Suarez

Franz Suarez der Nachfolger des Ignatius von Loyola war Jesuitenphilosoph. Man kommt darauf, daß direkt von Suarez abstammt ungeheuer vieles von dem, was man heute historischer Materialismus nennt, Marxismus, sozialdemokratische Weltauffassung. [1]

Suarez gehörte zu den Menschen, die zunächst schlechte Schüler waren, nichts lernten. Mit denen ist ja nach dem heutigen materialistischen Urteil in der Welt überhaupt nichts anzufangen, obwohl man sehr leicht nachweisen könnte, daß große Genies der Welt nichts gelernt haben als Schulknaben. Aber er gehörte zu den schlechten Schülern, war auch auf der Hochschule noch nicht, was man so einen gescheiten Menschen nennt, aber dann kam es plötzlich, und jede Biographie erzählt dieses plötzliche Kommen. Es erwacht plötzlich eine genialische Gabe, und er schreibt diese ja allerdings in weiteren Kreisen nicht bekannten, aber außerordentlich bedeutsamen Bücher (über Metaphysik und Naturrecht), die eben der Suarez geschrieben hat. Es kam plötzlich, geweckt durch manches, was ich Ihnen ja angedeutet habe in dem Vortrage, in dem die Übungen der Jesuiten geschildert worden sind, die auch Suarez auf sich angewandt hat, durch die er etwas geweckt hat, was ihm die Möglichkeit gab, besondere Geisteskräfte zu entwickeln. Also man kann bei Suarez’ Biographie nachweisen, so wie man bei Jakob I. genau nachweisen kann, wie er – man kann das nicht so sagen, aber es ist das im guten Sinne angewandt – «umschnappt», das heißt aus dem Ungeistigen ins Geistige hineinkommt. Diese Seele, die später etwas Besonderes leistet, wird in einem besonderen Moment des Lebens eben geboren. Das entwickelt sich nicht in gerader Linie, sondern durch einen Ruck entwickelt es sich, wenn es das Karma gibt, oder es entwickelt sich dadurch, daß eben der Betreffende einen Einfluß bekommt, der sich vergleichen läßt mit dem, wodurch man lesen lernt im Elementaren: nicht durch eine Schilderung der Buchstabenformen, sondern dadurch, daß man einen Impuls bekommt, daß man die Buchstaben verstehen lernt. [2]

Zitate:

[1]  GA 169, Seite 164   (Ausgabe 1963, 182 Seiten)
[2]  GA 169, Seite 165   (Ausgabe 1963, 182 Seiten)

Quellen:

GA 169:  Weltwesen und Ichheit (1916)