Egoisten

Am meisten wird über Lieblosigkeit geklagt von denen, die eigentlich Egoisten sind, und der Glaube, daß alle Menschen ihnen schaden oder Böses zufügen wollen, wird am meisten bei egoistischen Naturen entstehen, während Naturen, die an sich liebevoll und liebefähig sind, nicht leicht zu dem Glauben kommen, daß sie verfolgt werden und so weiter. [1]

Die Bewußtseinsseele macht eigentlich den egoistischen Menschen. [2] Es kann das, was eigentlich ein Egoistisches ist, sehr zurückgedrängt werden unter der Konvention. Aber es ist im Grunde genommen für die moralische Bewertung doch nicht dasjenige maßgebend, was der Mensch tut, sondern man muß tiefer in den menschlichen Charakter, in die menschliche Natur hineinschauen, um den eigentlichen moralischen Wert des Menschen beurteilen zu können. Der moralische Wert des Menschen drückt sich im Astralleibe dadurch aus, daß dieser Teil des astralischen Leibes ein schönes Antlitz nach innen wendet, wenn unegoistische Handlungen, altruistische Impulse im Menschen leben, und einen häßlichen Gesichtsausdruck nach innen wendet, wenn eben egoistische, wenn böse Impulse im Menschen leben. So daß ein Geist, der in dem Menschen drinnen liest, genau ebenso nach dieser Physiognomie beurteilen kann, ob ein Mensch gut oder böse ist, wie man den Menschen nach anderen Eigenschaften an seinem Mienenspiel beurteilen kann. Das alles steht nicht im gewöhnlichen Bewußtsein, aber es ist unweigerlich da. Es gibt keine Möglichkeit, daß die Unehrlichkeit nicht tief in diesen Menschen hineingeht. Wenn hier (unten) eine häßliche Physiognomie sich entwickelt, dann stößt der an den Kosmos gewöhnte Kopf diese Physiognomie zurück, nimmt sie nicht auf, und der Mensch bildet in seinem Ätherischen solch einen Leib aus, wie er bei (der bildlichen) Ahriman(darstellung) gemacht worden ist, wo das Haupt verkümmert ist, verinstinktiviert ist. Es geht alles in die unteren Glieder des ätherischen Leibes hinein. Das Haupt nimmt das nicht auf, und der Mensch macht sich ahrimanisch in seinem unteren ätherischen Leibe, und durchzieht dann auch sein Haupt mit dem, was dieser ahrimanische Leib noch in das Haupt hineinstößt. Das ist nämlich das Merkwürdige, daß der Mensch in seinem Haupt, schon in dem Wärmeäther des Hauptes, die Physiognomie des Unmoralischen abstößt, sie nicht hinaufläßt. Das Haupt bleibt zwar ein Abbild des Kosmos, aber es gehört ihm eigentlich immer weniger und weniger an, weil er es nicht mit seiner eigenen Wesenheit durchdringen kann. Ein unmoralischer Mensch kommt dadurch wenig über sein Leben in der vorigen Inkarnation hinaus. [3]

Zitate:

[1]  GA 275, Seite 143f   (Ausgabe 1980, 182 Seiten)
[2]  GA 158, Seite 32   (Ausgabe 1993, 234 Seiten)
[3]  GA 221, Seite 118f   (Ausgabe 1966, 142 Seiten)

Quellen:

GA 158:  Der Zusammenhang des Menschen mit der elementarischen Welt. Kalewala – Olaf Åsteson – Das russische Volkstum – Die Welt als Ergebnis von Gleichgewichtswirkungen (1912-1914)
GA 221:  Erdenwissen und Himmelserkenntnis (1923)
GA 275:  Kunst im Lichte der Mysterienweisheit (1914/1915)