Magie schwarze

Es besteht ein geheimnisvoller Zusammenhang zwischen dem Wissen, das zur Macht führt im schlimmen Sinne und den Kräften, die das Leben unterbinden. Der Tod hängt für unsere menschheitliche Evolution durch tiefliegende Gesetze mit dem Egoismus zusammen. Das Wissen braucht, wenn es sich entfalten will, Leben. Alles Wissen, das sich nicht mit Leben sättigt, ist leer, schattenhaft, wirkungslos. Nun gibt es zwei Quellen, aus denen der Mensch Leben schöpfen kann. Die eine fließt ihm zu, wenn er auf dem Gipfel steht, wo alles niedere Verlangen abgestreift ist. Alle Gefühle müssen da eine andere Form angenommen haben, als sie innerhalb der Triebnatur der niederen menschlichen Wesenheit haben. – Die andere Quelle liegt in dem Leben unserer Mitgeschöpfe, gleichgültig, ob diese schon wirklich um uns herum in der physischen Welt leben, oder ob sie sich erst zum Leben drängen. Wissen, das der Neugierde oder dem Machtkitzel entspringt, schöpft seine Kraft aus Wesen, die sich zum Leben drängen, die noch ungeboren sind, und geboren werden wollen. Wer hinter die Kulissen der physischen Wirklichkeit schauen kann, der weiß, wie viele Wesen es mit dem Leben bezahlen müssen, daß die Menschen nach Erkenntnis streben, die nur ihrer Selbstsucht dient. Solange das Erkennen eben nicht über alles niedrig Menschliche hinaus ist, lebt es nicht von der Wahrheit, sondern von der Illusion. Und die Illusion will Nahrung. Diese saugt sie aus dem Leben. [1]

Wenn man mit einem Begriffe versucht, ein anderes Wesen zu durchdringen, wenn man die Vorstellung zu versenken sucht in das Wesen eines anderen, so ist diese in das Wesen eines anderen hineinversenkte Vorstellung die abgestumpfte Waffe des Kain, die in Abel hineingestossen wurde. Und daß sie so abgeschwächt wurde, diese Waffe, das machte möglich, daß das, was mit einem Ruck in sein Gegenteil verkehrt worden ist, in Evolution übergeht. Und so kommt der Mensch in langsamer Evolution durch immer weitergehende Verstärkung der Erkenntnisse dahin, daß er, was er nicht ausleben durfte in der physischen Welt, weil es da Zerstörungstrieb geworden ist, daß er das nach und nach entwickelt – erst in der gegenständlichen Erkenntnis, dann in der imaginativen Erkenntnis, die schon mehr in das Wesen des anderen geht, in der inspirativen Erkenntnis, die noch näher in das Wesen des anderen dringt, in der intuitiven Erkenntnis, die ganz hineingeht, aber geistig mit dem anderen selbst fortlebt in dem anderen Wesen. So ringen wir uns allmählich herauf, zu begreifen, was dieses Selbst eigentlich ist. Der astralische Leib ist, seiner innersten Natur nach angesehen, der große Egoist; das Selbst ist mehr als der große Egoist, das will nicht nur sich, das will sich noch in dem anderen, das will noch hinübergehen in das andere. Und die Erkenntnis, wie sie auf der Erde errungen ist, ist die abgestumpfte Sucht, in das andere hinüberzutreten, auszudehnen alles, was man ist, nicht nur in sich, sondern weiter über sich hinaus in das andere hinein. Sie ist ein Steigen des Egoismus über sich selbst hinaus. Wenn Sie diesen Ursprung der Erkenntnis zunächst ins Auge fassen, dann werden Sie begreifen, wie überall die Möglichkeit vorliegt, diese Erkenntnis zu mißbrauchen; denn in dem Augenblick, wo diese Erkenntnis abirrt, wird sie sogleich zum Mißbrauch, wenn diese Erkenntnis eine wirkliche Erkenntnis im Selbst ist. In dem Augenblick, wo man versucht, sein Selbst weiterzubringen in den okkulten Erlebnissen, und einem doch dieses eigene Selbst wertvoller bleibt als die anderen Wesen, die man erkennen will, in dem Augenblick ist die Abirrung da. Wenn man diesen Gedankengang verfolgt, kommt man eigentlich zu einer wirklichen Vorstellung über das, was schwarze Magie ist, denn die beginnt da, wo okkulte Tätigkeit hineingetragen wird in die Welt, ohne daß man in der Lage ist, zuerst seine Interessen zu Weltinteressen auszudehnen, ohne daß man andere Interessen mehr schätzen kann als seine eigenen Interessen.

