Sturz der Geister der Finsternis

In alten Zeiten hatten auch einmal die ahrimanischen Scharen einen Kampf verloren (gegen die fortschreitenden Mächte), und sie wurden dazumal heruntergeworfen von den geistigen Welten in den irdischen Bereich. Sie machen eben ihre Anstürme immer von neuem. Da gab es zum Beispiel einen solchen Kampf, durch den diese ahrimanischen Scharen, nachdem sie heruntergeworfen waren auf die Erde, alle diejenige Bevölkerung der Erde in den Bereich der Erde hereingebracht haben, die man heute im ärztlichen Leben als die Bazillen bezeichnet. (Siehe unter: Bakterien).

Das Herauswerfen des Mondes aus dem Erdenbereich, das bedeutet das Platzgreifen gewisser Mondeneinflüsse. Diese sind auch über die Erde gekommen infolge eines solchen Sieges des Michael über den Drachen. So daß man wiederum sagen kann: Alles dasjenige, was zusammenhängt mit gewissen Wirkungen, die parallel gehen den Mondesphasen, überhaupt den Impulsen, die vom Mond auf die Erde ausgehen, all das hat in einem ähnlichen Kampf Michaels mit dem Drachen seinen Ursprung. [1]

In diesen Zeiten, in denen sozusagen die Geister des Lichtes sich haben angelegen sein lassen, die Menschenzusammenhänge nach den Blutsbanden zu ordnen, haben es sich die (zu) den Menschen vom Himmel zur Erde verstoßenen Geister der Finsternis angelegen sein lassen, gegen alles, was Blutsvererbung ist, zu arbeiten. Und alles, was wir in diesen charakterisierten Zeitaltern finden an rebellischer Auflehnung gegen die Blutsverwandtschafts-Ordnungen, alles, was wir in diesen Zeiten finden an Lehren, die natürlich durch die Menschen kommen, aber inspiriert von den Geistern der Finsternis, alles, was an solchen Rebellenlehren kommt, was sich auflehnt gegen die Vererbung, gegen die Stammes-, gegen die Rassenzusammenhänge, was da pocht auf die individuelle Freiheit, was Gesetze geben will aus der individuellen Freiheit des Menschen heraus, das rührt eben von den herabgestoßenen Geistern her. Diese Zeiten ragen bis ins 15. Jahrhundert herein. Nachklänge sind natürlich immer vorhanden, denn die Ordnungen hören nicht gleich auf. Und wir sehen bis in die heutige Zeit herein diese zwei Strömungen nachwirken. Denn seit dem 19. Jahrhundert sehen wir etwas ganz anderes aufkommen: Wesen aus der Hierarchie der Angeloi sind es, die seit dem Jahre 1879 unter uns wirken. Nachzügler der alten Geister der Finsternis, verwandt mit ihnen, gleicher Art mit ihnen, aber erst durch das Ereignis von 1879 sind sie vom Himmel auf die Erde gestossen worden. Bis dahin haben sie ihre Aufgaben oben verrichtet, während ihre Verwandten, die das getan haben, was ich eben charakterisiert habe, schon seit dem lemurischen, atlantischen Zeitalter unter den Menschen waren. Aber die Kraft der alten Rebellen, die Kraft also der sich fortpflanzenden Strömung der Geister der Finsternisse, die ihre Aufgaben hatten in dem chaldäisch-ägyptischen Zeitalter, in dem griechisch-lateinischen Zeitalter, die ihre Aufgabe seit der atlantischen und lemurischen Zeit her haben, diese Kraft erlischt allmählich; und es beginnen eben die Kräfte der erst 1879 heruntergestoßenen Geister zu wirken. Während gewissermaßen ihre Brüder aufhören, Macht zu haben, beginnen diese Geister zu wirken. So daß wir seit diesem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts eigentlich eine vollständige Umkehrung aller Verhältnisse haben. Die regelrecht fortwirkenden Geister des Lichtes haben genug getan in der Festlegung der Blutsbande, der Stammes-, der Rassenbande und so weiter, denn in der Entwickelung hat alles seine bestimmte Zeit. Dasjenige, was gefestigt worden ist in der Menschheit durch die Blutsbande, dem ist genug geschehen in der allgemeinen gerechten Weltenordnung. So daß seit dieser neueren Zeit die Geister des Lichtes sich so wandeln, daß sie jetzt den Menschen inspirieren, freie Ideen, Empfindungen, Impulse der Freiheit zu entwickeln, daß sie es sind, die den Menschen auf die Grundlage seiner Individualität stellen wollen. Und die den alten Geistern der Finsternis verwandten Geister, die bekommen jetzt nach und nach die Aufgabe, in den Blutsbanden zu wirken. Das, was gut war in alten Zeiten, oder besser gesagt, was in der Sphäre der guten Geister des Lichtes war, das wird abgegeben im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts an die Geister der Finsternis. So daß nun von da ab die alten Impulse, die sich auf Rassen-, Stammes- und Volkszusammenhänge, auf das Blut gründen, übergehen in die Regierung der Geister der Finsternis, daß von da ab die Geister der Finsternis, die früher die Rebellen der Freiheit waren, den Menschen einzuimpfen beginnen, die Ordnungen auf Stammeszusammengehörigkeiten, auf Blutsbande zu begründen. [2]

