Ernährung

In der Mitte der lemurischen Zeit spaltete sich das ursprünglich Menschliche in ein aufsteigendes Menschliches und ein Tierisches. (Vorher) gab es eine Zeit auf der Erde, in der die Menschheit unmittelbar verknüpft war mit dem Tierischen, eingesenkt in das Tierische und sich auch von dem Tierischen ernährte.

Sie konnten also den Nahrungsstoff aus der unmittelbaren Umgebung aufnehmen, so wie heute die Lunge die Luft aufnimmt. Der Mensch war damals durch Saugfäden verbunden mit der ganzen ihn umgebenden Natur, so ähnlich wie heute der menschliche Embryo im Leibe der Mutter ernährt wird. Das war die alte Ernährungsform auf der Erde. Ein Rest davon ist das heutige Säugen der Säugetiere, und die Milch ist wie die Nahrung, die der Mensch in der vorlemurischen Zeit genoß, sie ist die alte Götternahrung, die erste Form der Nahrung auf der Erde. Die Mondkräfte in der Erde haben das möglich gemacht; sie waren wie ein allgemeines Blut der ganzen Erde. Aber als der Mond heraustrat, konnten die Mondkräfte nur noch konzentriert werden auf besondere Organe in den Lebewesen.

Vor der Zeit, in der die Milch allgemein aus der Natur gesogen wurde, da gab es eine Zeit, in der die Sonne noch mit der Erde verbunden war. Da bestand eine Sonnennahrung. Ebenso wie die Milch vom Monde zurückgeblieben ist, sind auch Produkte zurückgeblieben, die von der Sonne gereift sind. Alles, was von der Sonne durchscheint wird, Blüten und Früchte der Pflanzen, gehören zur Sonne. Sie waren früher dem Mittelpunkt der mit der Sonne verbundenen Erde zugeneigt. Was an der Pflanze oberhalb der Erde wächst ist Sonnennahrung. [1]

Bei den Atlantiern kommt etwas auf, was es früher nicht gab: Sie beginnen sich zuerst zu ernähren von dem Toten. Sie nehmen das in sich auf, was das Leben aufgegeben hat. Dieses Sich-Ernähren von dem Toten bedeutet den richtigen Zusammenhang mit der Ichsucht. Selbständig wird der Mensch dadurch, daß er das Tote aufnimmt. Ebenso tot ist alles, was von der Pflanze unter der Erde wächst. Später kam dazu noch eine Nahrung, die es vorher gar nicht gegeben hat. Der Mensch setzt das bloß Mineralische seiner Speise zu, das was er der Erde entnahm – Salz. [2]

Wenn man das Pflanzliche bäckt (kocht) tut man dasselbe, wie wenn man das Tier tötet. Wenn wir dem Pflanzenreich Wein entnehmen, tun wir in gewissem Sinne dasselbe, wie wenn wir dem Tiere Blut abzapfen. Was sich in der Zukunft entwickeln soll, ist ein weiterer Aufstieg von der Pflanzen- zur mineralischen Nahrung. Der Mensch kann sich dann selber die Nahrung schaffen.

Dasjenige, was Christus nachher abtötet, was wirklich geopfert wird, nachdem er das Abendmahl genommen, das ist der physische Leib. Dieser stirbt. Der wird bei dem ganzen Menschengeschlecht sterben. Gegen die Mitte der sechsten Wurzelrasse, im letzten Drittel, wird es keinen physischen Leib mehr geben, da wird der ganze Mensch wieder ätherisch sein. Er geht in die feinere Stofflichkeit über. Dies wird aber nicht eintreten, wenn der Mensch es nicht selbst herbeiführt. Dazu muß er erst übergehen zu der Nahrung, die er sich im Laboratorium selbst zubereitet. So daß der Mensch in demselben Maße, in dem er seine Nahrung nicht mehr der Natur entnimmt, sondern der eigenen Weisheit, dem Gotte im Inneren, er auch der eigenen Vergottung entgegeneilt. Wenn der Mensch anfangen wird, sich selber zu ernähren, wird auch der Grund gelegt zu etwas Höherem, nämlich dazu, daß er sich selbst fortpflanzen kann. Er schafft allmählich ein Leben für sich aus der mineralischen Welt. [3]

