Christus Leben
► Auferweckung von Jairus’ zwölfjährigem Töchterlein

Aber das erste, das altindische Kulturzeitalter, das älteste und spirituellste, hatte seine Nachkommen sowohl zur Zeit des Christus Jesus, als noch in der unsrigen, wenn auch die Kultur siech geworden und angekränkelt war vom Materialismus. Es ist dasjenige Zeitalter, das am allerletzten auferstehen wird, das am längsten warten muß. Und in geheimnisvoller Weise wird uns diese Auferstehung erzählt in der Geschichte von der Auferweckung von Jairus’ zwölfjährigem Töchterlein und der vorangehenden Heilung der Frau, die zwölf Jahre den Blutgang gehabt hat. Das Mädchen ist dem Tode nahe, der Christus Jesus soll sie heilen. Aber die Frau lebt auch, deren Krankheit begonnen hat bei der Geburt dieses Mädchens. Das Blut, das Leben strömt aus ihr weg. Sie ist dasjenige, was aus der einstmals so blühenden, spirituellen Kultur des alten Indiens geworden ist, was nicht geheilt werden konnte von den Ärzten, denn keine Jogamethoden, keine Vedantaphilosophie konnte in all ihrer Erhabenheit die indische Kultur vor dem Untergang retten. Sie ist karmisch verbunden mit dem Mädchen, das im Alter von zwölf Jahren steht, das heißt, daß die Entwickelung des Ätherleibes nahe daran ist, abgeschlossen zu werden. Die altindische Kulturperiode war ja die Zeit der Entwickelung des ätherischen Leibes.

Diese Auferweckung kann aber nur stattfinden, nachdem die Frau geheilt ist. Und als sie geheilt ist von dem Blutgang, dadurch, daß sie aus freiem Entschluß das Kleid des Christus Jesus berührt hat, da kann auch dasjenige, was einmal als lebendige Kraft in ihr war und was jetzt im Sterben liegt, ja sogar schon als gestorben angesehen wird, auferweckt werden: Es ist das Töchterchen des Jairuseines «Obersten der Schule», denn die erste Kulturperiode war diejenige der Brahmanen, der Priester. Eine große Schar ist um das tote Mädchen herum, «die da weineten und heulten»; sie sind wiederum die Angehörigen des ersten nachatlantischen Zeitalters, welche klagen um das, was vorbei ist. Matthäus erwähnt die Pfeifer, die bei der Toten spielen; auch Krishna spielte auf der Flöte und das Volk folgte diesem Klang.

Der Christus Jesus aber treibt alle heraus. Ein großes Mysterium wird sich vollziehen, denn die Auferweckung gerade des ersten Zeitalters mit seiner Entwickelung des Ätherleibes hat mit tiefen Geheimnissen der menschlichen Natur zu tun. Er nimmt nur mit Petrus, Johannes, Jakobus, den Vater und die Mutter des Kindes. Mit dem Christus Jesus und dem Kinde selbst waren also sieben Personen beisammen: die drei Seelenkräfte, die drei Geisteskräfte und der Christus als das kosmische Ich. So spiegelte sich das Zeitalter der alten heiligen Rishis in diesen sieben Anwesenden. Wie die Rishis nur wirken konnten, wenn sie zu sieben zusammen waren, so konnte dieses Mädchen nur auferweckt werden, wenn die Siebenzahl von Kräften anwesend war. Und sie wird geheilt und es sagt der Christus Jesus, sie sollten ihr zu essen geben. Denn vorher hatte die altindische Kultur nicht zu essen gebraucht, sie bekam ihr Wissen eben durch die wunderbare Entwickelung des Ätherleibes unmittelbar aus der geistigen Welt. Aber diese Nahrung ist ihr ausgegangen. [1]

Zitate:

[1]  GA 264, Seite 233   (Ausgabe 1984, 476 Seiten)

Quellen:

GA 264:  Zur Geschichte und aus den Inhalten der ersten Abteilung der Esoterischen Schule 1904 bis 1914. Briefe, Rundbriefe, Dokumente und Vorträge (1904-1914)