Ich habe ja öfter darauf hingedeutet, wie die Mitte des 19. Jahrhunderts, besonders die vierziger Jahre, ein bedeutungsvoller Einschnitt in der geistigen Entwickelung der europäischen und der amerikanischen Menschheit ist. Ich habe darauf hingewiesen, wie damals gewissermaßen der Höhepunkt war der materialistischen Verstandesentwickelung auf der Erde, der Höhepunkt für die Ausbildung desjenigen, was man nennen könnte ein Verstandesbegreifen der äußeren toten Tatsachen, das nicht herangehen will an das Lebendige. Solche Ereignisse – und wir stehen ja heute durchaus unter den äußeren Nachwirkungen dieser Ereignisse und werden noch lange unter diesen Nachwirkungen stehen –, solche Ereignisse haben ihre tiefere Grundlage in Vorgängen der geistigen Welt. Und wenn wir nach den Vorgängen der geistigen Welt forschen, welche den äußeren irdischen Ausdruck fanden in dem eben Gesagten, so müssen wir hinweisen auf einen Kampf, geradezu auf eine Art von Krieg in der geistigen Welt, der Jahrzehnte hindurch gedauert hat, von den vierziger Jahren bis in den Herbst des Jahres 1879. Der Kampf, der da stattgefunden hat, kann bezeichnet werden als ein Kampf der geistigen Wesenheiten, welche zu der Gefolgschaft jenes Wesens aus der Hierarchie der Archangeloi gehören, das man bezeichnen kann als Michael, als Kampf also Michaels und seiner Gefolgschaft gegen gewisse ahrimanische Mächte. Dieser Kampf hat seinen Abschluß gefunden, daß Michael und seine Gefolgschaft einen Sieg davongetragen haben über gewisse ahrimanische Mächte. [3] Aber was bedeutet es denn, daß nun die Mächte des Drachens, diese ahrimanischen Scharen, in die Reiche der Menschen, gewissermaßen vom Himmel auf die Erde gestoßen sind? Der Verlust dieses Kampfes bedeutet, daß sie nun nicht mehr, biblisch gesprochen, in den Himmeln zu finden sind. Dafür sind sie zu finden in den Reichen der Menschen, und das heißt: das Ende der siebziger Jahre war vorzugsweise diejenige Zeit, in welcher die menschlichen Seelen mit Bezug auf gewisse Erkenntniskräfte von ahrimanischen Impulsen ergriffen wurden. Weil diese ahrimanischen Impulse früher sich in den geistigen Reichen betätigen konnten, haben sie die Menschen mehr in Ruhe gelassen; weil sie heruntergestoßen worden sind aus den geistigen Reichen, sind sie über die Menschen gekommen. Und wenn wir uns fragen: Was ist eigentlich dazumal von den geistigen Reichen aus in die Menschen gefahren als ahrimanische Mächte? – so ist es eben die persönlich gefärbte, wohlgemerkt, die persönlich gefärbte, ahrimanische, materialistische Weltauffassung. Gewiß, der Höhepunkt des Materialismus war in den vierziger Jahren vorhanden. Aber er hatte dazumal seine Impulse mehr instinktiv in die Menschen hineingeschickt. Die ahrimanischen Scharen haben dazumal noch von der geistigen Welt aus in die menschlichen Instinkte hinein ihre Impulse geschickt. Persönliches Eigentum der Menschen wurden diese ahrimanischen Impulse, namentlich Erkenntniskräfte und Willenskräfte, seit dem Herbst 1879. Was vorher mehr Allgemeingut war, wurde damit verpflanzt in das Eigentum der Menschen. [4]