Hinter allem Materiellen ist Geistiges, auch hinter der Nahrung. Wir treten durch die Ernährung durch dieses oder jenes materielle Substrat in Beziehung zu diesem oder jenem Geistigen, das dahintersteckt. [4] Das Tier verarbeitet die Stoffe in unvollkommenem Sinne. Was da aufgenommen wird vom Menschen (als Fleischnahrung), wirkt fort durch das, was durch den Astralleib des Tieres daran geschehen ist, und das hat der Mensch dann erst zu überwinden. Aber weil ein Astralleib so gewirkt hat, daß in einem bewußten Wesen bereits ein Prozeß sich abgespielt hat, so bekommt der Mensch etwas in seinen Organismus hinein, was auf sein Nervensystem einwirkt. Das ist der Grundunterschied zwischen Nahrung aus dem Pflanzenreich und Nahrung aus dem Tierreich. Nahrung aus dem Tierreich wirkt in ganz spezifischer Weise auf das Nervensystem und damit auf den Astralleib. Aber bei pflanzlicher Nahrung bleibt das Nervensystem unberührt durch etwas Äußeres. Der Mensch muß sich dann allerdings auch alles selber verdanken in bezug auf das Nervensystem. Dadurch aber durchströmen die Wirkungen seiner Nerven nicht fremde Produkte, sondern nur das, was in ihm selbst urständet. Wenn der Mensch sein Nervensystem selbst aufbaut, so ist er voll empfänglich für das, was der Mensch ihm zumuten soll in bezug auf die geistige Welt.

Seiner Nahrung aus der Pflanzenwelt verdankt der Mensch das, daß er hinaufblicken kann zu den großen Zusammenhängen der Dinge, die ihn erheben über die Vorurteile, die aus den engen Grenzen des persönlichen Seins entspringen. Überall, wo der Mensch frei und unbekümmert aus den großen Gesichtspunkten heraus Leben und Denken regelt, da verdankt er diesen raschen Überblick seiner Nahrungsbeziehung zur Pflanzenwelt. Da, wo der Mensch durch Zorn, Antipathie, durch Vorurteile sich hinreißen läßt, da verdankt er das seiner Nahrung aus der Tierwelt. Es soll hier aber nicht agitiert werden für die pflanzliche Nahrung. Im Gegenteil: Die tierische Nahrung war dem Menschen notwendig und ist vielfach noch heute notwendig, weil der Mensch auf der Erde fest sein sollte, ins Persönliche eingeklemmt sein sollte. Alles, was den Menschen zu seinen persönlichen Interessen gebracht hat, das hängt zusammen mit der tierischen Nahrung. Daß es Menschen gegeben hat, die Kriege geführt haben, die Sympathie und Antipathie, sinnliche Leidenschaften zueinander hatten, das kommt her von der tierischen Nahrung. [5] Ganz anders ist ein Mensch, der schon in seiner Vorfahrenreihe ein jungfräuliches Nervensystem hat. Dieser Mensch hat einen ganz anderen Sinn für die großen Zusammenhänge. Der Fortschritt wird darin bestehen, daß der Mensch, insofern(für den) Eiweißbedarf nichts in ihm, in der menschlichen Natur selbst zubereitet ist, sich in der tierischen Nahrung beschränkt auf dasjenige, was noch nicht von Leidenschaften durchglüht ist, wie Milch. Die Pflanzennahrung wird einen immer weiteren Raum einnehmen in der menschlichen Nahrung (auch deshalb, weil die Nutztiere immer mehr degenerieren werden). Unter dem Einfluß der Fleischnahrung werden die roten Blutkörperchen schwer, dunkler, das Blut hat eine größere Neigung zu gerinnen. Es bilden sich in leichterer Weise Einschläge von Salzen, von Phosphaten. Bei vorzugsweise pflanzlicher Nahrung ist die Senkungskraft der Blutkörperchen viel geringer. Es wird dem Menschen möglich, das Blut nicht bis zur dunkelsten Färbung kommen zu lassen. Dadurch aber ist er gerade imstande, vom Ich aus den Zusammenhang seiner Gedanken zu beherrschen. Durch Fleischnahrung gliedert sich der Mensch etwas ein, was nach und nach zu wirklichen Fremdstoffen wird, die eigene Wege gehen in ihm. Diese üben gerade Kräfte aus, die hysterische, epileptische Zustände hervorrufen. [6] Heiler, die heilend auf ihre Mitmenschen einwirken wollen, haben ein besonderes Hilfsmittel in ausschließlichem Milchgenuß. [7]

