  GA 135, Seite 66f   (Ausgabe 1978, 110 Seiten)
[4]  GA 237, Seite 155   (Ausgabe 1959, 186 Seiten)

Quellen:

GA 26:  Anthroposophische Leitsätze. Der Erkenntnisweg der Anthroposophie – Das Michael-Mysterium (1924/1925)
GA 135:  Wiederverkörperung und Karma und ihre Bedeutung für die Kultur der Gegenwart (1912)
GA 237:  Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge - Dritter Band. Die karmischen Zusammenhänge der anthroposophischen Bewegung (1924)