Der erste Anstoß zu diesem Kampfe des Michael mit dem Drachen im 19. Jahrhundert war 1841. Besonders lebhaft ging es dann zu im Jahre 1845. Das Entscheidungsjahr des 19. Jahrhunderts war 1841, sein Spiegelbild ist 1917. [5] Diese Geister der Finsternis leben also jetzt so unter uns, daß sie ihre Impulse in unsere Weltauffassung, aber nicht bloß in die gedankliche Weltauffassung, sondern in unser Empfinden, in unsere Willensimpulse, auch in unsere Temperamente hereinsenden. [6]

Diese ahrimanischen Mächte, die sich seit dem Jahre 1879 in den menschlichen Gemütern sozusagen ihre Festungen begründet haben, sind zurückgebliebene Angeloi, die es verlernt haben, in der nächstangrenzenden geistigen Welt ihre Aufgabe zu verrichten. Würden sie das können, dann wären sie nicht im Jahre 1879 gestürzt worden. Sie sind heruntergestürzt, weil sie oben ihre Aufgabe nicht erfüllen können. Jetzt wollen sie ihre Aufgabe mit Hilfe der Köpfe, der Gehirne der Menschen erfüllen. Der menschliche Verstand soll eben immer mehr und mehr in Anspruch genommen werden von solchen Mächten, die sich seiner bemächtigen wollen, damit sie ihr Leben ausleben können. [7]

Oftmals wurde in den Kreisen Saint-Martins davon gesprochen, daß von dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts und von der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein Wissen ausstrahlen werde, das da wurzelt in denselben Quellen, in demselben Boden, wo bestimmte menschliche Krankheiten wurzeln, wo Anschauungen herrschen werden, die da wurzeln in der Lüge, wo Empfindungen herrschen werden, die da wurzeln in der Selbstsucht. [8] All das, was man als Bazillenkräfte aufweist, woran Bazillen einen Anteil haben, ist ebenso eine Folge davon, daß einmal ahrimanische Scharen vom Himmel auf die Erde geworfen worden sind, daß der Drache besiegt worden ist, wie es eine Folge eines solchen Sieges ist, daß die ahrimanisch-mephistophelische Denkungsweise seit dem Ende der siebziger Jahre Platz gegriffen hat. So daß man sagen kann: auf materiellem Gebiete haben die Tuberkel- und Bazillenkrankheiten einen ähnlichen Ursprung wie der gerade jetzt vorhandene Verstandesmaterialismus auf geistig-seelischem Gebiet. Die zwei Dinge gleichen sich im höheren Sinne durchaus. [9]