Wir müssen uns, obzwar es beim Menschen ein ganz anderer Prozeß ist, weil er auf einer anderen Stufe geschieht, die Umwandlung der Ernährungsstoffe im Verlaufe des menschlichen Verdauungskanals so denken, wie wenn die Pflanzen ihre Ernährungsstoffe aufnehmen aus dem Boden. Sogleich wenn die Ernährungsstoffe in den menschlichen Organismus eintreten, werden sie vom Ätherleib bearbeitet, das heißt, der Ätherleib sorgt für ihre Umwandlung. [8]

Die sieben (inneren) Organe wandeln den Ernährungsstrom weiter um, und was sie tun, das wird durch das sympathische Nervensystem davon abgehalten, in das menschliche Bewußtsein einzutreten. [9]

Das was unsere Leiblichkeit eigentlich tut, ist, daß sie sich fortwährend wehren muß gegen die Einflüsse der Außenwelt, auch gegen die Einflüsse, die mit den Nahrungsmitteln in uns kommen. Das Wesentliche unseres Leibes besteht nicht darinnen, daß wir die Nahrungsstoffe aufnehmen, sondern daß wir sie wieder herausschaffen. Manches schaffen wir sehr rasch heraus, manches aber erst im Laufe von sieben, acht Jahren. Daß Sie (Nahrung) aufnehmen müssen, das hat nämlich für Ihren Leib im Grunde genommen keine andere Bedeutung, als was der Boden für Ihr Gehen ist. Wenn Sie keinen Boden unter den Füßen hätten, könnten Sie nicht gehen, aber Sie haben mit dem Boden als Mensch nichts zu tun, er muß Sie nur halten. So muß bloß die Leibestätigkeit eine Widerlage haben, sie muß fortwährend auf etwas aufstoßen, daher muß man fortwährend essen, damit die Leibestätigkeit auf etwas aufstößt. Sie essen nicht, um die Nahrungsmittel mit sich zu vereinigen, sondern Sie essen, um die Tätigkeit vermitteln zu können, die zum Herausschaffen der Nahrungsmittel notwendig ist. Denn in der Tätigkeit des Herausschaffens der Nahrungsmittel besteht Ihre Menschenwesenheit. Der Mensch ist im ganzen nichts weiter als eine Reaktion gegen dasjenige, was seine Umwelt ist. Denn der Mensch ist im Grunde genommen durch und durch Tätigkeit. [10]

Der meiste Teil dessen, was man täglich ißt, ist gar nicht dazu da, um als Substanz in den Körper aufgenommen zu werden. Sondern der meiste Teil ist da, damit er die Kräfte, die er in sich enthält, an den Körper abgibt, den Körper in Regsamkeit bringt. Und der meiste Teil desjenigen, was man auf diese Weise in sich aufnimmt, wird eigentlich (in Kürze) wieder ausgeschieden, so daß man sagen muß, nicht um eine gewichtsmäßige Anordnung im Stoffwechsel handelt es sich hauptsächlich, sondern darum handelt es sich, ob wir mit den Nahrungsmitteln die Lebendigkeit der Kräfte in der richtigen Weise in uns aufnehmen können. Denn diese Lebendigkeit brauchen wir zum Beispiel, wenn wir gehen oder wenn wir arbeiten, überhaupt, wenn wir die Arme bewegen.

Dagegen dasjenige, was der Körper in der Weise braucht, um die Substanzen in sich abzulagern, um sich sozusagen zu bereichern mit Substanzen – jenen Substanzen, die man dann wiederum abstößt, wenn man alle sieben bis acht Jahre seine Körpersubstanz erneuert –, das wird zum allergrößten Teile aufgenommen durch die Sinnesorgane, durch die Haut, durch die Atmung. So daß dasjenige, was der Körper eigentlich substantiell in sich aufnehmen, was er ablagern muß, das nimmt er in äußerst feiner Dosierung auf, fortwährend, und verdichtet es erst im Organismus. Er nimmt es aus der Luft auf, verhärtet und verdichtet dann das so weit, daß man es dann in Nägeln, Haaren und so weiter abschneiden muß. Es ist ganz falsch, die Formel aufzustellen: Aufgenommene Nahrung, Durchgang durch den Körper, Nägel und Hautabschuppung und dergleichen, sondern man muß formulieren: Atmung, feinste Aufnahme durch die Sinnesorgane, sogar durch die Augen, Durchgang durch den Organismus, Ausstoßen. Während in der Tat dasjenige, was wir durch den Magen aufnehmen, wichtig ist dadurch, daß es innere Regsamkeit hat wie ein Heizmaterial, die Kräfte zum Willen, der im Körper wirkt, in den Körper einführt. [11] Die Ich-Organisation hat das Bestreben, den Organismus und die einzelnen Organe fortwährend zu töten, und dem muß entgegengesetzt werden das, was, wie die von außen aufgenommene Ernährungssubstanz, als ein Aufstachelndes fortwährend die Organe eigentlich belebt. [12]