So wie der Mensch seinen astralischen Leib innerlich erlebt, so ist es nicht der wirkliche Astralleib, so ist es der astralische Leib, wie er sich spiegelt im Ätherleib. Und was der Mensch sein Selbst nennt, ist nicht das wirkliche Ich, ist das Ich, wie es sich spiegelt im physischen Leib. Spiegelbilder seines Inneren erlebt der Mensch nur. Und wenn er unreif die Gestaltungen dieses eigenen inneren Astralleibes und Ich erleben würde, so entstünden in ihm Zerstörungstriebe, so würde er ein aggressives Wesen, so entstünde in ihm die Lust zu schaden. Und diese Dinge liegen ja aller schwarzen Magie zugrunde. Wenn auch die Wege, welche die schwarze Magie geht, sehr verschieden sind, der Effekt, den sie erzielen, hat immer etwas von einem Bündnis mit Ahriman oder Shiva. [2]

Der Schwarzmagier dürstet danach, zu töten, Leere um sich her zu schaffen in der Astralwelt, weil diese Leere um ihn her das Feld für ihn schafft, auf dem er seine egoistischen Leidenschaften entfalten kann. Dazu bedarf er der Kraft, deren er sich bemächtigt, indem er die Lebenskraft alles Lebendigen an sich reißt, das heißt, indem er tötet. Deshalb lautet das erste Gesetz der schwarzen Magie: Man muß das Leben besiegen. Daher lehrt man in gewissen schwarzmagischen Schulen die Schüler die abscheuliche, grausame Praktik, lebenden Tieren Messerstiche zu versetzen, mit genauer Angabe der Körperstelle des Tieres, die in dem, der das Opfer vollzieht, diese oder jene Kraft erwachsen läßt. Äußerlich gesehen kann man Gemeinsamkeiten zwischen der schwarzen Magie und der Vivisektion konstatieren. [3]

In gewissen schwarzmagischen Schulen besteht die Gepflogenheit, sich die Eigenschaften, die man braucht zu schwarzer Magie, dadurch anzueignen, daß man den Zögling in lebendes Fleisch von Tieren zunächst schneiden läßt. Dadurch werden gewisse Eigenschaften der Seele anerzogen. Das kann nicht jeder machen in der Gegenwart. Aber dieselbe Lust befriedigt mancher einfach in seinem Begriffssystem, wo es zwar nicht zur schwarzen Magie führt, aber zur Zivilisation der Gegenwart. Kritisieren ist ja in vieler Beziehung Schneiden. Und weil die Menschen in der Gegenwart nicht gerade den Mut haben, diese Grausamkeit äußerlich zu betreiben, sind sie grausam in Begriffen und Ideen. Und in vielen Werken der Gegenwart merkt man diese Grausamkeit an in der Art der Schilderung, in der Art der Darstellung, und vielem, was getan wird und gesagt wird in der Gegenwart, merkt man die Grausamkeit an, die auf dem Grund der menschlichen Seele in viel weiterer Verbreitung vorhanden ist, als man denkt. Und von dieser Eigenschaft ist vieles, vieles in der Gegenwart durchsetzt. [4]

Von allen möglichen Stellen gehen allerlei Anweisungen an den Menschen aus, wie man Gedankenkraft entwickeln kann, wie die Gedanken mächtig werden können. Man möchte sagen: Keime von dem, was man früher im Geistesleben genannt hat «schwarze Magie» und auch fortdauernd so nennt, werden dadurch überallhin ausgestreut. [5] (Allerdings) gibt es keine Menschenseele – mit Ausnahme von Schwarzmagiern –, in welcher nicht die Grundlage des moralisch Guten wäre. [6]

