Sterne

Noch in der 3. nachatlantischen Kulturperiode gab es oft solche Zwischenzustände zwischen Schlafen und Wachen, wo die Seelen hineinschauten in die Sternenwelt und nicht bloß physische Sterne sahen wie jetzt, sondern wo die geistigen Wesenheiten der höheren Hierarchien, die Lenker und Leiter des Sterngeschickes und der Sternbewegung von ihnen wahrgenommen wurden. Und was da als alte Sternkarten vorhanden war aus uralten Zeiten, wo noch allerlei Gruppenseelen-haftigkeit gezeichnet wird, was tierähnlich aussah und doch nicht Tier ist, das ist nicht der Phantasie entsprungen, sondern das ist geistig geschaut. Die Seelen nahmen das wahr in dem Geistigen. [1]

Sie wenden den Blick hinauf zu den Sternen. Sie sagen sich: Irgendwelche Wirkungen gehen von den Sternen aus, die hier auf der Erde für die Sinnesorgane der Menschen bemerklich sind. – Aber dasjenige, in was Sie da hineinschauen, indem Sie die Sterne betrachten, ist nicht etwa gleichwertig mit dem, was Sie auf der Erde im mineralischen, pflanzlichen, tierischen Reiche wahrnehmen, sondern das rührt von den intelligenten und wollenden Wesen her, deren Leben mit diesen Sternen zusammenhängt. Nur weil die Sterne entfernt sind, sieht das so aus wie Physikalisches. Es ist nicht Physikalisches! Es ist dasjenige, was sich in dem wollenden und intelligenten Wesen dort eigentlich abspielt. In Wahrheit ist dasjenige, was wir sehen, Willens- und Intelligenzwirkung, die als Licht erscheint in einiger Entfernung. (Zum Vergleich würde) dasjenige, was um Ihren Schwerpunkt herum vorgeht, und dasjenige, was vorgeht als Wirkung des schlafenden Zustandes, das würde von außen (der Erde) gesehen werden. [2]

Der Griechenseele hätte es ferne gelegen, hinaufzuschauen in den Weltenraum und eben als bloße physische Kugeln, wie es unsere moderne Astronomie tut, die Venus zu beschreiben. Was war der Griechenseele also die Venus? Dasjenige Gebiet im Weltenraum, das sie dadurch kennenlernte, daß sie den geistigen Inhalt der Luziferseele hellseherisch betrachtete, denn darin merkte sie das große Heimweh, das wie eine lebendige Brücke von der Erde zur Venus hinaufgeht. Diese Sehnsucht Luzifers fühlte auch diese selbe Griechenseele als zu der Substanz der Venus hinzugehörig. Nicht den bloßen physischen Planeten sah der Grieche, sondern er sah das, was sich aus der luziferischen Wesenheit abgespalten hat, wie sich der physische Leib von dem Menschen abspaltet, wenn er durch die Pforte des Todes geht, und wie sich der Erdenleichnam abspalten wird, wenn die Erde am Ziele ihrer Entwickelung angelangt sein wird. Nur mit dem Unterschied, daß der physische Leib (als Materie) dazu bestimmt ist zu zerfallen, der Leib aber eines Luzifer dazu bestimmt ist, wenn er herausfällt aus der Seelenwesenheit, als ein Stern am Himmelsraum zu glänzen. Damit haben wir zugleich charakterisiert, was im geistigen Sinne Sterne sind. Damit haben wir am Beispiel der Venus charakterisiert was Sterne sind – Götterleiber sind sie. Dasjenige, was aus Götterleibern in den Weltenraum hinausgegangen ist, das ist Stern geworden. Sterne sind Götterleiber, deren Seelen unabhängig von diesen Leibern in einer anderen Art in der Welt weiterwirken, wie Luzifer unabhängig geworden war von seinem Leibe, der Venus, und in unserer Erdentwickelung weiterlebt. Das aber ist der Unterschied aller Planetengötter von dem Christusgotte, daß der Christusgott beim Erdentode keinen solchen physischen Stern zurückläßt, keinen Rest zurückläßt, der unvergeistigt geblieben wäre, sondern ganz ins Geistige übergeht und als Geist mit den Menschenseelen zum Jupiterdasein hinübergeht. [3]

