Goethes Farbenlehre

Die physikalische Phantasterei mit ihren «Äther»-Schwingungen und so weiter ist heute absolut unfähig, irgendwie den Wesenskern dessen, was die Goethesche Farbenlehre ausmacht, einzusehen. Da muß man einfach noch einige Jahrzehnte warten. Und die anderen wiederum, die vielleicht vom Okkultismus her oder sonstwie anthroposophisch schon reif wären, das Wesenhafte der Goetheschen Farbenlehre einzusehen, die wissen viel zu wenig von Physik, als daß man sachgemäß über diese Dinge sprechen könnte. So ist also heute ein rechter Boden für diese Sache nicht vorhanden. Dem, was die Goethesche Farbenlehre in sich schließt, liegt zugrunde das Geheimnis des Zusammenwirkens von Licht und Finsternis als zweier polarischer wesenhafter Entitäten in der Welt. Und das, was man heute in phantastischer Weise als den Begriff der Materie bezeichnet, was überhaupt so, wie es vorgestellt wird, gar nicht vorhanden, sondern eine Illusion ist, das ist etwas, was sich als ein geistig-seelisches Wesen überall da verbirgt, wo der polarische Gegensatz des Lichtes, die Finsternis auftritt. In den Gebieten des Raumes, wo man, wie die Physik sagt, das zu suchen hat, was als Materie spukt, da ist in Wahrheit nichts anderes vorhanden als ein gewisser Grad von Finsternis. [1]

Zitate:

[1]  GA 122, Seite 96f   (Ausgabe 1961, 200 Seiten)

Quellen:

GA 122:  Die Geheimnisse der biblischen Schöpfungsgeschichte. Das Sechstagewerk im 1. Buch Moses (1910)