Mediumismus

Eine Person darf im Abendlande zu der Stufe psychischer Entwickelung (zum Beispiel der Geistesschau) nur geführt werden, wenn bei ihr der Teil von Führung, die nicht mehr von einem Guru (Geisteslehrer) ausgehen kann, durch eine bis zu einem gewissen Grade gekommene mentale Schulung ersetzt wird. Ich meine damit nicht eine bloß intellektuell-philosophische Schulung, sondern die Entwickelung jener Bewußtseinsstufe, welche in gedanklich-innerem Schauen besteht. Das fordert einfach die Stufe der Gehirnentwickelung, auf welcher der Abendländer stehen muß. (Im deutschen Sprachbereich) zum Beispiel müssen die Wege zu dieser Schulung von der Gedankenmystik Fichtes, Schellings und Hegels genommen werden, die eigentlich nach ihrer in Wahrheit okkulten Grundlage gar nicht verstanden werden. Das alles ist deswegen der Fall, weil der Gedanke selbst für alle Plane derselbe ist. Wo auch der Gedanke ausgebildet wird, ob auf dem physischen oder einem höheren Plane: er wird für alles dann ein sicherer Führer sein, wenn er sinnlichkeitsfrei und ein in Selbst-Erkenntnis erfaßter ist. Wird er zuerst – nach der abendländischen Gehirnanlage auf dem physischen Plane entwickelt, dann bleibt er der sicher leitende Faden durch alle Stufen der physischen und der überphysischen Erkenntnis. Fehlt er, dann wandelt der Abendländer steuerlos, gleich ob er sich auf dem physischen oder einem höheren Plane bewegt. Und bei der im gegenwärtigen Zeitpunkt so nahen Verwandtschaft aller höheren Menschenkräfte mit den Kräften, die auf niederer Stufe der Sexualsphäre angehören, kann in jedem Augenblicke eine Entgleisung stattfinden. (Sexualmagie) ist etwas, welches gegenwärtig in vielen okkulten Gruppen geübt wird, die mehr oder weniger dem linken Pfade zustreben (siehe: Magie schwarze). [1]

Ein medialer Mensch ist derjenige, welcher gewisse Gehirnpartien so entwickelt hat, daß sie aus seiner Gesamtwesenheit ausgeschaltet werden können. So daß also zu gewissen Zeiten bei einem Medium gerade diejenigen Gehirnpartien nicht als die Grundlage für die Ich-Tätigkeit da sind, die diese Ich-Tätigkeit besonders unterstützen. Wenn wir so recht zu uns Ich sagen, wenn wir unser Ich so recht ins Bewußtsein hereinbringen, dann ist immer diese Bewußtseins-entwickelung, diese Ich-Entwickelung gestützt auf ganz besondere Gehirnteile. Diese Gehirnteile werden ausgeschaltet bei demjenigen, der ein Medium ist. Dadurch bekommen gewisse Wesenheiten Appetit, statt des Menschen-Ich in diese Gehirnteile hineinzukriechen. Und ein solches Medium wird dann der Träger derjenigen Wesenheiten, die eigentlich die Zivilisation in die Zukunft hinübertragen sollten. Und wenn ein Medium in Trance ist, wie man sagt, wenn also das Gehirn ausgeschaltet ist, dann kriecht solch ein Wesen, das unter ahrimanischem Einflusse steht und die Zivilisation in zukünftige Zeiten hinübertragen sollte, in das Gehirn hinein, und ein solcher Mensch ist dann in dieser Zeit statt eines Menschen-Ich der Träger eines elementarischen Wesens, das im Kosmos seine Pflicht versäumt. Die Pflicht solcher Wesen im Kosmos ist, zu sehen, wie die Menschen schreiben. Sie schreiben mit denjenigen Kräften, die in diesen Gehirnpartien, von denen ich eben jetzt spreche, verankert sind. Statt daß diese Wesen bloß zuschauen, wie sie es sonst immer machen müssen, geben sie acht, wo irgendwo ein mediales Gehirn ist, das ausgeschaltet werden kann. Dann kriechen sie herein und tragen dasjenige, was sie schon an Schreibkunst entwickelt haben durch Zuschauen, in die gegenwärtige Menschenwelt hinein. So daß also solche Wesenheiten etwas, was sie eigentlich ihrer Aufgabe gemäß in die Zukunft hineintragen sollen, mit Hilfe von medialen Menschen in die Gegenwart hineinprojizieren. Darauf beruht der Mediumismus, daß undeutlich dasjenige, was in der Zukunft als Fähigkeiten ausgebildet werden soll, schon in der Gegenwart in einer chaotischen Weise ausgebildet wird. Daher das Prophetische des medialen Wesens, daher das Faszinierende. Es ist in der Tat etwas, was vollkommener arbeitet als der Mensch in der Gegenwart. [2]

