Wesensglieder

So besteht der Mensch seinem wahren inneren Wesen nach aus sieben Teilen, aber diese sieben Teile gehen vollständig ineinander über. Man wird von dieser gegenseitigen Durchdringung aller sieben Teile sich nur dann eine rechte Vorstellung machen, wenn man sie vergleicht mit den sieben Farben des Regenbogens, die alle auch im Sonnenlicht enthalten sind. Wie das Licht aus diesen sieben Farben besteht, so auch der Mensch aus seinen sieben Gliedern. [1]

So haben wir, wie im Regenbogen sieben Farben, wie in der Tonskala sieben Töne, im Reich der Atome sieben Stufen der Atomgewichte, die siebenstufige Skala des Menschenwesens, die wieder in vier untere und in drei obere Stufen zerfällt. [2]

Wenn der Mensch heute aus Astralleib, Ätherleib und physischem Leib besteht, so ist eigentlich nur der physische Leib ein Produkt, welches, so wie es ist, fertig ist. Die anderen zwei Leiber sind in einem fortwährenden Kampfe begriffen. Auch bei dem Ätherleibe sind zwei Teile, die ineinander aufzugehen suchen. [3] Wir haben dann im Laufe der Zeit hineingebaut in diese Hüllen durch die Arbeit des Ich die Empfindungsseele in den Empfindungsleib, die Verstandes- oder Gemütsseele in den Ätherleib und die Bewußtseinsseele in den physischen Leib. Was wir in unserem Inneren als die drei Seelenglieder entwickeln, das haben wir hineingebaut in die drei Hüllen, das lebt jetzt in diesen drei Hüllen. [4] Ebenso, wie der physische Leib in allen seinen Organen herauserstarrt, verhärtet ist aus dem Ätherleib, so ist alles, was im Ätherleib strömt und tätig ist, herausgeboren aus dem Astralleib. Woraus ist nun der Astralleib selber geboren? Er ist geboren aus dem allgemeinen astralischen Organismus, der unsern ganzen zu uns gehörenden Kosmos durchwebt. Er hat sich herausgetrennt aus dem ganzen Astralmeere des Kosmos, und dadurch, daß er eingezogen ist in den Äther- und physischen Leib, hat er sich abgesondert wie der Tropfen aus dem Gefäße. Solange der Astralleib im Schoße des allgemeinen Astralleibes ruhte, erlangte er seine Gesetze, seine Eindrücke von diesem ganzen kosmischen Astralkörper. Er lebte innerhalb dieses kosmischen Astralleibes sein Leben. Seit diesem Heraustrennen ist er während des Tagwachens angewiesen auf die Eindrücke, die er von der physischen Welt erhält, so daß er seine Natur teilen muß zwischen den Eindrücken, die er noch mitgebracht hat von dem kosmischen Astralleib, und denen, die er jetzt von außen erhält durch die Tätigkeit, die ihm von der physischen Welt zugewiesen ist. Diese zwei Seiten werden, wenn der Mensch am Ziel seiner Erdentwickelung angelangt sein wird, eine Harmonie ergeben. Heute ist das nicht der Fall, es klingen diese zwei Wirkungen nicht zusammen. Nun ist der Astralleib der Aufbauer des Ätherleibes und dadurch indirekt – weil der Ätherleib wieder den physischen Leib aufbaut – auch der Aufbauer des physischen Leibes. Alles, was der Astralleib im Laufe der Zeiten Stück für Stück aufgebaut hat, ist herausgeboren aus dem großen kosmischen Astralmeere. Dadurch, daß aus diesem Astralmeer nur Harmonie, nur gesunde Gesetzmäßigkeit herausgekommen ist, ist das Bauen des Astralleibes am Äther- und physischen Leib ursprünglich gesund, harmonisch; durch jene Einflüsse aber, die der Astralleib von außen, aus der physischen Welt, erhält und die seine ursprüngliche Harmonie beeinträchtigen, kommen alle Störungen des physischen Leibes zustande, die beim heutigen Menschen vorhanden sind. Würde der Astralleib ständig im Menschen drinnen sein, so würde der starke Einfluß der physischen Welt bald die gesamte Harmonie zerstört haben, die sich der Astralleib aus dem kosmischen Meere mitgebracht hat. Es erneuert der Astralleib während jeder Nacht seine Harmonie mit dem großen kosmischen Astralmeere. Der Hellseher sieht einen Zusammenhang zwischen dem Astralmeere und dem einen kometenähnlichen Schweif des Astralleibes und kann sehen, wie dieser Teil arbeitet an der Fortschaffung der durch die disharmonisierende Welt erzeugten Erschlaffung. [5] (Siehe auch: Schlaf und Astralleib).

Zitate:

[1]  GA 100, Seite 43   (Ausgabe 1981, 276 Seiten)
[2]  GA 55, Seite 50   (Ausgabe 1959, 278 Seiten)
[3]  GA 93a, Seite 142   (Ausgabe 1972, 286 Seiten)
[4]  GA 120, Seite 155   (Ausgabe 1975, 230 Seiten)
[5]  GA 99, Seite 33ff   (Ausgabe 1962, 172 Seiten)

Quellen:

GA 55:  Die Erkenntnis des Übersinnlichen in unserer Zeit und deren Bedeutung für das heutige Leben (1906/1907)
GA 93a:  Grundelemente der Esoterik (1905)
GA 99:  Die Theosophie des Rosenkreuzers (1907)
GA 100:  Menschheitsentwickelung und Christus-Erkenntnis. Theosophie und Rosenkreuzertum – Das Johannes-Evangelium (1907)
GA 120:  Die Offenbarungen des Karma (1910)