Freimaurerei als Idealkonzept

In Wahrheit sollten die drei symbolischen Grade: Lehrling, Geselle, Meister die drei Stufen ausdrücken, auf denen der Mensch im Geiste sich selbst d.h. sein Selbst innerhalb des Menschentypus findet. Und die Hochgrade sollten die Erhebung stufenweise andeuten, durch die der Mensch ein Bauer am Menschheitstempel wird. Und wie der gewordene Menschenorganismus d.h. der astrale, ätherische und physische Organismus ein Mikrokosmos der Vergangenheitswelt sind, so soll der von der Maurerei in Weisheit, Schönheit und Stärke zu errichtende Tempel das makrokosmische Abbild einer inneren mikrokosmischen Seelen-Weisheit, Seelen-Schönheit und Seelenstärke sein. Im Materialismus hat die Menschheit das lebendige Bewußtsein von alle dem verloren und die äußere Form ist vielfach an Menschen übergegangen, die zum inneren Leben keinen Zugang haben. Es wäre nun die Aufgabe, das maurerische Leben aus den veräußerlichten Formen aufzufangen und neu zu gebären, wobei natürlich das wieder geborene Leben auch neue Formen hervorbringen müßte. Dies sollte unser Ideal sein: Formen zu schaffen als Ausdruck des inneren Lebens. Denn einer Zeit, die keine Formen schauen und schauend schaffen kann, muß notwendigerweise der Geist zum wesenlosen Abstraktum sich verflüchtigen und die Wirklichkeit muß sich diesem bloß abstrakten Geist als geistlose Stoffaggregation gegenüberstellen. [1]

Zitate:

[1]  GA 262, Seite 73   (Ausgabe 1967, 355 Seiten)

Quellen:

GA 262:  Rudolf Steiner / Marie Steiner-von Sivers: Briefwechsel und Dokumente 1901–1925 (1901-1925)