In den wirklichen Menschen geht nämlich gar nichts von dem Erdenstoff herein, gar nichts. Das ist bloß eine Täuschung. Wenn wir, sagen wir, zum Beispiel Kartoffeln essen, dann ist die bloß etwas, was uns anregt in Kiefer, Schlund und so weiter. Und nun entsteht in uns die Kraft, diese Kartoffel wieder herauszutreiben, und während wir sie heraustreiben, kommt uns aus dem Äther, nicht aus dem festen Stoff, dasjenige entgegen, was uns im Laufe von sieben Jahren aufbaut. Wir bauen uns unseren ganzen Körper aus dem Äther heraus auf. Nun ist es so, daß allerdings Unregelmäßigkeiten eintreten können. Wenn wir nämlich zuviel Nahrung aufnehmen, dann bleibt allerdings die Nahrung zu lange in uns drinnen. Dann sammeln wir unberechtigten Stoff in uns auf, werden korpulent, dick und so weiter. [13]

Man wird einmal wissen, wie wenig der Mensch eigentlich in bezug auf seine Körpersubstanz aufnimmt aus dem, was er ißt – wie er viel mehr entnimmt dem, was er aus Luft und Licht und so weiter aufnimmt in außerordentlich fein verteiltem Zustande. [14] Alle Stoffe, die der Mensch hat, werden nämlich in ihm selber erzeugt. Der Mensch erzeugt die Stoffe, die er braucht, aus dem Weltenall herein. Wenn der Mensch nämlich nicht darauf angewiesen wäre, zwischen Geburt und Tod auf der Erde zu leben und dadurch auch Erdenverrichtungen zu machen, so brauchte er überhaupt nicht zu essen, denn er könnte alles aus dem Weltenraum anziehen. Aber wenn wir mit unseren Händen arbeiten, oder wenn wir gehen müssen, da brauchen wir die Unterstützung durch das Essen, da erzeugt der Körper nicht genügend. [15] Wir nehmen fortwährend – nicht nur, daß wir hören – Eisen auf durch das Gehör; fein, fein saugen wir Eisen ein. Wir saugen durch die Augen das Licht, aber auch fortwährend Stoffe ein. Namentlich durch die Nase nehmen wir ungeheuer viel Stoffe auf, ohne daß wir es bemerken. Mit den Sinnen nehmen wir auf dieselbe Weise Nahrung aus dem Weltenall auf, wie die Erde selbst sie aufnimmt. [16]

Es ist nämlich so, daß mit den Nahrungsmitteln, die der Mensch aufnimmt durch seinen Magen, aufgebaut werden Knochen, Muskeln, sonstige Gewebemasse, das gilt ausgesprochen ja nur für den menschlichen Kopf. Und alles dasjenige, was auf dem Umwege durch die Verdauungsorgane in weiterer Verarbeitung im Menschen sich ausbreitet, das bildet nur das Stoffmaterial für seinen Kopf und für alles dasjenige, was im Nerven-Sinnessystem und dem, was dazugehört, sich ablagert, während zum Beispiel für das Gliedmaßensystem oder für die Organe des Stoffwechsels selber die Substanzen, die man braucht, also sagen wir, um Röhrenknochen zu gestalten für die Beine oder für die Arme, oder für Därme zu gestalten für den Stoffwechsel, für die Verdauung, gar nicht durch die durch den Mund und Magen aufgenommene Nahrung gebildet werden, sondern sie werden durch die Atmung und sogar durch die Sinnesorgane aus der ganzen Umgebung aufgenommen. Es findet fortwährend im Menschen ein solcher Prozeß statt, daß das durch den Magen aufgenommene hinaufströmt und im Kopfe verwendet wird, daß dasjenige aber, was im Kopfe beziehungsweise im Nerven-Sinnessystem aufgenommen wird aus Luft und aus der anderen Umgebung, wiederum herunterströmt, und daraus werden die Organe des Verdauungssystems und die Gliedmaßen. Wenn Sie die Substanz Ihrer großen Zehe (beispielsweise), insofern sie nicht Sinnessubstanz, also mit Wärme und so weiter ausgekleidet ist – insofern wird sie vom Magen ernährt –, sondern dasjenige, was sie außerdem an Gerüstesubstanz und so weiter ist, kennen wollen, so wird das aufgenommen durch die Atmung, durch die Sinnesorgane, ein Teil sogar durch die Augen. [17]

