Kundalinifeuer

Dieser physische Körper wird durch die Kräfte des Astralkörpers aufgebaut; er bringt es bis zu Sinnesorganen. Diese – Augen – sehen die Gegenstände durch das Sonnenlicht von außen. Man muß im Astralkörper selbst eine zweite Hälfte unterscheiden: wie der andere Pol beim Magneten. Beim Manne ist der zweite Astralkörper weiblich; beim Weibe ist der zweite Astralkörper männlich, das heißt der Astralkörper ist hermaphroditisch. Das Kundalinifeuer ist nun die im zweiten Astralkörper erregte Tätigkeit, die zunächst Wärme und Licht ist. Solange das Kundalinifeuer nicht erregt wird, tastet man zwischen den Gegenständen und Wesen der höheren Welt; wie in der Nacht zwischen den physischen Gegenständen. Ist das Kundalinifeuer da, so beleuchtet man sich selbst die Gegenstände. [1] / [2] Aktivität gleich Wille; Passivität gleich Denken. Das passive Denken ist Beobachten, d. h. Abbildung eines ihm fremden Inhaltes. Der aktive Wille ist Tun, d. h. Verwirklichung eines eigenen Inhaltes.

In dem Augenblicke der Erweckung von Kundali(ni) wird das passive Denken aktiv und der aktive Wille passiv. Den Augenblick der Erweckung kann man bezeichnen dadurch, daß das Wesen ein aktives, d. h. produktives Denken und einen passiven, das heißt empfangenden Willen erhält. [3]

Ohne daß der Astralkörper in Tätigkeit versetzt wird, ist es unmöglich (auch rein physisch) zu sehen. Ebenso ist es beim Denken. Der Astralkörper ist das eigentlich Tätige. Wenn Sie sich vorstellen, wie es beim Seher ist, dann sind es nicht Eindrücke, die durch das Ohr, durch das Auge kommen, sondern es ist durch seine astrale Organisation selbst ohne Vermittlung des physischen Gehirns und des Nervenzentrums. Das tritt auf, wenn Chakrams (Lotusblumen, siehe: Astralleib-Organe) in Bewegung kommen. Das bedeutet, daß er selbst (der Astralkörper) ein Organismus ist, der Sinnesorgane hat. Wenn der Mensch im gewöhnlichen Zustand des Schlafens ist, so ist in der Regel der Astralkörper außer dem physischen Körper. Je höher der Mensch entwickelt ist, desto weiter kann sich der Astralkörper entfernen. Die vollständige psychische Entwicklung besteht darin, daß man den Körper zurückläßt und im Astralen frei herumspaziert. Das Höchste ist, wenn Sie sowohl im Schlafe als auch im physischen Leibe sich des astralen Bewußtseins bewußt sind. Wenn Sie einen solchen Astralleib sehen, so haben Sie an ihm einen Ort: den physischen Körper mit seinen Nervenzentren, der für das physische Auge so aussieht, wie er bei Tage aussieht, und Sie haben irgendwo den Astralkörper mit seinen Sinnesorganen. So daß Sie sehen können: zu diesem Zentrum gehört der Sehnerv und zu diesem der Hörnerv. Nun entsteht die Frage: Was besteht für eine Verbindung zwischen dem Astralleib und dem physischen Leib, was kettet das astrale Ohr an das physische Ohr? Und warum kehrt der Astralkörper wieder zurück? Also, was verbindet den astralischen Leib mit dem physischen Leib und seinen Organen, und was führt ihn wieder zurück? Da besteht eine Art von Band, eine Verbindung, die eine Zwischenmaterie ist zwischen physischer und astraler Materie. Und das nennt man das Kundalinifeuer. Wenn Sie einen schlafenden Menschen haben, so können Sie im Astralen immer den Astralkörper verfolgen. Sie haben einen leuchtenden Streifen bis dahin, wo der Astralkörper ist. Es ist immer der Ort aufzufinden. Wenn sich der Astralkörper entfernt, dann wird in demselben Maße das Kundalinifeuer dünner und dünner. Eine immer dünnere und dünnere Spur ist es. Es wird immer mehr wie ein dünner Nebel. Wenn Sie nun dieses Kundalinifeuer genau ansehen, dann ist es nicht gleichförmig. Es werden in demselben gewisse Stellen leuchtender und dichter sein. Das sind die Stellen, welche das Astrale wieder zu dem Physischen hinführen. Der Sehnerv ist also durch ein dichteres Kundalinifeuer verbunden mit einem astralen Nerven. Bei dem höher entwickelten Menschen, bei dem sich die Chakrams bewegen, findet noch ein anderer Vorgang statt. Früher habe ich mich dem durch Kalkulation(?) genähert. Nun aber ist die Möglichkeit, das Kundalinifeuer willkürlich zurückzuziehen aus dem Organismus. Und gleichzeitig eröffnen sich von innen heraus entgegengesetzte Strömungen. Während früher bloß von außen hereingeströmt ist, kann jetzt willkürlich – von innen heraus die Sache geregelt werden. Nun hat der Mensch eine vollkommene Verfügungsmöglichkeit über den Astralkörper erlangt. Nun bitte ich zu beachten, daß dieser Zustand immer mehr und mehr in der menschlichen Entwicklung eintritt. Heute sind es die psychisch Entwickelten, die einen solchen Astralkörper haben; aber der Mensch eilt allgemein einem solchen Zustand entgegen. Er wird die Möglichkeit zur Benützung seines Astralkörpers in der sechsten Rasse haben.

Es ist etwas Ähnliches zwischen den astralen Zentren und den mentalen. Der Astralkörper hat einzelne Sinneszentren: Es entspricht dem Sehnerv ein astrales Zentrum, ebenso dem Hörnerv, dem Geruchsnerv und so weiter. Der Mentalkörper hat solche einzelnen Sinne nicht mehr. Er hat einen einzigen Sinn, er ist durchdrungen von dem mentalen Auffassungsvermögen, so daß er mit dem mentalen Wahrnehmen, mit seinem einzigen Sinn aufzunehmen vermag. Daher ist er imstande, alles aufeinander zu beziehen. Der Schatten des mentalen Sinns ist der Verstand. Wenn Sie eine Glocke anschlagen hören, drehen Sie sich um, um auch durch das Gesicht wahrzunehmen. Die astralen Sinne sind mit dem mentalen Sinn durch eine Art von Kundalinifeuer auch verbunden. Das Kundalinifeuer ist also der Zwischenstoff, der die einzelnen Zustände miteinander verbindet. [4]

Die Quelle zum Kundalinifeuer liegt beim Herzorgan. Zwei Strömungen sind im Kundalinifeuer: die eine geht durch die 4, 6, 10 blättrige Lotosblume bis zum Herzorgan, (die andere) vom Herzorgan bis zum 16 und 2 blättrigen Organ. [5] (aus einer faksimilierten handschriftlichen Notizbuchseite)

Zitate:

[1]  Bei 51/52, Seite 21   (Ausgabe 1975, 0 Seiten)
[2]  GA 267, Seite 525   (Ausgabe 2001, 564 Seiten)
[3]  GA 267, Seite 464   (Ausgabe 2001, 564 Seiten)
[4]  Bei 51/52, Seite 33f   (Ausgabe 1975, 0 Seiten)
[5]  Bei 51/52, Seite 38   (Ausgabe 1975, 0 Seiten)

Quellen:

Bei 51/52:  Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe. Heft 51/52: Der Weg zur höheren Erkenntnis im Lebenswerk und Lebensgang Rudolf Steiners (1975)
GA 267:  Seelenübungen (1904-1924)