Heute ist selbst die Naturwissenschaft so weit, daß sie gewisse Lichtausstrahlungen, die verbunden sind mit Wärmeausstrahlungen, in der physikalischen Dunkelkammer zur Anschauung zu bringen. Und gerade die Experimente von Moriz Benedikt in dieser Beziehung sind außerordentlich interessant. Aber die Möglichkeit, so richtig mit diesen Ausstrahlungen, mit Wärme- und Lichtausstrahlungen zu arbeiten, haben eigentlich immer nur diejenigen Menschen gehabt und haben sie noch heute, die Vorbereitungen machen, in denen eben nicht nur die gewöhnlichen Machinationen der physischen Welt sich ausdrücken, sondern welche Vorbereitungen machen mit besonderen Räucherungen, mit der Entwickelung besonderer Dämpfe, auch mit der Entwickelung besonderer Gerüche, mit dem Mischen von besonderen Stoffen und so weiter, wodurch dann all jene magischen Vorgänge entstehen, von denen ja reichlich in einer älteren magischen Literatur die Rede ist. Alle diese magischen Vorbereitungen haben den Zweck, es dazu zu bringen, daß diese Kräfte, die in Wärme- und Lichtausstrahlungen des Menschen liegen, zur Geltung kommen. Und Sie können ja recht bedenkliche und recht gefährliche Anleitungen dazu lesen in den Schriften von Eliphas Levi, auch in denjenigen von Encausse, der unter dem Namen Papus geschrieben hat. Da finden Sie bedenkliche und durchaus gefährliche Anleitungen zu solchen Dingen. Alle diese Dinge führen dann hin zur direkten schwarzen Magie, wo mit dem im Irdischen verborgenen Geistigen gearbeitet wird. Mit welchem Geistigen? Nun, ich haben Ihnen einmal gesagt, daß einmal der Mond mit der Erde verbunden war. Aber zahlreiche Kräfte hat der Mond nicht mit sich hinausgenommen, nicht alle, die zu ihm gehören. Es sind viele zurückgeblieben in der Erde und durchsetzen nun Mineralien, Pflanzen und Tiere. Die sind heute noch da, diese Mondenkräfte. Wenn man also mit Mondenkräften auf der Erde hier arbeitet, Kräften, die eigentlich nicht zu den normalen Mineral-, Pflanzen-, Tier- und Menschenkräften gehören, dann kann man mit diesen Mondenkräften auf ungehörige Art direkt in das Gebiet hineinkommen, in dem man mit den Wesenheiten zusammenkommt, die als Elementarwesen manches von den Mondenwesen lernen, aber auf eine Art lernen, die nicht in unsere Welt gehört. Und so arbeitet der schwarze Magier auf der einen Seite mit den Mondenkräften, die noch hier auf (in) der Erde sind. Aber dadurch, daß er so arbeitet, kommt er in Zusammenhang mit Elementarkräften, die direkt zuschauen, was auf rechte Weise vorgeht zwischen den Menschen und den Mondenwesen, lernen, der physischen Welt möglichst nahezukommen; die gucken entweder herein oder betreten diese physische Welt auch. Aber der gewöhnliche Mensch, bei dem das alles im Unterbewußtsein bleibt, hat mit ihnen nichts zu tun. Der schwarze Magier, der mit den Mondenkräften arbeitet, der in seinen Retorten, in seinen Tiegeln und Räucherungen überall die Mondenkräfte besitzt, der wird umschwirrt von diesen Kräften. Da kommt der Mensch durch die Benützung dieser Mondenkräfte in die Region, wo Wesenheiten, die in den Dienst der Mondenkräfte eingetreten sind, zum Verkehr mit Menschen bereit sind. Und da entstehen dann die Zentren schwarzer Magie, wo die Magier mit Mondenkräften zusammenarbeiten, mit Geistern, die direkt sich in den Dienst, aber in einen bösen Dienst der Mondenkräfte gestellt haben. Es ist auch dadurch, daß mancherlei gerade im Laufe der letzten Jahrhunderte nach dieser Richtung gearbeitet worden ist, in der Erde eine bedenkliche Atmosphäre geschaffen worden. Und diese bedenkliche Atmosphäre ist da. Es schwirren und weben viele solche Kräfte herum, die aus einer Verbindung von menschlicher Tätigkeit mit Mondeningredienzien und Mondendynamik mit Elementarwesenheiten hervorgehen, die im Dienste ungehöriger Mondenkräfte stehen. Diese bedenkliche Atmosphäre, die ist da. Und das ist die Region, die gerade stark nun dem entgegenarbeitet, was aus der Sonnenregion kommen soll im Zeitalter des Michael, und was die Vitalstrahlung im reinen Seelisch-Geistigen ganz besonders berücksichtigen soll. [7]