Indem die pflanzliche Erde (siehe: Erdentwickelung) mineralisch wurde, erwarb sie durch die Metalle eine neue Eigenschaft: das Licht widerzuspiegeln. Ein Gestirn wird am Himmel erst sichtbar, wenn es mineralisch geworden ist. Es gibt also im Universum viele andere Welten, die unser physisches Auge nicht wahrnehmen kann und die allein von Hellsehern wahrgenommen werden können. [4]

Das, was ein Stern der Beobachtung der Erde zeigt, ist ja eigentlich nur ein für sein eigenes Dasein ziemlich wesenloses Nach-außen-Scheinen; während dasjenige, was der Stern enthält, geistiger Art ist, oder wenn es physischer Art ist, sich als Rest, möchte man sagen, eines Geistigen zeigt. Es sind alle Sterne Kolonien von Geistwesen im Weltenraum, Kolonien, die man kennen lernen kann. Unsere eigene Seele, indem sie durch die Pforte des Todes gegangen ist, bewegt sich durch diese Sternenkolonien hindurch, macht ihren weiteren Weg der Entwickelung durch bis zu einer neuen Geburt. [5] Wo der Stern ist, da ist eigentlich leerer Raum, aber ein leerer Raum, der einen gleich aufsaugt und zersplittert. [6]

Angrenzend an diese Erde, die wir bewohnen, die ihre physischen Stoffe und ihre physischen Kräfte hat, ist der allgemeine Weltenäther. Dieser allgemeine Weltenäther wird uns sichtbar dadurch, daß, wenn wir einfach so hineinschauen in den Äther, unser Sehraum begrenzt ist; er erscheint dann blau umgrenzt. Und der Ausdruck der Liebe (der Götter) im Äther, das sind die Sterne. Das sind sie wirklich; da ist gar nichts Physisches. Und einen Stern sehen heißt kosmisch dasselbe, wie eine Berührung, die aus der Liebe der Menschen hervorgegangen ist, verspüren. So verspüren wir die Liebe der göttlich-geistigen Wesenheiten, indem wir zu den Sternen aufsehen. Wir müssen uns damit bekanntmachen, daß die Sterne nur Zeichen sind für die Anwesenheit der Götter im Weltenall. [7]

In dem physischen Wissen denkt man materialistisch über die Himmelsbläue nach. Nun ist es für die physische Wissenschaft schwer, über die Himmelsbläue in vernünftiger Weise nachzudenken, einfach aus dem Grunde, weil ja die physische Wissenschaft sich klar sein muß: dort ist nichts vom Physischen, wo die Bläue des Himmels ist. Aber immerhin, man renkt sich den Verstand aus, um zu erklären, wie Lichtstrahlen auf eine besondere Weise gebrochen werden und reflektiert werden, um diese Bläue des Himmels hervorzurufen. Aber hier beginnt eben bereits das Walten des Übersinnlichen. Und im Kosmos ist es so, daß schon das Übersinnliche wahrnehmbar wird, nur muß man ausfindig machen, wo es wahrnehmbar wird. Der Äther wird also durch die Himmelsbläue wahrnehmbar. Nun ist irgendwo das Astralische des Kosmos. Der Äther guckt durch die Himmelsbläue in die Sinnlichkeit herein. Wo guckt denn das Astralische des Kosmos in die Sichtbarkeit, in die Wahrnehmbarkeit herein? In Wirklichkeit ist jeder Stern, den wir am Himmel glänzen sehen, ein Einlaßtor für das Astralische, so daß überall, wo Sterne hereinglänzen, das Astralische hereinglänzt. Sehen Sie also den gestirnten Himmel in seiner Mannigfaltigkeit, da die Sterne in Gruppen gehäuft, dort mehr zerstreut, voneinandergestellt, dann müssen Sie sich sagen: in dieser wunderbaren Leuchtekonfiguration macht sich der unsichtbare, der übersinnliche Astralleib des Kosmos sichtbar. Denken Sie sich, wie lebendig das alles wird, wenn man weiß: diese Sterne sind der Ausdruck der Liebe, mit der der astralische Kosmos auf den ätherischen Kosmos wirkt. In Epochen, in denen, ich möchte sagen, die Götter hereinwirken wollen aus der astralischen Welt in die ätherische, da sieht man solche aufleuchtenden und gleich wiederum sich abdämpfenden Sterne (sogenannte: Novae). Kein Wunder daher, daß eine alte instinktiv hellsehende Wissenschaft dieses dritte menschliche Glied den astralischen Leib genannt hat, denn es ist von gleicher Art mit dem, was sich in den Sternen offenbart. [8]

