Geistesschüler

Flutende Lichterscheinungen umgeben denjenigen, welcher okkultistischer Aspirant ist; es ist zunächst die Wahrnehmung der Sonnenwirkung in seinem eigenen Inneren, die bei ihm auftritt. Er sieht die Sonne in sich selber in genau derselben Weise, wie er die Sonne äußerlich sieht. Und wie er die Gegenstände um sich herum sieht, indem das Sonnenlicht zurückgeschickt wird von den äußeren Gegenständen, so sieht der okkultistische Aspirant das Sonnenhafte, wie es ihm von seinem eigenen Inneren zurückgegeben wird, wenn er zu einer gewissen Stufe des Hellsehens gelangt ist. Es ist gleichsam die Gestalt seines mittleren Menschen, die sich in ihrer Durchleuchtetheit zeigt (siehe: Sonne um Mitternacht sehen). [1]

So wie sogar die Offenbarung in der äußeren Form eine individuelle Angelegenheit der Menschheit wird, so wird es auch immer mehr und mehr eine individuelle Angelegenheit der Menschheit, den Weg zu finden in die geistigen Welten. [2] Wenn der Mensch schläft, hebt sich nur der Astralleib heraus und der physische Körper und der Ätherleib bleiben im Bette liegen. Könnte man den Ätherleib im Schlafe mitnehmen, wie es der Geistesschüler kann, dann würde der physische Leib allein zurückbleiben (allerdings verbunden durch ein Band); der hat dann ein dumpfes Bewußtsein (siehe: Trancebewußtsein). Das kommt in abnormer Weise auch vor bei Medien, und ganz merkwürdige Dinge werden da zutage gefördert. Solche Leute zeichnen dann merkwürdige kosmische Gebilde. Medien haben die Anschauungen dadurch, daß sie imstande sind, den Ätherleib aus dem schlafenden physischen Körper mit herauszunehmen und in dem schlafenden physischen Körper bewußt zu schauen. Sie können sich dann auch noch des physischen Körpers bedienen, dann wird der physische Körper in merkwürdiger Weise hellsichtig. Das vollzieht der Geistesschüler bewußt, während es das Medium unbewußt vollzieht. Durch ein solches hellsehendes Bewußtsein, (dem sogenannten Allbewußtsein) sind die Planetensysteme entdeckt worden.

Alle diese Zustände, in die Chelas (Geistesschüler) und Adepten sich versetzen können, sind nichts anderes als das Bewußtsein durch den physischen Körper; sie machen das alles durch bei völligem Bewußtsein. [3] Es ist also ein Sich-versetzen-Können von dem Zustand des normalen Bewußtseins in einen anderen Zustand des übernormalen Bewußtseins, dessen der Geistesschüler fähig ist. Wir müssen uns das immer vorhalten; wir dürfen nicht sagen, der Geistesschüler muß immer die Merkmale zeigen, die geschildert worden sind. Für die gewöhnlichen Tageserlebnisse muß sich ja der Geistesschüler nicht immer in seinen höheren Bewußtseinszustand versetzen, so daß er in bezug auf das Alltagsleben, diejenigen Seelenfähigkeiten, die jetzt hier beschrieben worden sind, nicht immer anzuwenden braucht. [4]

Zitate:

[1]  GA 137, Seite 131f   (Ausgabe 1973, 216 Seiten)
[2]  GA 133, Seite 154   (Ausgabe 1964, 175 Seiten)
[3]  GA 93a, Seite 198   (Ausgabe 1972, 286 Seiten)
[4]  GA 119, Seite 227   (Ausgabe 1962, 279 Seiten)

Quellen:

GA 93a:  Grundelemente der Esoterik (1905)
GA 119:  Makrokosmos und Mikrokosmos.. Die große und die kleine Welt. Seelenfragen, Lebensfragen, Geistesfragen (1910)
GA 133:  Der irdische und der kosmische Mensch (1911/1912)
GA 137:  Der Mensch im Lichte von Okkultismus, Theosophie und Philosophie (1912)