Wir kommen drüben (im Leben nach dem Tode) gar nicht zu einem ordentlichen Ich-Bewußtsein, wenn wir nicht in uns die Kraft finden können, drüben zu unterscheiden: Was ist in uns – Angelos? Elohim? Was ist ein Wesen aus der Hierarchie der Angeloi, was ein Wesen aus der Hierarchie der Exusiai, der Formgeister. Wir müssen da drüben unterscheiden lernen, wir müssen die Kraft haben, loszulösen von dem, was mit uns verbunden ist, dasjenige, was wir erkennen wollen; sonst ist es in uns, steht nicht außer uns. Hier (in dem Erdenleben) müssen wir mit dem, was draußen ist, zusammenkommen, es anschauen; dort müssen wir es von uns loslösen, damit wir mit ihm verbunden sein können. Nun, wie die Welt jetzt ist in der Menschheitsentwickelung, können wir dasjenige, was wir sonst wie schlafend nur in uns tragen würden, nur dadurch loslösen, daß wir uns spirituelle Begriffe aneignen. Wenn der Mensch sie sich aneignet, entwickeln sie nach dem Tode eine ungeheure Kraft, durch die wir dort überhaupt erst die Fähigkeit gewinnen, die geistige Welt zu erkennen, zu durchschauen. So erwerben wir uns durch die spirituellen Ideen und Begriffe diejenige Weisheit, die wir brauchen, damit wir drüben ein Licht haben; sonst ist alles dunkel. Dasjenige, was wir hier als Weisheit angeeignet haben, ist drüben Licht, geistiges Licht. Und wenn wir uns keine spirituellen Begriffe aneignen, so ist das eben das beste Mittel, drüben kein Licht zu haben. Aber wenn man kein Licht hat, so bewegt man sich weg aus der Sphäre, die man beleuchten sollte, und kommt eben zurück zur Erde und wandelt als Toter als zerstörendes Zentrum auf der Erde herum, kann dann höchstens ab und zu von einem schwarzen Magier dazu benützt werden, um die Inspiration zu liefern zu ganz besonderen Verrichtungen und zu zerstörerischen Werken auf der Erde. [8]

Dadurch, daß Luzifer in der lemurischen Zeit auf den Menschen gewirkt hat, wurde dem Menschen nichts anderes verdorben als der Einfluß, den der Mensch noch in der atlantischen Zeit gehabt hat, indem er auf die Luft- und Wasserkräfte wirken konnte. Die Menschen in der atlantischen Zeit verfügten noch über die Samenkräfte, die in den pflanzlichen und tierischen Naturen sind und sie so herausziehen konnten, wie (nun) der heutige Mensch aus der Steinkohle die Kräfte herauszieht, die er als Dampfkraft zum Treiben seiner Maschinen verwendet. Wenn diese Kräfte extrahiert werden, herausgezogen werden, dann stehen sie in einem geheimnisvollen Zusammenhange zu den Naturkräften in Wind und Wetter und so weiter; und wenn sie der Mensch verwendet in einer den göttlichen Absichten entgegenstehenden Absicht, dann werden diese Naturkräfte heraufgezogen gegen den Menschen. Dadurch kam die atlantische Überflutung und diejenigen verheerenden Naturgewalten, die dann den Untergang des ganzen atlantischen Kontinentes bewirkten. Aber der Mensch hat vorher schon nicht mehr eine Verfügung gehabt über die Kräfte des Feuers und der Verbindung dieser Kräfte mit gewissen geheimen Kräften der Erde. Feuer und Erde in einem gewissen Zusammenwirken wurden schon früher eigentlich dem Menschen entzogen.

