Kundalini-Licht

Alle Dinge sind aus der großen Welt, dem Makrokosmos, herausgeboren. Darin beruht das Geheimnis (der Esoterik), daß man unter gewissen Anleitungen und Anweisungen, durch eine Vertiefung in den Körper hinein, nicht bloß die leibliche, sondern auch die geistige Welt ergründen und die uns umgebende Natur erkennen lernen kann. Wer unter gewissen Bedingungen lernt, mit gewissen Gedankenformen sich meditativ ganz in das Innere des Auges zu versenken, der lernt die innere, wesentliche Natur des Lichtes erkennen. Zwischen den Augenbrauen, an der Nasenwurzel, ist ein Punkt, der in dieser Beziehung auch von hoher Bedeutung ist. Wenn man sich in ihn vertieft, dann lernt man bedeutsame, wichtige Vorgänge in der geistigen Welt kennen, die sich abgespielt haben, als diese Partie des Kopfes sich aus der umliegenden Welt herausgebildet hat. [1]

Auf einer Stufe der Einweihung hören die Träume auf chaotisch zu sein und werden regelmäßig. Man fühlt die wahre Beziehung zwischen der Symbolik der Träume und der Realität, (dadurch) wird man Meister auf dem Astralplan. Nun entzündet sich das Astrallicht (Kundalinilicht), das aus dem Inneren kommt, in der Seele, die lernt, die anderen Seelen gleichsam als Realitäten zu sehen. [2]

Wir sehen die geistigen Dinge nicht, weil kein geistiges Licht sie bescheint. Wer es aber dahin gebracht hat, daß ihm erstrahlt das sogenannte Kundalinilicht, welches wie eine innere Sonne um ihn herum die geistigen Dinge und Wesen beleuchtet sein läßt. [3] Wir selbst müssen dieses Licht von uns ausstrahlen, welches das Seelische, das vor uns steht, sichtbar macht. Wenn Sie auf diese Weise, durch Versenkung in Ihr Inneres und die damit verbundene Erweckung des inneren Lebens, das innere Licht erhalten haben, dann fängt Ihr eigener Astralleib von innen heraus zu leuchten an und beleuchtet alles in Wahrheit und Wirklichkeit wie die Sonne die Gegenstände. Aber Sie beleuchten nicht die äußere Welt, sondern das, was seelisch ist, was im Menschen lebt als Affekt; das wird dann durch die Strahlen, die Sie selbst aussenden, für Sie sichtbar. [4]

Erst die entwickelten Lotusblumen (siehe: Astralleib – Organe) machen es möglich, daß Kundgebungen, welche nicht der physischen Welt angehören, dort verzeichnet werden. Und durch den entwickelten Ätherleib entsteht dann ein volles Wissen von diesen aus anderen Welten herrührenden Einzeichnungen. – Damit hat der Verkehr des Menschen in einer neuen Welt begonnen. [5]

Hat es der Geheimschüler zu einem Leben in seinem höheren Ich gebracht, dann – oder vielmehr schon während der Aneignung des höheren Bewußtseins – wird ihm klar, wie er die geistige Wahrnehmungskraft (Kundalinilicht) in dem in der Herzgegend erzeugten Organ zum Dasein erwecken und durch die Strömungen des Ätherleibes (siehe: Ätherleib-Strömungen) leiten kann. Diese Wahrnehmungs-kraft ist ein Element von höherer Stofflichkeit, das von dem genannten Organ ausgeht und in leuchtender Schönheit durch die sich bewegenden Lotusblumen und auch durch die anderen Kanäle des ausgebildeten Ätherleibes strömt. Es strahlt von da nach außen in die umgebende geistige Welt und macht sie geistig sichtbar, wie das von außen auf die Gegenstände fallende Sonnenlicht diese physisch sichtbar macht. Wie diese Wahrnehmungskraft im Herzorgane erzeugt wird, das kann nur allmählich im Ausbilden selbst verstanden werden. Deutlich als Gegenstände und Wesen wahrnehmbar wird die geistige Welt eigentlich erst für einen Menschen, der in solcher Art das charakterisierte Wahrnehmungsorgan durch seinen Ätherleib und nach der Außenwelt senden kann, um damit die Gegenstände zu beleuchten. Man sieht daraus, daß ein vollkommenes Bewußtsein von einem Gegenstande der geistigen Welt nur unter der Bedingung entstehen kann, daß der Mensch selbst das Geisteslicht auf ihn wirft. In Wahrheit wohnt nun das «Ich», welches dieses Wahrnehmungsorgan erzeugt, gar nicht im physischen Menschenkörper, sondern außerhalb. Das Herzorgan ist nur der Ort, wo der Mensch von außen her dieses geistige Lichtorgan entfacht. Würde er es nicht hier, sondern an einem anderen Orte entzünden, so hätten die durch dasselbe zustande gebrachten geistigen Wahrnehmungen keinen Zusammenhang mit der physischen Welt. Das Herzorgan ist gerade dasjenige, durch welches das höhere Ich das sinnliche Selbst zu seinem Werkzeuge macht und von dem aus dies letztere gehandhabt wird. [6]

Zitate:

[1]  GA 55, Seite 202   (Ausgabe 1959, 278 Seiten)
[2]  GA 94, Seite 47   (Ausgabe 1979, 312 Seiten)
[3]  GA 54, Seite 442   (Ausgabe 1966, 540 Seiten)
[4]  GA 54, Seite 64   (Ausgabe 1966, 540 Seiten)
[5]  GA 10, Seite 162   (Ausgabe 1961, 232 Seiten)
[6]  GA 10, Seite 163ff   (Ausgabe 1961, 232 Seiten)

Quellen:

GA 10:  Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten? (1904/1905)
GA 54:  Die Welträtsel und die Anthroposophie (1905/1906)
GA 55:  Die Erkenntnis des Übersinnlichen in unserer Zeit und deren Bedeutung für das heutige Leben (1906/1907)
GA 94:  Kosmogonie. Populärer Okkultismus. Das Johannes-Evangelium. Die Theosophie an Hand des Johannes-Evangeliums (1906)