Bleichsucht der Mädchen

Vom Atmungssystem aus und auch vom Kopfsystem aus ist gerade das weibliche Geschlecht noch empfänglicher für dieses eigentümliche labile Gleichgewicht, das da ist beim Einkoppeln des Ich in den Organismus. Das läuft (dann) entweder in den gesunden Menschen aus oder in die Bleichsucht. [1] Im Magen, da haben wir das Chlor, und das Chlor zieht sogleich, weil es furchtbar gierig ist, allen Wasserstoff an und bildet Salzsäure, und diese ist gierig nach den Nahrungsmitteln. Von allem übrigen abgesehen, haben Sie in dem ganzen Körper Salzsäure. Diese Salzsäure muß sich durchdringen mit den Eisenkörperchen, die im Blute sind. Dann wird der Mensch ein solcher Mensch, der frei, kraftvoll seinen Willen entwickeln kann. Nun kann es geschehen, daß namentlich weibliche Körper gerade in der Jugend, wenn sie reif werden, so viel Kraft aufs Reifwerden verwenden müssen, daß sie keine Kraft mehr übrig haben, richtig das, was aus dem Chlor entsteht, mit dem Eisen zu verbinden. Es besteht die Bleichsucht, welche junge Mädchen bekommen, nicht darinnen, daß sie zuwenig Eisen haben, sondern daß sie das Eisen nicht herüberschieben können zum Chlor. [2]

Zitate:

[1]  GA 313, Seite 74   (Ausgabe 1984, 176 Seiten)
[2]  GA 351, Seite 100f   (Ausgabe 1966, 270 Seiten)

Quellen:

GA 313:  Geisteswissenschaftliche Gesichtspunkte zur Therapie (1921)
GA 351:  Mensch und Welt. Das Wirken des Geistes in der Natur. Über das Wesen der Bienen (1923)