Rechnen Sie die Ernährungsstoffe, und was aus ihnen wird, weg, so haben Sie den menschlichen Organismus als ein übersinnliches Kraftsystem dahinter zu denken, das in solcher Weise wirkt, daß eben diese Ernährungsstoffe nach allen Richtungen hingeführt werden können. Erst dadurch, daß sich dieser übersinnlichen Form eingliedert das Ernährungsmaterial, wird der menschliche Organismus, zu dem, was man mit Augen sehen und mit Händen greifen kann. [18]

Es ist ja notwendig, daß der Mensch, indem er sich nährt aus dem Lebendigen, das Lebendige dann in sich selber zur vollständigen Tötung bringt. Nun haben wir im unteren Menschen, im Stoffwechselmenschen, diesen merkwürdigen Prozeß: Wir genießen die Pflanze, das Pflanzlich-Stoffliche – es ist auch noch beim Gekochten das der Fall, aber insbesondere stark der Fall, wenn wir rohe Birnen oder rohe Äpfel oder rohe Beeren essen –, wir pressen das Ätherische heraus und nehmen in unseren eigenen Ätherleib das Kraftgebilde auf, welches der Pflanze zugrunde liegt. Diese Gestalt, die wir da aufnehmen – das zeigt sich dem hellseherischen Bewußtsein –, die ist sogar nicht immer gleich der Gestalt, die wir äußerlich sehen. Es quillt die Gestalt der Pflanze in uns auf, und sie paßt sich in einer merkwürdigen Weise dem menschlichen Organismus an. Nun tritt etwas sehr Eigentümliches auf. Denken Sie sich also – man muß natürlich dabei etwas paradox reden, aber die Dinge sind doch so richtig –, nehmen Sie an, Sie essen Kohl, so ist da im unteren Menschen ein ganz bestimmtes Gebilde zunächst aufleuchtend. Es besteht eine Tätigkeit im Stoffwechselmenschen, im unteren Menschen, die die Folge ist davon, daß der Mensch diesen Kohl gegessen hat. In demselben Maße, indem diese Tätigkeit im unteren Menschen auftritt, entsteht im oberen Menschen, im Kopfmenschen, das Negativ davon, ich möchte sagen, der leere Raum, der dem entspricht; ein Abbild, ein richtiges Negativ. Und in dieses, ich möchte sagen, Negativ des Kohles nehmen wir nun die äußere Welt auf. Die kann uns ihre Eindrücke hereingeben, weil wir so gewissermaßen den leeren Raum in uns tragen. So wirken alle Pflanzen, die Nährmittel sind, in uns. Der Zusammenhang der Form besteht bei den gewöhnlichen Nährmitteln nur insoweit intensiv, daß wir ihn fortwährend im Laufe von 24 Stunden auflösen müssen. Einmal Wachen und Schlafen löst ihn auf. Er muß immer wieder neu gebildet werden. [19]

Nur die eigentlich mineralischen Bestandteile nehmen wir als äußere stoffliche Substanzen auf. (Mit Salz oder Zucker) haben wir schon Totes aufgenommen. Das erfährt die wenigste Umgestaltung in uns. Aber alles, was aus dem Tier- und Pflanzenreiche in unseren Organismus hineinkommt, das muß zunächst gründlich getötet werden. Wir machen auch in unserem Kochen sozusagen eine Vortötung. Das wird gründlich von unserer Verdauung besorgt, so daß, wenn sie herangekommen sind in die unteren Verdauungsorgane (Darm), in ihnen wesentlich alles ausgetrieben ist, was sie äußerlich dadurch sind, daß zum Beispiel die tierischen Nahrungsmittel unterworfen sind dem astralischen Leib und dem Ätherleib des Tieres, daß die pflanzlichen Nahrungsmittel unterworfen sind dem ätherischen Leib bei den Pflanzen. [20]