Diese elementarischen Wesenheiten müssen schon einmal an unserer Zivilisation Anteil haben, weil die Menschen nicht alles von einem Erdenleben in das andere hinübertragen können. Diese Wesenheiten sind wirkliche Geschöpfe der ahrimanischen Wesenheiten. Sobald wir in der unmittelbar an der unsrigen anstoßenden Welt, oder auch, wenn wir das Schauen entwickeln, noch in dieser physischen Welt an die ahrimanischen Wesen herankommen, sind wir erstaunt über ihre ungeheure Intelligenz, über ihre überragende Intelligenz. Weit intelligenter sind sie, als irgendein Mensch es sein kann. Und wir bekommen erst Respekt vor solchen Wesenheiten, wenn wir eben einsehen, wie unendlich intelligent sie sind. Etwas von dieser Intelligenz geht dann über auf diese ihre Geschöpfe, diese Elementarwesen, die in Mediengehirne hineinkriechen, hinuntertauchen, so daß also allerlei Bedeutsames auf diesem Wege durch die Medien herauskommen kann. Man kann allerlei Bedeutsames erfahren, insbesondere wenn man mit vollem, gut entwickelten Bewußtsein hinschauen kann auf das, was solche Medien produzieren. Es ist nicht so, daß man, wenn man in richtigem Sinne die Konstitution, die Beschaffenheit der geistigen Welt versteht, ableugnet, daß durch Medien allerlei Richtiges herauskommen kann aus den geistigen Welten in die physische Welt herein. Wichtiges, Bedeutsames kann durch Medien erfahren werden; aber es ist kein richtiger Weg. [3]

Das ist das Trügerische, das im höchsten Sinne Illusionäre alles dessen, was durch das mediale Bewußtsein in die Welt tritt, daß diejenigen, die diesen Wesenheiten entgegentreten, nicht wissen, von welcher Beschaffenheit eigentlich diese Wesenheiten sind. Diese Wesen, welche die Medien von sich besessen machen, gliedern sich gewissermaßen ab von ihren Genossen, die die Aufgabe haben, das Gegenwärtige in weite Zukünfte hinüberzutragen, sie dringen herein durch die Medien in diese gegenwärtige Welt, verbinden sich da aber auch mit dem Schicksal des Irdischen und verlieren ihre Zukunftsaufgabe. Damit aber berauben sie den Menschen in einem hohen Sinne seiner Zukunftsaufgabe. Und das ist es, was man unmittelbar vor sich hat, wenn man das mediale Wesen wirklich kennen lernt: die Zukunft soll sterben, die Gegenwart soll alles sein. Derjenige, der hineinschaut in die anderen Welten, geht eigentlich zumeist durch einen Weltenhag, der die spiritistische Gemeinschaft umgibt, von Giftpflanzen, die aber in sich beweglich sind, wie lebendig sind, etwas Tierhaftes haben. Man erkennt nur noch an ihren Formen, daß sie Giftpflanzen sind. Man kann aber gerade daraus sehen, wie stark das, was in dieser medialen Form arbeitet, das, was fortfließen sollte im Lauf der Menschheitsentwickelung, in der Zukunft fruchtbar werden sollte, wie das hereingebannt wird in die Gegenwart, in die es nicht gehört, und in der Gegenwart eben zum Schaden der Menschheit entwickelt wird. [4]

