Ahriman
► Ahriman im Menschen

Ableugnen läßt sich der Teufel leicht vom modernen Gesichtspunkte aus, aber trotzdem leben sich aus in der Menschennatur Ahriman und Luzifer, Ahriman im Ätherleib und Luzifer im Astralleib. [1] Und so wird man leicht unbeachtet lassen, daß ahrimanische Mächte seit dem Jahre 1879 heruntersteigen mußten von der geistigen Welt in das Reich der Menschen, daß sie durchsetzen mußten die menschliche Intellektualität, das menschliche Denken und Empfinden und Anschauen (siehe: Sturz der Geister der Finsternis). [2] Das Grunderlebnis des 5. nachatlantischen Kulturzeitraumes, unseres Zeitraumes ist, daß der Ätherleib zusammengezogen ist, daß er nicht zu groß (wie in der Griechenzeit), sondern eher zu klein ist, und das wird immer stärker und stärker werden, je weiter die Evolution fortgeht. Je weiter der Mensch kommen wird in der materialistischen Verachtung des Spirituellen, desto mehr wird sich dieser Ätherleib zusammenziehen und austrocknen. Da aber die Durchorganisierung des physischen Leibes davon abhängt, daß der Ätherleib ihn ganz richtig durchdringt, so wird für den physischen Leib immer eine Tendenz auftreten, wenn der Ätherleib zu sehr zusammengedrängt ist, daß der physische Leib auch auszutrocknen beginnt. Und wenn er ganz besonders stark austrocknen würde so würde er statt der natürlichen Menschenfüße hornartige Füße bekommen. In diesen vertrockneten Ätherleib kann sich nun besonders Ahriman hineinleben, wie Luzifer in den erweiterten Ätherleib. Ahriman wird die erwähnten hornartigen Füße – Bocksfüße – ausbilden. [3]

Ahriman ist es versagt, in das Blut unterzutauchen; er kann fortwährend in den Nerven leben, bis zum Vertrocknen, zur Nüchternheit leben, weil er nicht an die Wärme des Blutes heran kann. Geradeso wie der griechische Mensch der Sphinx gegenüberstand, die im Atmungssystem lebt, so steht der Mensch des 5. nachatlantischen Kulturzeitraumes dem Mephistopheles (dem Ahriman) gegenüber, der im Nervenprozesse lebt, der kalt und nüchtern ist, weil er an Blutleere leidet, weil die Wärme des Blutes ihm fehlt. Und dadurch wird er zum Spötter, zum nüchternen Begleiter des Menschen. Während der griechische Mensch unter der Pein einer Überfülle von Fragen gestanden hat, wird der moderne Mensch der Pein entgegengehen, in seine Vorurteile hineinverbannt zu sein, einen zweiten Leib neben sich zu haben, der seine Vorurteile enthält. Alles das, was an materialistischen Vorurteilen, an materialistischer Beschränktheit sich entwickelt, wird die mephistophelische Natur verstärken, und wir können jetzt schon sagen: Wir sehen in eine Zukunft hinein, wo jeder geboren wird mit einem zweiten Menschen, der wird ihn so begleiten, daß er den Zwang empfinden wird, materialistisch zu denken. Die Menschheit wird dem Kinde in zukünftigen Zeiten so viel an Bildung mitgeben müssen – sei es durch Eurythmie, sei es durch geisteswissenschaftliche Gesinnung –, durch welche der Ätherleib belebt werden muß, daß der Mensch seine richtige Stellung wird einnehmen können, daß er erkennen wird, was sein Begleiter bedeutet. Sonst wird er diesen Begleiter nicht verstehen, sonst wird er sich ihm gegenüber fühlen, wie wenn er verzaubert, gebannt wäre. Wie der Grieche mit der Sphinx hat fertig werden müssen, so wird der moderne Mensch mit Mephistopheles (Ahriman) fertig werden müssen, mit der satyrhaften, faunhaften Gestalt, die Bocks- oder Pferdefüße hat. Die Auseinandersetzung von Faust und Mephistopheles –, das wird, man möchte sagen, zum Fundament für die Zukunftspädagogik. [4]

Zitate:

[1]  Bei 45, Seite 4   (Ausgabe 1974, 0 Seiten)
[2]  GA 177, Seite 168   (Ausgabe 1977, 262 Seiten)
[3]  GA 158, Seite 103f   (Ausgabe 1993, 234 Seiten)
[4]  GA 158, Seite 105ff   (Ausgabe 1993, 234 Seiten)

Quellen:

Bei 45:  Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe. Heft 45 (1974)
GA 158:  Der Zusammenhang des Menschen mit der elementarischen Welt. Kalewala – Olaf Åsteson – Das russische Volkstum – Die Welt als Ergebnis von Gleichgewichtswirkungen (1912-1914)
GA 177:  Die spirituellen Hintergründe der äußeren Welt. Der Sturz der Geister der Finsternis (1917)