Jetzt aber, durch den Einfluß Ahrimans und seiner Genossen, kam in einer gewissen Weise der Mensch wiederum, und zwar jetzt in verderbenbringenden Weise zur Macht über Feuer- und Erdenkräfte. Und manches, was Sie hören über die Verwendung des Feuers im alten Persien, hängt mit dem zusammen, was ich Ihnen jetzt sage: Manche Kräfte, die getrieben werden als schwarze Magie und die damit zusammenhängen und dazu führen, daß der Mensch sich noch über ganz andere Kräfte hermacht und da einen Einfluß gewinnt über Feuer und Erde, können gewaltige, verheerende Wirkungen wachrufen. Schwarze Magie hätte von den Nachkommen der Atlantier selbst noch im alten Persien getrieben werden können, wenn nicht durch die Lehre des Zarathustra darauf hingewiesen worden wäre, wie Ahriman als feindliche Macht auf die Menschen so wirkt, daß er sie umstrickt, sie verdüstert gegenüber dem, was hinter der Sinneswelt als wirkliche geistige Gewalt hervorkommen soll. [9]

In dem atlantischen Zeitalter konnte der Mensch die Lebenskraft beherrschen. In der lemurischen Zeit gehörte es zu den Kräften des Menschen, die tierischen Samenkräfte zu beherrschen, und es kam sogar dazu, daß der Mensch, der Lemurier, diese tierischen Samenkräfte dazu verwandte, tierische Formen in menschliche umzuwandeln. Mit jeder solchen magischen Wirkung des Menschen auf die Samenkräfte ist verbunden eine Einwirkung, eine Entfesselung der Feuerkräfte. Wenn nun solcher Wille böse wird, dann werden die schlimmsten Kräfte der schwarzen Magie entfaltet und aufgerufen (Lemuria ging durch Feuer zugrunde). Und heute noch werden die schlimmsten Kräfte auf (in) der Erde dadurch entfesselt, daß schwarze Magier Unfug treiben mit solchen Kräften, die im allgemeinen der Menschheit entzogen sind. Kräfte sind das, gewaltige und heilige, die in den weisen Händen würdiger Lenker zum höchsten und reinsten Dienste der Menschheit verwendet werden können. [10]

Es war eine Eigenschaft des lemurischen Zeitalters, daß damals die oberen Schichten der Erde nur sporadisch entwickelt waren, gleichsam nur als Inseln, so daß von der Feuerschicht (siehe: Erdinneres) viel nach außen drang. Die Feuerschicht ist die Grundlage der anderen Schichten. Der damals noch stark wirkende Wille des lemurischen Menschen vermochte noch magisch einzuwirken auf diese Feuerschicht. Der Wille wirkt eben auf die Feuerschicht. So besteht ein Zusammenhang zwischen dem Inneren des Menschen und dem Inneren der Erde. Der Erdenzersplitterer (siehe: Erdinneres), die Kainsschicht, erfährt durch eine fortdauernde sittliche Entwickelung des Menschen eine Umwandlung. Was der Mensch auf der Erde tut, das gestaltet nach und nach den ganzen Erdenplaneten um. Und wenn die weiße Magie einmal hervorragend fortgeschritten ist, dann wird der Erdkern auch anders. Nur die schwarzen Magier werden ausgeschieden werden auf eine Art von Mond, wenn unser Planet einmal vergeht (siehe: Erdentod).