Die materialistische Denkweise möchte überall Lokalitäten aufweisen. Sie frägt: Ja, wo ist denn der Teil des Menschen, wo das Elementarwesen Platz nimmt, wenn es sich des Mediums bemächtigt? So spricht derjenige, der mechanisch denkt und mathematisch denkt. Aber das Leben geht nicht mathematisch und mechanisch vor sich, sondern dynamisch. Man muß also nicht sagen: Das Medium ist besessen da oder dort, rein mathematisch oder geometrisch lokalisiert –, sondern man muß sagen: Das Medium ist besessen in dem Teile (des Gehirns) der schwer bleibt in ihm, in dem Teile (der über den Gewichtsverlust durch Verdrängung in einer Flüssigkeit hinausgeht), der (also) zur Erde hinunterzieht. – Da können die ahrimanischen Wesen hinein. Und nicht nur da (in die 20 Gramm des Gehirns), sondern auch noch woanders. Sehen Sie, das ist ja nur das Gröbste der Sache, was ich Ihnen hier exakt dargelegt habe, es gibt ein Feineres. Wie sehen wir auf dem physischen Plane? Vom Auge geht der Sehnerv nach rückwärts nach dem Gehirn zu. Der Sehnerv breitet sich im Auge aus, geht nach dem Gehirn zu. Der Sehnerv behält die Grundlage der Farbenempfindung. Nun denken die Materialisten darüber nach, wie der Sehnerv die Farben da ins Gehirn hineinträgt und die Farben da auslädt. Denn die Materialisten stellen sich ja alles so vor wie eine Schiffs- oder Eisenbahnladung. Es wird da außen im Sinnesorgan etwas aufgeladen, wird verfrachtet in den Nerven; da wird es irgendwo ausgeladen, geht in die Seele hinein – nun, so grob nicht, aber es kommt auf das hinaus. Es ist aber ganz und gar anders! Die Sache ist so, daß der Sehnerv gar nicht dazu da ist, die Farbenempfindung nach rückwärts zurück zum Gehirn zu tragen, sondern daß er dazu da ist, sie an einem bestimmten Punkte auszulöschen. Die Farbe sitzt nur außen an der Peripherie. Der Sehnerv ist dazu berufen, die Farben auszulöschen, je weiter Sie nach innen kommen, so daß das Gehirn möglichst farblos ist, so daß nur ganz schwache, verschwindende Farben ins Gehirn hineinkommen. Nicht nur die Farbe wird ausgelöscht, sondern auch jedes Verhältnis zur äußeren Welt wird im Gehirn ausgelöscht. Gegen das Gehirn hin löschen Sehnerven, Gehörnerven, Wärmenerven alles dasjenige, was Sie an der Peripherie haben, bis zu einem schwachen Schatten aus. Der schwache Schatten ist in ebendemselben Verhältnis zu dem Empfinden, wie die 20 Gramm (Restgewicht) zu den 1500 Gramm (Gewicht des Gesamtgehirns). Die 20 Gramm, das ist ja auch nur ein Schatten des Gehirn-gewichtes. [5] Auf diesen schwachen Schatten, auf den müssen wir wieder achtgeben, denn da nur darf unser Ich hinein. In dem Augenblicke, in dem unser Ich ausgeschaltet ist, in dem wir medial werden, kriecht sofort ein solches elementarisches Wesen, wie ich es geschildert habe, in diesen schwachen Schatten hinein oder in die schwachen Töne, die aus dem Hören kommen und so weiter (siehe auch: Halluzinationen). In all das, wo das Ich hineingehört, wo die äußere Sinnesempfindung ausgelöscht ist, da kriecht dieses Wesen hinein, da macht es das Medium von sich besessen. Und es kriecht dann bis in die Verzweigungen der Nerven, bis in die Willensgestaltung hinein, das heißt bis in jene Nerven, die in die Willensgestaltung gehen. Es kommt das heraus, daß das Medium anfängt, aktiv zu werden, weil ergriffen ist dasjenige in ihm, was nur vom Ich des Menschen ergriffen sein soll. Der Rest des Gehirngewichtes, der Rest der Farbenempfindung, der Gehörempfindung, all dieses feine Schattenhafte, das uns wie ein Phantom ausfüllt – denn dieses 20 Gramm Schwere ist nur ein Phantom, diese schwachen Schatten von den Farben, die in das Innere gehen, sind phantomhaft –, in das taucht dieses Elementarwesen unter. Sie sehen, es ist also tatsächlich, wenn das Medium so dasitzt oder in irgendeiner anderen Weise sich manifestiert, das Hereinragen einer anderen Welt.

So wie in die Bewegungen des Mediums die Wesen der anderen Welt, diese ahrimanischen Wesenheiten hereinragen können, so auch in die Ausstrahlungen –, und es sind ja immer, namentlich in den Gegenden der menschlichen Organisation, wo Drüsen sind, mächtige Flüssigkeitsausstrahlungen vorhanden. Also in die Flüssigkeitsausstrahlungen, in die dringen dann wiederum solche Wesen der elementarischen Welt ein, ebenso in die Atmungsausstrahlungen, in die Lichtausstrahlungen. Nur dann, wenn die chemischen Ausstrahlungen kommen, dann ist ein bewußter Verkehr vorhanden zwischen dem, der diese chemischen Ausstrahlungen benützt, und diesen Wesenheiten, die in diese chemischen Ausstrahlungen hineinkommen. Da beginnt dann die schwarze Magie. Beim Medium, und in der Regel auch bei demjenigen, der mit dem Medium experimentiert, ist ja eigentlich Unbewußtheit vorhanden über die eigentlichen Vorgänge. [6]