Denn indem jetzt diese Nahrungsmittel herankommen an diejenigen drüsigen Organe, welche dann überleiten die Nahrungsmittel von dem Darm in die Lymphgefäße und in die Blutgefäße, da muß auf diesem Weg zurück eine Belebung der Nahrungsmittel stattfinden. Es muß von unserem eigenen Ätherleib aufgenommen und wieder belebt werden können, dasjenige, was wir also aufnehmen. Das Leben der Nahrungsmittel in uns muß von uns kommen. Und das geschieht auf dem Wege von der Darmorganisation durch die Gefäße zum Herzen hin. Sie würden nun aber zu wenig den Charakter des Irdischen haben. Daß wir Erdenmensch sein können, wird dadurch bewirkt, daß nun der Sauerstoff der Luft aufgenommen wird. Also der Sauerstoff macht wiederum dasjenige, was sich sonst in unserem ätherischen Leib verflüchtigen würde, zu dem Irdisch-Lebendigen. Der Sauerstoff ist derjenige Stoff, der etwas, das sich sonst nur als ein Ätherisches bilden würde, ins Irdische hereinversetzt. Jetzt sind wir bis zur Verbindung Herz-Lunge gekommen. Das Herz würde uns noch nicht zum irdischen Menschen machen, aber dadurch, daß das Herz mit der Lunge in Verbindung ist, den Sauerstoff aufnimmt, wird die Nahrungsaufnahme nicht nur ätherisiert, sondern auch verirdischt. Jetzt kommt die Notwendigkeit, daß das dem astralischen Leib eingefügt werden muß. Diese Tätigkeit vermittelt das Nierensystem des Menschen, das nun dasjenige absondert, was unbrauchbar ist von den Stoffen, die aufgenommen werden, aber das übrige in den ganzen Organismus auf Wegen leitet, die die heutige Physiologie gar nicht eigentlich beschreibt, die aber vorhanden sind. [21] Und da wird nun der ganze Brei durch die Tätigkeit des Nierensystems, das sich über den ganzen Organismus erstreckt und überall hinstrahlt, in den astralischen Leib hineinbefördert, so daß dieser jetzt mitarbeiten kann an der weiteren Gestaltung. Dieser astralische Organismus, insofern er vom Nierensystem aus seine Anstöße erfährt, steht jetzt wiederum in Verbindung mit dem Kopf-Sinnessystem, das gewissermaßen wie eine Decke darüber ist. Und Nieren- und Kopfsystem zusammen, die wirken nun fortwährend so, daß dasjenige, was eigentlich durch die Herztätigkeit flüssig, verschwimmend ist, nun zu den besonderen Organen geformt wird. Die Organe müssen nämlich nicht nur während der Kindheit gestaltet werden, sondern fortwährend; denn unsere Organe werden fortwährend zerstört. Die einzelnen Formen des Menschen werden so geformt, daß gewissermaßen die Niere die Kräfte ausstrahlt, und vom Kopf dann die Kräfte kommen, welche so eindämmen, daß die Organe Konturen bekommen, gerundet werden. [22] So werden die Organe im Zusammenhang von Nierensystem und Kopfsystem gebildet, und da drinnen wirken die Kräfte des astralischen Leibes. Das ist also etwas, was unter einer außerordentlich starken Veränderung des Stickstoffes vor sich geht. Der Stickstoff ist da schon nicht mehr das, was er äußerlich ist, denn der Stickstoff, der also noch die Ähnlichkeit behält mit dem äußeren Stickstoff, geht dann durch die Harnsäure und den Harnstoff weg. Aber dasjenige, was da ausstrahlt von der Niere und verarbeitet wird, das ist eigentlich ein innerlich bis in die wirksamen Kräfte des astralischen Leibes hinein veränderter Stickstoff. [23] Wir würden Engel werden müssen, wenn nicht der Stickstoff in uns wirken würde, der uns wiederum vom Nierensystem aus den astralischen Leib innerhalb des Irdischen erhält. Aber das ganze würde uns nicht so gestalten, daß auch das Ich an dem Ganzen teilnimmt, wenn nun nicht das Lebersystem da wäre, das im Wesentlichen den Wasserstoff zu ihrem physischen Repräsentanten hat. [24] Die Ich-Organisation steht in besonderer Beziehung zu demjenigen, was im Menschen mineralisch ist. Aber jedes Mineralische wird durch die Ich-Organisation etwas anderes, als es außerhalb ist. [25] Erst wenn wir gestorben sind, ist das Mineralische wiederum Mineralisches der äußeren Natur. Die Ich-Organisation metamorphosiert gründlich um alles Mineralische, nicht nur das Feste, auch das Wäßrige, auch das Luftförmige, auch das Wärmeartige. In dem Augenblick, wo mein Organismus Wasser aufnimmt, ist das, was ich in mir habe nicht mehr dasselbe, was das äußere Wasser ist. Das ist es erst wiederum, wenn ich es ausschwitze oder auf eine andere Art zu Wasser mache. Innerhalb meiner Haut ist Wasser lebendige Flüssigkeit. [26]

