Schulung esoterische
► Physischer Leib und Ätherleib als Spiegel

Indem man aber auf diese Weise hin- und herschwingt zwischen dem Schauen und dem gewöhnlichen Bewußtseinszustande, gelangt man immer mehr und mehr dazu, mit den Kräften, die man im Gefühls- und Willenswesen sich ausgebildet hat, zurückzuschauen auf das, was als physischer Leib und als Ätherleib objektiv nunmehr außer dem geistig-seelischen Wesenskern des Menschen ist. Und man lernt, indem man sich emporgerungen hat zum imaginativen Bewußtsein, nun wirklich das, was man so vor sich hat, als ein Bild einer anderen Welt kennen. Und das ist das Wichtige, daß man durch imaginatives und durch inspiriertes Erkennen beurteilen lernt, was das eigentlich ist, was man da nunmehr von außen als physischen und Ätherleib ansieht. Es ist so, wenn ich mich eines Vergleiches bedienen darf, wie wenn jemand ein Bild zunächst vor sich hat und durch die Kenntnis der Perspektive aus diesem Bilde heraus die entsprechende Wirklichkeit, die es abbilden soll, kennenlernt. Nur daß dasjenige, was man auf diese Weise aus einem gewöhnlichen Bilde als die entsprechende Wirklichkeit kennenlernt, eben doch nur ein inneres seelisches Erlebnis ist, währenddem die Perspektive, zu der sich bei fortschreitender Geistesforschung dieser objektive physische Leib, dieser objektive Ätherleib erweitern, doch ein Tatsachenerlebnis ist. Man lernt nämlich erkennen, daß in diesem physischen Leib und in diesem Ätherleib dasjenige enthalten ist, und zwar im Abbilde enthalten ist, was der Mensch war, bevor er durch die Geburt oder sagen wir durch die Empfängnis in die physische Welt heruntergestiegen ist. Es löst sich gewissermaßen aus demjenigen, was man vor sich hat, das los, was die Perspektive zurückgibt in die geistig-seelische Welt hinein und aufgeschlossen wird für die Anschauung das, was die geistig-seelische Umgebung des Menschen war, bevor er in das Erdendasein heruntergestiegen ist, aufgeschlossen wird diejenige Welt, in der die Kräfte sind, die der Mensch eingegliedert hat in die physische Form, die ihm von Eltern und Voreltern übergeben worden ist. Man lernt sich jetzt kennen im präexistenten Zustande, und das Eigentümliche, das da auftritt, das ist, daß man tatsächlich in diesem Tableau, das die präexistente Wesenheit des Menschen darstellt, die Welt im Grunde umgekehrt sieht im Verhältnis zu einer physischen Perspektive. Im Verhältnis zu einer physischen Perspektive ist es so, daß man die nächsten Gegenstände deutlich sieht, und daß eben in demselben Maße, in dem die Gegenstände weiter entfernt liegen, die Dinge ungenauer werden. Es liegt das wiederum im Wesen des perspektivischen Schauens in der Raumeswelt. In derjenigen Perspektive, die einem jetzt aufsteigt aus dem zurückgebliebenen Menschenwesen, in der ist es umgekehrt. Was nahe ist dem physischen Erdenleben, das steht nahe auch dem gegenwärtigen Erleben, und der Mensch kennt ja sein Inneres im physischen Erdenleben nicht. Es ist sein physisches Erdenleben etwas, was ihm seinen ewigen Wesenskern verdunkelt. Dieses Nächste, das wird nun nicht am frühesten geistig sichtbar, wenn man also in die präexistente Welt hineinschaut, sondern es wird zuerst das Fernere sichtbar. Durch Imagination, Inspiration und Intuition gelangt man dazu, ein geschlossenes geistig-seelisches Weltenbild zu erhalten, das einen zurückführt bis zu einem vorigen Erdenleben. Wie die physische Perspektive begrenzt ist in der Ferne (durch den Horizont), so ist durch ein zurückliegendes Erdenleben, das sich einem durch Intuition erschließt, dasjenige begrenzt, was man als das Bild der Welt bekommt, die man im präexistenten Zustand durchlebt hat. Die wiederholten Erdenleben sind etwas, was sich dem wirklichen Schauen darstellt. [1]

Zitate:

[1]  GA 79, Seite 108ff   (Ausgabe 1962, 274 Seiten)

Quellen:

GA 79:  Die Wirklichkeit der höheren Welten. Einführung in die Anthroposophie (1921)