Das führt uns eben hinein in die Erkenntnis: Geradeso wie die Belladonna hinaufwächst in eine Welt, in die sie nicht hineingehört und dadurch giftig (siehe: Gifte) wird, so wächst die geistige Welt durch das Mediumwesen in unsere Welt hier herein. Jedesmal, wenn das Bewußtsein des Menschen nicht durch den normalen Schlaf, sondern durch etwas anderes herabgedämmert ist, ist die Gefahr vorhanden, daß da ein Fenster sich öffnet für diese Welt. [7]

(Der Seher) begegnet durchaus Wesen, die einmal auf der Erde waren, die einstmals auf Erden in uralten Zeiten mit der Menschheit verbunden waren, die übersinnliche Lehrer der Menschheit waren (siehe: Urlehrer), Wesenheiten, die dann, nachdem sie ihre Aufgabe auf der Erde erfüllt hatten, nach dem Monde gezogen sind, in die Mondensphäre eingetreten sind, nicht mehr heute mit der Erde verbunden sind. Sie haben ein Wissen, das weit über das dem Menschen mit dem heutigen Bewußtsein mögliche Wissen hinausgeht. Aber sie können dieses Wissen nicht ausdrücken in abstrakten Gedanken. [8] Nun sind unter diesen Wesen auch unvollkommenere. Bei diesen Wesenheiten fällt einem sogleich auf – wenn ich mich trivial ausdrücken darf –, wenn man ihre Bekanntschaft macht, sie haben ein brennendes Interesse für irdische Angelegenheiten, aber sie interessieren sich dafür auf ganz andere Art. Sie sind durchaus, trotzdem sie unvollkommen sind gegenüber ihren Zeitgenossen, weit über das Maß desjenigen hinaus, was an Vornehmheit, an Gescheitheit, an Einsicht der heutige Erdenmensch erreichen kann mit dem gewöhnlichen Bewußtsein. [9] Wenn nun in der geistigen Welt dieser Verkehr stattfindet zwischen den Menschen hier auf der Erde und den Mondenwesen – und im Unterbewußten findet er ja fortwährend statt –, dann ist es eben möglich, daß bei dieser Entwickelung des Interesses, welches gewisse Mondenwesen an den Bewegungen haben, die die Menschen beim Schreiben, beim Zeichnen auch ausführen, daß an diesem Interesse, das sich ja an diesen Mondenwesen geistig offenbart, wiederum ihrerseits Interesse haben gewisse Elementarwesen der geistigen Welt. Elementarwesen, die tiefer stehen als die Mondenwesen, die auch niemals auf Erden sich inkarnieren, die aber in der angrenzenden Welt als geistig-ätherische Wesen leben. Wenn der Mensch hier auf der Erde beobachtet wird, so sieht man ja eben, daß seine Gedanken, die er dann, sagen wir, durch die Schrift mitteilt, auf seine ganze Menschenwesenheit wirken. Sie sind zunächst im Ich vorhanden, aber sie wirken hinunter in den astralischen Leib, der seine Bewegungen im Sinne dieser Bewegungen ausführt, die wir beim Schreiben machen vom Ich aus. Sie wirken in den ätherischen Leib und sie wirken bis in den physischen Leib hinunter. Diese Wirkung in den physischen Leib hinein, die beobachten nun gewisse Wesenheiten elementarischer Art und bekommen sozusagen auch die Sehnsucht, sich ebenso zu bewegen. Das können sie aber nicht, weil andere Gesetze in ihrer Welt herrschen, als in der Welt, in der geschrieben wird. Aber folgendes ist möglich. Es gibt gewisse Menschen, die, wenn sie schreiben oder auch denken, selbst fühlen, ganz tief in ihrem ätherischen Leib darinnenstecken. Alles in ihrem ätherischen Leib geht mit, drückt sich dann auch stark in dem physischen Leibe aus. Und bei diesen Menschen kommt es dann vor, daß sie das, was in ihrem Ich ist, ganz unterdrücken, und eine Nachahmung des Schreibens, des Zeichnens, in ihrem astralischen, ätherischen, physischen Leibe auflebt. Das sind die Medien. Solche Medien können dann, weil ihr Ich unterdrückt ist, in sich aufnehmen diese gelehrigen Elementarwesen aus der geistigen Welt, die sozusagen die Bewegungen des Schreibens von den Mondenwesen gelernt haben. [10]

