Breuer, Josef

In der Familie, in der ich so (als Hauslehrer) lebte, lernte ich auch den ausgezeichneten Arzt kennen, Dr. Breuer, der mit Dr. Freud zusammen bei der Geburt der Psychoanalyse stand. Er hatte aber nur im Anfange diese Anschauungsart mitgemacht, und war wohl mit deren späterer Ausbildung durch Freud nicht einverstanden. Dr. Breuer war für mich eine anziehende Persönlichkeit. Die Art, wie er im ärztlichen Berufe drinnen stand, bewunderte ich. Dabei war er auch in andern Gebieten ein vielseitig interessierter Geist. Er sprach über Shakespeare so, daß man die stärkste Anregung davon empfing. Es war auch interessant, ihn mit seiner durch und durch medizinischen Denkungsart über Ibsen oder gar über Tolstois «Kreuzersonate» sprechen zu hören. Die Psychoanalyse war damals noch nicht geboren; aber die Probleme, die nach dieser Richtung hinzielten, waren schon da. Die hypnotischen Erscheinungen (siehe: Hypnose) hatten dem medizinischen Denken eine besondere Färbung gegeben. [1]

Zitate:

[1]  GA 28, Seite 195   (Ausgabe 1962, 520 Seiten)

Quellen:

GA 28:  Mein Lebensgang (1923-1925)