Wenn nun heute ganz bestimmte böse Willensimpulse zusammenwirken, dann wirken sie auf die Feuerschicht, und es kann dann sein, daß sich die Erschütterung der Feuerschicht fortsetzt auf die Wasserschicht, und durch die anderen Schichten hindurch, bis zur obersten. Dadurch kommen Erdbeben, Vulkaneruptionen, Seebeben und so weiter zum Ausbruch. [11]

Die Kraft, durch die der Mensch aus dem Devachan wiederum herunterkommt, hat etwas zu tun mit der Feuerschicht. Der Mensch bringt die Feuerschicht insofern in Bewegung, als sein ihn zur Verkörperung führender Wille bei seiner Geburt besonders niederer, sinnlicher Art ist. [12] Die sechste Schicht des Erdinneren ist die Feuer-Erde, eine Substanz, die aus purem Willen besteht, Elemente des Lebens, der Bewegung, ohne Unterlaß durchzogen von Impulsen, von Leidenschaften, ein wahrhaftes Reservoir von Willenskräften. Der siebte Kreis ist der Spiegel der Erde, ähnlich einem Prisma zerlegt es jedes Ding, das sich darin spiegelt, und läßt das Gegenbild dazu erscheinen. Achtens: In diesem Kreise erscheint alles zerstückelt und bis ins Unendliche wiedererzeugt. Neuntens: Diese letzte Schicht besteht aus einer mit moralischer Aktivität ausgestatteten Substanz, aber ihre Moralität ist entgegengesetzt derjenigen, die sich auf der Erde entfalten muß. Diese Substanz ist entgegengesetzt allem, was unter Menschen gut und schön ist. Die Bemühung der Menschheit zur Verbreitung der Brüderlichkeit auf der Erde vermindert in entsprechendem Maße die Macht dieser Sphäre. Diese neunte Schicht ist der substantielle Ursprung von dem, was auf der Erde als schwarze Magie erscheint, das heißt als Magie, die auf dem Egoismus begründet ist. [13] Der Erdkern ist substantiell dasjenige, durch dessen Einfluß auf der Welt schwarze Magie entsteht. Von hier geht die Kraft des geistig Bösen aus. [14]

Die 8. Schicht wurde von der Schule des Pythagoras die Sphäre der Zahlen genannt, und zwar wegen einer Eigentümlichkeit, die wir gleich kennen lernen werden. Unsere okkulten Schulen nennen sie den Zersplitterer. Würde man nämlich gegen dieselbe etwa eine Blume halten, also so, daß wir versuchten, gleichsam durch die Blume hindurch die Schicht zu betrachten, so würden wir dieselbe unendlich oft vervielfältigt sehen. Würde man dagegen dieses Experiment mit einem Stein versuchen, so würde keine Vervielfältigung eintreten. Nur lebende Naturformen oder mit künstlerischem Sinn Geschaffenes ist hierzu geeignet. Diese Region ist nun der Sitz alles Unharmonischen, aller Unmoral, alles Unfriedens. Alles strebt dort auseinander. Sie ist das Gegenteil von Liebe. Gelingt es einem Schwarzmagier, bis zu ihr vorzudringen – und es steht dies im Bereich seiner Kräfte –, so wird das Böse in ihm noch gewaltig verstärkt. Auf diese Sphäre hat nun die jeweilige Moral der Menschen einen ungeheuren Einfluß. Wenn es den Menschen immer mehr gelingt, die Unmoral zu beseitigen und die Moral an ihre Stelle treten zu lassen, so wird sich auch diese Zone immer mehr und mehr zur Ruhe begeben. Dann findet auch ihrerseits wieder eine Rückwirkung auf die Gesinnungen der Menschen statt.

