Barlaam und Josaphat

Als in Europa die Tradition des Gautama Buddha vollständig verschollen war, gehörte die Erzählung von Barlaam und Josaphat zu den verbreitetsten Erzählungen des Mittelalters. Und nun brauchen Sie nicht einmal die Akasha-Chronik zu Hilfe zu nehmen, sondern der gewöhnliche Philologe genügt da schon um den Josaphat zu untersuchen. Dieser geht zurück auf einen Joasaph, dieser auf Jodasaph, dieser auf einen Yudasaph, was identisch ist mit Budasaph beide letztere Formen sind arabisch – und Budasaph das ist derselbe Name wie Bodhisattwa. So kennt die europäische Geheimlehre nicht nur den Bodhisattva, sondern sie kennt, wenn sie den Namen Josaphat entziffern kann, auch den Begriff des Wortes. Diese legendenhafte Ausbildung der Geheimlehre im Westen weiß, daß es eine Zeit gegeben hat, wo dieselbe Wesenheit, die in Gautama Buddha gelebt hat, ein Christ geworden ist (siehe: Buddha). [1]

Es ist dem Christentum als dogmatisches Christentum im Abendlande etwas ganz Kurioses passiert, das man dadurch charakterisieren könnte, daß man sagt: Es ist durch eine sonderbare Verkettung der Umstände geschehen, daß eine buddha-ähnliche Gestalt unter die christlichen Heiligen geraten ist. [2]

Zitate:

[1]  GA 113, Seite 193   (Ausgabe 1982, 228 Seiten)
[2]  GA 124, Seite 179f   (Ausgabe 1963, 254 Seiten)

Quellen:

GA 113:  Der Orient im Lichte des Okzidents. Die Kinder des Luzifer und die Brüder Christi (1909)
GA 124:  Exkurse in das Gebiet des Markus-Evangeliums (1910/1911)