Bruno, Giordano

Ich will noch verweisen auf einen der hervorragendsten Geister der neueren Zeit, auf Giordano Bruno, der mit seiner Menschenbetrachtung die Wiederverkörperung des Seelischen als sein Glaubensbekenntnis ausgesprochen hat. Bruno hat den Märtyrertod (auf dem Scheiterhaufen) erlitten dafür, daß er zuerst dem Vater der modernen Naturwissenschaft, Kopernikus, offen zustimmte. Er verstand, das von Gestalt zu Gestalt fließende Leben zu betrachten, und damit wurde er von selbst zur Wiederverkörperung geführt. [1] Er läßt die Welt aus unendlich vielen kleinen belebten und sich seelisch erlebenden Urwesen bestehen, den Monaden, die unentstanden und unvergänglich sind, und die in ihrem Zusammenwirken die Naturerscheinungen ergeben. Das Ich muß eine Monade sein, sonst könnte es nicht wirklich sein. Gott wird die hinter allen Vorgängen der wahrnehmbaren Welt wirkende, in allen Monaden lebende Kraftwesenheit. [2]

Zitate:

[1]  GA 52, Seite 343   (Ausgabe 1972, 442 Seiten)
[2]  GA 18, Seite 101f   (Ausgabe 1955, 688 Seiten)

Quellen:

GA 18:  Die Rätsel der Philosophie in ihrer Geschichte als Umriß dargestellt (1914)
GA 52:  Spirituelle Seelenlehre und Weltbetrachtung (1903/1904)