Die neunte und letzte Schicht ist sozusagen der Wohnsitz des Planetengeistes. Sie zeigt zwei eigentümliche Erscheinungen. Man könnte sie mit einem Menschen vergleichen, denn sie besitzt ein Organ, das einem Gehirn ähnelt. Ein anderes Organ gleicht einem Herzen. Auch der Planetengeist ist Veränderungen unterworfen, die mit der Entwickelung der Menschen in engem Zusammenhange stehen. [15] Die neunte Schicht, welche unmittelbar den Erdmittelpunkt umgibt ist für den heutigen Menschen, selbst für den schon vorgeschrittenen Geistesschüler, außerordentlich schwer zu durchschauen. Man kann nur sagen, daß man gewahr werden kann, wie bestimmte Teile des Erdinneren eine gewisse Beziehung zu einzelnen Organen des menschlichen und tierischen Leibes haben. Vor allem finden Sie da Kräfte, die an den Umkreis verlegt sind. Das sind Kräfte, deren Wirkensweise schwer zu beschreiben ist. Sie stehen in einem lebendigen Zusammenhang mit dem menschlichen Gehirn und weiter nach innen mit menschlichen Hirnfunktionen. Noch weiter nach innen liegen in dieser Sphäre solche Kräfte, die einen Zusammenhang mit den menschlichen und tierischen Fortpflanzungskräften besitzen. [16] Die neunte Schicht ist das Erdgehirn. Dort wirkt das Böse magisch. Schwarzmagische Kunst steht damit in Verbindung. [17]

Zitate:

[1]  GA 34, Seite 513f   (Ausgabe 1960, 627 Seiten)
[2]  GA 145, Seite 147ff   (Ausgabe 1976, 188 Seiten)
[3]  GA 94, Seite 64f   (Ausgabe 1979, 312 Seiten)
[4]  GA 172, Seite 114f   (Ausgabe 1964, 240 Seiten)
[5]  GA 318, Seite 134   (Ausgabe 1984, 200 Seiten)
[6]  GA 155, Seite 102   (Ausgabe 1982, 252 Seiten)
[7]  GA 243, Seite 153ff   (Ausgabe 1983, 246 Seiten)
[8]  GA 178, Seite 53f   (Ausgabe 1980, 248 Seiten)
[9]  GA 107, Seite 169f   (Ausgabe 1973, 328 Seiten)
[10]  GA 109, Seite 241f   (Ausgabe 1979, 304 Seiten)
[11]  GA 94, Seite 181f   (Ausgabe 1979, 312 Seiten)
[12]  GA 94, Seite 183   (Ausgabe 1979, 312 Seiten)
[13]  GA 94, Seite 109   (Ausgabe 1979, 312 Seiten)
[14]  GA 95, Seite 142   (Ausgabe 1978, 164 Seiten)
[15]  GA 97, Seite 281f   (Ausgabe 1981, 340 Seiten)
[16]  GA 96, Seite 38   (Ausgabe 1974, 350 Seiten)
[17]  GA 94, Seite 181   (Ausgabe 1979, 312 Seiten)

Quellen:

GA 34:  Lucifer – Gnosis. Grundlegende Aufsätze zur Anthroposophie und Berichte aus den Zeitschriften «Luzifer» und «Lucifer – Gnosis» 1903 – 1908 (1903-1908)
GA 94:  Kosmogonie. Populärer Okkultismus. Das Johannes-Evangelium. Die Theosophie an Hand des Johannes-Evangeliums (1906)
GA 95:  Vor dem Tore der Theosophie (1906)
GA 96:  Ursprungsimpulse der Geisteswissenschaft. Christliche Esoterik im Lichte neuer Geist-Erkenntnis (1906/1907)
GA 97:  Das christliche Mysterium (1906/1907)
GA 107:  Geisteswissenschaftliche Menschenkunde (1908/1909)
GA 109:  Das Prinzip der spirituellen Ökonomie im Zusammenhang mit Wiederverkörperungsfragen. Ein Aspekt der geistigen Führung der Menschheit (1909)
GA 145:  Welche Bedeutung hat die okkulte Entwicklung des Menschen für seine Hüllen (physischer Leib, Ätherleib, Astralleib) und sein Selbst? (1913)
GA 155:  Christus und die menschliche Seele. Über den Sinn des Lebens. Theosophische Moral. Anthroposophie und Christentum (1912/1914)
GA 172:  Das Karma des Berufes des Menschen in Anknüpfung an Goethes Leben (1916)
GA 178:  Individuelle Geistwesen und ihr Wirken in der Seele des Menschen (1917)
GA 243:  Das Initiaten-Bewußtsein. Die wahren und die falschen Wege der geistigen Forschung (1924)
GA 318:  Das Zusammenwirken von Ärzten und Seelsorgern. Pastoral-Medizinischer Kurs (1924)