Judentum

Bei Einladungen, an denen ich (Woloschina) oft teilnahm, wurden an Rudolf Steiner Fragen gestellt. Auf die Frage nach der Aufgabe des jüdischen Volkes, die mich schon immer beschäftigte, erwiderte er etwa: «Es ist schwer, über ein Thema zu sprechen, das viel Leidenschaft auslöst. Die geisteswissenschaftlichen Wahrheiten dulden keine Sympathie und Antipathie, wenn sie richtig aufgenommen werden sollen.

Die Juden entwickelten das intellektuelle, kombinatorische Denken. Dieses machte den Menschen zur selbständigen Persönlichkeit. Dasselbe Volk bereitete durch Generationen einen Leib, der zum Träger von Jesus werden konnte. Der menschgewordene Christus brachte die Erlösung von der todbringenden Absonderung des menschlichen Wesens vom göttlichen. Da das jüdische Volk aber diesen neuen Impuls nicht aufnahm, wurden die von ihm entwickelten Eigenschaften zu retardierenden Kräften. Was im Alten beharrt – die Blutsverbundenheit einerseits, der in sich verfestigte Intellektualismus andererseits – wirkt fortschritthemmend. Unter Umständen kann das jüdische Volk aber auch als Hefe, als ein Ferment wirken. Das betrifft aber nicht den einzelnen, denn die einzelne Seele entwickelt sich weiter und benützt die Inkarnationen in einem bestimmten Volk nur als eine für sie notwendige Stufe.» [1]

Zitate:

[1]  Wo1, Seite 205   (Ausgabe 1954, 0 Seiten)

Quellen:

Wo1:  Margarita Woloschin: Die Grüne Schlange. Lebenserinnerungen (1954)