Weil physischer Leib und Ätherleib beim Medium, beim Somnambulen verlassen sind, wirken die tierischen und irdisch-menschlichen Kräfte auf den Somnambulen (Schlafwandler), auf das Medium. Sie werden suggestiv beeinflußt. Ebenso wie sich der Gedanke aus dem Traume hineinsenkt, so senkt sich jetzt der Wille aus dem Menschen heraus in die Umgebung hinein. Und wir können dem Somnambulen, dem Medium suggerieren, es soll gehen. Wir können ihm suggerieren, wenn wir ihm eine Kartoffel geben, es sei eine schmackhafte Birne und so weiter. Wir gelangen unmittelbar als Menschen suggestiv an Medien und an Somnambule in bezug auf den physischen und dadurch auf den Ätherleib heran. Und die Somnambule und das Medium tragen in ihrem Ätherleib ihre physische Umgebung in sich, die sie nur in ihrem physischen Leib in sich tragen sollen, wie es beim normalen Menschen der Fall ist. So ist der normale Mensch traumhaft hingegeben an die innere Geisteswelt. Und die Somnambule, das Medium, hingegeben an die äußere Naturwelt. Wiederum ist das, also medial zu sein, somnambul zu sein, ein normaler Zustand, wenn er eben normal ist; denn daß wir gehen, daß wir greifen, daß wir überhaupt im Raume etwas tun können, das ist ja eine magisch-somnambule Verrichtung bei jedem Menschen. Es darf nur nicht heraufkommen in den Ätherleib, es muß nur im physischen Leib verbleiben. Das Normale geht durchaus über in das Abnorme. [11]

Das Schlimmste, was dem Menschen in bezug auf seine leibliche und seelische Gesundheit passieren kann, ist, daß seine leiblich-physische Organisation sich abtrennt von seinem seelisch-geistigen Wesen. Geradezu experimentell wird diese Abtrennung der physischen Organisation des Menschen von seinem seelisch-geistigen Wesen beim Mediumismus herbeigeführt. Da sehen wir, daß das geistig-seelische Wesen geradezu gelähmt, eingeschläfert wird für eine gewisse Zeit, damit das Leiblich-Physische, mit dem aber immer auch Geistiges verbunden ist, wie automatisch wirkt. Daher ist auch immer Mediumismus, wenn er radikal ausgedehnt wird, verbunden mit der Willenslähmung, mit der ganzen Seelenlähmung des betreffenden Mediums. Und da das Moralische nur aus der seelischen Energie erquellen kann, so ist in der Regel auch ein gewisses moralisches Herabkommen mit dem Mediumismus verbunden. Gerade aus der Einsicht in den Zusammenhang zwischen geistig-seelischer Gesundheit und physisch-leiblicher Gesundheit kann alles, was Schattenseite des Mediumismus ist, auch wirklich eingesehen werden. [12]

Zitate:

[1]  GA 264, Seite 280f   (Ausgabe 1984, 476 Seiten)
[2]  GA 243, Seite 163f   (Ausgabe 1983, 246 Seiten)
[3]  GA 243, Seite 165   (Ausgabe 1983, 246 Seiten)
[4]  GA 243, Seite 169f   (Ausgabe 1983, 246 Seiten)
[5]  GA 243, Seite 173ff   (Ausgabe 1983, 246 Seiten)
[6]  GA 243, Seite 175f   (Ausgabe 1983, 246 Seiten)
[7]  GA 243, Seite 177   (Ausgabe 1983, 246 Seiten)
[8]  GA 243, Seite 143f   (Ausgabe 1983, 246 Seiten)
[9]  GA 243, Seite 145   (Ausgabe 1983, 246 Seiten)
[10]  GA 243, Seite 150f   (Ausgabe 1983, 246 Seiten)
[11]  GA 243, Seite 187f   (Ausgabe 1983, 246 Seiten)
[12]  GA 334, Seite 45f   (Ausgabe 1983, 312 Seiten)

Quellen:

GA 243:  Das Initiaten-Bewußtsein. Die wahren und die falschen Wege der geistigen Forschung (1924)
GA 264:  Zur Geschichte und aus den Inhalten der ersten Abteilung der Esoterischen Schule 1904 bis 1914. Briefe, Rundbriefe, Dokumente und Vorträge (1904-1914)
GA 334:  Vom Einheitsstaat zum dreigliedrigen sozialen Organismus (1919)