Ich bin

Das wollende Ich ist gar nicht im gegenwärtigen Menschen drinnen, sondern es ist das Ergebnis der vorigen Inkarnation. Was in der vorigen Inkarnation war, das lebt sich jetzt aus als Wille, der aus dem Ich herausfließt. Sage ich «Ich bin», so lebe ich in diesem Gedanken «Ich bin» in dem Keim der nächsten Inkarnation. Sage ich: «Ich will», dann lebe ich in dem, was herauswirkt aus der vorhergehenden Inkarnation in die gegenwärtige hinein. [1]

An der Schwere lernen wir das Seinsgefühl. Das ist dasjenige, was, ich möchte sagen, so dem Bewußtsein der modernen Menschheit entschwunden ist, daß der größte Philosoph im Beginne dieser neueren Zeit, Cartesius oder Descartes, die Formel geprägt hat: Cogito, ergo sum – Ich denke, also bin ich. – Es ist die unsinnigste Formel, die man sich denken kann, denn gerade indem man denkt, ist man nicht, man ist gerade außer dem Sein. Wir eignen uns das Seinsgefühl gerade dann an, wenn das Denken sich erfühlt im Organismus, wenn das Denken sich eingebettet fühlt in dem, was schwer ist. Die Ausatmung erfüllt den Atmungsprozeß mit demjenigen, was aus dem Stoffwechsel kommt, mit der Kohlensäure. Ich bin – ist Ausatmung. Ich bin nicht – ist Einatmung. [2]

Zitate:

[1]  GA 176, Seite 144   (Ausgabe 1982, 392 Seiten)
[2]  GA 205, Seite 181f   (Ausgabe 1967, 247 Seiten)

Quellen:

GA 176:  Menschliche und menschheitliche Entwicklungswahrheiten. Das Karma des Materialismus (1917)
GA 205:  Menschenwerden, Weltenseele und Weltengeist – Erster Teil:. Der Mensch als leiblich-seelische Wesenheit in seinem Verhältnis zur Welt (1921)