Luziferische Wesen

Wir können also sagen: Luzifer hat seine Hand im Spiele bei allem traditionell Theologischen, bei allem ins Manierhafte, Steife ausartenden Künstlerischen, bei allem Renaissanceartigen; während Ahriman seine Hand im Spiele hat bei allem, was nur äußerliche geistlose Naturwissenschaft ist, die in der Natur nicht den Geist entdecken kann, und bei allem, was äußerlicher Mechanismus im menschlichen Tun ist. Die luziferischen Engelwesen, die sich aus dem traditionellen Leben durchaus auch jetzt noch gerettet haben bis in die Gegenwart, sie haben alles Interesse daran, den Menschen eigentlich abzuhalten vom Tun. Sie möchten den Menschen wenigstens beim inneren Seelenleben erhalten. Der Mensch ist eine Persönlichkeit geworden. Aber diese Engelwesen möchten den Menschen nicht ausströmen lassen in seinen Taten in das Erlebnis, in die Offenbarung seiner Willensimpulse. Sie möchten ihn in innerlicher Beschaulichkeit erhalten. Sie verführen ihn zur Mystik, sie verführen ihn zur falschen Theosophie. Sie verführen ihn dazu, ein bloß innerliches beschauliches Leben zu führen, zu betrachten, statt zu handeln. Sie machen ihn zu einem Sinnierer, der am liebsten den ganzen Tag sitzen möchte und spinnen möchte über allerlei Welträtselfragen, der aber das, was in seinem Geiste lebt, nicht übertragen möchte in die äußere Wirklichkeit. Sie möchten durch rein äußere Beobachtung entstehen lassen, was äußere Wissenschaft ist. Ebenso möchten diese luziferischen Wesenheiten die Kunst möglichst lebenslos, geistlos in dem Sinne haben, daß in die Form nicht Geist einzieht. Sie möchten immer nur Renaissance haben, das, was in alten Zeiten gelebt hat. Sie geben dem Menschen einen Haß ein gegen jede neue Stilform, die aus dem modernen Menschlichen wirklich hervorgehen kann. Sie möchten die alten Stilformen fortpflanzen, weil diese alten Stilformen noch dem Unirdischen, Überirdischen entlehnt sind. [1]

Zitate:

[1]  GA 208, Seite 58f   (Ausgabe 1981, 220 Seiten)

Quellen:

GA 208:  Anthroposophie als Kosmosophie – Zweiter Teil:. Die Gestaltung des Menschen als Ergebnis kosmischer Wirkungen (1921)