Zitate:

[1]  GA 93a, Seite 240ff   (Ausgabe 1972, 286 Seiten)
[2]  GA 93a, Seite 243f   (Ausgabe 1972, 286 Seiten)
[3]  GA 93a, Seite 247f   (Ausgabe 1972, 286 Seiten)
[4]  GA 57, Seite 168   (Ausgabe 1961, 434 Seiten)
[5]  GA 57, Seite 178f   (Ausgabe 1961, 434 Seiten)
[6]  GA 57, Seite 180f   (Ausgabe 1961, 434 Seiten)
[7]  GA 57, Seite 182   (Ausgabe 1961, 434 Seiten)
[8]  GA 128, Seite 154   (Ausgabe 1978, 186 Seiten)
[9]  GA 128, Seite 155   (Ausgabe 1978, 186 Seiten)
[10]  GA 194, Seite 146f   (Ausgabe 1983, 254 Seiten)
[11]  GA 327, Seite 87f   (Ausgabe 1963, 306 Seiten)
[12]  GA 316, Seite 31   (Ausgabe 1980, 246 Seiten)
[13]  GA 350, Seite 206f   (Ausgabe 1962, 314 Seiten)
[14]  GA 235, Seite 90   (Ausgabe 1984, 228 Seiten)
[15]  GA 352, Seite 26   (Ausgabe 1967, 196 Seiten)
[16]  GA 352, Seite 89   (Ausgabe 1967, 196 Seiten)
[17]  GA 260a, Seite 313f   (Ausgabe 1966, 748 Seiten)
[18]  GA 128, Seite 152   (Ausgabe 1978, 186 Seiten)
[19]  GA 222, Seite 100ff   (Ausgabe 1976, 130 Seiten)
[20]  GA 218, Seite 69f   (Ausgabe 1976, 336 Seiten)
[21]  GA 218, Seite 70ff   (Ausgabe 1976, 336 Seiten)
[22]  GA 218, Seite 72f   (Ausgabe 1976, 336 Seiten)
[23]  GA 218, Seite 74f   (Ausgabe 1976, 336 Seiten)
[24]  GA 218, Seite 75f   (Ausgabe 1976, 336 Seiten)
[25]  GA 233, Seite 130f   (Ausgabe 1980, 174 Seiten)
[26]  GA 233, Seite 132   (Ausgabe 1980, 174 Seiten)

Quellen:

GA 57:  Wo und wie findet man den Geist? (1908/1909)
GA 93a:  Grundelemente der Esoterik (1905)
GA 128:  Eine okkulte Physiologie (1911)
GA 194:  Die Sendung Michaels. Die Offenbarung der eigentlichen Geheimnisse des Menschenwesens (1919)
GA 218:  Geistige Zusammenhänge in der Gestaltung des menschlichen Organismus (1922)
GA 222:  Die Impulsierung des weltgeschichtlichen Geschehens durch geistige Mächte (1923)
GA 233:  Die Weltgeschichte in anthroposophischer Beleuchtung und als Grundlage der Erkenntnis des Menschengeistes (1923/1924)
GA 235:  Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge - Erster Band (1924)
GA 260a:  Die Konstitution der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft und der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft. Der Wiederaufbau des Goetheanum (1924-1925)
GA 316:  Meditative Betrachtungen und Anleitungen zur Vertiefung der Heilkunst (1924)
GA 327:  Geisteswissenschaftliche Grundlagen zum Gedeihen der Landwirtschaft (Landwirtschaftlicher Kursus) (1924)
GA 350:  Rhythmen im Kosmos und im Menschenwesen. Wie kommt man zum Schauen der geistigen Welt? (1923)
GA 352:  Natur und Mensch in geisteswissenschaftlicher Betrachtung (1924)