Gerade durch dieses, daß dem Menschen so nahestehende Wesen auf unsichtbare Art unter den Menschen wirken und der Mensch durch die hereinspielenden Kräfte des Bösen abgehalten ist davon, das Spirituelle mit der Vernunft anzuerkennen – denn das ist die damit zusammenhängende Aufgabe des 5. nachatlantischen Zeitraums –, gerade dadurch werden diesem 5. nachatlantischen Zeitraum viele Gelegenheiten gegeben, sich finsteren Irrtümern und dergleichen hinzugeben. Es muß gewissermaßen der Mensch sich dazu bequemen, in diesem Zeitraum das Spirituelle durch seine Vernunft zu erfassen. Geoffenbart wird es schon; dadurch, daß die Geister der Finsternis 1879 besiegt worden sind, dadurch wird immer mehr und mehr spirituelle Weisheit aus den geistigen Welten herunterfließen können. Nur wenn die Geister der Finsternis oben geblieben wären in den geistigen Reichen, würden sie ein Hemmnis sein können für dieses Herunterfließen. Das Herunterfließen von spiritueller Weisheit können sie fortan nicht verhindern; aber Verwirrung können sie fortan stiften, die Seelen können sie verfinstern. Die Menschenseelen werden erkennen, daß sie in dem Christus den Helfer haben, um die Kräfte des Bösen in Gutes umzuwandeln. Aber ein Kämpfer um das Spirituelle muß der Mensch sein in dieser 5. nachatlantischen Zeit. Denn würden die Kräfte der Menschen erschlaffen, so könnte gewissermaßen alles zum Schlimmen ausfallen. Der Mensch ist nicht in der Lage, in diesem Zeitraum wie ein Kind geführt zu werden. [10]

Dazumal, zwischen dem Jahre 1841 und 1879, sollte es sich entscheiden, ob eine gewisse Summe von spiritueller Weisheit in der geistigen Welt droben reifgemacht werden kann, so daß sie von dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts an allmählich auf die Erde herunterträufelt, das heißt, in die menschlichen Seelen hineinkommt und in den menschlichen Seelen spirituelles Wissen anregt, solches Wissen, das wir eben heute als Wissen der Geisteswissenschaft bezeichnen. Nicht reif werden zu lassen drüben in der geistigen Welt das, was da herunterträufeln sollte, das war die Absicht jener Angeloigeister. Sie haben nicht verhindern können – darinnen besteht ja das, daß sie den Kampf verloren haben –, sie haben nämlich nicht verhindern können, daß die Zeit gekommen ist, in der das spirituelle Wissen herabträufelt. Dieses spirituelle Wissen ist jetzt da und wird immer weiter und weiter sich entwickeln; die Menschen werden die Fähigkeit haben können, die geistige Welt zu durchschauen. Aber nun sind diese Angeloiwesen auf die Erde herabgestürzt und wollen hier Unheil stiften mit dem Herabträufeln, wollen hier dieses Wissen in falsche Bahnen leiten, wollen diesem Wissen seine gute Macht rauben und es in schlechte Kanäle bringen. Kurz, sie wollen das, was sie mit Hilfe der Geister drüben nicht haben erreichen können, hier mit Hilfe der Menschen erreichen. Zerstören den guten Weltenplan wollen sie, der darinnen besteht, in den richtigen Reifezeitaltern das Wissen von der Beherrschung der Menschenmassen, das Wissen von Geburt, Krankheit und Tod und anderen Dingen unter den Menschen zu verbreiten. Sie wollen es frühzeitig verbreiten durch die geistigen Frühgeburten. [11]

Zitate:

[1]  GA 177, Seite 152   (Ausgabe 1977, 262 Seiten)
[2]  GA 177, Seite 202ff   (Ausgabe 1977, 262 Seiten)
[3]  GA 177, Seite 148f   (Ausgabe 1977, 262 Seiten)
[4]  GA 177, Seite 150   (Ausgabe 1977, 262 Seiten)
[5]  GA 177, Seite 159   (Ausgabe 1977, 262 Seiten)
[6]  GA 177, Seite 198   (Ausgabe 1977, 262 Seiten)
[7]  GA 177, Seite 175f   (Ausgabe 1977, 262 Seiten)
[8]  GA 177, Seite 178   (Ausgabe 1977, 262 Seiten)
[9]  GA 177, Seite 152   (Ausgabe 1977, 262 Seiten)
[10]  GA 178, Seite 204ff   (Ausgabe 1980, 248 Seiten)
[11]  GA 178, Seite 92ff   (Ausgabe 1980, 248 Seiten)

Quellen:

GA 177:  Die spirituellen Hintergründe der äußeren Welt. Der Sturz der Geister der Finsternis (1917)
GA 178:  Individuelle Geistwesen und ihr Wirken in der Seele des Menschen (1917)