Das Astralische strömt aus dem Umkreis des Weltenalls. Es wirkt entweder als solches, das gegenwärtig einströmt, oder als solches, das in der Vorzeit eingeströmt und bewahrt worden ist. Alles aber, was sich auf Gestaltung des Ich als Träger des Selbstbewußtseins bezieht, muß von einem Sternmittelpunkt ausstrahlen. Die Erde als Stern impulsiert von ihrem Mittelpunkte aus das menschliche Ich. Jeder Stern strahlt von seinem Mittelpunkte aus Kräfte, von denen das Ich irgendeiner Wesenheit gestaltet ist. [9] In dem Leben zwischen dem Tod und einer neuen Geburt erscheinen an der «Weltengrenze» nicht die physischen Himmelskörper, sondern an jedem Sternenort die Summe der göttlich-geistigen Wesen, die ja in Wirklichkeit der Stern sind. [10] Er kommt da in eine Welt, die nicht mehr sichtbar ist, die nicht einmal räumlich ist. Man kann sagen, trotzdem das auch wieder bildlich gesprochen ist, der Mensch befindet sich dann jenseits der Sterne, und die Sterne selbst dienen ihm zu einer Art von Lesen. [11]

Zitate:

[1]  GA 140, Seite 220   (Ausgabe 1980, 374 Seiten)
[2]  GA 191, Seite 234f   (Ausgabe 1983, 296 Seiten)
[3]  GA 129, Seite 92ff   (Ausgabe 1960, 254 Seiten)
[4]  GA 94, Seite 29   (Ausgabe 1979, 312 Seiten)
[5]  GA 238, Seite 106f   (Ausgabe 1960, 184 Seiten)
[6]  GA 354, Seite 58   (Ausgabe 1969, 246 Seiten)
[7]  GA 239, Seite 144f   (Ausgabe 1963, 276 Seiten)
[8]  GA 236, Seite 240f   (Ausgabe 1988, 310 Seiten)
[9]  GA 26, Seite 226   (Ausgabe 1976, 270 Seiten)
[10]  GA 26, Seite 179   (Ausgabe 1976, 270 Seiten)
[11]  GA 179, Seite 80f   (Ausgabe 1977, 164 Seiten)

Quellen:

GA 26:  Anthroposophische Leitsätze. Der Erkenntnisweg der Anthroposophie – Das Michael-Mysterium (1924/1925)
GA 94:  Kosmogonie. Populärer Okkultismus. Das Johannes-Evangelium. Die Theosophie an Hand des Johannes-Evangeliums (1906)
GA 129:  Weltenwunder, Seelenprüfungen und Geistesoffenbarungen (1911)
GA 140:  Okkulte Untersuchungen über das Leben zwischen Tod und neuer Geburt. Die lebendige Wechselwirkung zwischen Lebenden und Toten (1912/1913)
GA 179:  Geschichtliche Notwendigkeit und Freiheit. Schicksalseinwirkungen aus der Welt der Toten (1917)
GA 191:  Soziales Verständnis aus geisteswissenschaftlicher Erkenntnis (1919)
GA 236:  Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge - Zweiter Band (1924)
GA 238:  Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge - Vierter Band. Das geistige Leben der Gegenwart im Zusammenhang mit der anthroposophischen Bewegung (1924)
GA 239:  Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge - Fünfter Band (1924)
GA 354:  Die Schöpfung der Welt und des Menschen. Erdenleben und Sternenwirken (1924)