Erleuchtung

Wenn der Mensch die Übungen der Meditation und Konzentration macht, dann sind diese so eingerichtet nach jahrtausendealter Erfahrung, daß der Astralleib sie nicht verliert (wie die Eindrücke des gewöhnlichen Lebens), sondern behält, wenn er nachts aus dem physischen Leibe schlüpft. Dann bekommt der Astralleib dadurch plastische Eindrücke, die ihn gliedern und formen, so wie die physischen Organe gegliedert worden sind. Erst in dem Augenblick, wo in dem Ätherleibe sich abdrückt, was in dem Astralleibe sich gebildet hat, erst dann tritt auf die Erleuchtung, die erst möglich macht, daß der Mensch die geistige Welt sieht, wie er heute die physische Welt sieht. [1] Es dauert lange, oft sehr, sehr lange, bis die Organe (siehe: Astralleib-Organe) so weit sind, daß der Geistesschüler sie zu Wahrnehmungen in der höheren Welt gebrauchen kann. Es kann durchaus so kommen, daß dem Menschen auch vor der eigentlichen Erleuchtung wiederholt «Lichtblitze» kommen aus einer höheren Welt. [2]

Tritt der astralische Leib aus dem physischen Leib heraus, so ist er wohl in der geistigen Welt, besitzt aber keine Organe. Hätte er solche Organe, so könnte er die geistige Umwelt wahrnehmen. Soll der Mensch also die geistige Welt wahrnehmen, so müssen ihm geistige Sinne erwachsen. Das geschieht durch jene methodische Schulung des Seelenlebens. Wenn bei einem solchen, nach geistigen Methoden geschulten Menschen der Astralleib herausgeht, so ist dieser, als ob das, was vorher eine chaotische Masse im Astralleib war, sich gliedert und Organe bildet. Was früher nebelhafte, rauchige Masse war, wird schön geformt. Das dauert lange. Seit alten Zeiten nennt man diesen Vorgang Katharsis, die Reinigung oder Läuterung. Das Innere des Menschen ist dann gereinigt von Trieben, Begierden und Leidenschaften. Das ist die erste Stufe, daran schließt sich eine zweite Stufe an. Kehrt der Mensch am Morgen in seine physisch-ätherische Hülle zurück, so haben die äußeren Organe die stärkeren Kräfte, sie übertönen die feinen neuen Töne in den inneren Organen. Diese sind zwar immer vorhanden, aber so lange schwach, als sie von den Kräften des Ätherleibes in den Sinnesorganen übertönt werden. Später lernt der Mensch die inneren Organe handhaben, so daß er neben den Sinneswahrnehmungen auch die Geistwahrnehmungen erblickt. Diesen Vorgang nennt man die Erleuchtung, Photismos. [3]

Zitate:

[1]  GA 106, Seite 144   (Ausgabe 1978, 180 Seiten)
[2]  GA 13, Seite 346   (Ausgabe 1962, 444 Seiten)
[3]  GA 125, Seite 188f   (Ausgabe 1973, 278 Seiten)

Quellen:

GA 13:  Die Geheimwissenschaft im Umriß (1910)
GA 106:  Ägyptische Mythen und Mysterien. im Verhältnis zu den wirkenden Geisteskräften der Gegenwart (1908)
GA 125:  Wege und Ziele des geistigen Menschen. Lebensfragen im Lichte der Geisteswissenschaft (1910)