Christus Leben
► Bedeutung der Inschrift am Kreuz: INRI

Ein Mensch jener Zeit hat immer durch den physischen Organismus das Geistige, das Höhere, durchblicken gesehen. Er hat unter einem Namen nicht das, was wir heute darunter verstehen, empfunden, sondern sinnvoll hat man das benannt. Denken Sie man hat jemand Jakobus geheißen. Jakobus heißt eigentlich Wasser. Wasser ist der geheimwissenschaftliche Ausdruck für das Seelische, so daß, wenn ich jemand als Jakobus bezeichne, ich damit sage, daß das seelische Element durch seinen Körper durchscheint. Sinnvoll bezeichne ich ihn damit als einen zum Wasser Gehörigen. Wenn ich also einem als Eingeweihten diesen Namen Jakobus gebe, so ist er mir das Sinnbild für das Wasser – hebräisch = Jam. Jakobus ist nichts anderes als der wissenschaftliche Name für einen Eingeweihten, der die Kraft des okkulten Wassers im besonderen beherrscht. Das waren die drei Jünger, mit ihrem Einweihungsnamen bezeichnet, die mitgenommen wurden nach dem Berge Tabor (siehe oben: Verklärung): Jakobus bedeutet das Wasser, Petrus bedeutet die Erde der Fels hebräisch = Jabascha, Johannes bedeutet Luft = Ruach. Johannes bezeichnet also den, der zum höheren Selbst gekommen ist, einer der die okkulten Kräfte der Luft beherrscht. Jesus ist der, welcher die okkulten Kräfte des Feuers – hebräisch = Nur – beherrscht. Denken Sie sich einmal diese vier beisammen auf dem Berge der Verklärung, dann haben Sie zu gleicher Zeit die Eingeweihten, welche die vier Elemente beherrschen. Es geschah dazumal, daß der geistige Beweis geliefert wurde, daß durch die Jesus-Erscheinung die ganze Kraft der Elemente in einer Weise erneuert wird, daß das Leben, das durch die Elemente pulsiert, einen neuen, wichtigen Punkt in der Entwickelung durchmacht. Das ist okkult die Verklärung. Wenn nun jemand in dieser Weise die Verklärung durchmacht, daß er in sich hat die Stufen von Wasser, Erde und Luft und selbst aufsteigt zu den Kräften des Feuers, dann ist er ein Wiederauferweckter, ein solcher, der die Kreuzigung durchgemacht hat. Daher ist diese Szene bei den anderen Evangelisten in Wahrheit nichts anderes als eine Vorbereitung, der eigentlichen tieferen Einweihungsszene, der Kreuzigung selbst. Dagegen erscheint uns bei Johannes alles vorbereitet. Die Vorbereitungsszene erscheint überhaupt nicht, sondern der Tod auf dem Berge Golgatha. Jam – Nur – Ruach – Jabascha = INRI. Das ist die Bedeutung der Worte, die am Kreuze stehen. [1]

Zitate:

[1]  GA 94, Seite 218ff   (Ausgabe 1979, 312 Seiten)

Quellen:

GA 94:  Kosmogonie. Populärer Okkultismus. Das Johannes-Evangelium. Die Theosophie an Hand des Johannes-Evangeliums (1906)